- Petershagen-Schlüsselburg
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Schlüsselburg Stadt PetershagenKoordinaten: 52° 29′ N, 9° 4′ O52.4819444444449.070277777777831Koordinaten: 52° 28′ 55″ N, 9° 4′ 13″ O Höhe: 31 m ü. NN Fläche: 7,03 km² Einwohner: 532 (31. Dez. 2008) Eingemeindung: 1. Jan. 1973 Postleitzahl: 32469 Vorwahl: 05761 Lage von Schlüsselburg in Petershagen Schlüsselburg an der Weser ist eine Ortschaft im Weserbogen zwischen Minden und Nienburg. Sie ist heute ein Ortsteil der Stadt Petershagen.
Hervorgegangen durch die für ein Dorf untypische enge Bebauung mit ihrem denkmalgeschützten Fachwerkhausensemble haben sich enge nachbarschaftliche Bindungen entwickelt, die sich heute u. a. in einem vielfältigen und regen Vereinsleben widerspiegeln. Hier gibt es jeweils einen Angelsport-, Männergesang- (von 1858), Segel- und Sportverein, die in der "Kulturgemeinschaft Schlüsselburg" zusammenarbeiten. Hierzu gehören noch die Löschgruppe der Freiwilligen Feuerwehr und ihr Musikzug, der Landwirtschaftliche Ortsverein, die Jagdgenossenschaft, die "Oldtimer Traktorenfreunde Mittelweser", die Kirchengemeinde mit ihrem Posaunenchor, der Seniorenclub und die Diakonie Minden mit ihrer Alten- und Behindertenwohnstätte "Menzestift Schlüsselburg".
2008 wurde der neu gegründete Verein "Dat Schünenviertel" Mitglied der Kulturgemeinschaft. Seit September 1997 gibt es ein Mitteilungsblatt der Kulturgemeinschaft, den "Schlüsselburger Info", mit monatlicher Erscheinungsweise.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Bis zur kommunalen Neugliederung am 1. Januar 1973 war Schlüsselburg eine selbstständige Gemeinde mit einer Gesamtfläche von rund. 7,03 km² sowie 603 Einwohnern und gehörte zum Amt Windheim zu Lahde im Kreis Minden.
Schlüsselburg
Die Burg und in der Folge damit auch der Ort Schlüsselburg entstanden aufgrund heftiger Grenzstreitigkeiten zwischen den Grafen von Hoya und dem Bischof von Minden. Im Jahr 1335 errichtete der Bischof von Minden auf einer Weserinsel die Schlüsselburg, und im Gegenzug sicherten die Grafen von Hoya ihr Territorium durch ein Festes Haus in Stolzenau. In unmittelbarer Nähe der Burg, der "Vorburg", siedelten sich die Dienstleute der Burg an. Der eigentliche Ort wurde in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts planmäßig angelegt und ist in seinem Grundriss mit den drei parallelen Straßen und der engen, städtischen Bebauung weitgehend erhalten geblieben. Schon im Jahr 1400 erhielt der Ort ein begrenztes Stadtrecht. Dieses Recht umfasste neben der freien Wahl eines Bürgermeisters und Rates und eines Richters auch das Privileg, Märkte abzuhalten. Bis zum Beginn des 30-jährigen Krieges entwickelte sich Schlüsselburg zu einer Kleinstadt, die ihren bescheidenen "Wohlstand" hauptsächlich auf Ackerbau begründete.
Mit dem 30-jährigen Krieg, den Plünderungen und den im Zeitraum von 1617 bis 1711 fünf verheerenden Brandkatastrophen verarmte der Ort zusehends. Die Chronik berichtet, dass die erste große Feuersbrunst im Jahr 1617 den Ort bis auf die Kirche, die Burg und ein Bürger- und Backhaus vollständig in Asche legte. An diese Katastrophe erinnert noch heute der Brandgedächtnistag, der jährlich am 4. September mit einem Gottesdienst begangen wird.
Scheunenviertel
Schon zu Beginn des 17. Jahrhunderts lassen sich Scheunen außerhalb des eigentlichen Stadtgebietes auf der Humke nachweisen. Der Platzmangel (bedingt durch die enge Bebauung des Ortes) und die immer wiederkehrenden Hochwasser der Weser und später auch die Brandkatastrophen haben die Schlüsselburger wohl veranlasst, das Ackergerät, die Erntevorräte und das Saatgut außerhalb der Hofstätte zu lagern.
Bei den Schlüsselburger Scheunen handelt es sich um "zweischiffige" Gebäude, die in ihrer Anlage so ausgerichtet sind, dass jeweils ein "Schiff" befahrbar war. Das Fachwerk der Gebäude ist vielfach noch aus Eichenholz, die Gefache weisen zum Teil noch ihre ursprüngliche Füllung aus Lehm auf, einige Dacheindeckungen bestehen noch aus Feldbrand-Hohlziegeln.
Vor allem während des 19. Jahrhunderts wurden die Gebäude aufgrund steigender Ernteerträge ständig erweitert und vergrößert. Durch Entfernen der Innenwände wurden einige Scheunen im Laufe der Zeit den neuen wirtschaftlichen Gegebenheiten angepasst.
