Fußball-Europameisterschaft der Frauen 2005

Fußball-Europameisterschaft der Frauen 2005
UEFA-Europameisterschaft für Frauen 2005
UEFA Women's Championship 2005
UEFA Womens Championship 2005 logo.jpg
Anzahl Nationen (von 34 Bewerbern)
Europameister DeutschlandDeutschland Deutschland (6. Titel)
Austragungsort EnglandEngland England
Eröffnungsspiel 5. Juni 2005
Endspiel 19. Juni 2005
Spiele   15
Tore 50  (∅: 3,33 pro Spiel)
Zuschauer 117.384  (∅: 7.826 pro Spiel)
Torschützenkönig DeutschlandDeutschland Inka Grings (4 Tore)
Gelbe Karte Gelbe Karten 31 (∅: 2,07 pro Spiel)
Gelbrote Karte Gelb-rote Karten (∅: 0 pro Spiel)
Rote Karte Rote Karten (∅: 0 pro Spiel)

Die neunte Fußball-Europameisterschaft der Frauen (UEFA Women's Championship 2005) fand vom 5. bis 19. Juni 2005 in fünf Städten im Nordwesten Englands statt. Die acht Teilnehmer traten zunächst in einer Gruppenphase in zwei Gruppen und dann im K.-o.-System gegeneinander an. England richtete zum ersten Mal die Europameisterschaft der Frauen aus. Titelverteidiger Deutschland bezwang im Finale Norwegen mit 3:1.

Inhaltsverzeichnis

Qualifikation

siehe Hauptartikel: Fußball-Europameisterschaft der Frauen 2005/Qualifikation

Sieben Mannschaften hatten sich für das UEFA-Turnier qualifiziert, hinzu kam der Gastgeber, die englische Frauen-Nationalmannschaft. Mit Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden kamen vier der acht teilnehmenden Nationen aus Skandinavien. Großer Favorit vor dem Turnier war Deutschland: Die Nationalmannschaft der Frauen gewann bislang fünf der bisherigen acht Europameisterschaften, die drei letzten sogar in Folge (1995, 1997 und 2001), zudem war sie amtierender Frauen-Weltmeister.

Die Qualifikation zur Endrunde fand vom 22. März bis 3. Oktober 2004 statt. Die Mannschaften aus Armenien, Österreich, Weißrussland, Belgien, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Estland, Griechenland, Ungarn, Israel, Kasachstan, Malta, Niederlande, Polen, Portugal, Irland, Rumänien, Schottland, Serbien und Montenegro, Slowakei, Spanien, Schweiz und die Ukraine schieden in der Qualifikation aus. Tschechien, Island und Russland wurden erst in den Play-offs eliminiert. Der amtierende Welt- und Europameister, die deutsche Fußballnationalmannschaft der Frauen, setzte sich mit acht Siegen in acht Spielen und einer Tordifferenz von 50:2 in der Qualifikation durch.

Austragungsorte

Fußball-Europameisterschaft der Frauen 2005 (England)
Warrington
Warrington
Blackburn
Blackburn
Blackpool
Blackpool
Manchester
Manchester
Preston
Preston
Spielorte

Alle fünf Orte der Fußball-EM der Frauen liegen in North West England, einer Region im Nordwesten von England.

Teilnehmer

Die teilnehmenden Länder (nach Gruppen)

Sieben Frauen-Nationalmannschaften hatten sich für das Turnier 2005 qualifiziert. England als Gastgeber nahm automatisch teil. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen, Gruppe A und B, mit jeweils vier Mannschaften gelost. Jede Mannschaft spielte gegen jedes andere Team in der Gruppe. Die jeweils zwei besten Mannschaften der Gruppe qualifizierten sich für das Halbfinale. Ein Viertel- oder Achtelfinale gab es nicht, zudem wurde das Spiel um Platz drei im Rahmen von UEFA-Turnieren 1992 abgeschafft. Der Tabellenzweite jeder Gruppe spielte im Halbfinale gegen den Tabellenersten der anderen Gruppe.

