FS Polarstern

FS Polarstern
Eisbrecher sowie Forschungs- und Versorgungsschiff
Research Vessel
Bild:PFS_Polarstern.jpg
Schiffsdaten
Name: Polarstern
Kiellegung: 20. Februar 1981
Stapellauf (Schiffstaufe): 25. Januar 1982
Fertigstellung: 1. Dezember 1982
Bauwerft: Howaldtswerke-Deutsche Werft, Kiel; Werft Nobiskrug, Rendsburg
Baunummer: S707
Besatzung: 44
Anzahl der Fahrgäste: max. 70
Eigner: Bundesministerium für Bildung und Forschung
Bereederer: Reederei F. Laeisz, Bremerhaven
Eisbrecherkonzept: Hamburgische Schiffbau-Versuchsanstalt
Klassifiziert: Germanischer Lloyd
IMO-Nummer: 8013132
Heimathafen: Bremerhaven
Unterscheidungssignal: DBLK
MMSI: 211202460
Technische Daten
Länge über alles: 117,91 m
Länge zwischen den Loten: 110,51 m
Breite über alles: 25,07 m
Konstruktionstiefgang: 10,70 m
kleinster Tiefgang: 11,21 m
Seitenhöhe bis Oberdeck: 13,60 m
BRZ: 12.614
NRZ: 3.784
Verdrängung bei max. Tiefgang: 17.300 t
Leergewicht: 11.820 t
Leistung der Maschinenanlage: 14,7 MW
Tanks: 3.575 m³
Ballastwasser: 2.788 m³
Motor: Klöckner-Deutz RBV 8M540
Propeller: 2
Propeller-Drehzahl: 180 1/min
Container an Deck: 72
Geschwindigkeit: 16 Knoten

Die Polarstern ist ein als Eisbrecher ausgelegtes Forschungs- und Versorgungsschiff und eines der leistungsfähigsten Polarforschungsschiffe der Welt. Sie setzt damit die über 100-jährige Tradition der deutschen Antarktisforschung fort, die mit der ersten Südpolarexpedition der Gauss von 1901 bis 1903 eingeleitet wurde.

Inhaltsverzeichnis

Über das Schiff

Das Schiff wurde ab Ende 1978 im Auftrag des Bundesministers für Bildung und Forschung in einem Unterauftrag von der HSVA durch das Hamburger Ingenieurbüro SCHIFFKO entwickelt und als kompletter Entwurf zur Ausschreibung vorbereitet. Nach der öffentlichen Ausschreibung wurde der Rumpf der POLARSTERN auf der HDW Howaldtswerke-Deutsche Werft in Kiel gebaut. Alle Details des Schiffes mit Ausrüstung und Einrichtung einschließlich der wissenschaftlichen Ausstattung sowie die Fertigstellung des Schiffes mit Ausrüstung gemäß dem SCHIFFKO-Entwurf wurde auf der NOBISKRUG Werft in Rendsburg geplant und im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung Anfang der 1980er Jahre in enger Abstimmung mit der SCHIFFKO und der ZSM (Zentralstellen des Bundes für Schiffe und Maschinen) geplant und durchgeführt. Für die Eisbrechtechnik mit der zugehörigen Schiffform zeichnete die HSVA (Hamburger Schiffbau Versuchsanstalt) verantwortlich. Am 9. Dezember 1982 wurde sie schließlich in Dienst gestellt und hat seitdem in 47 Expeditionen (Stand: März 2008) in der Arktis und Antarktis wichtige Daten für Forschung und Wissenschaft gesammelt.

Modell der Polarstern im AWI

Die Polarstern wird vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven betrieben. Neben der Erforschung der Polarmeere dient sie auch der Versorgung der permanent besetzten Forschungseinrichtungen in der Arktis (Koldewey-Station) und Antarktis (Neumayer-Station III).

Als doppelwandiger Eisbrecher kann sie bis Temperaturen von −50 °C eingesetzt werden. Mit den vier Motoren mit einer Gesamtleistung von 14.7 MW können bis zu 1,5 m dicke Eisschollen mit einer Geschwindigkeit von ca. 5 Knoten durchfahren werden. Dickeres Eis kann auf Grund der massiven Stahlpanzerung durch Rammen gebrochen werden.

