- Franz Erhard Walther
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Franz Erhard Walther (* 22. Juli 1939 in Fulda) ist ein deutscher Künstler (Bildhauer, Konzept-, Installations- und Prozesskünstler).
Inhaltsverzeichnis
Leben
Walther studierte von 1957 bis 1959 an der Werkkunstschule in Offenbach am Main (heute: HfG Offenbach) und nahm 1959 ein Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Frankfurt auf (bis 1961). Darauf folgte ein Studienabschnitt bei Karl Otto Götz an der Kunstakademie Düsseldorf von 1962 bis 1964 u.a. zusammen mit Gerhard Richter und Sigmar Polke. Walther lebte von 1967 bis 1971 in New York und stellte dort 1969 u.a. mit Dan Flavin im Museum of Modern Art erstmalig den berühmten "1.Werksatz" aus. Ein (von Duchamps initiiertes) geplantes Treffen mit Marcel Duchamp in New York scheiterte an dessen Tod am 2.Oktober 1968. 1971 wurde Walther mit 32 Jahren als Professor an die Hochschule für bildende Künste Hamburg berufen, wo er bis 2005 tätig war. Zu seinen Schülern gehörten u. a. John Bock, Rebecca Horn, Santiago Sierra, Christian Jankowski, Lili Fischer, Martin Kippenberger und Jonathan Meese. Der Künstler lebt und arbeitet nach seiner Emeritierung in Fulda. Seit einigen Jahren erfährt Walthers Werk eine zunehmende internationale Anerkennung. Er gilt als eine der Schlüsselfiguren der Gegenwartskunst seit den 1960iger Jahren.
Werk
Walther schuf in den Jahren von 1963 bis 1969 den „1. Werksatz“: Es handelt sich dabei um 58 Objekte aus Baumwollstoffen, Schaumstoff, Holz und verschiedenen anderen Materialien, die die Betrachter "benutzen" sollten, indem sie sie z. B. interaktiv auffalteten und sich überstülpten, hineinlegten oder geometrische Formen bilden konnten. Dieser Werksatz kam über die Sammlung Ströher in den Besitz des Museums für Moderne Kunst in Frankfurt am Main[1] In den Jahren 1971/72 folgte der "2. Werksatz" aus sogenannten Stand- und Schreitbahnen aus Stoff. In den Jahren 1973 bis 1978 konzipierte der Künstler die "Schreit- und Standstücke" zunächst aus Stahl für Außenräume, dann aus Holz und Stoff für Innenräume. In den 90iger Jahren enstand "das neue Alphabet", der 3.Werksatz: dabei handelte es sich um 26 auf den Buchstaben bezogenene "Körperskulpturen". Die bis heute letzte große Werkgruppe sind die "Handlungsbahnen" (1997-2003): 55 mehrteilige Skulpturen, die jeweils aus unterschiedlich langen Bodenbahnen aus Baumwollstoff und verschiedenen handlungsbezogenen Elementen bestehen.
Rezeption
Im Zusammenhang mit diesem Werk wird Walther der Prozesskunst zugerechnet, die neben Happening und Fluxus, vielfach als Gegenposition zum Minimalismus verstanden wird. In vom Künstler geplanten Prozessen und mit von ihm vorgegebenen Materialien soll der Betrachter aktiviert werden für die Auseinandersetzung mit dem künstlerischen Angebot und für eine neue Erfahrung. Walther wendete sich damit auch gegen ein überkommenes Kunstverständnis, das „fertige“ Werke dauerhaft in Museen präsentiert und formulierte als erster Künstler die Vorstellung einer immateriellen Kunst ("Handlung als Werkform"). Im Zentrum seiner Arbeit steht bis in die Gegenwart (2005) der Umgang mit textilen Materialien. Demonstrierte Walther in den 1960ern vor kunstinteressiertem Publikum prozesshafte „Erfahrung“ mit Material anhand von ihm angelegter Werksätze, entstehen seit Ende der 1970er Installationen, die zwar unverkennbar einen eigenen ästhetischen Charakter besitzen, die aber gleichzeitig die Beziehung der Betrachter zum Kunstwerk verändern sollen. Ein Beispiel hierfür sind die von ihm in der Hamburger Innenstadt installierten quadratischen Stahlplatten, die „Sieben Orte für Hamburg“ (1989). Sie sind an verschiedenen Standorten in Beton eingelassen. An den Rändern der Platten sind sieben unterschiedliche Begriffe eingraviert. Betrachtern erschließt sich dieses Werk erst durch einen längeren Rundgang. Die Begriffe „ORT, RICHTUNG, KOERPER, INNEN AUSSEN, BEWEGUNG, RAUM und ZEIT“ laden zur individuellen Reflexion ein, so dass die Betrachtenden mit ihrem Denkprozess und Verhalten in das Kunstwerk einbezogen werden. Im Jahre 2003 inszenierte Walther anlässlich seiner Ausstellung „Mit dem Körper formen“ im Kunstmuseum Bonn eine „Werkhandlung“. Er stellte Handlungen vor, die auf ausgestellten Zeichnungen dargestellt waren und die Besucher wurden aufgefordert seine großformatigen Stoffobjekte anzufassen, sie überzuziehen bzw. sich auf sie betrachtend einzulassen.
Auszeichnungen (Auswahl)
- 1985 Günter-Fruhtrunk-Preis, Akademieverein München
- 1994 Piepenbrock Preis für Skulptur
- 2011 Ernst-Franz-Vogelmann-Preis für Skulptur, Heilbronn
Ausstellungen (Auswahl)
- 1969 Kunsthalle Bern, Harald Szeemann, 'Live in your head: When Attitudes become Form'
- 1969 Museum of Modern Art, New York
- 1972 documenta 5, Kassel in der Abteilung Individuelle Mythologien
- 1977 documenta 6, Kassel
- 1981 Nationalgalerie Berlin
- 1982 documenta 7, Kassel
- 1987 documenta 8, Kassel
- 1992 Kunsthalle Nürnberg
- 1998 Franz Erhard Walther - Gelenke im Raum - Werke 1963-1998, Deichtorhallen Hamburg
- 1999 Hessisches Landesmuseum, Darmstadt
- 2004 Kunsthalle Düsseldorf; Saarland Museum, Saarbrücken
- 2004/5 Busch-Reisinger Museum, Cambridge/Massachusetts
- 2010 Dia:Beacon, New York
- 2011 MARTa Herford, Herford
Literatur und Schriften
- 1977 Dieter Ronte, Evelyn Weiss: Franz Erhard Walther, 2. Werksatz, Skulpturen, Zeichnungen, Köln
- 1998 Franz Erhard Walther. Gelenke im Raum, Ausstellungs-Katalog, Deichtorhallen, Hamburg
- 1993 Denkraum Werkraum, Lindinger+Schmidt, Regensburg, ISBN 3-929970-02-3
- 2011 'Franz Erhard Walther - Die Bilder sind im Kopf', Städtische Museen Heilbronn, ISBN 978-3-936921-13-7
Einzelnachweise
Weblinks
- Franz Erhard Walther auf kunstaspekte.de
- Literatur von und über Franz Erhard Walther im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Materialien von und über Franz Erhard Walther im documenta-Archiv
Einzelnachweise
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