Bei der Auslosung der Gruppen am 20. Januar 2005 ergaben sich folgende Gruppenkonstellationen:

Gruppe A Gruppe B
EnglandEngland England DeutschlandDeutschland Deutschland
SchwedenSchweden Schweden FrankreichFrankreich Frankreich
FinnlandFinnland Finnland NorwegenNorwegen Norwegen
DanemarkDänemark Dänemark ItalienItalien Italien

Verlauf

Vorrunde

Gruppe A

Rang Land Sp. S U N Tore Diff. Pkt.
1 SchwedenSchweden Schweden 3 1 2 0 2:1 +1 5
2 FinnlandFinnland Finnland 3 1 1 1 4:4 ±0 4
3 DanemarkDänemark Dänemark 3 1 1 1 4:4 ±0 4
4 EnglandEngland England 3 1 0 2 4:5 −1 3
5. Juni 2005 in Manchester
EnglandEngland England FinnlandFinnland Finnland 3:2 (2:0)
5. Juni 2005 in Blackpool
SchwedenSchweden Schweden DanemarkDänemark Dänemark 1:1 (1:1)
8. Juni 2005 in Blackburn
EnglandEngland England DanemarkDänemark Dänemark 1:2 (0:0)
8. Juni 2005 in Blackpool
SchwedenSchweden Schweden FinnlandFinnland Finnland 0:0
11. Juni 2005 in Blackburn
EnglandEngland England SchwedenSchweden Schweden 0:1 (0:1)
11. Juni 2005 in Blackpool
FinnlandFinnland Finnland DanemarkDänemark Dänemark 2:1 (2:1)

Die englische Mannschaft stand bei ihrem Heimspiel im Mittelpunkt des Interesses: Etwa 40 Fotografen versammelten sich, um ein Mannschaftsfoto der Engländerinnen zu machen, hingegen nur zwei wollten dies bei den Finninnen. Probleme mit Hooligans, wie häufig in Manchester üblich, blieben aus. Das Spiel war von großer Spannung bei durchschnittlichem spielerischen Niveau geprägt. In einer spannenden letzten Viertelstunde gelang den Gastgebern mit dem Siegtor durch Karen Carney ein gelungener Turnierauftakt. Dänemark, das bis zum abschließenden 3. Spieltag die Gruppe anführte und mit großen Ambitionen in das Turnier gestartet war, schied durch eine Niederlage gegen die Überraschungsmannschaft Finnland bereits nach der Vorrunde aus. Der letzte Spieltag war insbesondere von seiner großen Spannung geprägt, da bis zu Spielende mit einem Tor alle Teams noch die Qualifikation für das Halbfinale erreichen konnten.

Gruppe B

Rang Land Sp. S U N Tore Diff. Pkt.
1 DeutschlandDeutschland Deutschland 3 3 0 0 8:0 +8 9
2 NorwegenNorwegen Norwegen 3 1 1 1 6:5 +1 4
3 FrankreichFrankreich Frankreich 3 1 1 1 4:5 −1 4
4 ItalienItalien Italien 3 0 0 3 4:12 −8 0
6. Juni 2005 in Preston
FrankreichFrankreich Frankreich ItalienItalien Italien 3:1 (3:0)
6. Juni 2005 in Warrington
DeutschlandDeutschland Deutschland NorwegenNorwegen Norwegen 1:0 (0:0)
9. Juni 2005 in Warrington
FrankreichFrankreich Frankreich NorwegenNorwegen Norwegen 1:1 (1:0)
9. Juni 2005 in Preston
ItalienItalien Italien DeutschlandDeutschland Deutschland 0:4 (0:2)
12. Juni 2005 in Warrington
FrankreichFrankreich Frankreich DeutschlandDeutschland Deutschland 0:3 (0:0)
12. Juni 2005 in Preston
NorwegenNorwegen Norwegen ItalienItalien Italien 5:3 (4:1)

Das erste Spiel der deutschen Fußballnationalmannschaft der Frauen endete vor 1500 Zuschauern 1:0 gegen Norwegen. Die Mannschaft der deutschen Nationaltrainerin Tina Theune-Meyer gewann durch ein Tor von Conny Pohlers in der 61. Minute. Im zweiten Spiel wussten die deutschen Frauen zu überzeugen und schlugen durch die Tore von der wiedergenesenen Birgit Prinz (11.) sowie Conny Pohlers (18.), Steffi Jones (55.) und Anja Mittag (74., Nachschuss eines Handelfmeters) Italien mit 4:0. Durch ein 3:0 gegen Frankreich im letzten Gruppenspiel zog die DFB-Auswahl als Tabellenerster und mit neun Punkten sowie 8:0 Toren als beste Vorrundenmannschaft ins Halbfinale ein. Das deutsche Team erzielte erst spät die Tore durch Inka Grings (72. Minute), Renate Lingor (77., Foulelfmeter) und Sandra Minnert (83.). Durch die Niederlage Frankreichs und den Sieg Norwegens zogen die Skandinavierinnen noch an den Französinnen vorbei.

