Akrobat

Akrobat
Figur der Adagio-Akrobatik, Akrobatik-Treffen Darmstadt

Unter Akrobatik (über Französisch acrobate, von griechisch ακροβατώ „auf Zehenspitzen gehen“, aus άκρος „hoch“ und βαίνειν „gehen“), versteht man allgemein körperliche Bewegungen, die hohe koordinative und konditionelle Anforderungen an den Ausübenden stellen. Dazu gehören beispielsweise Überschläge, Salti und komplizierte Sprünge bzw. statische Figuren wie menschliche Pyramiden. Fast jede mögliche Leistung oder Sportart, die den gesamten Körper miteinbezieht – insbesondere bei kurzen, im hohem Grade kontrollierten Bewegungen – kann als Akrobatik gelten. Als Akrobat, oder auch Artist, wird ein Künstler bezeichnet, der in Varietés und Zirkussen turnerische Elemente und spektakuläre Tricks vorführt.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung der Akrobatik

Europäische Geschichte

Akrobatische Traditionen hinterließen überall in der Welt ihre Spuren, in Europa findet man in der minoischen Kultur um ca. 2.000 v. Chr. erste Beschreibungen von akrobatischen Kunststücken: In Abbildungen des Stiersprungs aus dieser Zeit überwanden Jugendliche mit akrobatischen Sprüngen das Tier.

In der Geschichtsschreibung des europäischen Mittelalters (zwischen 500 bis 1500 n. Chr.) werden häufig akrobatische Leistungen zusammen mit Lieddarbietungen, Jonglagen und weiteren Tätigkeiten kombiniert.

Obwohl die Bezeichnung zuerst nur für Hochseil-Akrobatik verwendet wurde, begann man sie ab dem 19. Jahrhundert, auf Formen der darstellenden Kunst, einschließlich Gymnastik und Zirkuskünste, auszuweiten. Am Ende des 19. Jahrhundert wurden Tumbling, Rhythmische Sportgymnastik sowie Rhythmische Gymnastik zu Wettkampf-Sportarten in Europa.

In Deutschland und Holland gründeten sich im Zeitraum um 1990 viele Akrobatik-Gruppen, entweder innerhalb des Hochschulsportes, oder als Zirkus-Vereine. Vielleicht kann hier ein Zusammenhang mit der Renaissance des Zirkus unter den Einflüssen des Nouveau Cirque, wie Roncalli oder Cirque du Soleil, gefunden werden. Die Motivation dieser Gruppen ist sicher in Richtung Freizeitsport zu sehen, aber der Anspruch an die Qualität der ausgeführten Sportart ist häufig sehr professionell. Die Ausrichtung überregionaler Treffen, mit Workshops zu einzelnen Techniken, schuf in Deutschland eine einheitliche Basis für den Austausch der Fertigkeiten[1]. Durch die Anlehnung an die holländischen Vorarbeiten z. B. die Como-Level und die Lehrtätigkeit der Osmani's und der Como Brothers (Rijk Hoedt und Cor van Velthoven) waren starke Leistungsverbesserungen möglich. Die Ausrichtung auf bei den Treffen gegenseitig präsentierte „Varieté-Nummern“ und das Eintrittsalter des Hochschulsportes, löste die Entwicklung einer Stilrichtung aus, die ohne Wettkämpfe, aber mit einem starken Schwerpunkt auf Show arbeitet.

Parallel und fast völlig unabhängig entwickelte sich die Sportakrobatik zu einem internationalen Wettkampfsport. Trotz gleicher Übungselemente zeigen beide Sportarten interessanterweise, eine fast völligen Überscheidungsfreiheit der ausführenden Sportler. Die Sportakrobatik wurde in ihrer heutigen Art sportwissenschaftlich in der damaligen Sowjetunion entwickelt. Über die dort eingeführte Form des Trainingsaufbaus, beginnend in sehr jungen Jahren auch in speziellen Sportschulen, sind absolute Spitzenleistungen in der Akrobatik möglich. Frühere Spitzenleistungen wie die Yang-Brothers oder Familie Kremo (siehe auch die documenta artistica im Stadtmuseum Berlin) wurden auf gleiche Art entwickelt. Dieses Grundlagentraining der Kinder in den Artistenfamilien war Erfahrungswert und Vorbild für den Aufbau des heutigen Kunstturnens und der Sportakrobatik.

