- FuMg65
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Der Würzburg-Riese war ein deutsches Funkmessgerät (FuMg 65) – eine Radar-Anlage, die im Zweiten Weltkrieg das Eindringen alliierter Bomber und Jäger in den von Deutschland kontrollierten Luftraum wirksam melden sollte. Es handelte sich um eine vergrößerte Version des FuMg 39 Würzburg. Der Würzburg-Riese wurde unter anderem auf den Leittürmen der Flaktürme in Deutschland und Österreich stationiert.
Inhaltsverzeichnis
Einsatz im Zweiten Weltkrieg
Einsatz gegen nächtliche Bombardierung
Der Luftwaffenexperte und General Josef Kammhuber, Kommandeur der Nachtjäger, plante und realisierte eine Verteidigungslinie aus sogenannten „Himmelbett“-Stellungen, die bei den Engländern unter dem Namen seines Organisators als „Kammhuber-Linie“ bekannt wurde. Die zuletzt über 1000 km lange „Kammhuber-Linie“ zog sich von Dänemark bis nach Nordfrankreich und war ein ausgeklügeltes System aus Funkmessstellungen, Nachtjägerflugplätzen, Flakbatterien und Flugwachen, die alle telefonisch mit Jägerleitständen verbunden waren. Die Radarstationen mit sich überschneidenden Erfassungsbereichen, Scheinwerferstellungen und startbereite Nachtjägereinheiten sollten die britischen und später auch amerikanischen Flieger auf das Deutsche Reich abhalten. Ein zentrales Informationszentrum – von mehreren Gefechtsständen – der Kammhuberlinie befand sich in dem Gefechtsstand der 3. Jagddivision, einer Bunkeranlage im niederländischen Schaarsbergen bei Arnheim. Der Bunker der 3. Jagddivision ist erhalten und wird als „Hulpdepot van het Algemeen Rijksarchief“ genutzt; er findet sich neben der Zufahrt zum südlichen Eingangsbereich des Nationalparks Hoge Veluwe am Koningsweg.
Störung und Gegenmaßnahme
Ab Juli 1943 störten die Alliierten die Wirksamkeit der Radaranlagen durch das Abwerfen von Stanniolstreifen (Düppel). Die vielen Radio-Echos irritierten zunächst die deutsche Luftabwehr. Bald gelang es aber, über den Dopplereffekt die Geschwindigkeit der georteten Objekte zu bestimmen und die langsam schwebenden Metallstreifen auszublenden. Diese Technik wurde auch bekannt als die „Würzburger Lösung“ oder kürzer als „Würzlaus“, bestehend aus Würz von Würzburg und Laus, der als Codename der einstigen geheimen Methode verwandt wurde. Dabei wird beim Empfänger mittels Filter exakt die eigene Sendefrequenz ausgeblendet. Nur die Frequenzen knapp oberhalb und unterhalb der eigenen Sendefrequenz wurden empfangen. Ein sich bewegendes Objekt bewirkt über den Dopplereffekt eine leichte Frequenzverschiebung. Da also nur die Frequenzen von sich bewegenden Objekten (hier: Bomber) erfasst wurden und die nicht veränderten Frequenzen der stehenden Objekten (hier: langsame Stanniolfolie der "Düppel") ausgeblendet wurden, waren plötzlich die Bomber wieder klar auf dem Anzeigegerät. Dieses Verfahren ist heute bei fast allen modernen Radargeräten Standard. Es können somit alle "Hintergrund"-Echos ausgeblendet werden [1].
