- Franz Koglmann
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Franz Koglmann (* 22. Mai 1947 in Mödling bei Wien) ist ein österreichischer Jazzmusiker (Trompete, Flügelhorn) und Komponist, der am Schnittpunkt von Jazz und Europäischer Moderne tätig ist. [1]
Inhaltsverzeichnis
Leben
Nach Studienaufenthalten in New York und Philadelphia sowie nach der Zusammenarbeit mit Wiener Avantgarde-Jazzern wie Walter M. Malli, Harun Barrabas, Toni Michlmayr gründete er 1973 das Label Pipe Records, auf dem er drei Schallplatten u.a. mit Steve Lacy und Bill Dixon veröffentlichte. Von 1978 bis 1981 war er musikalischer Berater einer Galerie, um danach (1982) gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Ingrid Karl die Wiener Musik Galerie zu gründen, welche zahlreiche international besetzte Festivals und Workshops durchführte.
1984 gründete er die Gruppe Pipetet, zu der international bekannte Musiker wie Tony Coe, Tom Varner und Peter Herbert gehören. Von 1986 bis 1996 erschienen Koglmanns CDs beim Schweizer Label HatHut Records, von 1999 bis 2004 war er künstlerischer Leiter des Frankfurter CD-Labels between the lines, das 1998 auf Initiative des Frankfurter Fondsmanagers Paul Steinhardt gegründet wurde und bei dem Third Stream-Musiker wie Ran Blake veröffentlicht wurden.
Wirken
Die schwierige Balance von Komposition und Improvisation entspricht bei Gründung von Pipetet erstmals seinen Vorstellungen und davon ausgehend entwickelt er größere Zyklen wie „The Use of Memory“ (uraufgeführt bei den Donaueschinger Musiktagen 1990). Es folgen großformatige Auftragsarbeiten für die Wiener Festwochen („Ein schöner, heller, lichter Tag“ unter Dennis Russell Davies, 1997), für das Klangforum Wien („Don’t Play, Just Be“ unter Sylvain Cambreling, 1998) und die Oper „Fear Death by Water“ nach T.S. Eliot’s „The Waste Land“ (Libretto: Christian Baier, unter der musikalischen Leitung von Peter Burwik und in der Regie von Michael Scheidl uraufgeführt 2003 im MUQUA Wien). 2007 realisierte er im Auftrag der Kulturhauptstadt Sibiu / Hermannstadt (Rumänien) die auf Joseph Haydns Symphonie Nr. 27 basierende Suite „Nocturnal Walks“ unter Verwendung der Stimme von Emil Cioran. (CD auf col legno).
Die meisten Arbeiten Koglmanns weisen genreübergreifende Bezugnahmen auf, etwa zur bildenden Kunst, zur Literatur (Textvertonungen) zum Film (so wurde etwa ein Standbild aus Alain Resnais’ „L’ Année derniére à Marienbad“ als Cover für die CD „L’heure bleue“ verwendet) und zum Theater (die CD „Venus in Transit“ ist ursprünglich eine Bühnenmusik für Beverly Blankenship). Koglmann arbeitete mit Musikern wie Lee Konitz (We Thought About Duke), Paul Bley, Gary Peacock oder Misha Mengelberg. Mit dem Saxophonisten Tony Coe gründete er das Monoblue Quartet (aktuelle Besetzung mit Ed Renshaw und Peter Herbert) sowie mit Rudolf Ruschel und Raoul Herget das Pipe Trio. Daneben bestehen "Spezialbesetzungen" (z.B. ein Duo mit Pianist Oskar Aichinger, welches gelegentlich durch Schlagzeuger Wolfgang Reisinger erweitert wird). Mit den Ensembles gastierte er bei internationalen Festivals.
