- Francisco Pizarro
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Francisco Pizarro González [fɾanˈθisko piˈθaro] (* 1476 oder 1478 in Trujillo, Extremadura; † 26. Juni 1541 in Ciudad de los Reyes, dem heutigen Lima) war ein spanischer Conquistador, der das Reich der Inka eroberte.
Pizarro unternahm mit seinen drei Halbbrüdern und wechselnden Begleitern mehrere Erkundungsfahrten nach Mittel- und Südamerika, auf denen er vor allem nach Gold und Reichtümern suchte.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Erste Reisen
Pizarro war in Spanien der Legende nach ein einfacher Schweinehirte. Ihn lockte im Zeitalter der Entdeckungen das Abenteuer in die Neue Welt. Von 1502 bis 1509 siedelte er auf der Insel Hispaniola, im Bereich des heutigen Haiti. 1510 nahm er an einer Fahrt nach Urabá teil. Im Jahr 1513 schloss er sich einer Expedition Vasco Núñez de Balboas an, die bei der Erkundung des Isthmus von Panama bis zum Pazifik vorstieß.
In Mittelamerika
→ Hauptartikel: Spanische Eroberung Perus
1519 verlegte Pizarro seinen Wohnsitz nach Panama-Stadt und erwarb sich dort als Bürgermeister und Richter ein kleines Vermögen. 1522 erfuhr er von der Existenz des Inkareichs und wohl auch von der Eroberung des Aztekenreiches durch seinen entfernten Verwandten, Hernán Cortés.[1] Pizarro schwebte für sich Ähnliches vor. 1524 verpflichtete er sich in einem Vertrag mit Diego de Almagro und dem Priester Hernando de Luque, das legendäre Goldland Eldorado zu finden.
Nach den erfolglos verlaufenen Expeditionen in den Jahren 1524 und 1525 gelang es ihm in den Jahren 1526 bis 1528, die peruanische Küste mit seinen Schiffen zu erreichen. Mit Gold, Lamas und indianischen Übersetzern kehrte er nach Panama zurück und reiste nach vorübergehendem Aufenthalt nach Spanien weiter. Von den bisherigen Resultaten beeindruckt, ernannte ihn König Karl I. von Spanien am 26. Juli 1529 zum Generalkapitän von Peru - die Ausrüstung seiner Mannschaft auf Pizarros eigene Kosten vorausgesetzt - und erteilte ihm durch eine Capitulación die Erlaubnis zum Feldzug. Für jegliches Land 600 Meilen südlich von Panama erhielt Pizarro das Gouverneursamt.
1531 führte Pizarro eine mehrere hundert Mann starke Expedition, zunächst mit Schiffen, an der Pazifik-Küste entlang. Im August 1532 gründete er das heutige Piura, die erste spanische Stadt auf dem Gebiet des heutigen Peru.
Im September machte er sich mit seinen Leuten in das Landesinnere auf. Nach verlustreichen Fußmärschen durch den tropischen Dschungel drangen die spanischen Eroberer mit ihrer einfachen Ausrüstung über die mehrere tausend Meter hohen Kordilleren in das Inka-Territorium vor. Auf ihrem Weg wurden sie beobachtet und immer wieder von Boten des Inka besucht.
