Freiwasserschwimmen

Freiwasserschwimmen
Teilnehmer eines Triathlons beim schwimmen in einem See

Freiwasserschwimmen und Langstreckenschwimmen bezeichnen zumeist das Schwimmen einer längeren Distanz in offenen Gewässern; hierfür werden beide Begriffe synonym gebraucht. Bei Wettkämpfen in Schwimmbecken werden Distanzen ab 200 m (Brust-, Rücken- und Delfinlage) bzw. 400 m (Freistil) als Lange Strecke bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Seit den 1870er Jahren wird das Durchquerungsschwimmen offener Gewässer betrieben, insbesondere des Ärmelkanals, der erstmals im August 1875 von dem damals 27jährigen englischen Kapitän Matthew Webb vollständig durchschwommen werden konnte. Da Webb Seegang und Strömung falsch berechnet hatte, legte er weit über 70 Kilometer zurück und benötigte dafür mehr als 21 Stunden. Auch das deutsche-dänische Pendant der Querung des Fehmarnbelts in der Ostsee zählt zu den Langstreckenschwimmen. Die erste erfolgreiche Beltquerung schaffte der Fehmaraner Karl-Heinz Rauert im Juli 1939.

Bekannte Freiwasserschwimmer

Bekannte Freiwasserschwimmer sind die mehrfachen Weltmeister Peggy Büchse, Angela Maurer, Britta Kamrau und Thomas Lurz. Der Deutsche Christof Wandratsch erschwamm verschiedene Weltrekorde, u.a. bei der Überquerung des Ärmelkanals.[1][2] Ein weiterer deutscher Weltrekordhalter ist Bruno Dobelmann der auch unter seinem Spitznamen "Orca" bekannt ist. Er durchquerte den Fehmarnbelt (Ostsee) zwischen Puttgarden (D) und Rodby (DK) als erster Mensch dopppelt. Das entspricht einer geschwommenen Distanz von ca. 50 km.[3]

Ein bekannter Ultra-Langstreckenschwimmer ist der Slowene Martin Strel, welcher in dieser Disziplin mehrere Weltrekorde aufstellte. Er durchschwamm beispielsweise die Donau, den Jangtsekiang und den Amazonas. Die britisch-australische Marathon-Schwimmerin Penny Palfrey stellte im Juni 2011 einen Weltrekord im Langdistanzschwimmen auf. Sie schwamm im Meer zwischen zwei Kaimaninseln ohne Fremde Hilfe eine Strecke von 108 Kilometern.[4]

Sportmedizin

Langstreckenschwimmen gehört zu den Ausdauersportarten. Dabei ist besonders die aerobe Energieversorgung entscheidend. Besondere Beachtung erfordert die im Wasser erschwerte Nahrungsaufnahme, sowie der Energieverlust durch Wärmeverlust im kalten Wasser.

Neujahrsschwimmen im Rhein in Düsseldorf

Langstreckenschwimmen, Marathonschwimmen

Um 1990 wählte der Deutsche Schwimm-Verband statt des Begriffs Langstreckenschwimmen als deutsches Pendant zur Bezeichnung Open Water Swimming des Welt-Schwimmverbands FINA den Begriff Freiwasserschwimmen.

Im Sinne einer Wettkampfdisziplin versteht die FINA unter Open Water Swimming Rennen in offenen Gewässern, die mindestens 5 Kilometer Länge haben. Bei Freiwasserweltmeisterschaften und Freiwassereuropameisterschaften werden Titel über 5 km, 10 km und 25 km vergeben. Im Weltcup und bei Extremsportveranstaltungen sind auch längere Distanzen bis 88 km z.B. in Santa Fe (diese aber in der Regel flussabwärts) möglich. Bekannt ist auch der Sri Chinmoy-Marathon in Zürich, ein Marathonschwimmen über 26,4  km im Zürichsee von Rapperswil nach Zürich, mit einer Rekordzeit von 5 Stunden 51 Minuten.

Veranstaltungen und Wettkämpfe mit Strecken von 1 bis 40 Kilometern und Massenstarts finden in offenen Gewässern statt.