Asiatische Geschichte

In China war Akrobatik (als Teil der „Hundert Spiele“) seit der Han-Dynastie, (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) ein Teil der Kultur dörflicher Erntefeste.

Während der Tang-Dynastie (618 bis 907 n. Chr.) erlebte Akrobatik größtenteils die gleiche Art der Entwicklung, wie die Akrobatik im europäischen Mittelalter. Noch heute ist sie Teil der verschiedenen Lokalopern und insbesondere der Peking-Oper.

Akrobatikformen

Die Darbietung von Akrobatik als eigene Kunstform gliedert sich in eine große Anzahl von Spezialgebieten auf. Viele Künstler nutzen für ihre Darstellungen gleich mehrere der nun folgenden Sparten.

Luftakrobatik

Seiltänzer in Köln

Während beim Seiltanz meist einzelne Personen, aber auch ganze Personengruppen, mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden und Hilfsmitteln das gespannte Seil überwinden, sind auf dem Schlappseil häufig dynamische Darbietungen von Einzelpersonen zu sehen.

Auf dem hängenden Trapez, oder mit dem Vertikaltuch werden üblicherweise eine Vielzahl schwieriger Hänge gezeigt. Beide Geräte können auch für Duos verwendet werden.

Das fliegende Trapez wird von einer Artistengruppe präsentiert. Es werden mehrere Trapeze kombiniert, üblicherweise befinden sich an beiden Enden je eine schmale Plattform auf der die Flieger ihren Einsatz beginnen. Sie schwingen an dem ersten Trapez in die Mitte der Konstruktion. Hier befindet sich bereits der schwingende, kopfüber hängende Fänger in seinem Spezialtrapez. Das Trapez des Fängers, auch Kniestuhl genannt, erlaubt wegen der zweiten Stange ein sehr stabiles Halten mit Fußrist und Kniekehle. Am höchsten Punkt des Fluges wechselt der Flieger mit Kombinationen aus Salti oder Schrauben zum Fänger, welcher die Arme oder Beine des Fliegers ergreifen muss. Der Flieger wechselt dann wieder zurück auf sein leeres Trapez, oder wird vom Fänger mir weiteren Figuren weitergegeben. Auf der anderen Seite der Konstruktion können sich noch ein oder weitere zusätzliche Trapezstangen, oder auch weitere Fänger, befinden.

Das Erklettern senkrechter Pfähle, diverse Hänge an diesen und Sprünge um von Pfahl zu Pfahl zu wechseln, laufen unter dem Begriff pole climbing.

Während bei den Salti und Schrauben eines Turmspringers ebenfalls ein hohes Maß an akrobatischen Fertigkeiten erforderlich ist, so befindet er sich doch zumindest während der gesamten Übung in der Luft. Gleiches gilt auch für das Trampolinturnen.

Übergangsformen zwischen Luft- und Bodenakrobatik

Die Show „Russischer Barren“ von Valentin Gneushev

Wenn die Schwerpunkte der Darbietung, bereits frei in der Luft stattfindende, artistische Elemente sind, aber einige der Mitglieder der Gruppe noch am Boden stehen, muss eigentlich nach der Definition schon von Bodenakrobatik gesprochen werden.

Die Geräte Schleuderbrett und russischer Barren werden als Hilfsmittel verwendet, um sich selbst oder andere Personen in die Höhe zu schleudern. Auch hier werden häufig Salti vorgeführt.

Ikarier (oder Antipodisten) erreichen vergleichbare Effekte, jedoch werden hier die Flieger von Unterpersonen direkt, ohne Hilfsmittel, in die Höhe katapultiert. Die Unterperson liegt hierbei mit dem Rücken auf einem Gestell und träg den Flieger (oder Jonglage-Objekte) mit den Füßen, bzw. kickt ihn in die Luft.

