Flugwissenschaft

Flugwissenschaft

Aeronautik (von altgriechisch ἀήρ, Luft und nautis (Segeln)) ist die Wissenschaft vom Fliegen im lufterfüllten Raum, einschließlich Theorie und Konstruktion von Ballons, Luftschiffen, Flugzeugen und Raketen. Als "Vater der Aeronautik" gilt George Cayley, der als erster Anfang des 19. Jahrhunderts die über lange Zeit gesammelten, vielfältigen Erfahrungen und Erkenntnisse des Fluges theoretisch zusammenfasste. Streng genommen lässt sich die Aeronautik in die Bereiche Aerostatik und Aerodynamik unterteilen.[1]

Inhaltsverzeichnis

Von der Aëronautik zur Aeronautik: Wort und Inhalt im Wandel der Zeit

Im Brockhaus von 1809 heißt es: Die Aëronautik heißt die Kunst, in der Luft zu schiffen, und wäre daher eigentlich ein richtigerer Ausdruck für diese Kunst, als der im uneigentlichen Sinne angenommene von Aërostatik.[2]

Zwischen 1810 und 1811 veröffentlichte Heinrich von Kleist in den Berliner Abendblättern Nr. 25 und 26 Artikel unter der Überschrift Aeronautik (damalige Schreibweise wahrscheinlich Aëronautik), die sich mit dem Flugverhalten von Ballons bzw. Luftschiffen befassten, die sich auf physikalischen, chemische und mathematische Berechnungen stützten.[3]

Im Jahr 1850 veröffentlichte Carl Theodor Schlüter in Altona ein Buch mit 190 Seiten unter dem Titel Die Aëronautik früher und jetzt, nebst theoretischen und practischen Vorschlagen zu einer vervollkommneteren Luftschifffahrtskunst und Benutzung des Luftballs für technische und industrielle Zwecke. Bei diesem Buch handelt es sich um Mitschriften nebst Zeichnungen der Vorträge des Apothekers Heino Zeise im Altonaer Bürgerverein aus dem Winter 1849/1850.[4]

Wie sich anhand des ersten Bandes des 1934 in Leipzig erschienen Damen Conversations Lexikons (Seite 85) belegen lässt, hielt sich die Schreibweise Aëronautik und Aërostatik noch mindestens weitere 125 Jahre[5], wobei aus Meyers Lexikon von 1908 hervorgeht, das man damals unter Aëromechanik (griech., Pneumatik), die Lehre von dem Gleichgewicht (Aërostatik) und der Bewegung der luftförmigen Körper oder Gase (Aërodynamik) verstand.[6] Weiterhin wird Aëronautik darin mit Luftschiffahrt gleichgesetzt und im entsprechenden Artikel als die Kunst, mittels geeigneter Apparate sich frei in die Luft zu erheben und darin fortzubewegen definiert, sowie eine recht umfangreiche Einführung in den damaligen Stand der Aëronautik, deren Geschichte und Wissenschaftliche Forschungen gegeben.[7]

Entsprechend bezeichnete man in jener Zeit die Führer von Luftschiffen als Luftschiffer oder Aeronauten.[8]

Aktuelle Übersetzungen und Verwendung des Wortes Aeronautik

Der Begriff Aeronautik leitet sich also vom durch George Cayley geprägten, englischen Wort Aeronautics ab. Aeronautics wird auch mit Flugwissenschaft oder Luftfahrt übersetzt[9], wobei insbesondere die Verwendung des Begriffs Luftfahrt (statt Aeronautik) aufgrund der relativ allgemeinen Bedeutung dieses Wortes zu Missverständnissen bzw. Missinterpretationen führen kann.

Dennoch gilt das Wort Aeronautik in der deutschen Sprache als veraltet[10], wie auch die aktuelle Ausgabe des Duden bestätigt.[11]

Eine weitere, mögliche Übersetzung von Aeronautik ist Luftfahrtkunde.[12]

Aus Technik und Wissenschaft ist der Begriff der Aeronautik nicht vollkommen verschwunden, da das gebräuchliche, englische Wort Aeronautics wohl am besten –  und daher bis heute immer wieder –  mit Aeronautik übersetzt wird.