Finalrunde

  Halbfinale Finale
             
 DeutschlandDeutschland Deutschland 4  
 FinnlandFinnland Finnland 1  
     DeutschlandDeutschland Deutschland 3
   NorwegenNorwegen Norwegen 1
 NorwegenNorwegen Norwegen 3
 SchwedenSchweden Schweden 2  

Halbfinale

Für das Halbfinale waren die jeweils ersten beiden Teams der zwei Vorrundengruppen qualifiziert. Bei Punktgleichheit entschieden zunächst die direkten Vergleiche (Punkte/Tordifferenz/erzielte Tore) der punktgleichen Teams, dann die Tordifferenz/erzielten Tore aus allen Gruppenspielen über die Platzierungen. Falls auch nach diesen Kriterien keine Entscheidung möglich war, wurde nach der UEFA-Fair-Play-Wertung und abschließend per Los entschieden.

15. Juni 2005 in Preston
DeutschlandDeutschland Deutschland FinnlandFinnland Finnland 4:1 (3:1)
16. Juni 2005 in Warrington
NorwegenNorwegen Norwegen SchwedenSchweden Schweden 3:2 n.V. (2:2, 1:1)

Die deutsche Mannschaft kaufte der Überraschungsmannschaft aus Finnland durch drei frühe Tore von Inka Grings (2) und Conny Pohlers schnell den Schneid ab und qualifizierte sich souverän für das Finale in Blackburn.

Im zweiten Halbfinale zwischen Norwegen und den leicht favorisierten Schwedinnen kam es zu einem bis in die Verlängerung offenen Schlagabtausch, den die Norwegerinnen durch das Siegtor von Solveig Gulbrandsen in der 109. Minute für sich entscheiden konnten.

Finale

19. Juni 2005 in Blackburn
DeutschlandDeutschland Deutschland NorwegenNorwegen Norwegen 3:1 (2:1)

Durch einen verdienten, aber lange Zeit hart umkämpften 3:1-Sieg gegen Norwegen sicherte sich die deutsche Fußballnationalmannschaft der Frauen den sechsten Europameisterschafts-Titel und bescherte der Erfolgstrainerin Tina Theune-Meyer somit einen perfekten Abschluss zu ihrem Rücktritt. Nach einem Doppelschlag durch Inka Grings und Renate Lingor konnten die Norwegerinnen kurz vor der Pause durch Dagny Mellgren auf 1:2 verkürzen, ehe Weltfußballerin Birgit Prinz mit ihrem Tor zum 3:1 für die Entscheidung sorgte.

Torschützen

Vier Tore

Drei Tore

Medienberichterstattung

Vor allem im Land des Gastgebers wurde ausführlich über die EM der Frauen berichtet. Das britische Fernsehen BBC übertrug alle Spiele live, die meisten zur besten Sendezeit. Auf einem digitalen Sender von BBC wurden nach Spielende Experten gehört und die Spiele analysiert. Auch in den Printmedien war das Ereignis wahrzunehmen. Die Boulevard-Zeitungen stellten vor Beginn des Turniers jede einzelne Spielerin des englischen Nationalverbandes vor. Erstmals wurde in den britischen Fernseh- und Zeitungsmedien über Frauenfußball ausführlicher berichtet.

Im Land des amtierenden Weltmeisters Deutschland war die Aufmerksamkeit der Medien mehr auf den in zwei Wochen beginnenden Konföderationen-Pokal 2005 der Männer, die Freundschaftsspiele der Nationalmannschaft um Trainer Jürgen Klinsmann und auf die Spielertransfers der Fußball-Bundesliga in der Sommerpause gerichtet. Den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern ARD und ZDF waren die Übertragungsrechte aus England zu teuer. Die beiden Sender wollten sich auf den Konföderationen-Pokal vorbereiten, von dem umfassend berichtet wurde. Die Spiele der Frauenfußball-Europameisterschaft 2005 konnten jedoch auf Eurosport live angesehen werden. Der Sportsender war offizieller Fernsehpartner des Turniers und produzierte mit jeweils elf Kameras pro Spiel die bewegten Bilder. Das Turnier bescherte dem Sender ungewöhnlich hohe Einschaltquoten. Während des Finals hatte Eurosport in Deutschland einen Marktanteil von 15% und hatte die zweithöchste Zuschauerzahl der Sendergeschichte. In den Print-Medien spielte das Ereignis kaum eine Rolle, andere Sport- und Fußballthemen wurden vorgezogen.

Literatur

  • Sven Simon: Fußball-EM der Frauen England 2005. Copress Sport, 2005, ISBN 3767906694.

Weblinks


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