Auf technische Hilfsmittel wird bei dem Knoten- oder Mattenwerfen verzichtet. Der Name leitet sich von dem Griff der beiden Unterpersonen ab, die mit ihren Händen eine Standfläche für den Flieger bilden. Jede Unterperson umfasst mit der rechten Hand ihr eigenes linkes Handgelenk, danach umfassen beide mit der linken Hand, das rechte Handgelenk des Gegenüber und bilden somit den Stand-Knoten. Die Oberperson wird in die Luft geworfen und kann dort die typischen, oben genannten Figuren zeigen. Als Abschluss jeder Figur wird der Flieger üblicherweise von einer oder beiden Unterpersonen gefangen, verschiedene Positionen sind hierbei möglich: aufrecht, quer liegend, oder im Handstand.

Bei der Leiterakrobatik werden auf einer, frei im Raum balancierten, einfachen Leiter, verschiedene Positionen und ggf. Jonglagen gezeigt. Auch wenn die Leiterakrobatik eher statischer Art ist, ist sie eine Übergangsform zur Luftakrobatik, da der Artist während der Aufführung den Boden nicht mehr berührt.

Die gleiche Argumentation greift beim Stelzenlaufen, denn als Podest kann eine bewegliche Leiter oder Stange nicht gelten. Das Stelzenlaufen wird unterschiedlich eingesetzt, als Kinderspiel, früher auch als Hilfsmittel zur Bewachung der Herden, oder als akrobatisches Element bei Umzügen und Auftritten von Jongleuren.

Bodenakrobatik

Darstellung einer morera (Maulbeerbaum)

Die Boden- oder Parterre-Akrobatik beschreibt Übungen mit einem oder mehreren Partnern (Partner-, Duo- und Gruppen-Akrobatik) und umfasst die Bereiche Varieté, Ausgleichs- und Wettkampfsport, inklusive Sportakrobatik. Dies ist eine Form der Balance mit mehreren Personen, wobei mindestens eine Person in Verbindung mit dem Boden (auch Bühne, oder Podest) bleibt.

Adagio ist der Name für eine Unterkategorie der (Boden-)Partner-Akrobatik oder für Akrobatik-Übungen. Adagio-Akrobatik entstand in Osteuropa und wurde allgemein von Zirkus-Akrobaten unterrichtet. Es werden hierbei Übergänge zwischen verschiedenen stationären Balancen einbezogen. Die Übungen müssen nicht, wie der Name andeutet, unbedingt langsam ausgeführt werden. Die beteiligten Personen werden als Flieger (Flyer, Oberperson) und Basis (Base, Unterperson) bezeichnet. Bei Gruppenakrobatik treten zusätzlich zu mehreren Unter- und Oberpersonen auch Mittelpersonen auf.

Acht Ebenen hoher Turm der Castellers de Barcelona, am Plaça Sant Jaume.

Die bei der Adagio-Akrobatik verwendeten Figuren können kategorisiert werden, indem zuerst die Position der Unterperson beschrieben wird (Liegen, Hocken, Stehen, Knien oder Handstand). Im zweiten Schritt wird festgelegt, auf welchen Körperteilen der Unterperson sich die Oberperson befindet (Füßen, Händen, Schultern, Knien, Oberschenkeln, Rücken oder einer Kombination). Die Orientierungen der Oberperson (horizontal, vertikal oder kopfüber) ist die letzte Festlegung für Duo-Figuren. Übungen mit mehr als zwei Personen, können als Kombination der bereits vorgestellten Duo-Figuren beschrieben werden. Genaue Darstellungen dieser Figuren, sowie die möglichen Übergänge zwischen ihnen, sind in dem Buch Het grote duo acrobatiek trukenboek (K. Kloosterboer) beschrieben.

In der Sportakrobatik wird eine umfassende Liste von Figuren und deren Schwierigkeitsgraden verwendet[2].

