Hermann Werdermann

Hermann Werdermann

Hermann Werdermann (* 12. Juni 1888 in Friedersdorf (Spree)/Niederlausitz; † 9. August 1954 in Bad Soden im Taunus) war ein deutscher Theologe und Hochschullehrer für Religionswissenschaft und Religionspädagogik und NSDAP-Mitglied.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Werdermann wurde vom Elternhaus her deutschnational geprägt und seine Weltanschauung mündete in den allgemeinen Strom völkischen und nationalistischen Denkens ein. Er studierte nach dem Besuch der Lateinischen Hauptschule in Halle (Saale) evangelische Theologie in Halle (Saale) und Straßburg. Nach abgelegten Examen wurde er Erzieher am Naumburger Kadettenhaus. Danach war er Studieninspektor am Predigerseminar in Soest. Im Jahre 1913 wurde er Lizentiat der Theologie.

Als Kriegsfreiwilliger des Ersten Weltkrieges wurde er 1914 in Flandern verwundet. Dessen ungeachtet wurde er Militärpfarrer in Gnesen. Im Jahre 1916 promovierte er in Erlangen zum Doktor der Philosophie mit einer Arbeit über die Pädagogik und über den Religionsunterricht August Hermann Franckes. Später hatte er weitere Pfarrämter in Gransee, Löwenberg und Berlin inne. Er habilitierte sich 1923 in Berlin für das Fach Praktische Theologie. Im Jahre 1925 wirkte er für ein Semester in St. Louis/USA als Professor, worüber er ein Buch verfasste. Im Jahre 1929 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt und übernahm eine Professur für Religionswissenschaft an der Pädagogischen Akademie Hannover. Im Jahre 1930 erhielt er von der Theologischen Fakultät Berlin den Titel eines Ehrendoktors. Nach der Schließung der Pädagogischen Akademie 1932 war er als Pfarrer am Stephansstift Hannover tätig, und 1933 übernahm er erneut eine Professur für Religionswissenschaft und Religionspädagogik an der Hochschule für Lehrerbildung in Dortmund.

Am 1. Mai 1933 trat er dem NSLB und im November des gleichen Jahres der SA bei. Seit 1933 war er auch aktives Mitglied im Reichsbund der Kinderreichen und veröffentlichte in dessen Sinne mehrere Bücher und Schriften. Im Jahre 1934 hatte er wie die meisten Staatsbediensteten den Eid auf Adolf Hitler abgelegt. Am Reformationsfest 1935 hielt Werdermann an der Hochschule für Lehrerfortbildung in Dortmund einen Vortrag über das Thema „Luther und Hitler“, der 1937 gedruckt wurde. Er äußerte darin, Luther und Hitler seien bedeutsame Beispiele für positives, praktisches und persönliches Christentum.[1]Im Jahre 1937 wurde er Mitglied der NSDAP und war nach eigener Aussage auch Mitarbeiter des Rassenpolitischen Amtes in Dortmund. Im Jahre 1939 erklärte er seine Mitarbeit am Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben.[2]Von 1942 bis 1945 war er Ordinarius für Praktische Theologie in Rostock.

Er engagierte sich für die Ziele der Deutschen Christen, wenngleich er sich gegen die Absetzung des Religionsunterrichtes vom schulischen Stundenplan ausgesprochen hatte und damit in Parteikreisen vorübergehend Unwillen erregte. Nach 1945 hat Werdermann verschiedene Pfarramtsvertretungen in Hanau, Göttingen und Witten übernommen. Im Jahre 1949 trat er krankheitshalber in den Ruhestand, hat jedoch weiterhin publiziert.

Werke in Auswahl

  • Martin Luther und Adolf Hitler, Gnadenfrei: Winter 1936
  • Religionspädagogische Schulungsbriefe. — Leipzig: Klinkhardt 1936
  • Der Totalitätsanspruch der nationalsozialistischen Weltanschauung und der Absolutheitsanspruch des Christentums. — Bonn: Bonner Univ. Buchdr. 1937

Literatur

  • Folkert Rickers: Bewahrung des Evangeliums und Bewährung im Glauben. Die weltanschauliche Orientierung des Religionspädagogen Hermann Werdermann 1933-1945. In: Folkert Rickers: Zwischen Kreuz und Hakenkreuz. Untersuchungen zur Religionspädagogik im „Dritten Reich“. Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 1995, ISBN 3-7887-1511-1, S. 100–143.
  • Saul Friedländer u. a.: Bertelsmann im Dritten Reich. Bertelsmann, München 2002, ISBN 3-570-00711-1, S. 110–111.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://bs.cyty.com/kirche-von-unten/archiv/kvu103/luthit.htm
  2. Hans Prolingheuer: Wir sind in die Irre gegangen. Köln 1987, S. 151.

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