- Fächerrosette
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Die Fächerrosette ist ein Ziermotiv an Fachwerkbauten der Renaissance vor allem in Deutschland. Sie gehören als Ornament zu den Rosetten.
Inhaltsverzeichnis
Kennzeichen
Die Fächerrosette findet sich in Halb- oder Viertelkreisen an der Brüstungszone der Fenster im Bereich der oberen Geschosse und des Giebels. Erstmals 1532 in Halberstadt nachgewiesen, tritt sie seit der Mitte des 16. Jh. zunehmend an die Stelle der gotischen Fußstreben. Ihren Namen erhielt sie von der fächerartigen Struktur im Inneren.
Die Fächerrosette ist als Übertragung des bei den Steinbauten der Renaissance äußerst beliebten Muschelmotivs auf den Fachwerkbau anzusehen. Während man beim Massivbau der Weserrenaissance fast nur die der Rocaille ähnliche Muschelrosette verwendete, wurde beim Fachwerk das Rosettenornament stark variiert. Neben der Muschelrosette als getreueste Nachbildung der Steinornamentik trat häufig die geradlinige Fächerrosette auf. Als weitere Abwandlungen finden sich die Palmetten- und die Wirbelrosette. Zumeist werden diese Spielarten unter dem Oberbegriff „Fächerrosette“ aufgeführt. Seit dem 20. Jh. sind die Rosetten oftmals stark farbig gefasst. An einigen Bauten ließ sich allerdings nachweisen, dass diese, in Anlehnung an die Massivbauten, durchaus monochrom gefasst sein konnten, bzw. einen steinfarbigen Anstrich aufwiesen.
Verbreitung
Die Fächerrosette blieb weitgehend auf den niederdeutschen Raum beschränkt. Sehr häufig ist dieses Schmuckmotiv an den überreich verzierten Fachwerkhäusern in den Städten des Weserraumes anzutreffen (Weserrenaissance). Besonders markante Beispiele geschnitzter Fächerrosetten in dieser Region sind:
- Bad Salzuflen, Obere Mühlenstraße 1
- Einbeck, Ratswaage (1565), Häuser in der Markt- und Tiedexer Straße
- Hameln, Stiftsherrenhaus (1558)
- Höxter, Alte Dechanei
- Paderborn, Adam und Eva Haus
- Stadthagen, Amtspforte (1553)
- Verden, Strukturstraße 7 (1577)
In Nordrhein-Westfalen kommt die Fächerrosette vornehmlich in Ostwestfalen (westlich bis Bielefeld, Halle (Westf.) ), im ehemaligen Fürstentum Lippe und im Hellwegraum vor (Soest, Unna). In Niedersachsen reicht ihre Verbreitung im Südosten bis in den Harz (Goslar, Osterode am Harz). In Schleswig-Holstein ist das Motiv seltener zu finden (Mölln, Lütjenburg), weiter im Süden – in Hessen – nur ausnahmsweise (z.B. in Langsdorf bei Lich). Die Fächerrosette blieb keineswegs auf die großen Bürgerhäuser der Städte beschränkt. Sie findet sich auch an Adelssitzen und Bauernhäusern (Haus Aussel bei Wiedenbrück; Valepagenhof bei Delbrück, jetzt im Westfälischen Freilichtmuseum Detmold). Auf dem Land hielt sich diese Schmuckform bis weit in das 17. Jahrhundert.
Literatur
- G. Ulrich Großmann: Der Fachwerkbau in Deutschland. 2. Auflage, Köln 1998
- Wilhelm Hansen und Herbert Kreft: Fachwerk im Weserraum. Hameln 1980
Weblinks
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