Friedersdorf (Spree)

Friedersdorf (Spree)
Friedersdorf
Koordinaten: 51° 2′ N, 14° 34′ O51.02527777777814.560277777778379Koordinaten: 51° 1′ 31″ N, 14° 33′ 37″ O
Höhe: 379 m ü. NN
Fläche: 10,89 km²
Einwohner: 1.433 (31. Dez. 2006)
Eingemeindung: 1. Jan. 2008
Postleitzahl: 02742
Vorwahl: 035872
Wappen von Friedersdorf

Friedersdorf (Spree) ist ein Gemeindeteil der Stadt Neusalza-Spremberg im Südosten Sachsens nahe der Grenze zu (Tschechien) im Landkreis Görlitz.

Inhaltsverzeichnis

Geografie und Verkehr

Karte von Friedersdorf von 1821/22

Der Ortsteil Friedersdorf liegt im südwestlichen Teil des Landkreises Görlitz. Er liegt ca. 2 km nordwestlich von Ebersbach/Sa. im Lausitzer Bergland. Die 1835 bis 1836 angelegte (Dresden - Stolpen -)Neusalza - Zittauer Landstraße, heutige B 96, führt durch das Gemeindegebiet und die Grenze zur Tschechischen Republik verläuft südlich davon. Die Gemeinde befindet an der am 1. Mai 1875 eröffneten Teilstrecke Sohland-Ebersbach der Bahnstrecke Zittau-Dresden (siehe: Bahnstrecke Bischofswerda–Zittau). Durch den Ort fließt die Spree und als ihr südlicher Zulauf das Richterflössel. Nördlich an die Ortslage grenzt der Friedersdorfer Wald und im Süden der Grenzwald.

Berge und Erhebungen

Mehrere Berge säumen das Tal der Spree in dem Friedersdorf liegt:

  • Buchberg (395,0 m)
  • Steinberg (384,4 m)
  • Wacheberg (384,8 m), mit "Schwarzem Felsen" (Basaltkuppe)
  • Ziegelberg (374,0 m)

Geschichte

Erstmals wurde Friedersdorf am 21. Januar 1272 urkundlich erwähnt. Damals mit Namen „Friderichstorf“ (Vrederichstorp, Vrederikistorp) benannt nach einem Lokator Friedrich, später (1360) „Friderichstorf“, 1397 „Frydrychsdorf“, 1408 „Fridrichsdorff“, 1419 „Frederßdorf inferior“, 1430 „Frederichsdorff“, 1503 „Friderßdorff“ sowie 1567 „Oberfriederßdorff“ und 1580 „Niderfridersdorf“. Friedersdorf wurde im Zuge der feudalen deutschen Ostexpansion von den Siedlern entlang des Spreetales als Waldhufendorf angelegt, d. h. die Flurstücke (= Waldhufen) sind senkrecht zum Spreelauf in Richtung Wald gelegen. Erste Siedlungsfunde gibt es jedoch schon aus der Bronzezeit. Bis Ende des 15. Jahrhunderts um ca. 1490 (Teilung zw. 1489 bis 1493) war Friedersdorf ein Ort, dann wurde es geteilt, und erst im Jahre 1938 (1.4.) wurde es wiedervereinigt. Das Gasthaus Grenzschänke von 1768 bezieht sich auf die frühere Trennlinie. Zwischenzeitlich gehörte Oberfriedersdorf seit 1597 der Stadt Zittau während Niederfriedersdorf in adligem Besitz war. Friedersdorf war überwiegend ein Bauerndorf, dazu kamen später Handwerker und im 17. Jh. die Hausweberei, dessen Gewerbe jedoch durch Textilfabriken verdrängt wurde. 1877 erwarb Hans Leo von Oppell das Niederfriedersdorfer Rittergut und ließ ein neues Schloss als Herrensitz errichten. Der Ort wurde ein Dorf der Fabrikarbeiter, jedoch kein Industriedorf. Es siedelten sich kleinere Unternehmen, wie die Farbenfabrik, die zu DDR-Zeiten Schulmalfarben produzierte und eine Knopffabrik an.

Folgende Verwaltungszugehörigkeit[1][2] ist für Friedersdorf (Ober- und Niederfriedersdorf) zu benennen: 1777: Bautzener Kreis, 1843: Landgerichtsbezirk Löbau, 1856: Gerichtsamt Neusalza, 1875: Amtshauptmannschaft Löbau, 1952: Landkreis Löbau, 1994: Landkreis Löbau-Zittau und ab dem 1. August 2008: Landkreis Görlitz.

