- Aktivitätsphase des Mont Pelé von 1902 bis 1905
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Die Aktivitätsphase des Mont Pelé von 1902 bis 1905 beschreibt die bis heute vorletzte aktive Phase des Vulkans Mont Pelé auf der französischen Karibikinsel Martinique. Sie schließt den schweren Ausbruch vom 8. Mai 1902 ein, welcher der verlustreichste des 20. Jahrhunderts war und auf dem Vulkanexplosivitätsindex mit der Stärke 4 verzeichnet wurde. Während der Eruption wurde die sieben Kilometer vom Gipfel entfernt am Meer liegende Inselhauptstadt Saint-Pierre vollständig vernichtet, wobei zwischen 28.000 und 40.000 Menschen starben, Einwohner der Stadt, Feiertagsgäste und Flüchtlinge.
Inhaltsverzeichnis
Vorboten
Die ersten Vorboten für ein Wiedererwachen des Vulkans waren Fumarolen, welche im Jahre 1889 am Gipfel beobachtet wurden. Im Januar 1902 verstärkten sich diese und zudem nahmen Bauern an der Westflanke des Berges Schwefelwasserstoffgeruch war. Mehrere verendete Rinder und Vögel wurden gesichtet.
Am 23. April 1902 stieß der Vulkan, begleitet von sanften Erdstößen, erstmals wieder etwas Schlacke aus. Einen Tag später kam es zu einer ersten kleinen phreatischen Eruption. Begleitet von Erdstößen erhob sich über dem Berg eine leichte Dampf- und Aschewolke. Der Alltag der Bevölkerung wurde durch dieses Ereignis jedoch kaum beeinträchtigt. Ähnliche Aktivitäten hatte es bereits in den Jahren 1792 und 1851 gegeben, so dass man ihnen nicht viel Aufmerksamkeit schenkte.
Am 26. April ging ein Ascheregen über Saint-Pierre nieder. Daraufhin organisierte man für den darauffolgenden Tag, den 27. April, eine kleine Expedition zum Gipfel. Die Teilnehmer sahen, dass der als erloschen geltende, 180 Meter weite Nebenkrater Étang Sec (Trockner Teich) mit kochendem Wasser gefüllt war. Im Terre Fendue (Rissige Erde), dem Gebiet zwischen Étang Sec und dem kleinen Hauptkratersee Lac des Palmistes bemerkten sie aus zahlreichen Rissen und Spalten im Gestein aufsteigende Dämpfe. Noch während die Expedition lief, nahmen die Einwohner Saint-Pierres zum ersten Mal Schwefelgeruch in der Stadt wahr.
Drei Tage später, es war der 30. April, traten die vom Berg herkommenden Flüsse Roxelane und Rivière des Peres über die Ufer. Dabei führten sie zahlreiche Baumstämme und Felsbrocken aus höheren Lagen mit sich. Noch am selben Tag ging über Le Prêcheur, einem Nachbarort von Saint-Pierre, und St. Philomene ein Ascheregen nieder.
Am 2. Mai um 11:30 Uhr kam es zu einer weiteren Eruption. Eine große schwarze Aschwolke stieg auf und über fast der gesamten Nordhälfte der Insel regnete es feinen Bims. Über Le Prêcheur ging ein weiterer Ascheregen nieder, der einen Teil der Bevölkerung dazu veranlasste, nach Saint-Pierre zu fliehen. Die ersten Nutztiere an den Hängen des Berges starben, da die Asche ihre Nahrung kontaminiert hatte. Die Zeitung Les Colonies kündigte an, ein für den 4. Mai geplantes Bergpicknick zu verschieben. Der aus dem italienischen Neapel stammende Marino Leboffe, Kapitän des im Hafen liegenden Frachtschiffes Orsolina der Reederei Pollio Fratelli S.R.L., meinte:
- „Ich weiß zwar nichts über den Mont Pelé, aber wenn der Vesuv so aussähe wie dieser Berg, würde ich schleunigst das Weite suchen.“
Dies tat er dann auch und legte mit seiner Mannschaft ab, obwohl das Schiff erst halb beladen war. Zu den Strafandrohungen wie Gefängnis oder Verlust des Kapitänspatents sagte er den Zollinspektoren, die ihn zum Bleiben zwingen wollten, vor dem Ablegen: „Wer will sie mir auferlegen? Morgen seid ihr alle tot.“
In der darauffolgenden Nacht auf den 3. Mai, einen Samstag, wurde auch die große Küstenstadt von einer dünnen Ascheschicht bedeckt. Die anhaltenden Aschefälle ließen schließlich die Telegraphenverbindung nach Le Prêcheur abreißen. Bei der Zuckerfabrik Guérin, etwa 3,2 Kilometer nordwestlich von Saint-Pierre gelegen, sichtete man tausende von Ameisen und Hundertfüßern, welche aus der Erde gekommen waren. Mitarbeiter berichteten, dass die Pferde angefallen worden seien. Zur gleichen Zeit tauchten in den Straßen Saint-Pierres hunderte giftiger Grubenottern der Art Bothrops lanceolatus auf, welche auf Martinique endemisch ist. Auch sie waren vor dem unruhigen Berg geflüchtet. Durch ihre Bisse starben Augenzeugenberichten zufolge etwa 50 Menschen und rund 200 Haustiere.
