Francs-tireurs

Francs-tireurs

Als Francs-tireurs [fʁɑ̃tiʁœʁ] (von frz. franc = frei; tireur = Schütze) wurden die während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 aufgestellten französischen Freikorps bezeichnet. Auch während des Ersten und Zweiten Weltkriegs wurden französische und belgische Partisanen als Francs-tireurs bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Deutsch-Französischer Krieg

Die Francs-tireurs bestanden neben den Linientruppen und den Mobilgarden und dienten zur Führung des so genannten kleinen Krieges. Bereits zu der Zeit als Marschall Niel die Reorganisation des französischen Heerwesens vorbereitete, bildeten sich in Frankreich Schützengesellschaften unter dem Namen "Sociétés des Francs-tireurs", die sich mit guten Chassepot-Hinterladern gleichmäßig bewaffneten und regelmäßige Waffenübungen abhielten.

Solche Gesellschaften bildeten sich in größerer Zahl in den Departements Aisne, Meurthe, Moselle, Vosges, Haut-Rhin und Bas-Rhin. Sie blieben jedoch, entgegen dem Wunsch der Regierung, völlig unabhängig und ohne Verbindung mit der Armee.

... und aus der der Heckenschützen, die auch ihre "letzten Patronen" auf Deutsche feuerten. Les dernières cartouches, Alphonde de Neuville

Nach der französischen Kriegserklärung an Preußen 1870 geriet die in Kolonialkriegen gestählte französische Berufsarmee unerwartet in die Defensive gegen die deutschen Wehrpflichtigen. Beim Vormarsch der deutschen Truppen rief ein Dekret des Kaisers Napoléon III. die Francs-tireurs zu den Waffen. Am 1. September beim Kampf um Bazeilles beschossen Heckenschützen bayerische Truppen und richteten große Verluste an, die alsbald vergolten wurden, als bei der Schlacht von Sedan Napoleon III. samt seiner Armee gefangen genommen wurde. Als auch in Metz eine Armee gefangen war, hatten die Franzosen kaum noch reguläre Truppen. Das Empire war geschlagen, aber die Franzosen kapitulierten nicht. Die Vertreter der neuen Republik setzten den Krieg mit anderen Mittel fort.

Als Léon Gambetta Mitte September 1870 zur allgemeinen Erhebung gegen die deutschen Truppen aufrief, nahm die Zahl der Francs-tireurs bedeutend zu und nötigte die Deutschen wiederum zur Entsendung stärkerer Abteilungen, wodurch die eigentliche Feldarmee bedeutend geschwächt wurde.

Ein Regierungserlass des Kriegsministers vom 29. September unterstellte die Francs-tireurs seiner Befehlsgewalt, und durch das Dekret vom 4. November 1870 wurden sie den Armeekorps oder den Territorialdivisionen zugewiesen.

Die Francs-tireurs kämpften meist aus dem Hinterhalt gegen Transporte und die der Armee folgenden Nachschübe aller Art, gegen schwächere Abteilungen der Besatzungstruppen, gegen Eisenbahnzüge und auch gegen Patrouillen der Kavallerie, wodurch deren Aufklärung erschwert wurde. Sie waren anfangs ohne jeden festeren Zusammenhalt, hatten keine militärische Disziplin und besaßen keine einheitliche Uniform, sondern waren lediglich durch rote Schnüre am blauen Bauernrock gekennzeichnet. Sie besaßen keine geordnete Nachschubeinrichtung und lebten deshalb von Requirierung und Plünderung, weshalb sie bald zum Schrecken im eigenen Land wurden.

Den Francs-tireurs glückten mehrfach Überfälle und Zerstörungen von Eisenbahneinrichtungen, wie am 22. Januar 1871 bei Fontenay-sur-Moselle, wobei die Brücke über die Mosel gesprengt und die sehr wichtige Bahnlinie für mehrere Wochen unterbrochen wurde.

Erster Weltkrieg

Während des deutschen Vormarschs durch Belgien 1914 wurden wallonische und französische Heckenschützen als Franc-tireurs bezeichnet. Häufig kam es dabei zu Missverständnissen; wurde irgendwo ein Schuss bemerkt, so suchten die Soldaten gleich panisch nach Schuldigen, oft wurden dabei unschuldige Zivilisten hingerichtet. Einer der schlimmsten Vorfälle dieser Art war das Massaker in Dinant am 23. August 1914. Ob eine größere Partisanentätigkeit in Belgien damals überhaupt vorhanden war, wird von Historikern heute kontrovers diskutiert.[1]

Résistance

Während der deutschen Besetzung Frankreichs 1940-1944 gab es die Gruppen

die den bewaffneten Kampf gegen die deutsche Besatzungsmacht führten.

Siehe auch

Belege

  1. Zur These, dass die deutschen Truppen die „Franc-tireurs“ aufgrund von Feindbildern und übersteigerten Ängsten meist nur imaginiert hätten, vgl. John Horne, Alan Kramer: Deutsche Kriegsgreuel 1914. Die umstrittene Wahrheit. Hamburg 2004. Kritisch dazu die Rezension von Peter Hoeres in sehepunkte.

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