Francesco I. de’ Medici

Francesco I. de’ Medici
Francesco I. de’ Medici, Herzog von Florenz

Francesco de’ Medici (deutsch Franz I.) (* 25. März 1541 in Florenz; † 19. Oktober 1587) aus der Familie Medici war ab 1574 Großherzog der Toskana in der Nachfolge seines Vaters Cosimo I., den er bereits seit 1564 als Regent vertreten hatte.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Francesco heiratete am 18. Dezember 1565 Johanna von Österreich (* 24. Januar 1548; † 10. April 1578), eine Tochter des Kaisers Ferdinand I.. Nach dem Tod seines Vaters regierte er Florenz mit Selbstherrlichkeit und in der Manier eines Despoten. Minister, die sich ihm nicht völlig ergebenen zeigten, verloren jeden Einfluss. Er zwang seine Stiefmutter, sich in einen Konvent zurückzuziehen, und hielt seine Brüder aus Florenz fern. Man sagt von ihm, dass er die Privilegien der Macht liebte, weniger ihre Bürden.

Während Cosimo die Unabhängigkeit seines Staates behauptet hatte, schloss sich Francesco eng an Österreich an. Dafür bestätigte der Kaiser ihm nun den Titel eines Großherzogs der Toskana, den Cosimo vom Papst erhalten hatte, der Kaiser aber bisher nicht anerkannt hatte. An Spanien zahlte er große Geldsummen, die für das Volk von Florenz eine harte Belastung darstellten. Um die Schutzmächte Österreich und Spanien nicht zu verstimmen, ließ er die Beziehungen zu Frankreich ruhen.

Ökonomisch erlebte Florenz in seiner Regierungszeit einen Niedergang. Hohe Getreidesteuern belastete die Bauern so stark, dass die Landwirtschaft in der Maremma zum Teil zum Erliegen kam. Den Handel machte er zu einem Monopol des herzoglichen Hauses, was dem Land als ganzem schadete. Auch die Industrie erlitt unter seiner Regierung einen Rückschlag. Die von Francesco gegründeten Porzellan-Manufakturen und Pietra-Dura-Werke erlebten erst nach seinem Tod eine Blüte.

Erzherzogin Johanna, Großherzogin von Toskana (Gemälde von Francesco Terzio, 1565)
Bianca Cappello, seine Mätresse und spätere zweite Ehefrau

Unbestritten ist dagegen seine Neigung zu Wissenschaft und Literatur, die er mit vielen Medici teilt. Er förderte Giovanni Bologna, gründete die Galleria degli Uffizi und ließ das Medici-Theater und das Schloss in Pratolino bauen. Während seiner Herrschaft wurde die Accademia della Crusca eingerichtet. Francesco hatte außerdem eine Leidenschaft für Chemie und verbrachte viel Zeit in seinem Laboratorium.

Er führte den Aufbau einer neuen Stadt bei Livorno fort, der von Cosimo I. geplant worden war und auch von allen nachfolgenden Medici betrieben wurde. Livorno verfügte damals nur über einen schlecht geschützten Naturhafen.

Berüchtigt sind Francescos Neigungen zu Exzessen und sogar zu Blutvergießen. In seiner Regierungszeit stieg die Kriminalität in Florenz an (während der ersten achtzehn Monate seiner Regierung wurden nicht weniger als 168 Morde verübt). Sein schlechtes Vorbild und - wohl mit mehr Recht - seine Vernachlässigung der Staatsangelegenheiten werden dafür verantwortlich gemacht.

1575 wurde eine Verschwörung des Orazio Pucci gegen Cosimo entdeckt. Obwohl die Verschwörer ihre Pläne schon aufgegeben hatten, wurden sie unnachsichtig verfolgt und hingerichtet. Pucci selbst wurde, um ihm eine besondere Schmach anzutun, an demselben Fenster des Palazzo Vecchio erhängt, an dem Cosimo schon seinen Vater hatte hinrichten lassen. Der Besitz der Verschwörer wurde konfisziert. Der Gewinn für den Großherzog betrug mehr als 300.000 Dukaten.

