GKSS

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Das GKSS-Forschungszentrum Geesthacht ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, der größten deutschen Wissenschaftsorganisation.

Die GKSS-Forschungs- und Entwicklungsarbeiten sind in den Forschungsbereichen der Helmholtz-Gemeinschaft in vier Programmen organisiert:

  • Forschungsbereich Schlüsseltechnologien (Advanced Engineering Materials, AEM)
  • Forschungsbereich Erde und Umwelt (Meeres-, Küsten- und Polarforschung mit Infrastruktur, MARCOPOLI)
  • Forschungsbereich Gesundheit (Regenerative Medizin)
  • Forschungsbereich Struktur der Materie (Großgeräte für die Forschung mit Photonen, Neutronen und Ionen, PNI)

GKSS wird vom Bund (90 %) und den Ländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hamburg und Brandenburg (zusammen 10 %) finanziert. Insgesamt sind bei GKSS etwa 750 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigt.

Inhaltsverzeichnis

Standorte

Das GKSS-Forschungszentrum hat zwei Standorte:

Der Hauptstandort ist in Geesthacht bei Hamburg, hier befinden sich das Institut für Werkstoffforschung, das Institut für Küstenforschung, ein Teil des Institutes für Polymerforschung, der Forschungsreaktor Geesthacht (FRG-1) sowie das zentrale Technikum. Die zentrale Verwaltung ist ebenfalls in Geesthacht angesiedelt.

Ein weiterer Standort befindet sich in Teltow bei Berlin. Dort ist der zweite Teil des Instituts für Polymerforschung angesiedelt.

Institute

Die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten des GKSS-Forschungszentrums werden in drei Instituten mit folgenden Schwerpunkten geleistet:

  • Institut für Küstenforschung
    • Beeinflussung der Küstenzone durch den globalen Wandel
    • Erfassung des gegenwärtigen Zustandes der Küste und seiner Veränderungen
    • Zuverlässige und kostengünstige Überwachung der in der Küstenzone ablaufenden Prozesse
  • Institut für Polymerforschung
    • Entwicklung bioabbaubarer und biostabiler Materialien zur Herstellung von:
      • Scaffolds (Gerüsten) für das Tissue Engineering von Geweben, um den Ersatz von krankem, verletztem oder bei Operationen entferntem Körpergewebe durch gezüchtetes, funktionelles Gewebe zu ermöglichen
      • Adsorber- und Trägermaterialien für die Apherese und für Biohybridorgane, um Organfunktionen zu unterstützen oder zu ersetzen (Organ Assist Systeme)
    • Entwicklung polymerbasierter multifunktionaler Werkstoffsysteme für den Einsatz in der chemischen Industrie, der Biotechnologie, der Biomedizin und anderen Bereichen.
  • Institut für Werkstoffforschung
    • Neuartige Leichtbauwerkstoffe auf der Basis von Magnesium- und Titanaluminid-Legierungen für die Verkehrs- und Energietechnik
    • Verbund- und Hybridstrukturen für den Leichtbau durch mikromechanische Charakterisierung und Modellierung, neuartige Fügetechnologien, Integritätsbewertung der Strukturen über den gesamten Lebenszyklus mit Bruch- und Schädigungsmechanik
    • Funktionalisierte Materialien mit den Schwerpunkten Speichermaterialien für die künftige Wasserstofftechnologie und biokompatible Metalllegierungen
    • Werkstoffcharakterisierung mit Neutronen, Synchrotronstrahlen und Elektronenmikroskopie

Forschungsschwerpunkte

Funktionale Werkstoffsysteme

GKSS entwickelt in seinem Institut für Werkstoffforschung Materialien für den Leichtbau in der Verkehrs- und Energietechnik. Diese neuen Materialien sollen Autos und Flugzeuge leichter machen und auf diese Weise dazu beitragen, Energie zu sparen. Ein ganz besonderer Schwerpunkt liegt hierbei auf Magnesium. Im neu gegründeten Magnesium Innovations Center (MagIC) wird dieser Werkstoff gezielt erforscht. Im Institut für Polymerforschung der GKSS werden spezielle Membranen entwickelt, die u.a. in emissionsfreien Kraftwerken eingesetzt werden sollen.

Lebensraum Küste

Die Küstenforscher der GKSS haben den Einfluss des globalen Klimawandels auf die regionale Ebene - insbesondere für Norddeutschland und den Ostseeraum - in das Zentrum ihrer Arbeiten genommen. Dabei benutzen sie moderne Monitoring-Methoden für die Küstengebiete und entwickeln diese Beobachtungstechniken weiter. Dafür werden auch die beiden Forschungsschiffe "Ludwig Prandtl" und das Messboot "Storch" eingesetzt, um die Wasserqualität vor Ort zu untersuchen. Mit beiden Schiffen kann auch die Struktur des Meeresbodens untersucht werden.