- Suchbereich: 360 Grad
- Reichweite: Suchen – 60-80 km; Peilung – 50-60 km
- Sendefrequenz: 560 MHz
- Peilverfahren: Minimumpeilung
Museumsgerät in Greding (Bayern)
Die nebenstehenden Fotos von einem Würzburg-Riesen entstanden in Greding. Auf dem Kalvarienberg im Vorfeld zum Eingang der Wehrtechnischen Dienststelle (WTD) wurde ein solches Radargerät als Ausstellungsstück aufgebaut. Dieses gut erhaltende Exemplar hat auch nach dem Zweiten Weltkrieg noch gute Dienste geleistet, und zwar in den USA. Dort wurde das Gerät auf 2,8 GHz (λ = 11 cm) umgerüstet, da man mittlerweile diesen Frequenzbereich beherrschte, mit dem man zudem eine größere Reichweite erzielen konnte. Die Anlage tat bis 1957 ihren regulären Dienst in den USA. Sie erreichte eine Reichweite gegen Flugziele von 600 km. Diese Anlage wurde in Chesapeake Bay Annex im Naval Research Lab. Maryland/USA durch einen deutschen Spezialisten wiederentdeckt, kam 1992 wieder nach Deutschland, wurde 1993 äußerlich instandgesetzt und in Greding als Museumsstück aufgestellt. Auf dem Schild vor dem Radar steht folgender Text:
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Radargerät Würzburg-Riese (Funkmeßgerät FuG 65) Teil der deutschen Luftverteidigung im zweiten Weltkrieg 1939–1945 Spiegeldurchmesser: 7,5 m Brennweite: 153 cm Wellenlänge: 53 cm Frequenz: 560 MHz Bandbreite: 500 kHz Pulsfolgefrequenz: 1875 Hz Impulsbreite: 2 μs Antennengewinn: 32 dBi Peilgenauigkeit: 0,25 Grad Empfängerempfindlichkeit: 250 kT0 Reichweite gegen Flugziele: 250 km [2] Gewicht des drehbaren Teils: 11 Tonnen
Auf dem Schild ist ebenfalls der Lebenslauf dieses Gerätes notiert:
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1940 Beginn der Entwicklung bei den Firmen Telefunken und AEG (Spiegelsteuerung), insgesamt wurden 1500 Stück gefertigt 1948 Im Frühjahr wurden Teile von zwei Geräten in die USA gebracht und zu einem Gerät vereinigt. Nach Umrüstung auf eine höhere Frequenz von 2,8 GHz entsprechend 11 cm Wellenlänge, wurden damit Reichweiten gegen Flugziele von 600 km erreicht.
1957 Ende der Nutzung in den USA 1991 Entdeckung des Gerätes in Chesapeake Bay Annex des Naval Research Lab. Maryland/USA durch Baudirektor Baudisch von der WTD 81. 1992 Als Geschenk der USA an die Bundesrepublik Deutschland übergeben im Rahmen der Zusammenarbeit amerikanischer und deutscher Marinedienststellen. 1993 Äußerliche Instandsetzung durch Marinearsenal Wilhelmshaven und Wehrtechnische Dienststelle 81. Aufstellung bei der Wehrtechnischen Dienststelle 81 für Fernmeldewesen und Elektronik in Greding/Bayern.
Zivile Nutzung
Nach dem Krieg wurden einige Würzburg-Riesen zu Radioteleskopen umgebaut. Ein solches Gerät ist im Deutschen Museum in München ausgestellt. Es wurde lange und sehr erfolgreich zur Erforschung der Ausdehnung des Weltalls eingesetzt.
Literatur
- Cajus Bekker: "Augen durch Nacht und Nebel. Die Radar-Story" Heyne Verlag, 1988, ISBN 345300583X (Originalausgabe: Stalling Verlag, 284 Seiten, 1964)
Quellen und Details
- ↑ Cajus Bekker: "Augen durch Nacht und Nebel. Die Radar-Story" Heyne Verlag, 1988, ISBN 345300583X
- ↑ Directory of German Radar Equipment, War Department Tech. Manual TM E 11-219, Apr. 1945.
Siehe auch
- Christian Hülsmeyer: Patent-Nr. 165.546 vom 30. April 1904: Der Erfinder des Funkmeß-/Radarprinzips
- Robert Watson-Watt: Patent von 1919: Der Vater der englischen Radarentwicklung
- Freya: Deutsches Rundumsicht-Radargerät
- Seetakt: Radargerät der deutschen Schlachtschiffe und Kreuzer (u.a. Prinz Eugen, Admiral Graf Spee und Bismarck)
- H2S: Englisches Bordradargerät, auch bekannt als Rotterdam-Gerät
- Lichtenstein: Bordradargerät für Nachtjäger
Weblinks
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