Noch während seiner Ehe mit Johanna begann Francesco ein Liebesverhältnis mit Bianca Cappello (1548–1587), einer adlige Venezianerin, die mit einem jungen Florentiner namens Pietro Buonaventuri verheiratet war. Ihr Gatte erhielt zunächst einen Posten bei Hof, wurde aber einige Zeit später ermordet. Es gab das Gerücht, dass der Großherzog dieses Verbrechen gebilligt habe; jedenfalls konnte er nun ungehindert seiner Leidenschaft nachgehen.

Unmittelbar nachdem Johanna 1578 im Kindbett gestorben war, heiratete Francesco Bianca Cappello.[1] Die Ehe wurde jedoch erst am 5. Juni 1579 offiziell bekannt gegeben.

Francesco und Bianca hatten keine Kinder, und da es auch aus Francescos erster Ehe keine überlebenden männlichen Nachkommen gab, war der legimite Nachfolger als Großherzog Francescos Bruder, der Kardinal Ferdinando. Als am 18. Oktober 1587 Francesco in seiner Villa in Poggio a Caiano plötzlich verstarb und ihm Bianca am nächsten Tag folgte, gab es sogleich Zweifel am natürlichen Tod des Ehepaares. Ferdinando ließ, um den Verdacht eines Mordes zu zerstreuen, eine Obduktion durchführen, nach der Malaria als Todesursache angegeben wurde. Auch dieses Ergebnis wird allerdings bis heute angezweifelt.

Untersuchungen von Ende 2006 unterstützen die Vermutung, dass ein Giftmord vorlag: In Lebergewebe, dass durch einen DNA-Vergleich Francesco zugeordnet wurde, wurde eine erhöhte Arsen-Konzentration festgestellt. Andere Wissenschaftler bezweifeln allerdings die Zuverlässigkeit der Erbgutanalyse. Auch könnte die Arsenanreicherung möglicherweise erst durch die Lagerung des Gewebes nach dem Tod entstanden sein.[2]

Nachkommen

Aus seiner ersten Ehe hatte Francesco sieben Kinder:

  • Eleonora (* 1. März 1566; † 9. September 1611) ∞ 1584 Vincenzo I. Gonzaga (1562–1612), Herzog von Mantua
  • Romola (* 20. November 1568; † 2. Dezember 1568)
  • Anna (* 31. Dezember 1569; † 19. Februar 1584)
  • Isabella (* 30. September 1571; † 8. August] 1572)
  • Lucrezia (* 7. November 1572; † 14. August 1574)
  • Maria (* 26. April 1573 in Florenz; † 3. Juli 1642 in Köln) ∞ 5. Oktober 1600 Henri IV., König von Frankreich (1553–1610)
  • Filippo (* 20. Mai 1577; † 29. März 1582)

Darüber hinaus hatte er Pellegrina (* 1564), die Mutter war Francescos zweite Ehefrau Bianca, und Antonio (* 29. August 1576; † 2. Mai 1621), den Adoptivsohn seiner zweiten Ehefrau Bianca Cappello, adoptiert.

Einzelnachweise

  1. Edith Schlocker: Schloss Ambras: Des Kaisers unglückliche Töchter. Die Presse, 25. Juli 2010, abgerufen am 26. Juli 2010 (Die Ausstellung "Nozze italiane" illustriert die Heiratspolitik der Habsburger. Im Zentrum stehen drei nach Italien verheiratete Töchter Ferdinands I.).
  2. vgl. Es war Arsen. In: Süddeutsche Zeitung vom 5. Januar 2007, Wissen, S. 22

Literatur

  • My Heilmann: Florenz und die Medici. Köln 1981


Vorgänger Amt Nachfolger
Cosimo I. Großherzog der Toskana
15741587
Ferdinando I.

Weblinks

 Commons: Francesco I. de’ Medici – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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