Friedrich Spielhagen

Friedrich Spielhagen
Friedrich Spielhagen

Friedrich Spielhagen (* 24. Februar 1829 in Magdeburg; † 25. Februar 1911 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Friedrich Spielhagen wurde als Sohn des Königlichen Wasserbauinspektors Friedrich August Wilhelm Spielhagen (* 1785, † 1855) und dessen Ehefrau Henriette Wilhelmine, geb. Robrahn (* 1789) in Magdeburg geboren und verbrachte dort die ersten sechs Jahre seines Lebens. Danach lebte er in Stralsund, wo er auch das Gymnasium besuchte. Er war verheiratet mit Therese Boutin (* 1835, † 1900) und hatte mit ihr eine Tochter, Elsa Spielhagen (* 1866, † 1942), deren Sohn der so tragisch ums Leben gekommene 2. Bürgermeister von Breslau, Wolfgang Spielhagen, war. Eine weitere Tochter, Toni (Antonie), war ebenfalls schriftstellerisch tätig.

Ausbildung

Nach Abschluss des Gymnasiums studierte Spielhagen 1847 bis 1851 Rechtswissenschaft und Philologie in Bonn (dort wurde er 1848 Mitglied der Burschenschaft Frankonia), Berlin und Greifswald. Anschließend arbeitete Spielhagen als Hauslehrer in Pommern und versuchte sich auch als Schauspieler und Soldat. Später kehrte er zum Lehrerberuf zurück und unterrichtete in Leipzig an einer Handelsschule. Nebenbei beschäftigte er sich intensiv mit Literatur und begann nach dem Tod seines Vaters, der Regierungsbeamter in Stralsund gewesen war, sich ganz dem Schreiben zu widmen.

Karriere als Schriftsteller

Ehrengrab, Fürstenbrunner Weg 69, in Berlin-Westend

1857 verfasste Spielhagen seine erste Novelle, die den Titel „Clara Vere“ trug. Sie wurde, ebenso wie sein 1858 erschienenes Werk „Auf der Düne“, nie von einem größeren Publikum beachtet. In dieser Zeit begann Spielhagen auch für Zeitungen oder Hefte wie zum Beispiel für die Zeitung für Norddeutschland (1860 bis 1862) oder Westermanns illustrierte deutsche Monatshefte (1878 bis 1884) zu schreiben. Die Tätigkeit bei der Zeitung für Norddeutschland begann Spielhagen 1860, nachdem er von Leipzig nach Hannover gezogen war. Im Jahre 1861 gelang ihm mit dem 1078-seitigen Roman „Problematische Naturen“ ein großer Wurf, der unter dem Einfluss von Karl Gutzkow steht. Ein Jahr später erschien eine „Fortsetzung“ unter dem Titel „Durch Nacht zum Licht“. Im gleichen Jahr erschien auch die Novelle „In der zwölften Stunde“. Ende des Jahres 1862 gab Spielhagen seine Arbeitsstelle in Hannover auf und zog nach Berlin.

Dort arbeitete er noch einige Zeit für verschiedene Blätter und unternahm Reisen in die Schweiz, nach Italien, England, Frankreich und in andere europäische Länder. 1864 erschien die Novelle „Röschen vom Hofe“ sowie der Roman „Die von Hohenstein“, der sich mit der revolutionären Bewegung des Jahres 1848 befasste. Darauf folgte 1866 der Roman „In Reih und Glied“ und 1868 der humoristische Roman „Die Dorfcoquette“. 1869 kamen „Hammer und Amboss“ und ein Jahr später die Novelle „Deutsche Pioniere“ heraus. Einige Jahre später erschien der wohl bekannteste Text von Friedrich Spielhagen, „Sturmflut“. Dieser Roman ist in gedruckter Form nur noch gekürzt erhältlich. Den Abschluss dieser intensivsten Schaffensperiode bildete 1878 der Roman „Platt Land“. Die wichtigsten Schriften seiner späteren Jahre waren nur mehr literaturtheoretischer Natur.

