Ernst Hinterberger

Ernst Hinterberger

Ernst Hinterberger (* 17. Oktober 1931 in Wien) ist ein österreichischer Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ernst Hinterberger, der sieben Jahr alt war als sein Vater starb[1], ist gelernter Elektriker. 1950 bis 1952 begann er die Ausbildung zum Sicherheitswachebeamten in der Polizeischule Wien, die er jedoch aufgrund einer überraschend eingetretenen Sehschwäche verlassen musste. Nach seiner Zeit als Polizist arbeitete er zuerst als Hilfsarbeiter. 1958 heiratete er und besuchte die Büchereischule der Gemeinde Wien, anschließend arbeitete er zehn Jahre lang als Büchereileiter in Volksbildungshäusern. Nach Schließung dieser Büchereien im Jahr 1968 war er bis zu seiner Pensionierung 1991 als Expedient in einer Fabrik tätig.[2]

Zur Literatur fand Ernst Hinterberger in den 1950er-Jahren über den bayerischen Autor Oskar Maria Graf.

Hinterberger lebt seit circa 1954 in einer 44-Quadratmeter-Gemeindewohnung[3] am Wiener Margaretengürtel.[4][5] Seine erste Ehefrau Margarete „Gerti“ starb im Jahr 2001 neun Monate vor der Veröffentlichung (2002) seines Buches Ein Abschied. Lebenserinnerungen.[6][7] In zweiter Ehe ist Hinterberger mit Karla verheiratet[4], mit der er seit 2004 zusammenlebt.[6]

Er ist praktizierender Buddhist.[1]

Werke

„Ein echter Wiener geht nicht unter“

Hinterbergers „Mundl“ Edmund Sackbauer, (Anti-)Held der Fernsehserie Ein echter Wiener geht nicht unter, wurde im deutschen Sprachraum zum Inbegriff des Wiener Mietshausbewohners.

Der Fernseh-Mundl ist eigentlich ein im tiefen Inneren seiner Seele herzensguter Querulant, der doch immer wieder einlenkt, während die Original-Figur im Buch Das Salz der Erde aus den mittleren 1960er-Jahren ein ekelhafter Mann in seiner Midlife Crisis ist, der ab einem Italien-Urlaub merkt, dass seine Kontrolle über die Familie schwindet. Am Ende des Werks verlässt er die Frau, will sich im „Puff“ wieder sein Selbstvertrauen holen, versagt prompt dabei und das Buch endet damit, dass sich der Protagonist nicht ganz sicher ist, ob er die von ihm an seinem Absturz beschuldigte Gunstgewerblerin im Affekt getötet hat oder ob diese verletzt überlebt.

2008 erschien mit Echte Wiener – Die Sackbauer-Saga der Film zur Serie, das Drehbuch stammt von Ernst Hinterberger.

„Trautmann und andere Kommissare“

Hinterberger schrieb 1984 seinen ersten Kriminalroman mit dem Titel "Jogging". Zu dieser Zeit gab es ein Projekt, bei dem Autoren, die normalerweise keine Krimis schreiben, sich an Kriminalgeschichten versuchten. Durch seine Arbeit im Polizeidienst hatte Hinterberger bereits einiges an Hintergrundwissen über Kriminalfälle und Ermittlungen.

In "Jogging" kam ein Chefinspektor namens Dörfler vor; ein älterer Herr, der nur noch ein bis zwei Jahre bis zu seiner Pensionierung hat. Dieser ermittelt wie alle weiteren Polizisten bei Hinterberger im 2. Wiener Bezirk, der Leopoldstadt. Später erfand Hinterberger den Inspektor Otto Hotwagner. Dieser ist ebenfalls bereits im fortgeschrittenen Alter, genießt bei seinen Kollegen jedoch hohes Ansehen.

Im Roman "Zahltag" von 1997 ließ Hinterberger seinen Inspektor Hotwagner an einen Gehirnschlag sterben, woraufhin der ein klein wenig jüngere Polycarp Trautmann dessen Posten übernahm und 1998 in "Die dunkle Seite" zum ersten Mal in einem Kriminalroman ermittelte. Trautmann trägt sein Herz am rechten Fleck und ermittelt stets einige Meter neben dem vorgesehenen Dienstweg. Die Figur des Trautmann war bereits aus der populären ORF-Serie "Kaisermühlen Blues" bekannt und wurde von Wolfgang Böck verkörpert.

Als Hinterberger 1999 den "Kaisermühlen-Blues" beenden wollte, fragte der ORF nach einem Drehbuch für eine Spin-Off-Serie. Hinterberger und Regisseur Harald Sicheritz entschieden sich für die Figur des Trautmann und produzierten im Jahr 2000 einen 90-minütigen Krimi mit dem Titel "Wer heikel ist bleibt übrig". Eigentlich hätte dies ein österreichischer Beitrag zur Krimi-Reihe Tatort werden sollen, aufgrund des in Deutschland angeblich unverständlichen Dialekts wurde dies aber kurz vor der Erstausstrahlung aus dem Programm gestrichen. Die Folge war in Österreich jedoch ein voller Erfolg und so wurden weitere Episoden produziert, mit renommierten Schauspielern wie Erwin Steinhauer, Wolfram Berger, Simon Schwarz, Heinz Petters oder Beatrice Frey.