Zwei Tage später, am Montag, dem 5. Mai, brach auf dem Gipfel des Mont Pelé der Rand des Étang Sec. Der Kratersee ergoss sich in der Folge über die Hänge. Es entwickelte sich ein Schlammstrom, der den Fluss Rivière Blanche sehr stark anschwellen ließ. Die Zuckerfabrik, die an dessen Mündung ins Meer lag, wurde zerstört und unter einer sechs Meter hohen Schlammschicht begraben. 25 bis 150 Menschen kamen dabei ums Leben. Als der Schlamm den Hafen erreichte, bildete sich eine kleine Flutwelle, die zwar keinen Schaden anrichtete, jetzt aber erstmals Panik in der Bevölkerung auslöste. Die Zeitungen warnten nun vor einem baldigen Ausbruch, und am nächsten Tag, dem 6. Mai, verließen rund 2.000 Einwohner Saint-Pierres den Beschwichtigungsparolen des Bürgermeisters zum Trotz die Stadt, mehrere Tausende dagegen kamen aus den umliegenden Orten in Vulkannähe in die Stadt.
In der Nacht vom 6. auf den 7. Mai konnten die Anwohner des Vulkans ein Eruptionsgewitter beobachten. Ansonsten jedoch blieb alles ruhig. Zwar wölbte sich am Tag ein Lavadom minimal aus dem Étang Sec, von dem auch einige Teile abbrachen und kleine, ungefährliche pyroklastische Ströme auslösten, doch eine wissenschaftliche Kommission kam zu dem Ergebnis,
- „dass der Mont Pelé keine größere Gefahr für die Stadt Saint-Pierre darstellt als der Vesuv für Neapel.“
Als dann auch noch die Nachricht eintraf, dass der Vulkan Soufrière auf der Nachbarinsel St. Vincent ausgebrochen sei (bei diesem Ausbruch starben etwa 2.000 Menschen), dachten die Bewohner Martiniques, dass sich die Erde nun ausgetobt habe und die Gefahr für ihre Insel vorbei sei. Trotzdem suchten Hunderte, andere Quellen sprechen von Tausenden, Bewohner des Hinterlandes in St. Pierre Schutz für die Nacht. Dadurch stieg die Einwohnerzahl rasant in die Höhe.
Ausbruch vom 8. Mai 1902
Am Morgen des 8. Mai, es war der Himmelfahrtsdonnerstag, sendete der Telegraph von Saint-Pierre Meldungen nach Fort-de-France und berichtete von einer deutlichen Intensivierung der vulkanischen Aktivitäten. Um 7:52 Uhr brach die Verbindung ab.
Zu diesem Zeitpunkt erschütterten drei schwere Eruptionen den Mont Pelé, die noch in über 600 Kilometer Entfernung zu hören waren. Die Südwestflanke des Berges riss auf und eine Glutwolke brach sich ihren Weg. Zeitgleich stieg eine plinianische Wolke aus dem Gipfel auf und verdunkelte in einem Radius von 80 Kilometern um den Vulkan den Himmel.