Am 25. Februar 1911 starb Spielhagen in Berlin im Alter von 82 Jahren.

Spielhagen wurde auf dem Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Friedhof in Berlin-Westend beigesetzt. Die Grabstätte gehört zu den Ehrengräbern des Landes Berlin.

Seine Heimatstadt Magdeburg benannte eine Straße (Spielhagenstraße) nach ihm, ebenso seine zeitweiligen Heimatstädte Hannover, Stralsund, Berlin und Nürnberg.

Würdigung

Friedrich Spielhagens Werke sind stark geprägt von seiner Liebe zum Meer, die er in seiner Zeit in Stralsund entwickelte. Die Romane dieses oft als „großer Romancier Deutschlands“ bezeichneten Literaten galten als anti-feudal, radikal-demokratisch und liberal. In späteren Jahren lehnte Spielhagen die Bourgeoisie und die preußisch-deutsche Entwicklung immer mehr ab. Neben Romanen, Novellen und theoretischen Texten schrieb Spielhagen auch mehrere Dramen, die aber die Qualität seiner Romane und Novellen nicht erreichten. In einigen Zügen nimmt Spielhagen die Themen und Techniken von Eduard von Keyserling vorweg. Die besten seiner späten Romane weisen auf die Berliner Moderne voraus, wenn seine Werke auch von der jüngeren Literaturgeneration der Wilhelminischen Zeit scharf abgelehnt wurden.

Spielhagen war ein unerreichter Meister des Romanbeginns; im späteren Handlungsverlauf verlieren seine großen Romane etwas an Schwung; originelle Erzählweise steht oft neben Passagen, die sich der üblichen Trivialliteratur seiner Zeit nähern. Die eigenartige Mischung aus Spannung, Routine und psychologischer Beobachtungsgabe machen die Lektüre vieler seiner Romane bis heute zum Vergnügen. Inzwischen sind die wichtigsten Werke digital wieder ungekürzt lesbar, und wegen der hohen Auflagenzahl seiner Bücher sind antiquarische Exemplare sehr erschwinglich.

Werke (in Auswahl)

  • Clara Vere, Novelle, 1857
  • Auf der Düne, Novelle, 1858
  • Problematische Naturen, Roman, 4 Bde., 1861
  • Durch Nacht zum Licht, Roman (Fortsetzung von Problematische Naturen), 1862
  • In der zwölften Stunde, Novelle, 1862
  • Vermischte Schriften, Bd. I, 1864
  • Röschen vom Hofe, Novelle, 1864
  • Die von Hohenstein, Roman, 1864
  • In Reih’ und Glied, Roman, 1866
  • Vermischte Schriften, Bd. II, 1868
  • Die Dorfcoquette, humoristischer Roman, 1868
  • Hammer und Amboß, Roman, 1869
  • Allzeit voran, Roman, 1871
  • Was die Schwalbe sang, Roman, 1873 (1872 in: Die Gartenlaube erschienen)
  • Ultimo, Novelle, 1874
  • Liebe für Liebe, Schauspiel in vier Acten, 1875
  • Sturmflut, Roman, 1877
  • Platt Land, Roman, 1879
  • Quisisana, Novelle, 1880
  • Beiträge zur Theorie und Technik des Romans, 1883
  • Was will das werden?, Roman, 1885
  • Ein neuer Pharao, Roman, 1889
  • Sonntagskind, Roman, 1893
  • Susi, Roman, 1895
  • Stumme des Himmels, Roman, 1895
  • Zum Zeitvertreib, Roman, 1897
  • Faustulus, Roman, 1898
  • Neue Beiträge zur Theorie und Technik der Epik und Dramatik, 1898
  • Opfer, Roman, 1899
  • Freigeboren, Roman, 1900
  • Goethe-Galerie. Nach Original-Kartons von Wilhelm von Kaulbach. Mit erläuterndem Text von Friedrich Spielhagen. Verl.-Anst. für Kunst u. Wissenschaft, München 1867. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
  • F. S. im Interview über den Antisemitismus, zuerst 1893; wieder in: Hermann Bahr; Hermann Greive (Hrsg.): Der Antisemitismus. Ein internationales Interview. Jüdischer Verlag/Athenäum, Frankfurt 1980 ISBN 3761080433 S. 17 - 19; wieder vdg, 2005 ISBN 389739507X (=Bahr, Krit. Schr. in EA, 3)

