Felix Mantz

Felix Mantz
Ein Porträt von Felix Manz, gezeichnet im 20. Jahrhundert

Felix Manz (auch Mantz; * um das Jahr 1498 in Zürich; † 5. Januar 1527 in Zürich) war ein Führer der Täuferbewegung und einer der ersten täuferischen Märtyrer der Schweiz.

Inhaltsverzeichnis

Anfänge

Jugendjahre

Felix Manz wurde als unehelicher Sohn eines Zürcher Domherrn geboren. Er genoss eine gute theologische Ausbildung und war vor allem in den alten Sprachen Hebräisch, Griechisch und Latein zuhause. Schon früh stiess er zu den reformatorischen Kreisen um Huldrych Zwingli. Hier lernte er auch die Gründer der späteren Zürcher Täufergemeinde Konrad Grebel und Jörg Blaurock kennen. Im Hause seiner Mutter gründete er wie auch Konrad Grebel andernorts eine kleine Bibelschule. Während Grebel als Lehrer sich auf das Neue Testament konzentrierte, führte Manz einen kleinen Kreis von Wissbegierigen in die Schriften des Alten Testaments und in die Grundbegriffe der hebräischen Sprache ein.

Der Konflikt mit Zwingli

Faksimile der von Manz verfassten Schutzschrift (1524/25) an den Rat der Stadt Zürich

Manz und Grebel distanzierten sich in der Folgezeit immer stärker von Zwingli. Sie warfen ihm die Verschleppung des Reformationsprozesses vor. Es kam zu mehreren offiziellen Gesprächen und schliesslich am 17. Januar 1525 zu einer grossen Disputation vor dem sogenannten Regulären Rat der Stadt Zürich und Grossen Rat der Zweihundert. Neben Manz und Grebel nahm auch der Pfarrer Wilhelm Reublin an diesem theologischen Streitgespräch versus Zwingli teil. Diese Disputation ist vor allem insofern interessant, als dass die genannten Drei zum ersten Mal ihre täuferischen Ansichten öffentlich darlegten, das heisst, die Kindertaufe verwarfen und ausschliesslich die Taufe von Gläubigen forderten. Sie beriefen sich dabei auf die Taufanweisungen Jesu und die Taufpraxis der Apostel. Der Zürcher Rat stellte sich nach der Disputation auf die Seite Zwinglis und ordnete am folgenden Tag an, dass alle Eltern, die ihre Kinder nicht innerhalb von acht Tagen taufen liessen, „die Stadt mit Weib, Kind und seinem Gut verlassen müssten“. Drei Tage später, am 21. Januar, wurde es Manz und Grebel verboten, in ihren Bibelschulen weiter zu unterrichten.

Mitbegründer der Täuferbewegung

Bei einer Zusammenkunft des Kreises um Manz und Grebel am Abend des bereits erwähnten 21. Januars 1525 kam es nach einer längeren Gesprächs- und Gebetszeit zur Gründung der ersten Täufergemeinde. In der Ältesten Chronik der hutterischen Brüder ist ein Bericht über den Verlauf dieser Zusammenkunft erhalten. Die Chronik berichtet, dass "die Angst begann und auf sie kam" und "dass ihre Herzen bedrängt wurden". Nach einem Gebet trat der ehemalige römisch-katholische Priester Jörg Blaurock aus dem Schweizer Kanton Graubünden vor Konrad Grebel und bat diesen, ihn zu taufen. Grebel kam dieser Bitte nach. Danach taufte Blaurock auf deren Bitten hin auch die anderen des Kreises - unter ihnen auch Felix Manz.

Evangelist der Täuferbewegung

Manz begann sofort mit einer regen Evangelisationstätigkeit in Zürich und Umgebung. Ende März 1525 wurde er zusammen mit zwanzig anderen Mitgliedern der jungen Täufergemeinde gefangen genommen und in den Hexenturm des Zürcher Gefängnisses verbracht. Am 5. April gelang den Gefangenen die Flucht. Manz setzte seine Missionsarbeit fort und wurde erneut verhaftet. Bei einem Verhör erklärte er, dass er ein Gegner der Todesstrafe und des Kriegsdienstes sei. Im Gegensatz zu anderen lehre er aber nicht die urchristliche Gütergemeinschaft. Auch glaube er, dass die staatliche Obrigkeit von Gott eingesetzt sei; ihr stehe auch das Recht zu, Steuern zu erheben. Die Behörden liessen ihn aufgrund dieser Erklärungen wieder frei.

Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis evangelisierte Manz in Grüningen im Kanton Zürich und kurze Zeit später gemeinsam mit Blaurock in Chur im Kanton Graubünden. Am 18. Mai 1525 wurde er dort wiederum verhaftet und zurück nach Zürich überführt. Der Magistrat von Chur berichtete nach Zürich, man habe Manz "nicht einmal durch die Androhung der Todesstrafe davon abhalten können, zu predigen und zu taufen". Er sei "ein eigensinniger und widerspenstiger Mensch". Die Zeit bis zum 7. Oktober 1525 verbrachte Manz im Zürcher Wellenbergturm. Nach seiner Freilassung setzte Manz sein Werk unbeirrt fort und wurde am 30. Oktober wieder verhaftet. Gefängnis und Freilassung wechseln sich auch in den Wintermonaten 1525 / 1526 ab.

Liederdichter der Täuferbewegung

Felix Manz ist auch als täuferischer Liederdichter bekannt. Sieben seiner Kirchenlieder finden sich im Ausbund, dem Gesangbuch der Täuferbewegung aus dem 16. Jahrhundert, das heute noch von den Amish benutzt wird.

Deutsch English
  1. Mit Lust so will ich singen
  2. Mein Herz freut sich in Gott
  3. Der mir viel Kunst thut bringen,
  4. Dasz ich entrinn dem Tod
  5. Der ewiglich nimmet kein End.
  6. Ich preiz dich Christ vom Himmel,
  7. Der mir mein Kummer wend.
  1. With gladness will I now sing;
  2. My heart delights in God,
  3. Who showed me such forbearance
  4. That I from death was saved
  5. Which never hath an end.
  6. I praise Thee, Christ in heaven
  7. Who all my sorrow changed.

Märtyrertod

Im April 1526 predigte und taufte Felix Manz wieder in Graubünden und Appenzell. Am 3. Dezember 1526 kam es zu einer endgültigen Gefangennahme. Das Gericht verurteilte ihn in den ersten Januartagen 1527 zum "Tod durch Ertränken". Im Urteil heisst es unter anderem: "Genannter Felix Manz soll wegen seines aufrührerischen Wesens, seiner Zusammenrottung gegen die Obrigkeit und weil er gegen die christliche Regierung und die bürgerliche Einheit gehandelt hat, dem Nachrichter ("Scharfrichter") übergeben werden, der ihm seine Hände binden, in ein Schiff setzen, zu dem unteren Hütly (einer damals noch mitten in der Limmat gelegenen Fischerhütte) bringen und auf dem Hütly die Hände gebunden über den Kopf streifen und einen Knebel zwischen den Armen und Beinen durchstossen und ihn also gebunden in das Wasser werfen soll, um ihn im Wasser sterben und verderben zu lassen, damit er nach Gericht und Recht gebüsst habe."

Die Hinrichtung durch Ertränken sollte den Tod von Felix Manz besonders schmachvoll erscheinen lassen, da diese Hinrichtungsart gewöhnlich nur über Frauen verhängt wurde. Als Manz am 5. Januar 1527 gebunden und zum Hütly gebracht wurde, sang er auf Lateinisch In manus tuas, domine, commendo spiritum meum (In Deine Hände, Herr, übergebe ich meinen Geist; vgl. Ps 31,6; Luk 23,46; Apg 7,59). Über sein Schicksal berichtet auch der 1660 erstmals erschienene Märtyrerspiegel.

Gedenktafel an der Ufermauer der Schipfe

Am dem Ort, wo Felix Manz als erstes Opfer der Täuferbewegung in Zürich ertränkt wurde, befindet sich eine Gedenktafel.[1] In Anwesenheit von Stadtrat Robert Neukomm erfolgte am 7. Juli 2004 anlässlich des Begegnungstags der reformierten Kirchen und Täufer die Einweihung einer schwarzen Basaltplatte an der Ufermauer bei der Schipfe: «Hier wurden mitten in der Limmat von einer Fischerplattform aus Felix Manz und fünf weitere Täufer in der Reformationszeit zwischen 1527 und 1532 ertränkt. Als letzter Täufer wurde in Zürich Hans Landis 1614 hingerichtet.»[2]

Quellen

  1. Evangelisch-reformierte Kirchen der Schweiz: Nachfahren der Täufer um Vergebung gebeten
  2. kath.ch: Gedenktafel für Täufer eingeweiht, abgerufen am 12. Januar 2009

Literatur

  • Myron S. Augsburger: Ich werde dich wiedersehen. Inmitten von stürmischen Zeiten riskiert Felix Manz sein Leben für eine freie Kirche, Seewis,CH, 2003. ISBN 3-909131-09-3
  • Ekkehard Krajewski: Leben und Sterben des Zürcher Täuferführers Felix Mantz, Kassel, 1962
  • Peter Hoover: Feuertaufe für die Freiheit. Das radikale Leben der Täufer. Eine Provokation, Berlin, 2006. ISBN 3-935992-23-8
  • John C. Wenger: Die Täuferbewegung - eine kurze Einführung in ihre Geschichte und Lehre, Wuppertal und Kassel 1984, ISBN 3-7893-7170-X
  • Hans-Jürgen Goertz: Die Täufer - Geschichte und Deutung, München 1980, ISBN 3-406-07909-1

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