Ab Folge 2 übernahm Thomas Roth die Regie, da Sicheritz einen schweren Verkehrsunfall hatte. Da Roth mit der Zeit angeblich immer mehr an den Drehbüchern zu ändern begann, zog Hinterberger nach Folge 10 die Konsequenzen und beendete die Zusammenarbeit mit dem ORF. Seitdem erscheint Inspektor Trautmann wieder häufiger in Buchform.

Bücher

  • 1965 Beweisaufnahme, Roman
  • 1966 Salz der Erde, Roman
  • 1973 Ein gemütlicher Wiener, Roman
  • 1975 Wer fragt nach uns, Geschichten
  • 1977 Das Abbruchhaus, Roman
  • 1984 Jogging, Kriminalroman
  • 1988 Superzwölfer, Kriminalroman
  • 1989 Kleine Leute, Roman
  • 1991 Das fehlende W, Kriminalroman
  • 1992 Und über uns die Heldenahnen ..., Kriminalroman
  • 1993 Alleingang, Kriminalroman
  • 1993 Kleine Blumen, Kriminalroman
  • 1993 Von furzenden Pferden, Ausland und Inländern, Geschichten
  • 1995 Was war, wird immer sein, Kriminalroman
  • 1997 Zahltag, Kriminalroman
  • 1998 Die dunkle Seite, Kriminalroman
  • 2002 Ein Abschied. Lebenserinnerungen.[7]
  • 2006 Doppelmord, Kriminalroman
  • 2006 Die Tote lebt, Kriminalroman
  • 2007 Mord im Prater, Kriminalroman
  • 2008 Der Tod spielt mit, Kriminalroman
  • 2009 Fehlende Finger, Kriminalroman
  • 2010 Mörderische Gier, Kriminalroman

Fernsehspiele

  • Kurze 1.000 Jahre
  • Das Sonntagskind
  • Das Ende kann auch Anfang sein
  • Fahrerflucht (Tatort, 1985)
  • Alleingang (Tatort, 1986)
  • Superzwölfer (Tatort, 1987)
  • Hansi Vrba, Inländerfreund (TV-Film, 1992)
  • Ein echter Wiener geht nicht unter (Fernsehserie, 1975-1979)
  • Kaisermühlen Blues (Fernsehserie, 1992-1999)
  • Trautmann - 01. Wer heikel ist, bleibt übrig (TV-Film, 2000)
  • Trautmann - 02. Nichts ist so fein gesponnen (TV-Film, 2001)
  • Trautmann - 03. Das letzte Hemd hat keine Taschen (TV-Film, 2002)
  • Trautmann - 04. Lebenslänglich (TV-Film, 2003)
  • Trautmann - 05. Das Spiel ist aus (TV-Film, 2004)
  • Trautmann - 06. Alles beim Alten (TV-Film, 2004)
  • Trautmann - 07. Schwergewicht (TV-Film, 2004)
  • Trautmann - 08. 71 Tage (TV-Film, 2004)
  • Trautmann - 09. Bumerang (TV-Film, 2006)
  • Trautmann - 10. Die Hanno-Herz-Story (TV-Film, 2008)

Bühnenstücke

  • Im Käfig
  • Immer ist ja nicht Sonntag
  • Die Puppe
  • Offene Gesellschaft
  • Swimmingpool

Zitate

Zum Thema, wie er zum Buddhismus fand:

„I hob wo g‘lesen, dass der Marlon Brando Laotse liest, und do hob i mir docht, wenn der des liest, daun kaun i des ah.“[4]

Zum Thema, dass Hinterberger sich sofort ein Haus kaufen könnte:

„Für zwa Leit is des [die kleine Gemeindewohnung] ausreichend.“ […] „Des interessiert mi net. Ich bin 200 Meter von hier in einem Hinterhof aufg‘wachsen. Dort hob i nur Dächer g‘sehen. Sonst war ich auf der Gossn. Daher sogt mir auch ein Garten nix. Oda die Natur … Ja, die Bäume sind grün. Mir gefällt‘s genauso, wenn kane Blätter drauf san.“[4]

Zum Thema seines Wohnortes, von dem wegzuziehen ihm nie in den Sinn gekommen sei:

„Ich bin in dem Grätzel aufgewachsen, das ist mein Zuhause. Döbling, Währing, Hietzing: Das ist Ausland. Wien ist für mich der fünfte Bezirk.“[6]

Auszeichnungen und Ehrungen

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b wien.orf.at: Ernst Hinterberger wird 75, 14. Oktober 2006. Abgerufen am 2. Mai 2010.
  2. a b Stars im ORF: Ernst Hinterberger
  3. a b Datum, 05/08.
  4. a b c d Wien live: Mittendrin im wahren Leben - Zuhause bei Ernst Hinterberger, Juni 2009. Abgerufen am 2. Mai 2010.
  5. a b Martin Betz, 2000.
  6. a b c d Falter, 42/2006.
  7. a b Peter Landerl: Buchbesprechung und Lesebprobe zu Ernst Hinterberger – Ein Abschied. Lebenserinnerungen.. In: Rezensionsdatenbank des Literaturhaus Wien, 30. September 2002. Abgerufen am 2. Mai 2010.
  8. Die Presse/APA: "Mundl"-Autor Ernst Hinterberger für Lebenswerk geehrt, 16. April 2009. Abgerufen am 2. Mai 2010.
  9. Salzburger Nachrichten: Corti-Preis an Ernst Hinterberger, 7. April 2010. Abgerufen am 2. Mail 2010.

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