Die Glutwolke, welche gemäß späteren Berechnungen eine Geschwindigkeit von etwa 670 km/h aufwies, raste auf Saint-Pierre zu und erreichte es nach knapp einer Minute. Die Stadt wurde komplett zerstört, die ungeheure Hitze verbrannte alles Brennbare, unter anderem auch Rumbrennereien und Lagerhäuser, die explodierten und so das Ausmaß der Katastrophe noch verstärkten.
Sobald die Glutwolke das Meer erreichte, begann dieses zu kochen. Im Hafen explodierten tausende Rumfässer, die für den Export nach Europa gedacht waren. Die Mehrzahl der Schiffe sank oder verbrannte. Nur zwei von ihnen gelang es, rechtzeitig genug Abstand zwischen sich und die Küste zu bringen. Ein Matrose, der an Bord eines dieser beiden Schiffe war, berichtete später:
- „Die glühende Wolke stürzte sich wie ein aufflammender Blitz auf und über uns hinweg. Sie glich einem Hurrikan von Feuer, der sich in voller Masse direkt auf St. Pierre und die Schiffe wälzte. […] Der Feuersturm vom Vulkan hielt nur wenige Minuten an. Er schrumpfte zusammen und setzte alles was er antraf in Brand. Brennender Rum rann in Strömen die Straßen von St. Pierre hinab ins Meer. […] Nach der Explosion war keine einzige lebende Seele mehr an Land zu sehen. […] Das Feuer hatte die Schiffsmasten und Schornsteine hinweggerissen, als wären sie mit einem Messer abgeschnitten.“
Die Temperatur der Glutwolke muss knapp unter dem Schmelzpunkt von Kupfer (1084,4 °C) gelegen haben, da die kupfernen Telefondrähte der Stadt nicht angeschmolzen waren. Nahezu alle Einwohner von Saint-Pierre starben innerhalb weniger Sekunden. Besonders viele kamen in den Kirchen ums Leben, in denen zu diesem Zeitpunkt gerade die Himmelfahrtsmessen stattfanden.
In den ersten Stunden wusste niemand, was wirklich passiert war. Das Kommunikationsnetz in die Stadt war abgerissen und auch der Gouverneur Louis Mouttet war nicht zu erreichen. Erst später stellte sich heraus, dass sich dieser zusammen mit seiner Frau ebenfalls in Saint-Pierre aufgehalten hatte.
Heute weiß man nicht mehr genau, wie viele Menschen sich zum Zeitpunkt der Eruption im Ort aufhielten. Zu den 28.000 Einwohnern muss man wohl noch einmal einige Tausend Feiertagsgäste und Flüchtlinge addieren. Folglich schwanken die Opferzahlen zwischen 28.000 und 40.000. Der Ausbruch des Mont Pelé verwüstete ein 58 Quadratkilometer großes Gebiet. Die Stadt brannte noch mehrere Tage lang bis auf die Grundmauern nieder und es war nicht möglich, sich ihr zu nähern.
Überlebende
An Land überlebten nur drei Einwohner Saint-Pierres den Vulkanausbruch.
- Der junge Schuhmacher Léon Compère-Léandre hielt sich zum Zeitpunkt des Eintreffens der Glutwolke am Ortseingang auf und konnte sich schwer verletzt in ein höher gelegenes Dorf retten. Seine Schilderung lautete folgendermaßen:
- „Ich fühlte einen starken Windstoß, die Erde begann zu zittern und der Himmel verdunkelte sich plötzlich. Ich wandte mich um, um ins Haus zu gehen, nahm mit großen Schwierigkeiten die drei oder vier Stufen, die mich von meinem Raum trennten und merkte, dass meine Arme und Beine brannten, ebenso wie mein Körper. Ich fiel auf einen Tisch. In diesem Moment suchten vier weitere Zuflucht in meinem Zimmer, schreiend und sich vor Schmerz krümmend, obwohl ihre Kleidungsstücke keine Zeichen aufwiesen, welche auf eine Berührung mit Feuer hindeuteten. Nach etwa zehn Minuten starb einer von ihnen, das junge, etwa zehnjährige Mädchen der Delavauds. Die anderen hielten weiter durch. Ich stand auf und ging in ein anderes Zimmer, wo ich den Vater Delavaud fand, angezogen auf dem Bett liegend, tot. Er war lila angelaufen und aufgeblasen, aber die Kleidung war intakt. Wahnsinnig und fast übermannt warf ich mich auf das Bett, unbeweglich und den Tod erwartend. Meine Sinne kehrten nach möglicherweise einer Stunde zurück, als ich das brennende Dach erblickte. Mit ausreichend verbliebener Kraft, meine Beine bluteten und waren mit Brandwunden bedeckt, rannte ich nach Fonds-Sait-Denis, sechs Kilometer von St. Pierre entfernt.“
