- Wilhelm von Kaulbach
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Wilhelm von Kaulbach (* 15. Oktober 1805 in Arolsen; † 7. April 1874 in München) war ein Maler des 19. Jahrhunderts, bekannt durch große Wand- und Deckengemälde mit geschichtlichem und literarischem Inhalt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Sein Vater Philipp Karl Friedrich Kaulbach war ein umherreisender Stempelschneider und Goldschmied, den es 1816 nach Mülheim an der Ruhr verschlagen hatte, wo er zunächst eine Anstellung als Graveur in der Textilfabrik von Johann Caspar Troost fand. Nach seiner Entlassung schlug er sich mit künstlerischen Gelegenheitsarbeiten und privatem Zeichenunterricht durch, was jedoch nicht sehr ertragreich war, so dass Wilhelm Kaulbachs Kindheit von ziemlicher Armut geprägt war.
Seinen ersten künstlerischen Unterricht erhielt der junge Wilhelm bei seinem Vater, studierte seit 1822 als Schüler von Peter von Cornelius an der Düsseldorfer Akademie und folgte diesem zusammen mit seinen Mitschülern Hermann Anschütz und Adam Eberle 1826 nach München, wo er zunächst Mitarbeiter an den Fresken im Odeon, in den Hofarkaden sowie im Herzog-Max-Palais und in der Residenz wurde.
1835 unternahm Kaulbach seine erste Italienreise nach Venedig, auf der er zahlreiche Zeichnungen und Skizzen der italienischen Landschaft anfertigte. 1834-37 entstand im Auftrag Graf Raczynskis das Historiengemälde „Hunnenschlacht“, das ihn berühmt machte und 1837 seine Ernennung zum Hofmaler durch König Ludwig I. von Bayern zur Folge hatte.
Kaulbach entwickelte sich bald zu einem der berühmtesten Maler seiner Zeit und schuf unter anderem 1837 für Ludwig I. die „Zerstörung Jerusalems“ sowie zahlreiche Decken- und Wandgemälde mit historischen, allegorischen und mythologischen Darstellungen in der Weiterführung des Stils seines Lehrers Cornelius. So arbeitete er im Auftrag König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen 1845-65 an der Ausmalung des Treppenhauses im Neuen Museum Berlin. 1838/39 hielt sich Kaulbach in Rom auf, schloss mit dem Verleger Cotta in Stuttgart einen Vertrag über die Illustrationen zu Johann Wolfgang von Goethes „Reinecke Fuchs“ (1845-63) und schuf in den folgenden Jahren zahlreiche Illustrationen zu klassischen Werken der Weltliteratur. Mit einer Bleistiftstudie der Lola Montez und dem 1854 entstandenen Bildnis „König Maximilian II. als Großmeister des Hubertusordens“ machte er sich auch als Porträtist einen Namen.
1849 wurde Kaulbach zum Direktor der Münchner Kunstakademie (zu seinen Schülern gehörte z. B. Gustav Adolf Goldberg) ernannt, war ferner Mitglied der Akademien von Berlin, Dresden und Brüssel und wurde 1866 nobilitiert.
1859 malte er das heute verlorene Fresko Öffnung der Gruft Karls des Großen im Dom zu Aachen durch Kaiser Otto III. für das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg; der ursprüngliche Standort war die Südwand der in das Museum integrierten Kartäuserkirche (1920 aus konservatorischen Gründen in den ehemaligen Saal I übertragen, dort bei Abbrucharbeiten 1962 zerstört).
Er starb an Cholera bei der großen Münchner Epidemie von 1874 und wurde auf dem Alten Südlichen Friedhof begraben.
1920 wurde die Kaulbachstraße in Wien-Meidling nach dem Maler benannt.
Verwandtschaft
Wilhelm von Kaulbach war der Begründer einer berühmten Malerfamilie, darunter sein Sohn Hermann von Kaulbach (1846–1909), sein Neffe und Schüler Friedrich Kaulbach (1822–1903) sowie dessen Sohn Friedrich August von Kaulbach (1850–1920).
Werke
- Kaffee-Klexbilder: Humoristische Handzeichnungen / von Wilh. v. Kaulbach, Echter und Muhr. in Lichtdruck reproduciert von W. Frisch. Schloemp, Leipzig 1881. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
- Deutsche Sagen. Hrsg. von den Brüdern Grimm. Mit einer Abbildung der Sage, nach W. v. Kaulbach. Nicolai, Berlin 1865, 2. Aufl., Band 1-2. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
Illustrationen (Auswahl)
- Goethe-Galerie. Mit erläuterndem Text von Friedrich Spielhagen. Verl.-Anst. für Kunst u. Wissenschaft, München 1867. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
- Goethe, Johann Wolfgang von. Le renard. Traduction de Édouard Grenier. Illustré par Kaulbach. Hetzel, Paris 1867. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
Literatur
- Anna Mary Howitt: The Studio of Wilhelm von Kaulbach, in: An Art-Student in Munich. Vol. 1. Longman, Brown, Green & Longmans, London 1853 (Digitalisat)
- Anna Mary Howitt, Herrliche Kunststadt München. Briefe einer englischen Kunststudentin 1850–1852 . Verl.-Anst. Bayerland, Dachau 2002 ISBN 3-89251-322-8
- Fritz von Ostini: Wilhelm von Kaulbach. Velhagen & Klasing, Bielefeld 1906
- Birgit Kümmel (Hrsg.): Wilhelm von Kaulbach als Zeichner. Museum, Bad Arolsen 2001, ISBN 3-930930-09-9
- L. Névinny: Wilhelm von Kaulbach. (= Volksbücher der Kunst; 83). Velhagen & Klasing, Bielefeld 1913
- Friedrich Pecht: Kaulbach, Wilhelm Ritter von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 15, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 478–484.
- Miriam Waldvogel: Wilhelm Kaulbachs Narrenhaus (um 1830). Zum Bild des Wahnsinns in der Biedermeierzeit. (= LMU-Publikationen / Geschichts- und Kunstwissenschaften; Nr. 18). Ludwig-Maximilians-Universität, München 2007 (Volltext)
- Evelyn Lehmann, Elke Riemer: Die Kaulbachs. Waldeckischer Geschichtsverein, Arolsen 1978
- Elke Blauert (Hrsg.): Neues Museum – Architektur, Sammlung, Geschichte. Berlin 2009
Weitere Quellen
- Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr, Bestand 887 (Sammlung Wilhelm Kaulbach)
Weblinks
Commons: Wilhelm von Kaulbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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