Langstreckenschwimmen als Breitensport

Langstreckenschwimmen im unteren Kilometerbereich ist auch ein Breitensport. Einige der bekanntesten Wettbewerbe sind das Sundschwimmen von Rügen nach Stralsund (seit 1965) mit jährlich 1.000 Teilnehmern, das Müritzschwimmen in Waren (Müritz) quer durch die Müritz (seit 1968) mit jährlich 600 Teilnehmern, das Strausseeschwimmen in Strausberg (seit 1925) und das Blaue Band vom Hohenwarte-Stausee (seit 1966).
In Schweden findet seit 1950 jährlich das Vansbrosimningen über 3.000 Meter statt.
In Zell am See (Österreich) findet seit 2009 jährlich der EARL of PEARL (Online verfügbar) über 5.000, 1.500 und 750 Meter statt.
Im Kampsee Ottenstein (Waldviertel- Österreich) findet seit 2006 jährlich der „best-trip backwaterman“ (Online verfügbar) über 7 und 14 km (mit Neopren) sowie ab 2011 über 5 und 10 km (ohne Neopren) statt.

24-Stunden-Schwimmen

Das 24-Stunden-Schwimmen ist eine extreme Art des Langstreckenschwimmens. 24-Stunden-Schwimmen werden oft als Großveranstaltung über ein ganzes Wochenende durchgeführt, als „Fest im Bad“, mit Verpflegung und Getränken, Zeltübernachtung im Bad, Spiel- und Spaßangeboten für die Kinder, manchmal auch mit Vorführungen (Wasserspringen, Tauchen, Rettungsschwimmen, Wasserballet), mit Musik und Tanz, Modeschau, Freiluftkino oder Feuerwerk. Aus Sicherheitsgründen wird es meist in Schwimmbädern durchgeführt.

Das 24-Stunden-Schwimmen kann als Staffel- Mannschafts- oder Einzelschwimmen durchgeführt werden. Die erreichten Strecken werden zusammengezählt, die Rangliste ergibt sich dann aus der Gesamtsumme der geschwommenen Kilometer. Einzelstarter schaffen bis zu 101 km in 24 Stunden (Mauro Giaconia, 2008), Staffeln bis zu 120 km (Berlin, 2002).

Dauerschwimmen

Beim Dauerschwimmen geht es ähnlich wie beim 24-Stunden-Schwimmen um Ausdauerleistung, meist ebenso als Breitensportveranstaltung mit einem Schwimmbad-Fest verbunden. Oft werden Dauerschwimmen mit einer Spendenaktion verbunden. Dabei zahlen die Zuschauer für jede geschwommene Bahn eine Spende für ein Wohlfahrtsprojekt.

Eine andere Form des Dauerschwimmens erstreckt sich über das ganze Jahr oder eine Badesaison. Dabei zählen die Schwimmer ihre geschwommenen Bahnen zusammen, um am Jahresende eine Urkunde über 50, 100 oder 150 geschwommene Kilometer zu erwerben. Ziel dabei ist es, die Badegäste zu regelmäßigem und ausdauerndem Schwimmen anzuhalten und so die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern.

Triathlon

Beim Triathlon ist Schwimmen, neben Laufen und Radfahren, eine der Ausdauerleistungsprüfungen. Die Schwimmstrecke beträgt normalerweise je nach Triathlonvariante zwischen 0,5 und 3,8 km (Ironman). Beim bisher längsten Triathlon, dem Double-Deca in Mexiko, betrug die Schwimmstrecke 76 km, in einem Hallenbad.

Freiwasserschwimmen

Seeüberquerung und Flussschwimmen

Flussschwimmen
Deutsche Meisterschaften Freiwasserschwimmen in Lindau am Bodensee 2009

Auch die Seeüberquerungen und Flussschwimmen sind beliebte Breitensportereignisse. In der Schweiz gibt es einen offiziellen Kalender aller Seeüberquerungen, der an die Bevölkerung verteilt wird und im Internet erreichbar ist, in dem etwa 50 Veranstaltungen aufgeführt sind.[5] Hunderte Schwimmer nehmen an diesen Veranstaltungen teil, einzeln, in Gruppen, als Paar oder Familie, als Schulklasse oder als Mitarbeiter einer Firma. Überwacht werden die Veranstaltungen von der Seepolizei und von Rettungsschwimmern, die mit Booten mitfahren. Start und Ziel sind meist in einem Strandbad. Bei Flussschwimmen wird oft mit einem Sprung von einer Brücke gestartet.

Besondere Herausforderungen sind das nächtliche Fackelschwimmen sowie im Winter das Nikolausschwimmen (Samichlausschwimmen) und das Neujahrsschwimmen im eiskalten Wasser.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. en:Christof Wandratsch
  2. Dover Channel Swimming - Successful Crossings in 2005
  3. Beltquerung-Bestenliste
  4. ORF - Weltrekord im Langdistanzschwimmen
  5. Schwimmkalender der Schweiz

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