Friedrich Wanderer

Friedrich Wanderer

Friedrich Wilhelm Wanderer (* 10. September 1840 in München; † 7. Oktober 1910 ebendort) war Maler, Zeichner, Illustrator und Kunstschriftsteller. Sohn des Georg Wilhelm Wanderer (in den 1830er Jahren bekannter Bildnismaler in Nürnberg).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Seine Ausbildung genoss er bei August von Kreling. Er unternahm anschließend Studienreisen nach Wien, Paris und Italien. Ab 1863 war er Hilfslehrer und ab 1868 Professor für kunstgewerbliches Zeichnen an der Kunstgewerbeschule Nürnberg (heute Akademie der Bildenden Künste Nürnberg). Er galt Zeitgenossen nach dem Tod von August von Kreling und Adolf Gnauth als der führende Künstler in Nürnberg. 1888 wurde Wanderer zum Ehrenbürger der Stadt ernannt. Nach Friedrich Wanderer ist die gleichnamige Schule in Nürnberg benannt.

Werk

Theoretische Arbeiten

Wanderer war einer der ersten Biographen von Adam Kraft.

Glasfenster und Gemälde

Ein bevorzugtes Arbeitsgebiet Wanderes waren Glasfenster profaner und sakraler Thematik. Von ihm stammen die Kaiserfenster für die Lorenzkirche (1882 – im 2. Weltkrieg zerstört), das Bismarckfenster (1883) und die Hauptereignisse der deutschen Geschichte des 19.Jahrhunderts im Germanischen Nationalmuseum.

Friedrich Wanderer: „Meister der Dürerzeit“, 1901

Auch die Gemälde im "Schönen Saal" des Nürnberger Rathauses über das künstlerische und wissenschaftliche Leben des historischen Nürnberg stammen von Wanderer. Bis 1902 schuf er für das Rathaus mehrere großformatige Gemälde bedeutender Männer aus Nürnbergs Vergangenheit. Bekannt ist das Gemälde „Meister der Dürerzeit“ („Altmeister“), das neben der zentralen Figur Albrecht Dürer von links nach rechts die folgenden Personen darstellt: Adam Kraft, Veit Hirsvogel, Veit Stoß, Michael Wolgemut, Peter Vischer, Hans von Kulmbach, Nikolaus Klockendom, Johann Neudörffer, Anton Koberger und einen Mitarbeiter Kobergers. Wanderer sagte: „Ich kann nicht umhin zu erklären, dass ich diese zur Ausführung gedachten Bilder zu den schönsten Aufgaben zähle, welche seit einer Reihe von Jahren von der Stadt mir übertragen wurden.“ (Diese Werke lagern heute großteils im Depot der städtischen Museen.)

Denkmäler und Brunnen

Auf Entwürfe oder Initiativen Wanderers gehen mehrere Denkmäler und Plastiken im Stadtbild zurück: Von ihm stammt der Entwurf für die Siegessäule am Köpfleinsberg/Adlerstraße (Denkmal für die Gefallenen des Dt.-franz. Krieges 1870/71); er hatte einen ausgeschriebenen Wettbewerb für die Neugestaltung des Platzes gewonnen (Grundsteinlegung 1875). Die Sandsteinstatue „Ritter Kreß von Kressenstein“ (1889), Obstmarkt 2 (Rückseite des Fünferplatz-Baus des Rathauses) ist ebenfalls ein Werk Wanderers. (Die sehr historisierende Plastik dokumentiert seine Vorliebe für die Darstellungen im Stil der Spätgotik und Renaissance.)

Neptunbrunnen mit barocker Brunnen- schale von Wanderer auf dem Hauptmarkt 1902

Entwürfe Wanderers für Brunnenplastiken sind der Grübel-Brunnen mit einer Bronzestatue Johann Conrad Grübels vor dem Laufer Schlagturm (Innerer Laufer Platz) und das Teufelsbrünnlein (1888) am Nordturm der Lorenzkirche. Im benachbarten Erlangen erschuf er den Paulibrunnen auf dem Schloßplatz. Wanderers Brunnen haben alle einen starken Architekturbezug und sind unmittelbar aus dem städtebaulichen und historischen Kontext der Umgebung erdacht.

Wanderer stieß infolge seiner Vorliebe für Brunnen auch auf den Fall des Nürnberger Neptunbrunnens, der 1797 nach Peterhof bei St. Petersburg (Neptunbrunnen Sankt Petersburg) verkauft worden war. Mit einem vielbeachteten Aufsatz trat er 1881 für die "Rückgewinnung des Verlorenen" ein und regte als erster einen Nachguss für die Aufstellung in Nürnberg an. (1886 wurden mit Erlaubnis des russischen Zaren Abdrücke von den originalen Figuren in Peterhof genommen von denen später ein Zweitguss in Bronze gefertigt wurde. Für den am 22. Oktober 1902 auf dem Nürnberger Hauptmarkt aufgestellten Brunnen, entstanden der Sockel der Hauptfigur und die Beckenfassung nach Zeichnungen von Friedrich Wanderer, der im Sinne des barocken Originalentwurfs als Stadtbrunnen auf Vorlagen von Kupferstichen von Rößler und Delsenbach (1730) zurückgriff. Der Brunnen wurde 1934 vom Hauptmarkt entfernt, er steht heute - ohne das Wandererbecken - im Stadtpark.)

Innenraumgestaltung

Vorderes der historistischen Zimmer nach Entwurf von W. Wanderer, um 1900

Wanderer arbeitete auch an der Rekonstruktion und Gestaltung von Innenräumen: Er fertigte auf Grundlage von alten Zeichnungen oder Stahl- und Kupferstichen Pläne für Rekonstruktion untergeganer historischer Raumausstattungen. Zu sehen sind im Historischen Rathaussaal noch zwei Lindenholz-Kronleuchter, entworfen nach dem Vorbild des verlorengegangenen großen 96-flammigen Leuchters von Hans Wilhelm Beheim (1615).

1876 bekam Friedrich Wanderer den Auftrag, zwei Räume des Albrecht-Dürer-Hauses – „im Geiste Dürers“ als nachempfundene Wohnsräume der Dürerzeit zu konzipieren. Die von ihm bis 1881 geschaffenen Interieurs orientierten sich an Vorlagen auf Dürer-Stichen. Die noch vorhandenen „Wanderer-Zimmer“ zeigen noch heute mittelalterliche Wohnkultur, entsprechend den romantisierenden Vorstellungen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Einzelangaben

  • 60 Kinderlieder von G.[eorg] Chr.[istian] Dieffenbach für 2 Singstimmen mit leichter Klavierbegleitung komponiert von Karl August Kern. Op. 36. Mit einem Beitrage von Gr. A. v. G. Neunte Auflage. Mit 24 Illustrationen von Prof. Fr.[iedrich] Wanderer. Wiesbaden, Verlag von C. G. Kunzes Nachfolger (W. Jacoby). 1913. [3. Aufl. 1877 noch 50 Kinderlieder ..., 5. vermehrte Auflage 1891: 60 Kinderlieder ...]

Literatur

  • Manfred H. Grieb (Hrsg.): Nürnberger Künstlerlexikon: Bildende Künstler, Kunsthandwerker, Gelehrte, Sammler, Kulturschaffende und Mäzene, vom 12. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts Bd. 4, (Nürnberg/München 2007)

Weblinks

 Commons: Friedrich Wanderer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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