Die ursprünglich eigenständige Gemeinde Friedersdorf (alte vierstellige Postleitzahl 8701, ehemalige Ortsteile Friedersdorf und Neufriedersdorf) wurde am 1. Januar 2008 ein Ortsteil von Neusalza-Spremberg.[3]

Oberfriedersdorf

historische Postkarte von Oberfriedersdorf

In Oberfriedersdorf bestand seit dem 16. April 1898 eine Postagentur und seit dem 20. August 1899 darin eine Telegraphenbetriebsanstalt und öffentliche Fernsprechstelle.

Oberfriedersdorf als Waldhufendorf hatte 1900 eine Fläche von ca. 386 ha.

Die Grundherrschaft[1] besaß 1567 das Rittergut Schluckenau (Böhmen), 1597 sowie 1777 der Rat zu Zittau.

Oberfriedersdorf war 1580 nach Spremberg gepfarrt, seit 1801 hat sie eine eigene Pfarrkirche, gehörte ebenso 1940 - 2001 zur Kirchgemeinde Friedersdorf. Von 1923 bis 1937 gehörte sie zur Filialkirche Dürrhennersdorf.

Ortsnamensformen: Der Name Oberfriedersdorf ist erstmals 1561[4] urkundlich erwähnt. Er wandelte sich folgendermaßen: 1419[1]: Frederßdorff superior, 1567: Oberfriederßdorff, 1657: Ober Friedersdorff und 1875: Oberfriedersdorf, Zittauer und Schliebenscher Antheil, (früher Mittelfriedersdorf).

Niederfriedersdorf

Niederfriedersdorf als Waldhufendorf mit Ortsteilen hatte 1900 eine Fläche von ca. 704 ha.

Die Grundherrschaft[2] besaß 1777 das Rittergut Niederfriedersdorf.

Niederfriedersdorf war 1580 nach Spremberg gepfarrt und gehörte 1930 - 2001 zur Kirchgemeinde Friedersdorf.

Ortsnamensformen: Der Name Niederfriedersdorf ist schon 1519 belegt und in der Form „Nieder Dorf“ sogar schon 1493. Er wandelte sich folgendermaßen: 1567[2]: Nieder-Friederßdorff, 1657: Nieder Friedersdorff und 1875: Niederfriedersdorf.

Gutsherrschaften und deren Besitzer

Bis gegen Ende des 15. Jh. gehörte der Gutsherrschaft in Niederfriedersdorf ganz Friedersdorf, ab da nur der untere Teil mit dem Vorwerk, seit 1690 wieder ein Stück vom oberen Teil.

Besitzer des Rittergutes Niederfriedersdorf seit 1392[4]:

  • 1392 erste Lehnsmannen Brüder Heinrich und Hans von Rawssendorf (Raussendorf) sowie Bernhard von Döbschicz
  • 1408 Heinrich von Rawssendorf jun.
  • 1430 Hinrich Lotticze (Luttitz), als „Dorfherr zu Frederichsdorff“
  • 1469-1655 Familie von Rodewitz
    • 1469 Heinrich von Rodewitz („auf Friedersorf gesessen“)
    • 1489 seine Söhne Christoph und Heinrich von Rodewitz
    • 1503 Heinrich v. R. als alleiniger Besitzer
    • 1532 dessen 6 Söhne Bernhard, Heinrich, Caspar, Hans, Peter und Christoph v. R.
    • ab 1592 als alleiniger Besitzer Christoph „der ältere“ (damals gegen 84 Jahre alt)
    • 1598 sein Neffe Peter v. R. „zue Spremberg“ (der mit dem Onkel in „gesamter Belehnung“ stand) und sein Eidam (?) Christoph v. Gersdorf
    • 1604 dessen Eidam (?) Rudloff v. R. (vermählt mit einer Anna v. Gersdorf)
    • 1605 deren Sohn Caspar Heinrich v. R. infolge eines Erbvertrages (dieser wird 1614 von Hans v. Nostitz auf Krobnitz in Dehsa erstochen, Caspar Heinrichs Bruder Adam v. R. wird 1617 bei der Sühne als Herr „auf Spremberg und Friedersdorf“ bezeichnet)
    • 1614 Rudloff v. R. (ein Vetter von Caspar Heinrich v. R., dieser verkaufte 1630 sein „Oberforbergk“ an seinen Eidam „Landeskommissarius“ Wolff Heinrich v. Leubnitz, siehe weiter unten; von 1637 erscheint er als „Erbherr“)
    • nach 1637 dessen hinterlassene Söhne Caspar Christoph und Peter Abraham v. R., als deren Miterbe wahrscheinlich auch o.g. Wolff Heinrich v. Leubnitz, Gemahl der Martha v. R.
    • 1650 Christoph Volkmann v. Gerßdorff, Hans Christoph v. Nosticz und Oßwald Nizsche als Gläubiger, noch 1655 weigerten sich diese beharrlich gegenüber dem Kurfürsten als Besitzer die beiden Brüder anzuerkennen
  • 1655-1843 Familie von Leubnitz
    • nach 1655 und spätestens 1657 o.g. Wolff Heinrich v. Leubnitz
    • 1666 dessen hinterlassenen Söhne, von denen
    • 1667 Rudolph Abraham v. L. alleiniger Besitzer war
    • 1689 sein Sohn Wolff Ernst v. L., Landesältester der Oberlausitz, der 1690 einen Teil von Oberfriedersdorf und 1692 das Vorwerk in Niederfriedersdorf kaufte (s.u.)
    • 1738 sein Sohn Gottlob August v. L., seit 1749 Landescomm. u. seit 1758 Landesältester der Oberlausitz, er verwandelte 1761 Friedersdorf aus einem Lehngut in ein Eigengut
    • 1774 sein Bruder Carl Ludwig v. L., dessen Namen trägt mit der Jahreszahl 1785 das von ihm gestiftete Armenhaus in Niederfriedersdorf, (seine Gemahlin war eine geb. v. Schlieben, † 1782)
    • 1783 sein Sohn Joh. Aug. Ludwig v. L.
    • 1828 dessen Ehegattin Auguste Sophie Friederike v. L., geb. v. Polenz († 1845)
    • 1845 deren Tochter Emilie Auguste v. L., verehelichte Major von Schlieben
  • 11. August 1845 deren Sohn Hans Anton August von Schlieben
  • 8. Dezember 1874 Karl Friedrich Eduard Müller, kaufte das Gut von den Schlieben´schen Erben
  • 14. Juni 1875 erbte das Gut sein Sohn Heinrich Eduard Müller
  • 14. Juli 1877 Kauf des Anwesens durch Hans Leo von Oppell (* 8. August 1846 - † 19. Juli 1915) und dessen Frau Marie Louise Margarethe von Oppell (geb. Freiin Dathe von Burgk) aus Dresden
  • ab 1915 durch Frau von Oppell, später mit ihrem ältesten Sohn Dr. jur. Hans Adolf von Oppell

Ab dem Jahr 1880 erfolgten umfangreiche Um- und Neubauten im Bereich des Gutshofes:

  • Orangerie
  • Gesindehaus (gegenüber Orangerie)
  • Arbeiterhaus (östl. des Rittergutes)
  • Stallanlagen

Einwohnerentwicklung

Bis 1939

Jahr/Datum Einwohner
Oberfriedersdorf Niederfriedersdorf Neufriedersdorf
1777 92 Häusler,
9 Gärtner,
17 bes. Mann,
3 Wüstungen
54 Häusler,
16 Gärtner,
11 bes. Mann,
1 Wüstung
9 Häusler
1834 979 803
1871 1286 919 104
1890 1295 982 116
1910 (01.12.) 1354 1051 zu Niederfriedersdorf
1925 1276 1028
1933 zusammen 2281

Ab 1939

Jahr/Datum Einwohner
1939 2156
1946 2574
1950 2709[5]
1964 2373
1990 1709[5]
2000 1590[5]
2003 (31.12.) 1527
2005 (31.12.) 1445

Politik

Ortsvorsteher ist Günter Hamisch.

