Ernst Gisel

Ernst Gisel
Stadtwerke und Museum Judengasse in Frankfurt a.M.; 1990
Stadtwerke in Frankfurt a.M. – Ansicht vom Main Tower, 1990
Reformierte Kirche in Effretikon

Ernst Gisel (* 8. Juni 1922 in Adliswil, Schweiz) ist ein Zürcher Architekt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach einer Lehre als Bauzeichner bei Hans Vogelsanger studierte Gisel von 1940 bis 1942 an der Kunstgewerbeschule Zürich, wo er sich endgültig für die Architektur entschied. Nach Mitarbeit bei Alfred Roth ab 1944 gründete er 1945 sein eigenes Atelier in Zürich – zunächst noch zusammen mit Ernst Schaer – und war bald mit ersten Wettbewerbssiegen erfolgreich.

Bekannt wurde er mit dem 1955 fertig gestellten Parktheater Grenchen. In den 1950ern und 1960ern realisierte er zahlreiche Kirchen, beispielsweise in Effretikon (1959–1961) und Reinach (1961–1963), das Theater am Hechtplatz in Zürich sowie verschiedene Schul- und Kommunalbauten.

Zwischen 1960 und 1985 wurde er mehrfach mit der „Prämierung guter Bauten“ in Zürich geehrt. 1967 erhielt er in Stuttgart den Paul-Bonatz-Preis. In Deutschland realisierte Gisel 1966 bis 1971 im Märkischen Viertel in Berlin einen Wohnkomplex für 1.800 Menschen. 1982 bis 1986 wurde das Rathaus in Fellbach nach seinen Entwürfen gebaut. Das Bauwerk wurde 1987 mit dem Deutschen Architekturpreis sowie dem Deutschen Naturwerkstein-Preis ausgezeichnet, 1988 folgte der Hugo-Häring-Preis, die höchste Auszeichnung der baden-württembergischen Architekten.

Internationale Beachtung fand das 1984 durchgeführte Internationale Architektur Symposium „Mensch und Raum“ an der TU Wien, an dem beispielsweise Bruno Zevi, Dennis Sharp, Pierre Vago, Jorge Glusberg, Justus Dahinden, Frei Otto, Paolo Soleri, Otto Kapfinger, Ionel Schein u.a. teilnahmen.

Gisel lehrte 1968/1969 an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich und von 1969 bis 1971 an der Technischen Universität Karlsruhe. Gisel hat seine Entwürfe und Kunstwerke in zahlreichen Ausstellungen präsentiert, beispielsweise 1973 auf der Mailänder Triennale von Aldo Rossi. In seinem Büro in Zürich haben zahlreiche Architekten wie Arno Lederer, Arthur Rüegg und Silvia Gmür-Maglia in jungen Jahren gearbeitet.

Ernst Gisel war von 1968 bis 1979 ausserordentliches Mitglied der Akademie der Künste in Berlin (West), Sektion Baukunst, anschliessend dort Mitglied, seit 1993 in der vereinigten Akademie der Künste in Berlin, Sektion Baukunst. 1999 hat er sein Zürcher Atelierhaus der ETH Zürich geschenkt; 2004 wurde Ernst Gisel von der ETH Zürich die Ehrendoktorwürde für sein Lebenswerk als Architekt verliehen.

Zitate

  • "Gisel ist es gelungen, ein Neuerer zu sein, ohne polemisch zu werden, modern, aber nie modisch zu bauen" (Jörg Häntzschel in der Süddeutschen Zeitung)

Werke (Auswahl)

  • 1949–1955: Parktheater Grenchen in Grenchen, Schweiz
  • 1959–1961: Reformierte Kirche Effretikon
  • 1961–1963: Evangelisch-Reformierte Mischelikirche in Reinach
  • 1964–1966: Kunsteisbahn und Freibad 'Breite' in Schaffhausen
  • 1965: Kongresshaus in Davos
  • 1973: Staatsarchiv
  • 1982–1986: Rathaus in Fellbach
  • 1990: Erweiterung und Umbau der Universität Zürich
  • 1990: Kundenzentrum der Stadtwerke Frankfurt am Main mit Museum Judengasse
  • 1995: World Trade Center in Zürich

Schriften

  • Ernst Gisel: Ausgewählte Aquarelle, Farbstiftzeichnungen und Federzeichnungen. Scheidegger & Spiess, ISBN 3858810657.

Literatur

  • Bruno Maurer, Werner Oechslin, Hg.: Ernst Gisel Architekt. Zürich 2010. 2., überarbeitete, erweiterte und aktualisierte Auflage, ISBN 9783856762544
  • Christian Marquart, Thomas Dix: Ernst Gisel, Rathaus Fellbach. Edition Axel Menges 1997, ISBN 3930698196.
  • Isabelle Rucki, Dorothea Huber: Architektenlexikon der Schweiz 19./20. Jh. Birkhäuser, 1998, ISBN 3764352612.

Weblinks


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