Viele Übungen sind einfacher auszuführen, sobald die Flieger leichter und die Unterpersonen schwerer und stärker sind. Dieses ist jedoch keine Notwendigkeit, es werden oft gleiche Gewichte, oder sogar die Umkehrung diese Prinzips für besondere Showeffekte verwendet. Diese Form der Akrobatik wird oft als publikiumswirksamer Zirkusauftritt, oder auch als Hobby ausgeübt. Der Hobby-Bereich wird häufig in Zirkus- und Universitäts-Gruppen ausgeübt.

Akrobatik findet sich in vielen regionalen Traditionen wieder. Häufig werden Sprünge und diverse dynamische Geschicklichkeitsbeweise im Rahmen von Volksfesten und Bräuchen demonstriert (Beispiel: Düsseldorfer Radschläger). In Spanien wird eine Form der Bodenakrobatik zur Perfektion entwickelt. Die in der Provinz Katalonien vorgeführten Menschenpyramiden, Castells und Muixeranga genannt, beziehen neben der sportlichen Komponente auch religiöse und politische Hintergründe mit ein.

Im Bereich der Bodenakrobatik sind weitere Übungsformen bekannt:

  • Handstand-Artisten verwenden meistens ein Podest, oder einen Handstandständer um ihre Handstandvariationen zu präsentieren.
  • Obwohl beim Tumbling schnelle Folgen von Salti und anderen Überschlägen geturnt werden fällt es in diesen Bereich.
  • Kontorsionisten („Schlangenmenschen“) werden häufig hier präsentiert.
  • Auch wenn die Traceure bei Parkour spektakuläre Sprünge vollführen, so kann das Überwinden der Hindernisse als bodengebunden gelten.

Akrobatische Manipulation von Objekten

Die akrobatische Handhabung diverser Objekte, welche von Jongleuren gezeigt wird, ist als eigener Bereich anzusehen. Antipodisten können vollständig unter den Begriff Jongleur fallen, wenn statt Personen nur Objekte, wie Tonnen oder Teppiche, für die Balancen eingesetzt werden.

Akrobatische Elemente

Balance über die Wippe auf der Kugel

Hierbei werden einzelne Übungselemente einer Sportart, siehe auch unter mit dem Begriff Akrobatik zusammengefasst. Diese Elemente werden in den verschiedenen Sportarten fast identisch verwendet und mit den jeweiligen grundlegenden Übungen kombiniert. Eine häufig derart eingesetzte Übung ist die Schwalbe, auch Fisch, Flieger oder Bauchliegen auf den Händen genannt, hier trägt die stehende Unterperson über ihrem Kopf die Oberperson, mit den Händen an deren Hüfte. Seitlich gesehen ergibt sich ein Bild ähnlich dem Buchstaben „T“. Diese Figur kann sowohl beim Eiskunstlauf, beim Rollsport, als Abschlusspose beim Tanz z. B. Rock ’n’ Roll, beim Voltigieren oder beim Cheerleading eingesetzt werden. Bei den dynamischen Elementen (in der Sportakrobatik alle Elemente mit Flugphase, z. B. Saltos in allen Variationen) sind z. B. die „Stunts“ beim Cheerleading teilweise identisch mit dem „Einsteiger“ beim Rock ’n’ Roll.

Akrobatische Breakdance-Vorführung von ungarischen Jugendlichen am Stephansplatz in Wien

Der Einsatz dieser Elemente erfolgt auch im erweiterten Gebiet der Unterhaltungsbranche. Für viele spektakuläre Filmszenen sind akrobatische Stunts ein wichtiger Bestandteil. Neben den häufigen „Unfallszenen“ werden besonders in Martial-Arts-Filmen regelmäßig akrobatische Elemente verwendet.

Gesundheitliche Aspekte der Akrobatik

Dieser Abschnitt bezieht sich auf Adagio-Akrobatik, für andere Akrobatikformen sind die Aussagen möglicherweise anzupassen.