Literatur

  • Andrea Fischbacher-Bosshardt: Anfänge der modernen Erzählkunst. Untersuchungen zu Friedrich Spielhagens theoretischem und literarischem Werk. Bern u.a.: Lang 1988. (= Narratio; 1) ISBN 3-261-03940-X
  • Christoph Frey: Das Subjekt als Objekt der Darstellung. Untersuchungen zur Bewußtseinsgestaltung fiktionalen Erzählens. Stuttgart: Heinz 1983. (= Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik; 127) ISBN 3-88099-131-6
  • Martha Geller: Friedrich Spielhagens Theorie und Praxis des Romans. Reprograph. Nachdr. d. Ausg. Berlin 1917. Hildesheim: Gerstenberg 1973. ISBN 3-8067-0434-1
  • Il-Sop Han: Spielhagens Ich-Roman-Theorie. Heidelberg: Univ. Diss. 1977.
  • Gabriele Henkel: Geräuschwelten im deutschen Zeitroman. Epische Darstellung und poetologische Bedeutung von der Romantik bis zum Naturalismus. Wiesbaden: Harrassowitz 1996. (= Wolfenbütteler Forschungen; 68) ISBN 3-447-03827-6
  • Dieter Kafitz: Figurenkonstellation als Mittel der Wirklichkeitserfassung. Dargestellt an Romanen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (Freytag, Spielhagen, Fontane, Raabe). Kronberg/Taunus: Athenäum Verl. 1978. ISBN 3-7610-8001-8
  • Victor Klemperer: Die Zeitromane Friedrich Spielhagens und ihre Wurzeln. Weimar: Duncker 1913. (= Forschungen zur neueren Literaturgeschichte; 43)
  • Henrike Lamers: Held oder Welt? Zum Romanwerk Friedrich Spielhagens. Bonn: Bouvier 1991. (= Wuppertaler Schriftenreihe Literatur; 24) ISBN 3-416-02314-5
  • Christa Müller-Donges: Das Novellenwerk Friedrich Spielhagens in seiner Entwicklung zwischen 1851 und 1899. Marburg: Elwert 1970. (= Marburger Beiträge zur Germanistik; 33) ISBN 3-7708-0414-7
  • Günter Rebing: Der Halbbruder des Dichters. Friedrich Spielhagens Theorie der Romans. Frankfurt am Main: Athenäum-Verl. 1972. (= Literatur und Reflexion; 8)
  • Jeffrey L. Sammons: Friedrich Spielhagen. Novelist of Germany's false dawn. Tübingen: Niemeyer 2004. (= Untersuchungen zur deutschen Literaturgeschichte; 117) ISBN 3-484-32117-2
  • Gunter Schandera, in Magdeburger Biographisches Lexikon, Magdeburg 2002, ISBN 3-933046-49-1
  • Rosa-Maria Zinken: Der Roman als Zeitdokument. Bürgerlicher Liberalismus in Friedrich Spielhagens „Die von Hohenstein“ (1863, 64). Frankfurt am Main u.a.: Lang 1991. (= Kölner Studien zur Literaturwissenschaft; 4) ISBN 3-631-44216-5

Weblinks

 Commons: Friedrich Spielhagen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Friedrich Spielhagen – Quellen und Volltexte

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