Fährhafen Mukran

Fährhafen Mukran
Das FS „Sassnitz“ der Reederei Scandlines im Fährhafen Sassnitz

Der Fährhafen Sassnitz ist ein Tiefwasserhafen im Ortsteil Mukran der Stadt Sassnitz an der Ostseite der Insel Rügen. Aufgrund der vorgelagerten Lage in der Ostsee sind die von Sassnitz ausgehenden Fährlinien nach Schweden, Litauen und Russland die kürzesten von Deutschland aus bestehenden Seeverbindungen in diese Länder.

Mit einem Güterumschlag von etwa fünf Millionen Tonnen pro Jahr ist der Fährhafen Sassnitz der drittgrößte deutsche Ostseehafen und der größte Eisenbahnfährhafen Deutschlands. Bis zum Jahr 2025 wird eine Steigerung auf 13 Millionen Tonnen prognostiziert.[1] Der Hafen wird von der Fährhafen Sassnitz GmbH betrieben.

Inhaltsverzeichnis

Besonderheiten

Aufgrund seiner Lage im äußersten Nordosten Deutschlands und seiner Entstehungsgeschichte ist der Hafen durch einige Besonderheiten gekennzeichnet.

Hafenanlagen

Der Hafen verfügt über acht Liegeplätze für Fähren mit Pierlängen zwischen 100 und 250 Metern, davon mehrere mit Gleisanschluss. Es gibt je einen Fähranleger für Breit- und Normalspur. Der Liegeplatz sechs bietet darüber hinaus mit einer Wassertiefe von 10,50 Metern und einer Länge von 250 Metern auch Möglichkeiten für das Anlegen von Kreuzfahrtschiffen.

Eisenbahnfährhafen

Jährlich werden zwischen 60.000 und 70.000 Waggons trajektiert, wobei der Hauptanteil von beziehungsweise nach Schweden geht. Das 340 Hektar große Bahnhofsareal hat direkten Anschluss an die Bahnstrecke Stralsund–Sassnitz. Es ist in einen Normalspurteil mit 48 Kilometer Gleislänge und eine Breitspurteil mit 24 Kilometer Gleislänge unterteilt.[1]

Breitspurbahnhof

Als einziger Hafen in Westeuropa bietet der Fährhafen Sassnitz die Möglichkeit zum Umschlag von Eisenbahnwaggons mit der in Finnland, Russland und den baltischen Ländern verwendeten Breitspur von 1520 Millimeter. Das Breitspurareal bietet mehrere Optionen zum Umladen der Güter. Neben fünf Umladehallen, Krananlagen, einer Umpumpanlage für flüssige Güter, einer Gefahrgutrampe ist die Umachsanlage von Breit- auf Normalspur (und umgekehrt) die zentrale Schnittstelle. Hier werden die Güterwagen angehoben und die Achsen und Drehgestelle gegen solche der jeweils anderen Spurbreite ausgetauscht. Für die Rangieraufgaben wird eine Breitspurvariante der DR-Baureihe V 60 mit UIC-Mittelpufferkupplungen eingesetzt. Die Umladeanlagen sind direkt mit den beiden doppelstöckigen Breitspurfähranlegern verbunden. Die Fähranleger sind jeweils mehrgleisig (zwei oder vier Gleise), weil die Beladung der Schiffe aus Stabilitätsgründen gleichzeitig und mit möglichst gleicher Waggonanzahl auf zwei Gleisen erfolgt.[1]

Geschichte

Mole des Fährhafens mit Leuchtturm

Der heute bestehende Fährhafen geht historisch zurück auf eine Fährverbindung von Sassnitz nach Trelleborg, die am 1. Mai 1897 den Betrieb aufnahm. Diese heute von der Reederei Scandlines betriebene Linie wurde damals als „Königslinie“ bezeichnet. 1909 wurde auf dieser Verbindung der Eisenbahnfährbetrieb eröffnet. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann am 16. März 1948 wieder der Fährbetrieb vom Stadthafen Sassnitz aus.

In den 1980er Jahren erfolgte dann der Neubau des Fährhafens im Sassnitzer Ortsteil Mukran, eines der letzten großen Verkehrsbauprojekte in der DDR. Ziel war dabei insbesondere eine leistungsfähige Fährverbindung in das heute litauische Klaipėda (Memel), um für den Transport von Gütern aus der DDR in die Sowjetunion den langwierigen und durch Transitgebühren kostspieligen Landweg umgehen zu können, der zudem durch die damalige politische Lage in Polen unsicher geworden war. Der Fährbetrieb auf der Verbindung von Mukran nach Klaipeda begann 1986 und wurde bis 1989 auf einen Liniendienst mit fünf Eisenbahnfähren ausgeweitet. Eine Besonderheit ist die Umspuranlage für Eisenbahnwaggons von Normalspur auf sowjetische Breitspur, die auf den Fähren genutzt wird.

Nach 1990 erfolgten der Neubau eines Fährterminals sowie umfangreiche Umbau- und Erweiterungsarbeiten, um vor allem den Anstieg im Personenverkehr nach Skandinavien zu bewältigen. Nach zweijährigem Ausbau war am 7. Januar 1998 Eröffnungsfeier für den größten deutschen Eisenbahnfährhafen an der Ostsee.

Linienverkehr

MS Vilnius

Vom Fährhafen Sassnitz aus bestehen folgende Linienverbindungen:

  • nach Trelleborg, Schweden; fünfmal täglich (Eisenbahnfähren FS „Trelleborg“ und „Sassnitz“ der Reederei Scandlines)
  • nach Rønne, Dänemark; bis zu zweimal täglich (FS „Hammerodde“, „Dueodde“ und „Povl Anker“ der Reederei Bornholmstrafikken)
  • nach Sankt Petersburg, Russland; zweimal pro Woche (FS „Translubeca“ und „Finlandia“ der Reederei TransRussiaExpress)
  • nach Baltijsk, Russland; Eisenbahnfähre MS „Vilnius“, einmal pro Woche (DFDS LISCO)
  • nach Klaipėda, Litauen; Eisenbahnfähre MS „Vilnius“, zweimal pro Woche (DFDS LISCO)

Die im September 2005 zusätzlich eröffnete Verbindung ins dänische Køge wurde bereits im Februar 2006 mangels Auslastung wieder eingestellt.

Einzelnachweise

  1. a b c Vgl. Sievers S.33

Literatur

  • Wulf Krentzien: Die Sassnitzer Häfen und ihr Fährverkehr. Sutton Verlag, Erfurt 2006, ISBN 978-3-86680-016-8
  • Harm Sievers: Auf der Breitspur nach Osten. Positive Perspektiven für den Fährhafen Sassnitz/Mukran. in: Güterbahnen, Heft 1/2009, S.32-35, Alba Fachverlag, Düsseldorf, ISSN 1610-5273

Weblinks

54.48638888888913.5886111111117Koordinaten: 54° 29′ 11″ N, 13° 35′ 19″ O


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