Schlacht von Cajamarca
→ Hauptartikel: Schlacht von Cajamarca
Am 15. November 1532 traf Pizarro mit etwa 215 spanischen Soldaten (die Zahlen variieren zwischen 150 und 280) bei Cajamarca ein, das 1.000 km Luftlinie von der Hauptstadt des Inka-Imperiums, Cuzco, entfernt liegt. Inkaherrscher Atahualpa erwartete zusammen mit etwa 20.000 bis 80.000 Kriegern die Konquistadorentruppe. Nach Verhandlungen durch Pizarros Gefolgsmann de Soto und Hernando Pizarro zog Pizarro in das von den Inka geräumte Cajamarca ein. Nach weiteren Verhandlungen entschied sich der Inka Atahualpa dazu, die Spanier in Cajamarca aufzusuchen. Am folgenden Tag zog der Inka mit großem Aufgebot (etwa 4.000 bis 5.000 unbewaffnete Getreue) vor die Mauern Cajamarcas und kam mit einem kleineren Gefolge in die Stadt. Dort schnappte ein von den Spaniern vorbereiteter Hinterhalt zu: Der Dominikaner Vicente de Valverde trat mit einer Bibel und einem Kreuz in der Hand vor Atahualpa und begann seine Anrede mit: „Höre das Wort Gottes …“. Als Atahualpa den Priester unterbrach und fragte, woher das Wort Gottes komme, reichte de Valverde ihm die Bibel. Da Atahualpa mit der Schrift nichts anfangen konnte, hielt er das Buch an das Ohr und da er das angekündigte „Wort“ nicht vernahm, schleuderte er beleidigt die Bibel dem Priester ins Gesicht. Pizarro, der das Geschehen aus sicherer Distanz beobachtete, nahm dieses „Sakrileg“ als Vorwand zum Angriff. Daraufhin schossen die Spanier mit ihren Kanonen und Arkebusen auf die Masse der Inka, bevor sie mit den Blankwaffen zum Angriff übergingen und unter den Wehrlosen ein Gemetzel anrichteten. Es gelang den Spaniern, Atahualpa gefangen zu nehmen. Von den Spaniern wurden nur zwei Soldaten verletzt. Die Inkas wurden vermutlich aufgrund des Überraschungseffektes geschlagen, da die Gefangennahme und Bedrohung des für sie gottgleichen Inkas sie derart fassunglos machte, dass an Gegenwehr nicht zu denken war. Dazu kam der ungewohnte Anblick der Pferde der Spanier und das Getöse der Feuerwaffen (Arkebusen und zwei kleine Kanonen). Das zurückgelassene Hauptheer (20.000 bis 80.000 Mann, je nach Quelle) der Inkas verharrte führer- und bewegungslos, um den Inka nicht zu gefährden.
Dieser Erfolg war möglich, weil die Inka die Intentionen der spanischen Konquistadoren – trotz wochenlanger Beobachtung auf ihrem Weg nach Cajamarca – nicht erkannten. Warum Atahualpa unbewaffnet in die Stadt kam, ist nach wie vor umstritten. Die große religiöse Bedeutung der Farbe Weiss, als Farbe des Schöpfergottes, spielte sicherlich eine ebenso große Rolle für die Entscheidung des Inkas, die fremdartigen, weisshäutigen Besucher unbewaffnet zu begrüßen.
Atahualpa zahlte in den folgenden Monaten an Pizarro zwar ein enormes Lösegeld (ein Raum musste mit Gold, ein weiterer zweimal mit Silber gefüllt werden) in der Hoffnung, freigelassen zu werden, wurde aber – in Abwesenheit Pizarros – wegen eines angeblichen Aufstands zum Tode verurteilt und am 29. August 1533 in Cajamarca mit der Garotte erdrosselt.
In Cuzco und Lima
Am 15. November 1533 wurde die alte Inka-Hauptstadt Cuzco von den Spaniern widerstandslos eingenommen, geplündert und in Brand gesteckt. Pizarro gelang es, die herrschende Inkakaste für seine Zwecke einzusetzen. An Stelle von Atahualpa setzte er als neuen Inka-Herrscher Manco Cápac II. ein. Der Eroberer gründete 1535 in Küstennähe die neue Hauptstadt Ciudad de los Reyes, später in Lima umbenannt.
Manco Cápac II. kündigte jedoch 1536 sein Bündnis mit Pizarro und belagerte im nächsten Jahr Cuzco. Die Spanier konnten zwar die Herrschaft über weite Teile des Landes rasch zurückerobern, doch sollte sich die Niederschlagung des Inka-Aufstands bis 1572 hinziehen.
Wegen angeblich ungerechter Verteilung der Beute kam es 1537 zur militärischen Auseinandersetzung zwischen Pizarro und seinem Kampfgefährten Diego de Almagro. Pizarro hatte ihm die Herrschaft über die noch unbekannte wüstenhafte Gegend im Süden offeriert. 1535 hatte sich Almagro deswegen zur Eroberung weiterer Landesteile in Richtung des heutigen Chile aufgemacht, kehrte aber enttäuscht zurück, weil kein Gold gefunden wurde und die Expedition fast verdurstet war. Der rebellierende Konquistador beanspruchte daraufhin Cuzco, geriet in der Folge bei der Schlacht von Las Salinas in Pizarros Gefangenschaft und wurde am 8. Juli 1538 auf Geheiß von Hernando Pizarro in Cuzco erdrosselt (nach anderen Quellen enthauptet), während Francisco Pizarro über zwei Monate in Jauja zubrachte, scheinbar um nicht in die Entscheidung über Almagros Schicksal unmittelbar verwickelt zu werden. Dies spaltete die Spanier in zwei unversöhnliche Lager. Am 26. Juni 1541 wurde Francisco Pizarro selbst in seinem Palast in Lima von Anhängern Almagros und dessen Sohn ermordet.
