Franz Rudolf von Weiss

Franz Rudolf von Weiss

Franz-Rudolf von Weiss, französisch François-Rodolphe de Weiss, (* 18. Juli 1885 in Lausanne; † 22. Dezember 1960 La Tour de Peilz) war ein Schweizer Diplomat.

Leben

Von Weiss arbeitete ab 1920 im Kölner Konsulat als Schweizer Kanzleisekretär und stieg bis 1949 zum Titular-Generalkonsul auf. Insbesondere während des nationalsozialistischen Deutschen Reiches beobachtete Weiss präzise und detailreich die politischen Veränderungen, die er in Berichten an die Botschaft in Berlin und über den Schweizer Konsul in Stuttgart per Diplomatenpost an das Schweizer Außenministerium in Bern zwei bis drei Mal wöchentlich beschrieb. Aber der Schweizer Gesandte in Berlin, Hans Fröhlicher, betrieb eine Politik der Vorleistungen und tat Weiss’ Berichte als übertrieben oder dramatisierend ab. In Bern beobachtete man die Aufrüstung des deutschen Nachbarn mit großer Sorge. Weiss stützte sich dabei auf vielfältige Kontakte zu einer Reihe von Bekannten und Freunden aus verschiedenen Kreisen der Kölner Bevölkerung, unter denen Kardinal Joseph Frings, aber auch Anhänger der Nazis, wie der Bankier Baron Kurt von Schröder oder der Godesberger Hotelier Dreesen waren. Seine engagierten Berichte schildern die Großstadt vom Besuch Hitlers, über die wechselnde Stimmung in der Bevölkerung, die Versorgungslage während des Krieges, bis hin zur militärischen Lage infolge der Bombenangriffe und der Befreiung der Stadt durch die Amerikaner und Briten. Vom Kölner Konsulat aus fotografierte Weiss, wie die Stadt allmählich in Schutt und Asche versank. Er berichtete über die Reichspogromnacht in Köln, weswegen die beteiligten SA-Männer am nächsten Tag auf den lokalen Behörden verspätet zur Arbeit erschienen und über zunehmende Schikanen an den Juden. Bereits im Dezember 1940 berichtete er über die Ermordung von Kranken und Behinderten im „Euthanasie“-Programm (Aktion T4). Er macht sich Gedanken darüber, weshalb Alte und Kinder in Arbeitslager verschleppt werden. Juni 1942 verfügte er sogar über Informationen, nach denen die Deportationen in die Konzentrationslager im Osten mit der Vernichtung enden. Sogar Fotos von Menschen, die in den Deportationszügen erstickt waren, lieferte Weiss und kannte die Funktion Adolf Eichmanns bei der „Endlösung“.

Seine Freundschaft zu dem von den Nazis vertriebenen Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer war dabei von besonderer Bedeutung. Nachdem das Kölner Konsulat in der Overstolzenstraße durch einen Bombenangriff vollständig ausgebrannt war – Konsul Weiss meldete nach Bern, kein Konsulatsbeschäftigter sei geschädigt worden, Kasse, Siegel, Akten und Buchhaltung konnten gerettet werden –, suchte der Konsul nach einem neuen Domizil, das er vorübergehend im Rheinhotel Dreesen in Bonn-Bad Godesberg fand, bis er wegen eines Bombenangriffs auf die rechte Rheinseite nach Rhöndorf umzog, wo auch Adenauer lebte. Konsul Weiss exponierte sich für einen Diplomaten ungewöhnlich durch seinen regelmäßigen Umgang mit dem von den Nazis misstrauisch beäugten, zeitweilig verhafteten Adenauer. Als sich Amerikaner und Wehrmachtssoldaten in den letzten Kriegstagen über den Rhein hinweg bei Königswinter, Bad Honnef und Rhöndorf beschossen, unternahm Weiss mit Schweizer Flagge und Schweizer Stahlhelm ausgerüstet, mutige Vermittlungsversuche, die mit der Übergabe Bad Godesbergs endeten, wofür er auch von den Amerikanern Anerkennung fand.

Weiss vermittelte den Kontakt Adenauers zu Charles de Gaulle über dessen General Billotte in Bad Ems, mit dem Adenauer zeitweilig einen rheinischen Separatstaat erörterte. Ab 1946 gelangte die Schweizer Spende nach Deutschland, wovon dank Weiss Köln einen bedeutenden Anteil erhielt. Als Adenauer schließlich der erste deutsche Bundeskanzler wurde, hoffte Weiss dank seiner guten Beziehungen zum ersten Schweizer Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland berufen zu werden, aber das Schweizer Außenministerium entschied anders und berief Weiss endgültig ab. Weiss verfasste daraufhin seine Memoiren. Eine Gedenktafel am Rathaus in Bonn-Bad Godesberg erinnert heute an den mutigen Diplomaten.

Literatur

Markus Schmitz, Bernd Haunfelder: Humanität und Diplomatie - die Schweiz in Köln, Münster 2001, ISBN 3-402-05385-3.

Markus Schmitz, Westdeutschland und die Schweiz nach dem Krieg. Die Neuformierung der bilateralen Beziehungen 1945-1952, Verlag NZZ, Zürich 2003, ISBN 3-03823-037-5.

Weblinks


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