Obwohl viele Figuren der Akrobatik sehr spektakulär wirken, ist die Sportart selbst nicht sonderlich gefährlich oder zwangsläufig mit langfristigen gesundheitlichen Risiken verbunden. Bis in das hohe Alter hinein aktive, professionelle Akrobaten, wie die 2 Londos (Exzentrik mit Schleuderbrett), Heinz Jürgen Weidner (Niewars Hochseil usw.) Como-Brothers, die Osmani's und Konrad Thurano, zeigen dies deutlich.

Vermeidung akuter Risiken

Die Verletzungsgefahr durch mögliche Stürze aus den hohen, und daher schwierigen Figuren muss natürlich beachtet werden. Ein verantwortungsvolles Training und entsprechende Vorbereitungen reduzieren diese Gefahren.

Um später auch komplexe Akrobatikfiguren auszuführen, ohne sich dabei zu verletzten, muss der Aufbau der hierzu nötigen, körperlichen Fähigkeiten durch einen langsamen Anstieg der Anforderungen erfolgen. Dieser Aufbau wird durch eine Auswahl der Figuren nach dem passenden Schwierigkeitsgrad erreicht. Hierzu werden zuerst stabile Figuren mit vielen Abstützpunkten zwischen den Partnern und in geringer Höhe eingeübt. Für jede Akrobatikfigur sind Hilfestellungen durch zusätzliche Personen klar festgelegt und müssen gleichzeitig mit unterrichtet werden. Bei höheren Figuren wird häufig die Longe (Hüftgurt mit zwei Halteseilen), oder auch Niedersprungmatten zur Absicherung verwendet.

Weiterhin wird häufig die Einübung der schwierigen Bewegungsabschnitten einer Figurenfolge in einer stabileren oder sicheren Position durchgeführt. Der „Hohe Handstand“ ist eine dieser komplexen und risikoreicheren Duo-Figuren, bei der auf den Händen der stehenden Unterperson, ein Handstand der Oberperson erfolgt. Diese Figur lässt sich sehr gut mit dem Handstand auf den Händen der liegenden Unterperson trainieren (siehe Abbildung). Hier ist die Gefahr soweit reduziert, dass sie nur noch dem Handstand einer Einzelperson auf dem Boden entspricht. Die Technik dieses Hand-in-Hand-Standes benötigt in der tiefen Position sogar eine technisch perfektere Ausführung als in der Aufrechten. Wechselt das Duo nun vom Liegen in den Stand, steigt zwar die potentielle Fallhöhe, aber das Risiko erhöht sich kaum, da die Unterperson nun viel besser ausgleichen kann, indem sie zusätzlich Ihre Position verändert.

Übungsfigur Hand-in-Handstand

Vermeidung langfristiger Risiken

Das Tragen anderer Personen, oder auch das Halten des eigenen Gewichtes auf den Händen, sind relativ anspruchsvolle Belastungen für den Körper. Für die Mehrzahl der Akrobatik-Figuren ist es notwendig die Bewegungsradien vieler Gelenke möglichst in ihrem vollen Umfang nutzen zu können. Um hierbei Überlastungen zu vermeiden werden diese Bereiche recht intensiv gedehnt. Diese Dehnungen erzielen eine gute, aber in vernünftigem Rahmen beleibende Beweglichkeit, minimieren die Risiken von Zerrungen und ermöglichen es als Cool Down die belasteten Muskeln zu entspannen. Besonders die Handgelenke, mit ihrem komplexen Aufbau, sind für Überlastungen anfällig. Zur Vermeidung von Überlastungen werden die Gelenke häufig schon zwischen den Übungsabschnitten gelockert, zusätzlich wird am Ende der Übungseinheit durch Dehnen die umgebende Muskulatur entspannt. Im Allgemeinen wird dem Grundlagentraining allseitig mit Kraft und Beweglichkeit zu wenig Beachtung geschenkt. Der Muskelaufbau erfolgt relativ schnell, aber das Binde- und Stützgewebe (Bänder, Sehnen und Knorpel) benötigt eine wesentlich längere und eine sehr kontinuierliche Belastung, um schadensfrei seine Leistung zu bringen. Das wird in den allgemeinen Akrobatikgruppen meistens nicht beachtet, weil man schnelle Erfolge sehen möchte.

