- Flüsterwitz
-
Ein Flüsterwitz ist ein Witz, den man nicht frei, sondern nur flüsternd erzählt, weil das Erzählen von politischen Witzen mit Strafe bedroht ist.
Der Flüsterwitz in der Zeit des Nationalsozialismus
Beispiele für Flüsterwitze:
- Die Deutsche Weihnachtsgans im Dritten Reich: „Fett wie Göring, schnatternd wie Goebbels, braun wie die Partei und gerupft wie das deutsche Volk!”
- Welche drei Arten von Ernährten gibt es im deutschen Reich? „Die schlecht Ernährten, die Unter-Ernährten und die Unter-der-Hand-Ernährten.”
- Verse wie: „Alter schützt vor Schutzhaft nicht.” und „Lieber Gott mach mich stumm, dass ich nicht nach Dachau kumm.”, weiter „Lieber Tommy fliege weiter, wir sind alle Bergarbeiter. Fliege weiter nach Berlin, die ham' alle Ja geschrien.”
- „Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei, erst geht der Führer und dann die Partei.” Nach einem damals bekannten Schlager von Lale Andersen.
- Jupp Goebbels hält eine Rede auf einer Parteiversammlung und sagt: „Das deutsche Volk ist wie der deutsche Adler, der Kopf ist unser Führer, der rechte Flügel die SS, der linke Flügel die SA ... Da steht hinten um Saal ein Arbeiter auf und schreit: Und das Arschloch, das bist Du!”
- „Tünnes ist gestorben.”, „Woran denn?”, „Er lag verkohlt im Wohnzimmer vor dem Volksempfänger!”
- Ein Essener und ein Berliner unterhalten sich über das Ausmaß der Bombenschäden. Der Berliner sagt, das letzte Bombardement der Reichshauptstadt sei so schlimm gewesen, dass noch fünf Stunden nach dem Angriff die Fensterscheiben aus den Häusern gefallen seien. Der Essener antwortet daraufhin, das bedeute noch gar nichts, denn in seiner Stadt seien noch 14 Tage nach dem letzten Angriff die Bilder des Führers aus dem Fenster geflogen.
- Über Hitlers Buch Mein Kampf ist zu erfahren „dass es nur noch auf der Kleiderkarte erhältlich ist, da es zu den Spinnstoffen gehört”.
- „Was gibt's für neue Witze?” -
„2 Monate Dachau” - Treffen sich ein Internist und ein Psychiater. Der Psychiater grüßt: „Heil Hitler!” Darauf der Internist „Heil Du ihn! Du bist doch der Irrenarzt!”
- In der Psychiatrie ist Hitler zu Besuch. Die Patienten stehen alle vor ihren Betten und grüßen mit „Heil Hitler!”. Einer, der Absteits steht, grüßt nicht. Hitler ist erbost und fragt ihn nach dem Grund. Er sagt:„Ich bin der Leiter der Anstalt. Ich bin nicht verrückt.”
- Hitler, Goebbels und Göring sitzen in einem sinkenden Boot. Wer überlebt? Deutschland! (Als sich die Niederlage Deutschlands im Zweiten Weltkrieg abzeichnete.)
- Im Sommer 1941 unterhalten sich zwei KZ-Häftlinge über ihren Verhaftungsgrund.
Der erste: "Ich sagte am 5. Mai, der Heß wäre verrückt!" -
Der zweite: "Ich sagte am 15. Mai, er wäre es nicht!"
Um den letzten der obigen Witze verstehen zu können, muss man wissen, dass Rudolf Heß am 10. Mai 1941 mit einer Messerschmitt Bf 110 nach Schottland flog, um mit dem Anführer – so glaubte er jedenfalls – der englischen Friedensbewegung, dem Duke of Hamilton (Herzog von Hamilton), über Frieden zu verhandeln. Dabei geriet er in britische Kriegsgefangenschaft. Sein Flug wurde vom Nazi-Regime in der Öffentlichkeit als Verrat gewertet und Heß für verrückt erklärt.
Quellen
- Brigitte Esser, Michael Venhoff. Chronik des zweiten Weltkriegs Gütersloh , München : Chronik Verlag 1999. ISBN 3-577-14360-6, S. 121 - Hintergrund
- Jürgen Bruhn. Hamburg kaputt , Hamburg : Die Hanse 2002. ISBN 3-434-52584-X, S. 70, 76 - Das Fest an der Elbe
Weblinks
- http://www.mdzonline.de/guu/his-witz.htm
- http://www.mahnung-gegen-rechts.de/pages/fluesterwitze-01.htm- vgl. Hans-Jochen Gamm: Der Flüsterwitz im Dritten Reich.
Wikimedia Foundation.