Heck des Polarsternmodells im AWI

Ihre Größe ergibt sich aus den vielfältigen Anforderungen, die an sie gestellt werden. Zum einen benötigt sie für die Versorgung der Forschungsstationen und einer möglichen Überwinterung im Eis viel Lager- und Stauraum und zum anderen sind für die Forschungsarbeiten von bis zu 70 Wissenschaftlern entsprechende Labore und Arbeitsräume vorzusehen.

Von 1982 bis 1996 war das Beiboot Polarfuchs an Bord, dass wegen Schwierigkeiten in der Handhabung auch bei nur leichtem Seegang von Bord genommen wurde.

Als sie 1982 in Dienst genommen wurde, war sie das modernste Polarforschungsschiff der Welt, und auch heute zählt sie noch zu den leistungsfähigsten Polarforschungsschiffen, nachdem sie in den Jahren von 1998 bis 2002 auf den modernsten technischen Stand gebracht worden ist.

Die Polarstern ist das erste konventionell angetriebene Schiff, das den Nordpol (am 7. September 1991) erreichte. Vorher ist dies nur atomgetriebenen Eisbrechern und U-Booten gelungen.

Forschungseinrichtungen

Die Polarstern ist ca. 320 Tage pro Jahr auf See und bereist normalerweise in den südlichen Sommermonaten November bis März die Antarktis und den nördlichen Sommermonaten die Arktis.

Für wissenschaftliche Arbeiten der Geologie, Meteorologie, Biologie, Geophysik, Glaziologie, Ozeanographie sowie Chemie stehen neun Labore zur Verfügung. An und unter Deck können weitere Laborcontainer gestaut werden, um die vielfältigen Forschungsaufgaben vor Ort vornehmen zu können.

Mit Hilfe von acht Winden können Proben aus einer Tiefe von bis zu 10.000 m gewonnen werden. Spezielle Schwerelote können Sedimentproben bis 150 m Länge nehmen. Forschungsgeräte können auch mit dem 15-Tonnen-Kran über Bord ins Wasser oder auf das Eis abgelassen werden. Der Kran hat eine Reichweite von 24 m und lässt sich bis auf Höhe der Wasseroberfläche absenken. Ein weiterer Kran am Vordeck kann noch schwereres Gerät und Versorgungsgüter bis 25 Tonnen heben.

Über einen schwenkbaren A-Rahmen am Heck können Netze oder Geräte hinter dem Schiff geschleppt werden.

Um weitergehende Untersuchungen an den Proben und lebenden Meerestieren durchführen zu können, verfügt die Polarstern zusätzlich über Aquarien und drei Kühlräume, die mit Temperaturen von −32 °C bis +5 °C kühlen.

Das Arbeitsdeck am Heck ist beheizbar, damit bei Minustemperaturen die Flächen für sicheres Arbeiten eisfrei gehalten werden können.

Für Aufklärungsmissionen über Eis können zwei Hubschrauber vom Typ BO 105 CBS 4 eingesetzt werden, für die extra auf dem Heck eine Landeplattform und ein Hangar vorgesehen sind. Unter Deck befinden sich Lagerräume für Container und Schneefahrzeuge, die mit Hilfe eines Kranes auf die Schelfeiskante gesetzt werden können.

Als eines von wenigen Schiffen verfügt die Polarstern auch über eine Vorrichtung für den ferngesteuerten Tiefseeroboter Victor 6000 aus Frankreich.

Expeditionen

Polarstern im Eis
Versorgung der Neumayer-Station II 1991
In der Atka Bucht, Antarktis 2002 mit Logo zum Jahr der Geowissenschaften
Am Anleger der britischen Station Rothera, Antarktische Halbinsel

Seit ihrer Inbetriebnahme 1982 ist die Polarstern zu 46 Expeditionen in die Arktis und Antarktis mit international zusammengesetzten Forschergruppen gestartet, teilweise sogar im Verbund mit anderen Forschungsschiffen wie z. B. der USCGC Healy, dem Forschungseisbrecher der amerikanischen Küstenwache Coast Guard, und der Oden, dem schwedischen Forschungseisbrecher.

Auf der ersten Arktisforschungsreise 1983 haben sich die Forscher der Polarstern am Marginal Ice-Zone Experiment (MIZEX) beteiligt sowie ozeonographisch-biologische Untersuchungen westlich von Spitzbergen durchgeführt und in der Grönlandsee und vor den Lofoten geologische Proben genommen.