Die Belastung der Wirbelsäule wird oft überschätzt, da die fachfremden Beobachter oft die Leistungen des Muskelkorsetts (der Stabilisierung des Oberkörpers durch die Rumpfmuskulatur) nicht korrekt einschätzen können. Allerdings besteht hier ein großes Potential für Folgeschäden, falls die Anforderungen der Wirbelsäule missachtet werden. Das Training eines Akrobatikanfängers belastet lange Zeit hauptsächlich nur die Arme und Beine (fehlendes allseitiges Grundlagentraining). Bei diesen Übungen werden die Lasten über Beine, Becken und Schultern (Figuren mit liegender Unterperson), aber nicht über die Wirbelsäule abgeleitet. Somit kann sich in dieser Zeit langsam die Rumpfmuskulatur durch die stabilisierenden Übungsanteile aufbauen, die später einen Großteil der Unterstützung der Wirbelsäule übernimmt (siehe auch Muskuläre Dysbalance)(dieses kann unterstützt werden, wenn gezielt die Mittelkörpermuskulatur rings um die Wirbelsäule intensiv trainiert wird, statisches Krafttraining hat sich da sehr gut bewährt). Beim Einstieg in die höheren Figuren muss an Anfang auf eine geringe Belastung, d. h. eine leichte und möglichst erfahrene Oberperson geachtet werden. Kombinationen von Anfängern mit erfahrenen Partnern sind zu bevorzugen, da hier ein Aufschaukeln der instabilen Phasen meist unterbleibt. Zusätzlich wird die Dauer der Belastung möglichst kurz gehalten. Erst wenn über mehrere Trainingseinheiten keine Probleme erkennbar sind, kann mit etwas komplexeren Figuren fortgefahren werden. Besondere Aufmerksamkeit muss der Trainer der korrekten Körperhaltung unter Last widmen. Hängende Schultern und runde Rücken sind nicht nur bei Auftritten weniger vorteilhaft, mit einer aufrechten Haltung ist es für den Körper möglich die Belastung viel besser zu verteilen. Die Wirbelsäule ist in ihrer korrekten, aufrechten Haltung deutlich belastbarer, als dies in den, oft unter Last eingenommenen Fehlhaltungen der Fall ist. Bei guter muskulärere Absicherung der Wirbelsäule rings herum sind relativ hohe Belastungen ohne Schäden möglich.

Siehe auch

Literatur

  • Bennie Huisman, Gerard Huisman: Akrobatik. Vom Anfänger zum Könner. Rowohlt TB-V., Rnb., 1988, ISBN 3-499-18628-4
  • Michael Blume: Akrobatik mit Kindern & Jugendlichen, in Schule und Verein. Meyer & Meyer Sport, 2005, 7. Aufl., ISBN 3-89899-033-8
  • Michael Blume: Akrobatik. Training – Technik – Inszenierung. Meyer & Meyer Sport, 2006, 4. Aufl., ISBN 3-89899-205-5
  • Ernst J. Kiphard: Die Akrobatik und ihr Training. Ruhrländische Verlagsgesellschaft, antiquarisch, 1961, ASIN B-000-0BK5T-E
  • Kees Kloosterboer: Het grote duo acrobatiek trukenboek vergriffen, Selbstverlag 1996
  • Ralf List: Das große Buch der Duo-Akrobatik-Tricks. Übersetzung aus dem Holländischen, pdf.-Datei, 1996

Einzelnachweise

  1. www.Akrobatik-Wiki.de Forum für Akrobatik-Gruppen und -Treffen
  2. www.sportakrobatikbund.de "acrobatics gymnastics Tables of Difficulty" der FIG, 30 Tausend Figuren-Variationen

Weblinks


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