- Havivra Da Ifrile, ein junges Mädchen, war gerade auf dem Weg zur Kathedrale, als ihre Mutter ihr auftrug, in der Konditorei ihrer Tante einige Besorgungen zu machen. Dieser Laden lag neben einer Corkscrew bezeichneten Touristenattraktion, so genannt nach einem Wanderpfad in einen alten Krater des Vulkans, der sich bis zur Hälfte des Hanges des Berges emporwand. Als sie den Laden erreichte, bemerkte sie aufsteigenden Rauch am Krater. Sie sah hinein und entdeckte brodelndes Magma. Daraufhin rannte sie zur Küste, bestieg das Boot ihres Bruders und schaffte es, zu einer Felsengrotte zu segeln, welche sie vom Spielen kannte. Während sie in der sicheren Grotte saß, hörte sie ein zischendes Geräusch, als die Glutwolke das Meer erreichte. Das letzte, woran sie sich erinnerte, bevor sie das Bewusstsein verlor, war ein rasanter Anstieg des Wassers. Sie wurde später zwei Meilen vor der Küste in ihrem Boot treibend vom französischen Dampfer Suchet gefunden und gerettet. Ihre Erfahrungen erläuterte sie wie so:
- „Da sah ich, dass der Boden der Vertiefung ganz rot war, wie kochend, mit kleinen blauen drauskommenden Flammen. Ich bemerkte drei Personen, die den Wanderweg bergauf liefen. Drei Personen, die den Weg bergauf stiegen, verschwanden in einer Verpuffung von blauem Rauch und fielen um wie tot. […] Gerade, als ich die Hauptstraße erreichte, sah ich dieses kochende Zeug am oberen Ende des Corkscrew hervorbrechen und an der Bergflanke hinunterfließen. Zuerst folgte es der Straße, doch dann, als der Strom mächtiger wurde, fraß es die Häuser auf zu beiden Seiten der Straße. Dann sah ich, dass ein roter, kochender Fluss von einem anderen Teil des Berges kam und den Leuten, die aus ihren Häusern rannten, den Fluchtweg abschnitt. […] Aber bevor ich dort ankam, drehte ich mich um – und die ganze Flanke des Berges, die der Stadt nahe war, schien sich zu öffnen und auf die schreienden Menschen herunter zu brodeln. Ich zog mir durch die Steine und Aschen, die über das Boot flogen, zahlreiche Verbrennungen zu, aber ich erreichte die Grotte.“
- Der Matrose Louis-Auguste Cyparis saß wegen Randalierens in alkoholisiertem Zustand im Ortsgefängnis. Seine halbunterirdische Zelle besaß sehr dicke Steinwände und statt Fenstern nur eine kleine vergitterte Öffnung über der Tür. Cyparis zog sich schwerste Verbrennungen zu, als die Glutwolke das Gefängnis überrollte, überlebte aber. Vier Tage nach dem Ausbruch wurde er von Bergungstrupps gefunden. Der Gouverneur begnadigte ihn. Nach der Genesung nannte er sich Ludger Sylbaris und reiste als „Der Gefangene von St. Pierre“ mit dem Ringling Bros. and Barnum & Bailey Circus von P. T. Barnum durch die USA. Bei den Vorstellungen saß er in einem Nachbau seiner Zelle, zeigte seine Brandwunden und erzählte seine Geschichte.
Verhalten der Behörden
Im Nachhinein wurde starke Kritik an den Stadtbehörden geübt. Man hätte viel früher auf die ersten Anzeichen vulkanischer Aktivität reagieren und die Gegend evakuieren müssen. Ein oftmals zitierter Grund, warum dies nicht geschah, waren Wahlen.
