Circus Roncalli

Circus Roncalli
Circus Roncalli (2005)
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Winterquartier in Köln-Mülheim (2009)
Bernhard Paul als „Zippo“ bei einer Roncalli-Vorstellung im Jahre 1984
Der Circus Roncalli wird auf einem Güterzug transportiert

Der Circus Roncalli ist ein deutscher Zirkus. Gegründet wurde er 1975 in Wien von den beiden Österreichern Bernhard Paul und André Heller, die am 8. Oktober selben Jahres im Rahmen des Festivals Steirischer Herbst (siehe auch: Grazer Orpheum) unter dem Programmtitel „Die größte Poesie des Universums – Zirkus als Gesamtkunstwerk“ den (festivalseits mit Multimedia klassifizierten[1]) „Zirkus Roncalli (Wien)“ vorstellten[2] bzw. die kommende erste Produktion, deren Premiere für 1. April 1976 in Graz in Aussicht genommen war[3], bewarben.

Der Name des Zirkus leitet sich laut Paul vom Titel eines Drehbuchs ab, das ihr Landsmann Peter Hajek verfasste („Sarah Roncalli, Tochter des Mondes“). Die auch lange über dessen Tod hinaus noch anhaltende Popularität des Papstes Johannes XXIII. – sein bürgerlicher Name war Angelo Giuseppe Roncalli – half Pauls Aussagen zufolge ebenfalls, den Namen bekannt zu machen.[4]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die erste Tournee begann mit der Weltpremiere des neuen Zirkus am 18. Mai 1976 auf der Hofgartenwiese in Bonn und endete abrupt am 16. August 1976 in München (Programmtitel: „Die größte Poesie des Universums“). Nach der ersten Saison trennten sich Paul und Heller im Streit um Konzept und Rechte, der danach über mehrere Jahre lang andauerte. Seit seiner Neugründung, mit der Premiere am 4. Juni 1980 in Köln, führt Bernhard Paul den Zirkus alleine weiter. Das Bekenntnis zu einem klassischen Zirkus wurde auch nach dem Neubeginn zu einem Markenzeichen von Roncalli. Seither ist der Zirkus mit zahlreichen Tourneen im In- und Ausland (unter anderem mit dem ersten Auftritt eines bundesdeutschen Zirkus’ in der UdSSR 1986) erfolgreich unterwegs. In den Jahren 2006/2007 feierte das Unternehmen sein 30-jähriges Bestehen mit einem Jubiläumsprogramm und einer zweiteiligen Tournee. Seit 2006 führt der Clown David Larible durch das Programm.

Winterquartier

Das Winterquartier des Circus Roncalli befindet sich seit 1984 im Neurather Weg 7 in Köln-Mülheim. Das Gebäude gehörte früher dem Circus Williams und wurde zwischen 1984 und 1986 nach Bernhard Pauls Plänen umgestaltet, um den Circus Roncalli mit seiner Ausrüstung beherbergen zu können. Die offizielle Einweihung fand am 27. April 1986 statt. Auf dem Gelände befinden sich nicht nur das Winterquartier, sondern auch große Hallen, in denen die Wagen gestaltet und renoviert werden, an den Kostümen gearbeitet wird und die Ausstattung des historischen Jahrmarkts in Ordnung gehalten wird. Außerdem befindet sich auf dem Gelände die Lagerhalle mit den mehr als 100 Zirkuswagen von Roncalli.