Das denkmalgeschützte Ensemble verdankt seiner Erhaltung der Tatsache, dass die meisten Gebäude noch bis in die jüngste Vergangenheit landwirtschaftlich genutzt wurden und z.T. noch werden. In den 70er Jahren drohten einige Scheunen zu verfallen. Durch die Unterschutzstellung dieses bäuerlichen Kulturdenkmales von überregionaler Bedeutung und durch die enge Zusammenarbeit der Eigentümer mit der Stadt Petershagen, dem Kreis Minden-Lübbecke, dem Landesamt für Denkmalpflege und dem Amt für Agrarordnung konnte dieser Verfall verhindert werden. In den vergangenen Jahren wurde eine Restaurierungsphase eingeleitet, die nahezu abgeschlossen ist.
Noch 26 Scheunen sind in ihrer ursprünglichen Konstruktion des Zweiständerfachwerkbaus erhalten. Zusammen mit neun weiteren Scheunenviertel wird das Schlüsselburger Scheunenviertel auch im Rahmen des Projektes „Regionale Scheunenviertel der Aller-Weser-Hunte-Region“ der Öffentlichkeit vorgestellt.
Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Die evangelische Pfarrkirche, ein kleiner Saalbau mit polygonalem Schluss und Westturm, wurde 1585 von dem Drosten Ludolf von Klencke und vom Rat des Fleckens Schlüsselburg errichtet. 1864 wurde der Turm erhöht. Das Innere überdeckt eine gewölbte Holzdecke. Zur Ausstattung gehören ein Flügelaltar von 1627 mit Tafelbildern von Johann Hopffe, ein Taufbecken aus dem Jahr 1587 und ein wohl von dem Bildschnitzer Wolff dem Jüngeren gefertigtes Epitaph für Ludolf von Klencke (1527-88). Die Kanzel wurde 1676 geschaffen. Außerdem befinden sich mehrere Grabplatten aus dem 16. und 17. Jahrhundert in der Kirche.
- Die Friedhofskapelle im Ortsteil Röhden wurde 1659 erbaut. Sie birgt einen Barockaltar von 1661.
- Die Burg (Privatbesitz) wurde 1335 von Bischof Ludwig von Minden zum Schutz gegen die Grafen von Hoya errichtet. Das Herrenhaus wurde von 1581 bis 1585 von Ludolf von Klencke völlig neu errichtet. Es ist ein einfacher zweigeschossiger Putzbau mit Dreiecksgiebeln. Auf dem Schornstein über dem Nordgiebel befindet sich seit vielen Jahrzehnten (spätestens seit 1935) ein Storchennest.
- Der Ortskern wird noch heute von Fachwerkbauten geprägt, die ausnahmslos aus der Phase des Wiederaufbaus nach den großen Bränden von 1617 und 1711 stammen. Viele wurden jedoch in jüngerer Zeit umgebaut, durch nicht immer glückliche Modernisierungen stark verändert, oder gar abgebrochen. Zum Teil wurde das Fachwerk dabei massiv erneuert. Das älteste erhaltene Haus, Hohe Straße 24, stammt von 1618. Sein Torbalken ist mit Fächerrosetten verziert. Das 1686 entstandene Haus Vorburg 7 ist mit einer Auslucht versehen.
- Außerhalb des Ortskerns befindet sich das so genannte Scheunenviertel, eine Ansammlung von 26 Fachwerkscheunen, die vorwiegend aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammen. Das älteste Scheunengebäude ist Nr. 43 (Blaas). Es stammt im Kern wohl noch aus dem 16. Jahrhundert und wurde im 18. und 19. Jahrhundert umgebaut.
Weitere Sehenswürdigkeiten
- Naturschutzgebiet: "Großer Weserbogen - Staustufe Schlüsselburg" ist ein Naturschutzgebiet von internationaler Bedeutung; Aussichtsturm im Südwesten vor dem Weserdeich
- Aalfänger: Flussfischer unterhalb der Staustufe auf der Weser
- Radwanderweg: Der Weserradweg von Hann. Münden nach Bremerhaven sowie die Mühlenroute führen durch Schlüsselburg
Siehe auch
Bezug zu Schlüsselburg in Russland
In Russland gibt es auch einen gleichnamigen Ort Schlüsselburg. Dieser liegt in der Nähe von St. Petersburg an dem Fluss Neva.
Zum Gedenken an die Kämpfe im 2. Weltkrieg ist am hiesigen Kriegerdenkmal ein Schild mit folgender Inschrift angebracht worden:
SCHLÜSSELBURG A / NEVA UND DER
GLEICHNAMIGE ORT A / WESER
MÖGEN DIE BRÜCKE SCHLAGEN ZUR
VÖLKERVERSTÄNDIGUNG UND FÜR DEN FRIEDEN.
UND DAS GEDENKEN AN DIE GEFALLENEN
BEIDER VÖLKER EHREN DIE IHR LEBEN
LIESSEN BEIM STURM DES
INF REGTS 424 UNTER OBERST HARRY HOPPE
AUF DIE NEVA - STADT AM 8.9.1942Literatur
- Bernd Wilhelm Linnemeier: Beiträge zur Geschichte von Flecken und Kirchspiel Schlüsselburg unter Mitarbeit von Fred Kaspar und Klaus G. Püttmann. Stolzenau 1986
Weblinks
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