Beispiele:

Eine Wiedergeburt des Begriffes Aeronautik ist daher nicht auszuschließen, wie auch ein aktueller Artikel in FOCUS online, erschienen am 15. Juli 2008, mit dem Titel "Aeronautik - Überschall ohne Knall"[13], zu belegen scheint.

Aeronautik heute

Heute ist Aeronautik Inhalt des ingenieurwissenschaftlichen Studiums der Luft- und Raumfahrttechnik (Luft- und Raumfahrtwissenschaften), das an verschiedenen Universitäten, Hochschulen und Fachhochschulen innerhalb und außerhalb Deutschlands angeboten wird. Die wissenschaftlichen Inhalte der Aeronautik finden sich entsprechend in der Luftfahrttechnik und Raumfahrttechnik wieder.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Aeronautik bei Wissenschaft online.de
  2. Aëronautik im Brockhaus von 1809 auf Zeno.org
  3. Reinhold Steig, Heinrich von Kleist’s Berliner Kämpfe (Berlin, Stuttgart: Spemann 1901), 557-565
  4. Die Aeronautik fruher und jetzt von Heino Zeise, unter Google Book Search
  5. Aëronautik in Damen Conversations Lexikon
  6. Aeronautik in Meyers Lexikon von 1905
  7. Luftschiffahrt in Meyers Lexikon von 1905 bzw. [1]
  8. Aeronautik bei Zeno.org laut Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 91.
  9. Aeronautik Übersetzung von Babylon
  10. Übersetzung in dict.de mit Vermerk veraltet: Luftfahrt
  11. Aeronautik im Duden
  12. Übersetzung von Aeronautik bei Wissen.de
  13. Aeronautik - Überschall ohne Knall, Focus Online vom 15.07.2008

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Heinz Kensche — (* 21. Januar 1909 in Waldenburg, Schlesien; † 17. September 1970 in Uhingen Holzhausen) war ein deutscher Ingenieur und Flugzeugbauer. Er begann mit dem Segelfliegen am Zobten (Riesengebirge). In Grunau (Riesengebirge) flog er zusammen mit Wolf… …   Deutsch Wikipedia

  • Aeronautik — (von altgriechisch ἀήρ aer, Luft und nautis (Segeln)) ist die Wissenschaft vom Fliegen im lufterfüllten Raum, einschließlich Theorie und Konstruktion von Ballons, Luftschiffen, Flugzeugen und Raketen. Als „Vater der Aeronautik“ gilt George Cayley …   Deutsch Wikipedia

  • Aëronautik — Aeronautik (von altgriechisch ἀήρ, Luft und nautis (Segeln)) ist die Wissenschaft vom Fliegen im lufterfüllten Raum, einschließlich Theorie und Konstruktion von Ballons, Luftschiffen, Flugzeugen und Raketen. Als Vater der Aeronautik gilt George… …   Deutsch Wikipedia

  • Otto Fuchs — Reinhold Otto Fuchs, auch Otto Fuchs (Etzenhausen), (* 7. März 1897 in Frankenthal (Pfalz); † 8. November 1987 in Dachau) war ein Luftfahrtpionier und langjähriger Ausbildungs und Wissenschaftsmanager der deutschen Luftfahrt. Ferner war er Maler… …   Deutsch Wikipedia

  • GUDERLEY — GERMANY (see also List of Individuals) 15.6.1910 Bräunsdorf/D 9.3.1997 Dayton/USA Gottfried Guderley studied from 1928 to 1934 and submitted a PhD thesis at Technical University of Dresden, where he had collaborated with Constantin Weber (1885… …   Hydraulicians in Europe 1800-2000

  • HOERNER — GERMANY (see also List of Individuals) 18.4.1906 Münster/D 22.6.1971 Brick Town/USA Sighard Hoerner graduated from Munich Technical University as a mechanical engineer in 1930. He then moved to Braunschweig University where he submitted a PhD… …   Hydraulicians in Europe 1800-2000

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”