Projekte

Im Laufe der Jahre entstanden verschiedene Projekte in Zusammenarbeit mit dem Circus Roncalli:

  • Die „Höhner rockin Roncalli Show“: Unterschiedliche Programme als Extra-Tournee in Zusammenarbeit mit der kölschen Gruppe „De Höhner“.
  • Roncallis „Circus meets Classic“ Auftritte verschiedener Künstler abgestimmt auf klassische Musik in Zusammenarbeit mit verschiedenen Symphonieorchestern unterschiedlicher Konzerthäuser.
  • Roncallis „Panem et Circenses“; Varieté im Spiegelzelt
  • Auftritte mit der deutschen Popgruppe Kelly Family 2003/2004 („Phantasie verboten“), 2005 sowie 2006 („Music meets Circus – Circus meets Music“).
  • Seit 2004 veranstaltet der Circus im Berliner Tempodrom von Dezember bis Januar ein spezielles Weihnachtsprogramm (Roncalli Weihnachtscircus).
  • Die Dinnershow „Witzigmann & Roncalli Bajazzo“, gemeinsam mit Eckart Witzigmann ab Herbst 2006 bis zur Insolvenz im Februar 2008.[5][6][7]
  • Historischer Weihnachtsmarkt vor dem Hamburger Rathaus.

TV-Serie

In den Jahren 1986/87 entstand in Zusammenarbeit mit Bernhard Paul und den Artisten des Circus Roncalli die 6-teilige ARD-Fernsehserie Roncalli mit Günther Maria Halmer in der Titelrolle als Zirkusdirektor Bruno Roncalli.[8][9]

Transport

Bernhard Paul bevorzugt Bahntransporte und setzt daher als letzter Zirkus in Deutschland auf schienengebundene Zirkuszüge. Der Transport des gesamten Roncalli-Wagenmaterials mit über 80 historischen Zirkuswagen erfordert einen Güterzug mit einem Gesamtgewicht von 1.175 Tonnen und einer Zuglänge von rund 700 Metern; diesen zu entladen, dauert mehr als einen Tag.[10] Bahntransporte erweisen sich aber zusehends als schwieriger, da beispielsweise die Deutsche Bahn geeignete Laderampen kaum noch in Betrieb hat. Nach einem Bericht in Bahn TV im März 2007 erwägen Kundenberater der Deutschen Bahn, noch vorhandene Laderampen der Bundeswehr oder der Britischen Rheinarmee respektive der Britischen Streitkräfte in Deutschland für Zirkuszüge zu verwenden.

Einzelnachweise

  1. Paul Kaufmann (Hrsg.): 10 Jahre Steirischer Herbst, eine Bilanz (1968 – 1977). Mundus-Verlag, Wien 1977, ISBN 3-85190-101-0, S. 177.
  2. Paul Kaufmann (Hrsg.): 20 Jahre Steirischer Herbst, eine Dokumentation (1968 – 1987). Zsolnay-Verlag, Wien (u.a.) 1988, ISBN 3-552-81988-6, S. 297.
  3. André Hellers Zirkus Roncalli. In: Arbeiter-Zeitung, 10. Oktober 1975, S. 7, abgerufen am 17. Juli 2010.
  4. Mathias Ziegler: Bernhard Paul: Traum vom Zirkus. In: Wiener Zeitung, 18. September 2009, abgerufen am 17. Juli 2010.
  5. Dinnershow des Sternekochs. Bajazzo ohne Witzigmann. In: Süddeutsche Zeitung. 2008-03-04 (http://www.sueddeutsche.de/muenchen/299/435046/text/, abgerufen am 18. April 2010).
  6. aktuelle Meldung: Witzigmann & Roncalli Bajazzo ist pleite! In: gastroguide-muenchen.de. 6. März 2008, abgerufen am 18. April 2010.
  7. "Witzigmann & Roncalli Bajazzos" hat Insolvenz angemeldet. In: Gourmet Report. 7. März 2008, abgerufen am 18. April 2010.
  8. Fernsehserien.de: Roncalli
  9. Bernhard Pauls Lebenslauf auf roncalli.de
  10. Zirkus Roncalli gastiert in Bonn: Der Zirkus-Zug ist 600 Meter lang; RSE Rhein-Sieg-Eisenbahn GmbH, 28. April 2010

Weblinks

 Commons: Circus Roncalli – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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