Der erste Wahlgang am 27. April 1902 war ergebnislos verlaufen und der zweite Wahlgang auf den 11. Mai angesetzt worden. Möglicherweise spielten die Behörden die Gefahr aus wahltaktischen Gründen herunter, da sie möglichst viele potenzielle Wähler in der Stadt behalten wollten. Dazu soll sogar eine Ausgangssperre verhängt worden sein.
Funde
Obwohl die Stadt vernichtet war, fand man in den Ruinen von Saint-Pierre in den Monaten nach dem Ausbruch einige Erinnerungen an die Bevölkerung. Zu den Fundstücken zählen etwa ein angeschmolzenes Parfümfläschchen, eine geschmolzene Flasche, die Überreste einer Mausefalle, eine geschmolzene Weinflasche, angeschmolzenes Essbesteck (Löffel, Gabel etc.), zusammengeschmolzene Münzen, verschmolzene Eisennägel, bis zur Unkenntlichkeit zusammengeschmolzenes Glas, ein zerquetschter Kerzenständer, eine Engelsfigur aus korrodiertem Metall, mehrere Statuetten, deren Oberflächen durch die Hitze Sprünge bekommen hatten, eine angeschmolzene Taschenuhr, die um 8:15 Uhr stehenblieb, Porzellanteller mit in der Glasur eingeschmolzenen Ascheteilchen, verkohlte Speisen (Pflaumen, Spaghetti, Kaffeebohnen), ein verkohlter Becher, ein geschmolzenes Arzneifläschchen, ein eisernes Kruzifix dessen Holzkreuz verbrannt war sowie ein verkohltes menschliches Hüftgelenk.
Unmittelbar vor der Küste liegt auch heute noch das Wrack des Fracht- und Passagierdampfschiffes Roraima der kanadischen Québec-Linie in 60 m Tiefe. Es hatte erst um 6:30 Uhr am Morgen des 8. Mai angelegt. An Bord überlebten 15 Personen von insgesamt 68 Besatzungsmitgliedern und Passagieren. Einem anderen Frachtdampfer, der Roddam, gelang mit schweren Verlusten an mehr als der Hälfte von Passagieren und Besatzung die Flucht aus dem Hafen. Es ist das einzige Schiff, das aus der Gluthölle entkam, die erwähnte Orsolina rettete sich bewusst, bevor der Berg ausbrach, die französische Bark Belem - sie existiert heute noch - fand keinen Ankerplatz kurz vor der Eruption auf der Reede von St. Pierre und fuhr weiter nach Le Robert auf der Inselostseite, als sie in einer Bucht nach 30 Seemeilen Fahrt Schutz vor dem Vulkan in einer Bucht fand.
Untersuchung
Erste Untersuchungen begannen noch am Tag des Ausbruchs. Um 12:30 Uhr erreichte ein Kriegsschiff die Bucht. Die Mannschaft konnte wegen der Hitze der Eruption erst um 15:00 Uhr an Land gehen.
Am 16. Mai traf der amerikanische Geophysiker Thomas Jaggar zusammen mit anderen Wissenschaftlern und Journalisten aus New York City kommend am Mont Pelé ein. Schockiert über das Ausmaß der Zerstörung widmete er sich daraufhin der Vulkanforschung mit dem Ziel, Schutzmaßnahmen für Anwohner zu entwickeln. Er gründete 1912 das Hawaiian Volcano Observatory und verschrieb sich dem Leitsatz „Ne plus haustae aut obrutae urbes“, was so viel heißt wie „Nie mehr sollen Städte zerstört werden“. Im Juni 1902 reiste der Geologe Antoine Lacroix im offiziellen Auftrag der französischen Regierung nach Martinique und führte bis September 1903 umfangreiche Studien durch. Er erkannte als erster das vulkanische Phänomen der glühend heißen Gas- und Glutwolken und nannte sie nuées ardente - Glutwolken. Zusammen mit den Vulkanologen Jaggar und Frank Perret klassifizierte er den Eruptionstyp als peleanische Eruption. Die Untersuchungen dahingehend, wie es zu einer lateralen Eruption kommen konnte, gelten heute als Geburtsstunde der modernen Vulkanologie. Über die Ergebnisse seiner Forschungen veröffentlichte Lacroix in Frankreich ein Buch.