Die Polarstern hat 1986 das Winter-Weddell-Sea-Project durchgeführt. Dafür überwinterte die Polarstern vom 6. Mai bis zum 14. Dezember 1986 im Bereich des Weddell-Meeres, ohne sich allerdings vom Treibeis einschließen zu lassen.

Dies geschah jedoch im Dezember 1990 unfreiwillig, als die Polarstern auf dem Weg zur Antarktis im Eis des Weddell-Meeres stecken blieb.

1995 und 2001 wurden zwei Expeditionen zur Untersuchung der Eltanin-Impaktstruktur unternommen.

Im Januar 1999 lief die Polarstern zu ihrer 16. Antarktis-Expedition aus, um neben anderen Forschungsarbeiten die damals unbemannte Filchner-Station zu bergen, die sich auf dem vom Filchner-Ronne-Schelfeis abgebrochenen Eisberg A-38 befand. Dabei wurden insgesamt ca. 120 Tonnen Stationsmaterial und ca. 50 Tonnen Geräte wie Pistenfahrzeuge und Schlitten aufgenommen.

Tageskurs der Polarstern beim Rammeisbrechen im Südpolarmeer

Ende des Jahres 2000 war die Polarstern am EisenEx-Experiment beteiligt. Die Forscher untersuchten, wie sich eine Düngung des Meeres mit Eisensulfat auf das Planktonwachstum auswirkt und welche Einflüsse dieses auf den Kohlendioxid-Haushalt der Atmosphäre hat. Die Nährstoffzufuhr hatte eine Planktonblüte zur Folge, die ein vielfaches an Biomasse als in ungedüngten Vergleichsgebieten erzeugte.

Im antarktischen Frühsommer 2004/05 legte die Polarstern an einer Eisscholle an und ließ sich zwei Monate mit dieser durch das Weddell-Meer treiben. Im Rahmen des ISPOL-Experimentes (Ice Station POLarstern) nutzten die Wissenschaftler die Eisscholle als riesiges Freiluftlabor und untersuchten die lokalen Einflüsse des Meeres, des Eises und der Atmosphäre auf die globalen Geschehnisse.

Im Oktober 2005 lief die Polarstern zu ihrer 23. Antarktis-Expedition aus und ist erst im Mai 2007 nach 19 Monaten Aufenthalt nach Bremerhaven zurückgekehrt. Dieses ist das dritte Mal, dass die Polarstern über ein Jahr lang in der Antarktis unterwegs gewesen ist.

Am 7. Januar 2009 lief das Schiff zu der umstrittenen Expedition LOHAFEX aus dem Hafen von Kapstadt aus. Ein Vergleichbares Düngungsexperiment fand bereits im Jahre 2004 statt[1]. .

Unabhängig von den speziellen Experimenten und Forschungsfahrten dient die Polarstern auch als Wetterstation. Auf der Nordhalbkugel gibt es ein dichtes Netz von Wetterstationen auf Festland, die regelmäßig Daten für die Wettermodelle liefern. Auf den Meeren sind die Meteorologen jedoch auf Daten von Schiffen angewiesen. Zu diesem Zwecke werden jeden Tag, den die Polarstern unterwegs ist, Wetterballons gestartet, die entsprechende Daten wie Luftdruck, Windgeschwindigkeit und Temperatur liefern.

Literatur

  • Ingo Arndt, Claus-Peter Lieckfeld: Logbuch Polarstern. Expedition ins antarktische Packeis. GEO/ Frederking & Thaler Verlag, München 2005, ISBN 3-89405-654-1.
  • Dieter Karl Fütterer, Eberhard Fahrbach: POLARSTERN 25 Jahre Forschung in Arktis und Antarktis. Delius Klasing Verlag, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-7688-2433-0.
  • Orientierungsplan (pdf 2,2 MB), Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung/Reederei F. Laeisz (Bremerhaven, 2007).

Weblinks

Briefmarkenblock „100 Jahre deutsche Antarktisfoschung“ der Deutschen Post AG von 2001. Links die „Gauss“, rechts die „Polarstern“

Quellen

  1. Dem Klima zuliebe das Meer düngen?. Hamburger Abendblatt (8. Februar 2009).

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