Nach Pizarros Tod
Nach dem gewaltsamen Tod des Konquistadors gründete die spanische Regierung das Vizekönigreich Neu-Kastilien, das dann später unter dem Namen Vizekönigreich Perú bekannt wurde, und setzte Cristóbal Vaca de Castro als Vizekönig ein. Auf ihn folgte 1543 Blasco Núñez de Vela. Dieser wurde 1546 von Gonzalo Pizarro, Franciscos Bruder, gestürzt, der als seit 1538 tätiger Statthalter von Quito einen Aufstand gegen den Vizekönig angezettelt hatte. Spanien kürte nun Pedro de la Gasca zum neuen Vizekönig. Gonzalo Pizarro unterlag ihm 1548 und wurde am 10. April 1548 in Cuzco enthauptet.
Heute ist Francisco Pizarros mumifizierter Leichnam in Lima in der Catedral de Lima zu betrachten. Eine Statue von ihm sowie die von Atahualpa stehen an der Fassade des Königspalastes in Madrid, daneben diejenigen von Cortés und Moctezuma II.
Rezeptionsgeschichte
Francisco Pizarro war ein brutaler Machtmensch. Er ging tapfer, entschlossen und zielstrebig vor. Schläue zeichnete den Analphabeten aus. Er selbst bezeichnete sich als religiös.
Die Niederwerfung eines Reiches von sechs Millionen indianischen Einwohnern mit nur etwa 215 Männern wäre ohne die zahlreichen indianischen Alliierten nicht möglich gewesen. Ähnlich wie Cortés in Mexiko schaffte es Pizarro, die vorgefundene schwierige innenpolitische Lage des Inkareiches und die schwelenden Konflikte des Vielvölkerstaats zu seinen Gunsten zu manipulieren. Stämme und Völker innerhalb des Inkareiches, wie die Cañaris u.a., erhofften sich durch ihre massive Unterstützung der Spanier die Befreiung vom Inka-Joch. Das Inkareich erstreckte sich über das heutige Peru, Ecuador, Nord-Chile und Teile von Bolivien. Begünstigt wurde das spanische Vorgehen durch die bürgerkriegsartigen Zustände im Reich und von den Europäern eingeschleppte Seuchen; das religiös begründete, allzu lange Zögern der militärischen Reichsverteidigung auf Seiten der Inka trug auch dazu bei.
Mit der Eroberung des Inkareiches stellte er die Weichen für die Kolonisierung großer südamerikanischer Gebiete durch Spanien. Die christliche Missionierung folgte; Sprache, Kultur und Lebensart der mannigfaltigen Indianervölker wurden im weiteren Zeitverlauf zerstört oder auf die Bedürfnisse der Spanier adaptiert.
Literatur
Sachbücher
- Robert Grün (Hrsg.): Die Eroberung von Peru. Die Eroberung des Inkareiches durch Pizarro und andere Conquistadoren. Die Augenzeugenberichte von Celso Gargia, Gaspar de Carvajal und Samuel Fritz. Erdmann, Tübingen 1996, ISBN 3-522-61330-9.
- Siegfried Huber: Pizarro. Gold, Blut und Visionen. Lübber, Bergisch Gladbach 1981, ISBN 3-404-61062-8.
- Cecil Howard: Pizarro und die Eroberung von Peru. Ensslin & Laiblin, Reutlingen 1970.
- Victor W. von Hagen: Das Reich der Inka. Kunst, Architektur, Staatswesen und Götterwelt des Reiches der Sonnenkönige. Fischer, Frankfurt/M. 1967.
Belletristik
- Benno Tschischwitz: Die Letzte der Inka oder Franz Pizarro's Tod. Trauerspiel in fünf Aufzügen. Verlag Dubbers, Bremen 1858.
- Richard Brinsley Sheridan: Pizarro: a tragedy. Miller, London 1825.
- Joseph von Auffenberg: Pizarro. Ein Trauerspiel in fünf Acten. Goebhardt, Bamberg 1822.
- August von Kotzebue: Die Spanier in Peru oder Rollas Tod. Ein romantisches Trauerspiel in fünf Akten. Kummer, Leipzig 1826.
- Jakob Wassermann: Das Gold von Caxamalca. Erzählung. Reclam, Stuttgart 2001, ISBN 3-15-006900-9.
Einzelnachweise
Weblinks
Siehe auch
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