Folgende geologische Aktivitäten
Von dem schon am 7. Mai gesichteten Lavadom brachen nach der Eruption vom 8. Mai immer wieder größere Teile ab, die pyroklastische Ströme auslösten. So zum Beispiel am 20. Mai, als auch noch die letzten paar verbliebenen Häuser Saint-Pierres zerstört wurden. Ein weiteter Strom folgte am 6. Juni.
Bis Anfang Juli wuchs aus dem Dom eine riesige Lavasäule empor, die auf Grund ihrer Mächtigkeit schon bald den Spitznamen Der Turm des Pelé erhielt. Sie erreichte eine Höhe von bis zu 211 Metern, maß an ihrem Sockel 160 Meter im Durchmesser und wuchs an einigen Tagen um 15 Meter. Zum Zeitpunkt ihrer maximalen Größe besaß sie Berechnungen zufolge das gleiche Volumen wie die Cheops-Pyramide. Vom 6. Juli bis zum 10. August stürzte sie zu Teilen ein, was am 9. Juli zu einem pyroklastischen Strom führte. Als am 10. August, andere Quellen nennen den 30. August, ein großes Stück kollabierte, entwickelte sich ein Strom, der größer als alle vorherigen war und die Ostflanke ins Landesinnere hinunterglitt. Er zerstörte die Orte Morne-Rouge, wo etwa 800 Menschen ihr Leben verloren, und Ajoupa-Bouillon mit 250 Toten. Zudem wälzte er sich durch Teile von Blasse-Pointe und Morne-Capot, wo er 25 beziehungsweise 10 Tote forderte. Eine Fläche von 56 Quadratkilometern wurde vernichtet. Im März 1903 zerfiel die Säule endgültig.
Außerdem bildete sich eine krallengleiche Lavanadel aus, deren Höhe im Dezember 1902 rund 260 Meter betrug. Anschließend brach auch sie nach und nach zusammen. Im September 1904 maß sie noch 82 Meter, Ende Oktober 1904 nur noch 61 Meter.
Die letzte kleine Eruption der Aktivitätsphase von 1902 bis 1905 zeigte der Mont Pelé am 4. Juli des Jahres 1905. Eine nächste aktive Phase hatte der Vulkan von 1929 bis 1932. Seitdem ruht er bis heute (2009).
Folgen
Man hat aus den Fehlern der Ausbrüche von 1902 bis 1905 gelernt. Beispielsweise wurde die Bevölkerung, als der Vulkan 1929 wieder ausbrach, umgehend evakuiert. Zudem überwacht ein Vulkanobservatorium den Berg. Der Mont Pelé gehört heute zu den am besten erforschten und überwachten Vulkanen weltweit.
Quellen
- ↑ Alfred LaCroix: La Montagne Pelée et ses Eruptions. Masson & Cie, Paris, 1904; S. 223: Mont Pelé-Reliefkarte mit Zerstörungsgebiet durch die Ausbrüche vom 8. Mai u. 3. August 1902
Literatur
- Maurice Krafft: Vulkane. Ravensburger, 1990, ISBN 3-473-35793-6
- Susanna van Rose: Vulkane. Gerstenberg Verlag, 1993, ISBN 3-8067-4435-1
- Daniel Obert: Vulkane. Könemann Verlagsgesellschaft mbH, 2000, ISBN 3-8290-5671-0
- Lin Sutherland: Erdbeben und Vulkane. Tessloff Verlag, 2001, ISBN 3-7886-0874-9
- Harro Hess: Vulkane und Erdbeben. Klett PERTHES, 2003, ISBN 3-623-00020-5
- Peter Morgan: Fire Mountain. Bloomsbury Publishing, 2004, ISBN 978-0-747-56843-8
- Antoine Lacroix: La Montagne Pelée et ses éruptions. Paris, 1904
- Moritz Alphons Stübel: Rückblick auf die Ausbruchsperiode des Mont Pelé auf Martinique 1902 bis 1903 vom theoretischen Gesichtspunkte aus. Leipzig, 1904
- Alwyn Scarth: La Catastrophe: The Eruption of Mount Pelée. Oxford University Press, 2002, ISBN 978-0-195-21839-8
- Ernest Zebrowski jr.: The Last Days of St. Pierre. Rutgers University Press, 2002, ISBN 978-0-813-53041-3
Weblinks
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