- Franz Daniel Pastorius
-
Franz Daniel Pastorius (* 26. September 1651 in Sommerhausen; † 27. September 1719 in Germantown, heute Stadtteil von Philadelphia) war ein deutscher Jurist und Begründer der ersten deutschen Ansiedlung in Nordamerika. Er war der einzige deutsche Schriftsteller des Barock in Amerika.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Franz Daniel Pastorius wurde als Sohn des Melchior Adam Pastorius (1624-1702), Jurist sowie Bürgermeister von Windsheim, und dessen Gattin Magdalena (1607-1657) geboren. Der Vater konvertierte 1649 vom Luthertum zur katholischen Kirche. Franz Daniel Pastorius studierte zwischen 1668 und 1676 Rechtswissenschaften an den Universitäten in Altdorf bei Nürnberg, Straßburg und Jena, um anschließend zu promovieren. Die juristische Alltagsarbeit in Windsheim behagte ihm von Anfang an nicht, und auf eine Empfehlung des Superintendenten Johann Heinrich Horb wechselte er 1679 nach Frankfurt am Main. Dort fand er Zugang zu dem radikal-pietistischen Zirkel um Johann Jakob Schütz. Durch die Vermittlung von Philipp Jacob Spener trat er eine Stelle als Hofmeister bei einem jungen Adligen an, mit dem er von 1680 bis 1682 durch Frankreich, England, die Niederlande und die Schweiz reiste.
Erste deutsche Siedlung in Amerika
1682 gründete der Kreis um Schütz die Frankfurter-Land-Kompagnie, in deren Auftrag Pastorius als erster deutscher Einwanderer im August 1683 mit dem Schiff America nach Philadelphia reiste, um in Pennsylvania für die Gesellschaft Land anzukaufen. Als am 6. Oktober 1683 statt der erhofften Freunde aus Frankfurt 13 Familien aus Krefeld auf der Galeone Concord, der „deutschen Mayflower“, im Hafen von Philadelphia eintrafen, die sich aus Reformierten, Quäkern und Mennoniten zusammensetzten, organisierte Pastorius für diese Gruppe dennoch den Landerwerb (61 km²). Noch im Jahr der Ankunft 1683 wurde die Siedlung Germantown gegründet, die erste deutsche Ansiedlung in Nordamerika. Pastorius wirkte dort als Gemeindeoberhaupt, entwarf das offizielle Wappen, vermittelte Kenntnisse über den Wein- und Gartenbau und unterrichtete als Lehrer. Im Auftrag deutscher Siedler schrieb er zudem Briefe in deren Heimat.
Protestnote gegen die Sklaverei
Am 18. Februar 1688 initiierten Abraham Isacks op den Graeff, Herman Isacks op den Graeff, Gerrit Henderich und Pastorius den ersten Protest gegen die Sklaverei in Amerika. Pastorius verfügte über gute Kontakte zu William Penn, dem Gouverneur von Pennsylvania. 1687 wurde er in die Pennsylvania Provincial Assembly gewählt, der er bis 1691 angehörte. Penn trug ihm ferner die Leitung der höheren Quäkerschule zu Philadelphia (1698–1700) an.
Wirken
Von seinen Neigungen her war Pastorius kein Politiker, sondern mehr barocker Privatgelehrter und Poet. So war er Verfasser mehrerer Publikationen in deutscher und englischer Sprache, u. a. einer vielbeachteten Beschreibung von Pennsylvania aus dem Jahr 1700 und eines Elementarbuchs für das Englische, welches das erste Schulbuch in Pennsylvania wurde.
Ehe und Nachkommen
Franz Daniel Pastorius heiratete am 6. November 1688 Änneke Klostermann (* um 1663 in Mülheim an der Ruhr). Ihre Kinder waren:
- Johann Samuel (* 30. Januar 1690 in Germantown; † 1722)
- Heinrich (* 1. Februar 1692 in Germantown)
Verschiedenes
- Ein Gemälde im Kapitol in Washington, D.C. zeigt Franz Daniel Pastorius kniend vor Indianern.
- John Greenleaf Whittier, ein US-amerikanischer Quäkerdichter, verewigte Pastorius in seinem Gedicht „The Pennsylvania Pilgrim“ (1872)
- "Operation Pastorius" war der Deckname einer Organisation, die 1942 deutsche Saboteure in die USA einschleuste.
- Michael Klemm verfasste das Theaterstück „America“, ein Stück über Franz Daniel Pastorius, den ersten deutschen Aussiedler nach Amerika und Gründer der Stadt German Town in Pennsylvania (Sommerhausen 2002)
Werke (Auswahl)
- Umständige geographische Beschreibung der zu allerletzt erfundenen Provintz Pensylvaniae, in denen End-gräntzen Americae in der West-Welt gelegen[1], Nürnberg 1700
- A New Primmer or Methodical Directions to attain the True Spelling, Reading and Writing of English, New York 1698
- Four Boasting Disputers of this World Briefly Rebuked, New York 1698
- Eigentliche Beschreibung der an der Spitz der Ost-See neuerbaueten russischen Residentz-Stadt Sankt Petersburg. Frankfurt/M. u. Leipzig, 1718
- Seventeenth Century American Poetry, hrsg. v. H.T. Meserole, New York 1968
- Deliciae Hortenses (Gedichte), hrsg. v. Christoph Schweitzer, Columbia SC 1982
Werk- und Literaturverzeichnis
- Gerhard Dünnhaupt: Franz Daniel Pastorius (1651–1719). In: Personalbibliographien zu den Drucken des Barock. Bd. 4, Hiersemann, Stuttgart 1991. S. 3075–3079 ISBN 3-7772-9122-6
Literatur (Auswahl)
- Franz Brümmer: Pastorius, Franz Daniel. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 25, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 219.
- Peter Nitschke: PASTORIUS, Franz Daniel. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 6, Herzberg 1993, ISBN 3-88309-044-1, Sp. 1594–1597.
- Marion Dexter Learned: The Life of Franz Daniel Pastorius. Philadelphia 1908.
- Martin Lohmann: Die Bedeutung der deutschen Ansiedlungen in Pennsylvanien. Stuttgart 1923.
- Friedrich Nieper: Die erste deutsche Auswanderung nach Pennsylvania im Jahre 1683 und die Gründung von Germantown. Diss. Bonn 1937; Druck u.d.T. Die ersten Auswanderer von Krefeld. Neukirchen 1940.
Weblinks
Referenzen
- ↑ Scann der Georg August Universität Göttingen
- Strukturtyp:Sammelwerk
- Titel:Umständige geographische Beschreibung der zu allerletzt erfundenen Provintz Pensylvaniae, in denen End-gräntzen Americae in der West-Welt gelegen ...
- Autor:Francis Daniel Pastorius
- Erscheinungsjahr:1700
- Gescannte Seiten:152
- PURL:http://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl?PPN327571667
- PPN (digital):PPN327571667
- PPN (original):PPN140927816
Kategorien:- Dichterjurist
- Quäker
- Quäkertum im deutschsprachigen Raum
- Autor
- Literatur (17. Jahrhundert)
- Literatur (18. Jahrhundert)
- Literatur (Deutsch)
- Literatur (Englisch)
- Lyrik
- Sachliteratur
- Britische Kolonialgeschichte (Amerika)
- Deutscher Auswanderer
- Geboren 1651
- Gestorben 1719
- Mann
Wikimedia Foundation.