Führungsgenerationen in der Volksrepublik China

Führungsgenerationen in der Volksrepublik China

Der Begriff Führungsgenerationen in der Volksrepublik China (chinesisch 八大元老 Bā dà yuán lǎo oder kurz chinesisch 八老 Bā lǎo) impliziert eine Abfolge von militärischen und politischen Führern, die jeweils etwa gleich alt waren oder sind. Er wird seit den 1970er Jahren im Westen verwandt.[1] Da sowohl die Kommunistische Partei Chinas als auch die Volksbefreiungsarmee im Normalfall nach dem Alter befördert, ist es möglich, die chinesischen Führer in Generationen einzuteilen.

Die Vorstellung von Führungsgenerationen hat sich seit der erfolgreichen Durchsetzung Deng Xiaopings auf der politischen Bühne durchgesetzt und kann als Werkzeug für die interne Fraktionierung der Führungsriege der Kommunistische Partei China seit den 1980er Jahre eingesetzt werden. Sie ist in der Sinologie allgemein anerkannt.

Inhaltsverzeichnis

Erste Generation

Der wichtigste Führer der ersten Generation war Mao Zedong (*1893). Mit Zhou Enlai (* 1898), Zhu De (* 1886), Chen Yun (* 1905), Liu Shaoqi (* 1898) bildete er die Gruppe der "Großen Fünf". Bedeutend waren auch die Offiziere Peng Dehuai (* 1898) und Lin Biao (* 1907). Diese meist in den 1890er Jahren Geborenen regierten Partei und Staat bis 1976.

Es handelt sich um die Begründer der Volksrepublik China. Die meisten waren niemals im Ausland und wurden vom langen Marsch, dem Antijapanischen Krieg und dem chinesischen Bürgerkrieg geprägt, andere, wie Zhou Enlai hatten eine Ausbildung im Westen.

Zweite Generation

Führer der zweiten Generation war Deng Xiaoping (* 1904). Um ihn gruppierten sich Chen Yun (* 1905), Hu Yaobang (* 1915), Hua Guofeng (* 1921). Diese Generation der in den Jahren 1900 bis 1921 Geborenen regierte in den Jahren 1976 bis 1992.

Zu den einflussreichsten Führungskräften während der 1980er Jahre gehörten Yang Shangkun (* 1907), Wang Zhen (* 1908), Li Xiannian (* 1908), Peng Zhen (* 1902), Bo Yibo (* 1908).

Sie waren ebenfalls an der kommunistischen Machtübernahme beteiligt, aber in untergeordneten Rollen. Viele von ihnen waren zum Studium im Ausland.

Diesen Personenkreis kennzeichneten enge Verbindungen zueinander durch gemeinsam gemachte Erfahrungen. In der Mehrzahl haben sie am „Langen Marsch“ von 1934-1935 teilgenommen. Sie gehörten zur Gruppe der Kulturrevolutionsverlierer. Sie unterstützten sich gegenseitig beim Sturz der Viererbande und entzogen Hua Guofeng die politische Macht. Sie alle fühlten sich an die Vier Grundprinzipien von Deng Xiaoping gebunden. Alle außer Deng waren Konservative.

Dritte Generation

Zur dritten Generation gehörten Männer wie Jiang Zemin (* 1926) und sein Rivale Li Peng (* 1928), daneben Li Ruihuan (* 1934) und Zhu Rongji (* 1928). Sie sind in den 1920er Jahren geboren und herrschten 1992 bis 2003.

Weitere wichtige Personen waren Yao Yilin (* 1917), Wan Li und Song Ping.

Diese Gruppe war heterogener als die vorhergehenden. Die Mitglieder waren wesentlich pragmatischer als die erste Führungsgeneration und legte in nicht so großem Maße das Gewicht auf ideologische Fragestellungen. Darüber hinaus hatten viele von ihnen schon Erfahrungen auf Provinzebene gesammelt. Viele von ihnen hatten im zweiten sino-japanischen Krieg gekämpft.

Diese Führer wurden noch vor der kommunistischen Machtübernahme geboren, erhielten aber ihre Prägung noch vor dem Zerwürfnis mit der Sowjetunion. Viele von ihnen wurden in der Sowjetunion als Ingenieure und Manager ausgebildet. Sie erlebten den Koreakrieg - oft auch persönlich – mit. Viele von ihnen wurden von der Ersten und Zweiten Führungsgeneration protegiert.

Vierte Generation

Die vierte Generation um Hu Jintao (* 1942), Generalsekretär und Staatspräsident ist seit 2003 an der Macht. Sie sind heute (2011) Ende sechzig oder Anfang siebzig. Zu ihnen gehören Wen Jiabao (* 1942), Zeng Qinghong (* 1939), Wu Bangguo (* 1941), Jia Qinglin (* 1940), Zeng Qinghong (* 1939) und Li Changchun (* 1944).

Diese Führer kamen nach dem 16. Parteikongress an die Macht; sie werden ihre Positionen vermutlich bis zum Jahr 2012 innehaben. Die meisten von ihnen sind Ingenieure, deren Ausbildung während der Kulturrevolution unterbrochen wurde. Auffällig ist, dass diese Generation wenig Zeit im Ausland verbracht hat.

Fünfte Generation

Die fünfte Generation um Xi Jinping und Li Keqiang umfasst neben den beiden noch Wang Qishan, Li Yuanchao, Wang Yang, Bo Xilai und Zhang Gaoli.

Nachdem sie am 17. Parteikongress 2007 in Spitzenpositionen aufgerückt sind, ist die Übernahme der Führung durch diese Generation am für 2012 angesetzten 18. Parteikongress anzunehmen. In dieser Generation finden sich weniger Ingenieure, dafür aber mehr Finanzexperten, Juristen und auch Unternehmer. Viele aus dieser Generation wurden an Eliteuniversitäten in den USA ausgebildet. In ihrer Kindheit oder Jugendzeit erlebten sie die Kulturrevolution mit. Einige Politiker werden als "kleine Prinzen" (engl. "Princeling") bezeichnet, da sie Kinder von früheren hochrangigen Kadern sind. Dies trifft z. B. für Xi Jinping als Sohn des früheren Vize-Premiers und Gouverneurs von Guangdong Xi Zhongxun oder Bo Xilai als Sohn des früheren Spitzenpolitikers Bo Yibo zu.

Sechste Generation

Diese Generation ist noch in mittleren Positionen. Die meisten von ihnen wurden nach der Kulturrevolution geboren und haben eine nationalistischere Einstellung als ihre Vorgänger. Viele von ihnen werden ebenfalls an Elitehochschulen in den USA ausgebildet.

Einzelnachweise

  1. seit William Whitsons Buch The Chinese High Command von 1973, siehe Literatur

Literatur

  • William Whitson: The Chinese High Command, Macmillan, London 1973, ISBN 0333150538
  • Jonathan D. Spence: Chinas Weg in die Moderne. Carl Hanser Verlag, München 1995, ISBN 3446162844
  • Cheng Li: China's Leaders: The New Generation, Rowman & Littlefield, Lanham 2000, ISBN 0847694976
  • Joseph Fewsmith: China since Tienanmen, Columbia University Press, New York 2001, ISBN 0521001056

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