Gedenkstätten

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • zahlreiche Umgebindehäuser
  • Lausitzer Bergland mit Wacheberg (384 m hoch)
  • ehemaliges Schloss (heute Alten- und Pflegeheim) mit Parkgelände (nur teilweise zugänglich, bis zu 200 jähriger Baumbestand)
  • 1798 bis 1801 erbaute Kirche (Saalbau mit romanisierenden Westturm mit spitzem Turmhelm) mit benachbartem Pfarrhaus
  • Grenzschänke (Baudenkmal, auf der Grenze zwischen Ober- und Niederfriedersdorf) an der Kretschmerbrücke mit dem Wehr der Spree (Kahnfahrten mögl.)
  • Damwildgehege (nahe dem Schlosspark)

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Juli: Friedersdorfer Badewannenrennen auf der Spree am Wehr nahe der Grenzschänke (seit 2000)

Persönlichkeiten

  • Hans Leo von Oppell (* 8. August 1846; † 19. Juli 1915), königlich sächsischer Kammerherr und Rittmeister

Söhne und Töchter der Gemeinde

  • Wolff Heinrich von Leubnitz (* 16. Juli 1601; † 31. August 1665), Rittergutsbesitzer von Nieder-Friedersdorf. "Commissarius" (Beauftragter, Gesandter) des Markgrafentums Oberlausitz (1635–1665). Sein Epitaph befindet sich an der Außenwand der Apsis der Spremberger Kirche.
  • Joachim Kaspar Anton Richard Freiherr von Schlieben (1848–1908), sächsischer Kultusminister und Amtshauptmann
  • Hermann Werdermann (* 12. Juni 1888; † 9. August 1954 in Bad Soden im Taunus) war ein deutscher Theologe und Hochschullehrer für Religionswissenschaft und Religionspädagogik und NSDAP-Mitglied
  • Friedrich Sieber (1893–1973), Pädagoge und Volkskundler
  • Edmund August Michael (1849–1920), Pilzforscher

Literatur

Weblink

Einzelnachweise

  1. a b c Oberfriedersdorf im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  2. a b c Niederfriedersdorf im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  3. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2008
  4. a b Neue Sächsische Kirchengalerie, 11. Band: Die Diöcese Löbau, 1908, S. 499 ff.
  5. a b c Friedersdorf im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Friedersdorf — ist der Name folgender Orte: in Deutschland Friedersdorf (Thüringen), Gemeinde Friedersdorf im Ilm Kreis in Thüringen Friedersdorf (Dresden), Ortsteil der Ortschaft Weixdorf der Stadt Dresden in Sachsen Friedersdorf (Frontenhausen), Ortsteil der… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedersdorf (Lohsa) — Friedersdorf Bjedrichecy Gemeinde Lohsa Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Friedersdorf — Friedersdorf, 1) Dorf am Queis, im Kreise Lauban des preußischen Regierungsbezirks Liegnitz, mit Schloß u. 1230 Ew.; 2) Dorf ebendaselbst an der Spree, im Kreise Görlitz; Leinweberei, 1025 Ew; 3) Ober u. Nieder F., Dorf im Gerichtsamt Neusalza… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Hermsdorf/Spree — Hermanecy Gemeinde Lohsa Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Taubenheim/Spree — Taubenheim Gemeinde Sohland an der Spree Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Города Саксонии — …   Википедия

  • Liste der Gewässer in Sachsen — Die Fließ und Standgewässer in Sachsen sind: Inhaltsverzeichnis 1 Fließgewässer 1.1 Elbe 1.1.1 Elbnebenflüsse und gewässer mit Mündung in Sachsen 1.1.1.1 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Waldhufendörfer — Die Liste dient als Kompendium zum Hauptartikel Waldhufendorf und beinhaltet Orte, die ursprünglich als Waldhufendorf angelegt worden sind. Einige (ehemalige) Waldhufendörfer sind: Inhaltsverzeichnis 1 Baden Württemberg 1.1 Schwarzwald 2 Bayern 2 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Waldhufendörfern — Die Liste dient als Kompendium zum Hauptartikel Waldhufendorf und beinhaltet Orte, die ursprünglich als Waldhufendorf angelegt worden sind. Einige (ehemalige) Waldhufendörfer sind: Inhaltsverzeichnis 1 Deutschland 1.1 Baden Württemberg 1.1.1… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Sieber (Volkskundler) — Friedrich Sieber (* 13. August 1893 in Friedersdorf (Spree); † 21. März 1973 in Dresden oder Eberswalde) war ein deutscher Pädagoge und Volkskundler. Er studierte Germanistik und neuere Sprachen und widmete sich der sprachlichen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”