- Franz Miltner
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Franz Miltner (* 28. Oktober 1901 in Wien; † 23. Juli 1959 ebd.) war ein österreichischer Klassischer Archäologe und Althistoriker.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Miltner, Sohn eines Ministerialrats, studierte von 1921 bis 1925 Klassische Philologie und Archäologie an der Universität Wien und wurde dort 1925 mit einer Arbeit zu römischen Schiffstypen promoviert. 1926[1] oder 1927[2] wurde er wissenschaftlicher Assistent am Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI). Er nahm an dessen Ausgrabungen in Ephesos teil und leitete von 1926 bis 1931 die Ausgrabungen im niederösterreichischen Carnuntum, von 1935 bis 1936 in Alt-Smyrna.
Nach seiner Habilitation an der Universität Wien 1932 mit einer als RE-Artikel erschienenen Arbeit zum antiken Seekrieg und Seewesen wurde er 1933 als Nachfolger Carl Lehmann-Haupts ao. Professor für Alte Geschichte in Innsbruck. Nach Forschungsaufenthalten in Ankara erhielt er im Jahr 1939[3] oder 1940[2][1] eine ordentliche Professur am Institut für Alte Geschichte der Universität Innsbruck, wo er von 1939 bis 1942 Dekan war. 1944/45 leistete er Kriegsdienst.
Miltner, der den Nationalsozialismus befürwortete, machte unter anderem nach dem „Anschluss Österreichs“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft den Vorschlag, dass auch in Rom ein Rassenkundlich-Historisches Institut eingerichtet werden sollte.[4]
Miltners Nähe zum nationalsozialistischen Gedankengut führte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zum Verlust seiner Professor und der Versetzung in den vorzeitigen Ruhestand 1947.
Auf Grund der Bemühungen von Freunden und Kollegen konnte Franz Miltner seine archäologische Tätigkeit jedoch wieder aufnehmen. Bereits seit 1948 führte er Ausgrabungen im Auftrag des ÖAI durch und übernahm 1950 die Grabungsleitung in Aguntum. 1954 wurde er als Staatsarchäologe 1. Klasse wieder am ÖAI angestellt und leitete von 1954 bis zu seinem überraschenden Tod 1959 die Ausgrabungen in Ephesos.
Miltner wurde 1932 korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts, 1943 korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Von 1937 bis 1945 war er Redakteur der Zeitschrift Klio (zusammen mit Lothar Wickert) und der Historia Mundi.
Den Schwerpunkt von Miltners wissenschaftlicher Tätigkeit bildeten Ausgrabungen in Kleinasien und an provinzialrömischen Fundplätzen in Österreich. In der Zeit des Nationalsozialismus wandte er sich auch althistorischen Themen zu, die er unter aktuell-politischen Aspekten behandelte.
Im Jahr 1971 wurde in Wien Simmering (11. Bezirk) der Miltnerweg nach ihm benannt.
Sein Enkel Harold Ian Miltner ist Journalist und Schriftsteller.
Schriften
- Das zweite Amphitheater von Carnuntum. 1931. 5. Auflage 1949.
- Seekrieg. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Supplementband V, Stuttgart 1931, Sp. 864−905. und Seewesen. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Supplementband V, Stuttgart 1931, Sp. 906–962.
- Das Cömeterium der Sieben Schläfer. 1936 (Forschungen in Ephesos IX/2).
- Germanische Köpfe der Antike. 1938.
- Römerzeit in österreichischen Landen. 1948.
- Lavant und Aguntum. 1950.
- Ephesos. Stadt der Artemis und des Johannes. 1958.
- Grabungsberichte über die Grabungen in Ephesos in den Jahresheften des Österreichischen Archäologischen Instituts.
Literatur
- Fritz Eichler: Franz Miltner. In: Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Instituts 44 (1959), Beiblatt S. 1–2.
- Fritz Fellner, Doris A. Corradini: Österreichische Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert. Ein biographisch-bibliographisches Lexikon. Böhlau, Wien 2006, ISBN 978-3-205-77476-1, S. 284.
- Josef Keil: Franz Miltner. In: Gnomon 31 (1959), S. 654–655.
- Josef Keil: Franz Miltner. In: Almanach der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 110 (1960), S. 361–372.
- K. R. Krierer: „Bilder aus dem deutschen Leben. Germanische Köpfe der Antike“. Eine Skizze zu Franz Miltner. In: F. Blakolmer, H.D. Szemethy (Hrsg.): Akten des 8. Österreichischen Archäologentages Wien 1999. 2001, S. 217–224 (Kurzfassung online).
- U. Quatember: Zur Grabungstätigkeit F. Miltners an der Kuretenstraße. In: B. Brandt, V. Gassner, S. Ladstätter (Hrsg.): Synergia. Festschrift F. Krinzinger. 2005, S. 271–278.
- Christoph Ulf: Franz Miltner. In: Reinhold Bichler (Hrsg.): 100 Jahre Alte Geschichte in Innsbruck, Franz Hampl zum 75. Geburtstag Innsbruck 1985, S. 47–59 (Forschungen zur Innsbrucker Universitätsgeschichte Bd. XIII; darin auch Eva-Maria Pyrker, Christoph Ulf: Schriftenverzeichnis von Franz Miltner. S. 104–106).
- Christoph Ulf: Franz Miltner. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 17, Duncker & Humblot, Berlin 1994, S. 534 .
- G. Wlach: Franz Miltner. In: 100 Jahre Österreichisches Archäologisches Institut (1898–1998). ÖAI, Wien 1998, S. 126–128 (Sonderschriften des ÖAI 31).
Einzelnachweise
- ↑ a b Fritz Fellner, Doris A. Corradini: Österreichische Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert. Ein biographisch-bibliographisches Lexikon. Böhlau, Wien 2006, ISBN 978-3-205-77476-1, S. 284.
- ↑ a b Christoph Ulf: Franz Miltner. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 17, Duncker & Humblot, Berlin 1994, S. 534 .
- ↑ Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 442.
- ↑ Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Fischer Taschenbuch 2005, S. 442, Quelle BA R 73/11865.
Inhaber des Lehrstuhls für Alte Geschichte an der Universität InnsbruckRudolf von Scala (1892–1917) | Carl Ferdinand Friedrich Lehmann-Haupt (1918–1932) | Franz Miltner (1933–1947) | Franz Hampl (1948–1978) | Reinhold Bichler (seit 1982)
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