Franz von Werra

Franz von Werra

Franz Xaver Baron von Werra (* 13. Juli 1914 in Leuk, Kanton Wallis, Schweiz; † 25. Oktober 1941 nördlich von Vlissingen, Niederlande) war ein deutscher Jagdflieger.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Franz von Werra wurde als siebentes von acht Kindern einer verarmten Schweizer Adelsfamilie im Wallis geboren, kam aber bereits im Alter von 15 Monaten zusammen mit seiner älteren Schwester Emma-Charlotte als Adoptivkind in die kinderlose Familie des preußischen Majors Oswald Carl und dessen (vormals jüdischer, später zum Katholizismus konvertierten) Ehefrau Louisa Baronin von Haber und erlebte seine Kindheit zunächst in der Villa Donaueck (heute Haus „Maria Trost“) in Beuron. 1925 übersiedelte diese Familie nach Köln. 1932 war auch diese Familie finanziell ruiniert, die Adoptiveltern trennten sich. Franz von Werra versuchte über Hamburg als blinder Passagier nach Amerika zu gelangen, wurde aber dabei entdeckt. Als er erfuhr, dass er als Kleinkind adoptiert worden war, nahm er als 18-jähriger seinen Geburtsnamen wieder an. Er verließ das Gymnasium und besuchte nach Gelegenheitsarbeiten ab Sommer 1933 die Sportschule der SA in Hamm. 1934 zum SA-Führer ernannt, benötigte er den Ariernachweis. Durch seine Recherchen, der Pfarrer von Sankt Sebastian in Leuk im Wallis stellte ihm schriftliche Ahnen-Nachweise aus, erfuhr Franz von Werra Einzelheiten von seiner biologischen Familie.

Franz von Werra verwirklichte seinen Traum und wurde in der Fliegerschule bei Berlin ausgebildet. 1936 wurde er zum Fliegerleutnant befördert. Bei Kriegsbeginn war er bereits mit einer Staffel Messerschmitt Bf 109-Jäger in Polen im Einsatz und ab Frühjahr 1940 in Frankreich. Nach dem Eisernen Kreuz II. und I. Klasse wurde er am 14. Dezember 1940 mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes[1] ausgezeichnet. Die Kriegsberichterstattung wurde auf ihn aufmerksam. Zum Oberleutnant befördert, gehörte er zu den populären Jagdfliegern. Am 5. September 1940 wurde Franz von Werra während eines Einsatzes in der Luftschlacht um England nahe Winchet Hill südlich von London abgeschossen und kam nach der Notlandung in britische Kriegsgefangenschaft.

Die Flucht

Als Kriegsgefangener wurde Franz von Werra nach London gebracht, dort zunächst verhört und wenige Wochen später in ein Gefangenenlager überführt. Dort unternahm er am 7. Oktober einen ersten Fluchtversuch. Zu Fuß konnte er sich sieben Tage lang vor seinen Verfolgern verstecken, bis er schließlich gefasst wurde. Anschließend wurde er in ein anderes Lager verlegt, von wo er einen zweiten Fluchtversuch unternahm. Verkleidet als holländischer Pilot schaffte er es sogar bis in die Kanzel eines bereitstehenden Kampfflugzeugs auf einem nahe gelegenen Fliegerhorst der Royal Air Force - wurde jedoch erneut gefasst.

Ab Januar 1941 verlegten die Briten ihre Gefangenen per Schiff nach Kanada. Während eines Bahntransports in Kanada unternahm von Werra seinen dritten, erfolgreichen Fluchtversuch. Er konnte sich über den gefrorenen St.-Lorenz-Strom in die damals noch neutralen Vereinigten Staaten retten und gelangte von dort über Südamerika, Afrika, Spanien und Italien zurück nach Deutschland, das er im April 1941 erreichte. Anlässlich des Medienrummels um seine Person in Amerika ließ er sich „Baron Franz von Werra“ nennen.

Ab Juni war er wieder als Jagdflieger aktiv, diesmal im Russlandfeldzug. Nach der Hochzeit mit seiner Freundin Elfi wurde er zum Hauptmann befördert. Im Herbst 1941 war er Kommandeur der I. Gruppe des Jagdgeschwaders 53 (JG 53 „Pik As“) beim Küstenschutz in Holland, um britische Bomber zu bekämpfen. Am 25. Oktober versagte bei einem Aufklärungsflug bei Katwijk über der Nordsee der Motor seines Flugzeugs. Seine Maschine stürzte ins Wasser und versank sofort. Seine leibliche Familie, insbesondere seinen damals noch lebenden Vater Baron Leo II. von Werra, lernte er im Gegensatz zu seiner Schwester Emma nicht mehr kennen.

Neben Udet, Mölders und Galland gehörte Franz von Werra während der Kriegszeit zu den populärsten deutschen Jagdfliegern.

Film

  • Einer kam durch, britischer Spielfilm von 1957 über die Flucht Franz von Werras mit Hardy Krüger in der Hauptrolle
  • Von Werra, Dokumentarfilm (Schweiz/Deutschland 2002/2003) von Werner Schweizer, 102 Minuten, mit Hardy Krüger

Literatur

  • Wilfried Meichtry: Zwischen Ancien Regime und Moderne. Die Walliser Adelsfamilie von Werra. Dissertation Universität Bern, Visp 2001
  • Wilfried Meichtry: Du und ich – ewig eins. Die Geschichte der Geschwister von Werra. überarbeitete Neuausgabe, Ammann, Zürich 2006, ISBN 3-250-30019-5
  • Kendal Burt, James Leasor: The One That Got Away. Pen & Sword Military Classics, Barnsley 2006, ISBN 1-84415-437-8
  • (Kendal Burt, James Leasor)***: Einer kam durch. Der Fluchtbericht des Fliegerleutnants Franz von Werra. Dies ist kein Roman, sondern ein Tatsachenbericht nach Dokumenten, deren Veröffentlichung sowohl das OKW als auch die englische Zensur verbot. Wilhelm Heyne Verlag, München, 1965 (Heyne-Taschenbuch Nr. 353) ISBN 3-453-00414-0

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939–1945, Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S.781

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