- Europa Center
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Das Europa-Center ist ein Gebäudekomplex mit einem markanten Hochhaus am Breitscheidplatz in Berlin-Charlottenburg. In den 1960er Jahren wurde es neben der Gedächtniskirche zum Wahrzeichen West-Berlins. Es steht unter Denkmalschutz.
Inhaltsverzeichnis
Die Vorgeschichte
Auf dem Gelände des heutigen Europa-Centers im „Neuen Westen“ Berlins befand sich seit 1916 das „Romanische Café“ – ein legendärer Treffpunkt von Schriftstellern, Malern und Theaterleuten und solchen, die dazu gehören wollten. Nach einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg, im November 1943 lag das Haus in Trümmern. Jahrzehntelang wurde das Grundstück nur provisorisch genutzt. Catcher, Zirkusleute und Missionare wechselten sich ab in behelfsmäßigen Bauten, dazu kamen Imbissbuden und vorübergehend ein Kino mit sogenannten „Sittenfilmen“. Eine Lokalzeitung sah in dem Gelände einen „Schandfleck auf Berlins Visitenkarte“.
Das Bauwerk
Bald nach der Teilung der Stadt durch den Bau der Berliner Mauer 1961 änderte sich das Bild. Neubauten waren politisch erwünscht und wurden gefördert – als Symbole für den Lebenswillen und die Lebensfähigkeit West-Berlins. Der Breitscheidplatz, ein zentraler Platz der westlichen Halbstadt, bedurfte neben der gerade fertiggestellten Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche weiterer Aufwertung. Als Bauherr fand sich der erfolgreiche Berliner Kaufmann und Investor Karl Heinz Pepper. Er beauftragte Prof. Helmut Hentrich und Dipl.-Ing. Hubert Petschnigg damit, ein Büro- und Einkaufszentrum nach amerikanischem Vorbild zu planen und zu errichten. Egon Eiermann, Architekt der Gedächtniskirche, war als künstlerischer Berater beteiligt. Die Bauarbeiten begannen 1963, am 2. April 1965 wurde das Europa-Center durch den Regierenden Bürgermeister Willy Brandt eingeweiht.
Entstanden war ein Gebäudekomplex von 80.000 m² Gesamtfläche mit unterschiedlichen Baukörpern: einem zweigeschossigen Sockelbau mit Untergeschoss und zwei Innenhöfen, einem Kinogebäude, einem Hotel, einem Appartementhaus und dem kastenförmigen Hochhaus mit 86 m Höhe, 21 Etagen und 13.000 m² Bürofläche, damals das einzige seiner Art in Berlin und daher ein städtebaulich dominantes, viel zitiertes Bauwerk. Zahlreiche Umbauten und Modernisierungen seither dienten dem Zweck, die Attraktivität und damit den kommerziellen Erfolg zu steigern. So erhielten die Innenhöfe Überdachungen, die Kunsteisbahn in einem der Höfe wurde 1979 aufgegeben. Die Betreiber nennen als aktuelle Zahlen (2005): etwa 100 Ladengeschäfte und gastronomische Betriebe, täglich zwischen 20.000 und 40.000 Besucher. Im Jahr 2007 wurde nach umfangreichen Umbauarbeiten die mit 10.000 m² Verkaufsfläche größte Berliner Filiale der Elektronikkette Saturn im Bereich des früheren Kinos Royal Palast eröffnet.
Einige Besonderheiten
Das Hochhaus wird überragt durch den weithin sichtbaren Stern im Kreis, das Zeichen der Automarke Mercedes. Er ist 10 Tonnen schwer, hat einen Außendurchmesser von 10 Metern, dreht sich etwa zweimal je Minute um sich selbst und strahlt nachts mit Hilfe einer Spezialanfertigung aus 680 Leuchtstoffröhren mit jeweils einem Meter Länge bei 6.000 Volt Hochspannung. Für Wartungsarbeiten kann der Stern umgelegt werden.
Am 26. Februar 1973 wurde der Sockelbau durch einen Großbrand, der durch Arbeiten am Dach entstand, schwer beschädigt.
Die Uhr der fließenden Zeit im westlichen Innenhof stellt den Ablauf von Minuten und Stunden im Zwölf-Stunden-Takt dar. In einem System gläserner, zu Türmen angeordneter Kugeln und kommunizierender Röhren fließt farbiges Wasser und ermöglicht mittelbar die Anzeige der jeweiligen Uhrzeit. Immer um 1 Uhr nachts und um 13 Uhr leert sich das gesamte System – nur die Stundenanzeige bleibt sichtbar – und der Zyklus beginnt von neuem.
In einem Wasserbecken im zweiten Innenhof steht der Lotus-Brunnen der Pariser Künstler Bernard und Francois Baschet, ein Wasserspiel mit optischen und akustischen Elementen. Er war ursprünglich eine Auftragsarbeit für die Treppenhalle der Berliner Neuen Nationalgalerie und wurde dort 1975 aufgestellt. Schon 1981 galt er als entbehrlich, 1982 überließ man ihn dem Europa-Center als kostenlose Dauerleihgabe.
Im Inneren finden sich neben den zahlreichen Geschäften auch ein Schuhputzer und ein Portraitzeichner.
Weblinks
- http://www.europa-center-berlin.de/
- Informationen zum Stern und dessen Reparatur in einem Artikel der Berliner Zeitung
- Informationen zum Saturn-Neubau in einem Artikel des Tagesspiegel
- Informationen zur Historie des Baus und Karl Heinz Pepper
52.50444444444413.338888888889Koordinaten: 52° 30′ 16″ N, 13° 20′ 20″ O
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