Preise und Auszeichnungen
Koglmann wurde mit den folgenden Auszeichnungen bedacht: Hans Koller Preis – CD des Jahres für „Don’t Play, Just Be“ (2003), dem Würdigungspreis für Musik des Landes Niederösterreich (2003), dem Preis der Stadt Wien für Musik (2001) und dem Kompositionspreis der Ersten Österreichischen Sparcasse (1997). 2008 wurde er mit dem Ernst-Krenek-Preis für sein Werk „Nocturnal Walks / Nächtliche Spaziergänge“ ausgezeichnet. Weiterhin erhielt er 1992 einen Förderungspreis der Sparte Musik des Landes Niederösterreich, 1989 und 1995 Staatsstipendien für Komposition und 1987 einen Förderungspreis für Musik der Republik Österreich sowie 1972 und 1976 Förderungspreise aus dem Kunstfond der Stadt Wien.
Werke/Diskografie
Bühnenwerk
FEAR DEATH BY WATER - A Beach Opera Libretto: Christian Baier mit Morenike Fadayomi, Walter Raffeiner, Birgit Doll, Alexander Waechter, Klaus Kinski, dem Monoblue Quartet und dem exxj...ensemble XX. jahrhundert, unter der Leitung von Peter Burwik (2003)
Franz Koglmann Pipetet (Dirigent Gustav Bauer)
- Schlaf Schlemmer, Schlaf Magritte (1984) mit Theo Jörgensmann
- Ich, Franz Koglmann (1986)
- Orte der Geometrie special guest: Ran Blake (1988)
- A White Line special guest: Paul Bley (1989)
- The Use of Memory (1990)
- Cantos I – IV (1993)
- O Moon My Pin-up (2001) Libretto: Christian Baier
- Let’s Make Love – An Imaginary Play In 12 Scenes (2005) Libretto: Christian Baier
Monoblue Quartet
- L' Heure Bleue mit Misha Mengelberg (1991)
- We Thought About Duke mit Lee Konitz und dem Pipe Trio (1994)
- Make Believe mit Tom Varner und Brad Shepik (1999)
- An Affair With Strauss (2000)
- Lo-lee-ta, Music on Nabokov mit Wolfgang Mitterer (2009)
Sonstige Formationen
- Flaps mit Steve Lacy (1973)
- Opium/ For Franz mit Steve Lacy und Bill Dixon (1976)
- Good Night (1985)
- About Yesterdays Ezzthetics mit Steve Lacy (1987)
- Annette mit Paul Bley und Gary Peacock (1992)
- Venus In Transit (2001)
- Don't Play, Just Be mit dem Klangforum Wien (2002)
- The Bridal Suite mit Oskar Aichinger (2004)
- Nocturnal Walks mit dem Ensemble exxj, Dirigent Peter Burwik (2007)
Literatur
- Robert Bilek und Bernhard Kraller im Gespräch mit Franz Koglmann, in: Atypical Jazz – 25 Jahre Wiener Musik Galerie (Hrsg. Ingrid Karl, Bernhard Kraller), Wien 2007
- Thomas Loewner: Franz Koglmann, in Peter Niklas Wilson (Hrsg.),Jazz-Klassiker. Reclam 2005
- Bill Shoemaker, Viennese Cool – Franz Koglmann, in: Jazz Times, America’s Jazz Magazine, June 2001
- Angel Gómez Aparicio, Franz K. – Un geómetra vienés, in: Cuadernos de Jazz, No. 52 / mayo – junio 1999
- Franz Koglmann. O Moon My Pin-Up in: Wespennest Sonderheft 02 / 1998, Hrsg. Bernhard Kraller
- Robert Bilek, Bernhard Kraller, Walter Famler: Wiener Porträt XII – Ansichten eines Außenseiters – Zwei Gespräche mit dem Wiener Komponisten Franz Koglmann, in: Wespennest Nr. 105 / 1996
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ „Franz Koglmann präsentierte Mitte der 1980er Jahre – angesichts des verblassenden Vorbilds des amerikanischen Jazz – seinen europäischen Gegenentwurf: Eine Mischung aus der zweiten Wiener Schule eines Webern und Alban Berg, der Liebe zu Franz Schubert und dem klanglichen Gestus des Cool Jazz“ (Konrad Heidkamp in Die Zeit).
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