Regenerative Medizin

Im Institut für Polymerforschung in Teltow entwickeln die GKSS-Wissenschaftler neue Biomaterialien, die in der Medizin eingesetzt werden. Wichtige Entwicklungen hierbei sind unter anderem Implantate für die sogenannte minimal-invasive Chirurgie und Systeme, mit denen gezielt Medikamente im Körper an den Stellen freigesetzt werden können, an denen sie gebraucht werden. Gemeinsam mit der Charité in Berlin betreibt GKSS das "Berlin-Brandenburger Center für Regenerative Therapien".

Werkstoffforschung mit Neutronen und Photonen

Mittels Synchrotronstrahlung und Neutronen gelingt es den Wissenschaftlern Materialien, Werkstoffe und biologische Systeme zerstörungsfrei zu durchleuchten und in hoher Qualität dreidimensional darzustellen. Dazu betreibt GKSS bei DESY in Hamburg eine Versuchseinrichtung am Beschleuniger-Ring DORIS III und den Forschungsreaktor FRG-1 in Geesthacht.

Geschichte

Die GKSS-Forschungszentrum Geesthacht GmbH wurde 1956 als Gesellschaft für Kernenergieverwertung in Schiffbau und Schiffahrt mbH im Geesthachter Ortsteil Krümmel gegründet. Hauptprojekt in den 1960er Jahren war der Atomfrachter NS Otto Hahn, welcher 1964 vom Stapel lief und bis zum Jahr seiner Stilllegung 1979 Forschungszwecken diente. Seit dem Verzicht auf Anschlussprojekte spielt der Schiffbau keine Rolle mehr in der Arbeit des GKSS-Forschungszentrums, und die Abkürzung wird heute nicht mehr aufgelöst. Seit 1958 betreibt die GKSS den Forschungsreaktor FRG-1 mit einer Leistung von 5 MW. Dieser ermöglichte bis 1987 Untersuchungen zum Thema Reaktorsicherheit. Die im Reaktor entstehenden Neutronen werden heute zu werkstoffphysikalischen und materialwissenschaftlichen Untersuchungen genutzt.

Am 18. Oktober 1983 wird im GKSS rund 40 Millicurie radioaktives Iod freigesetzt, das nach Angaben des Forschungszentrums zu keiner Gefährdung der Bevölkerung führte. [1]

„Quantensprung“ - das Schülerlabor bei GKSS

Als Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft beteiligt sich das GKSS-Forschungszentrum an der bundesweiten Initiative "Wissenschaft im Dialog". Ziel dieser Initiative ist es, junge Menschen für die Wissenschaft zu begeistern. Im Jahre 2002 eröffnete GKSS das Schülerlabor "Quantensprung".

Im Schülerlabor können Schüler aller allgemeinbildenden Schulen Experimente aus Physik und Chemie machen. Schwerpunkte sind Experimentiertage zum Thema Brennstoffzelle und zum Thema Wasseranalytik. Das Angebot richtet sich hauptsächlich an Schüler der 9. und 10. Klassen. Aber auch jüngere oder ältere Jahrgangsstufen können "Quantensprung" besuchen.

Das Thema Brennstoffzelle zeigt den Schülern in Form von spannenden Experimenten, wie Wasser ein "Brennstoff" der Zukunft sein könnte. Es werden Versuche zu den unterschiedlichsten Möglichkeiten der Stromerzeugung durchgeführt.

Zum Thema "Meerwasser = Wasser + mehr" können Schüler ab der 10. Klasse der Frage auf den Grund gehen, welche Stoffe in den unterschiedlichsten Wassern, wie beispielsweise Leitungswasser, Mineralwasser, Düngerwasser, Meerwasser enthalten sind. Mit Experimenten, die im Rahmen des Schulunterrichtes meist nicht möglich sind, werden die Themen Löslichkeit, Lösungen, Salze, Ionen und Konzentrationen bearbeitet.

In den ersten fünf Jahren seines Bestehens wurde das Schülerlabor von etwa 15.000 Schülern besucht.

Infrastruktur

Flachwasserforschungsschiff "Ludwig Prandtl"

Das Institut für Küstenforschung verfügt über ein Flachwasserforschungsschiff, das aufgrund seines geringen Tiefgangs ideal für den durch Gezeiten beeinflussten Bereich der norddeutschen Flüsse und des Wattenmeeres geeignet ist. Die „Ludwig Prandtl“ wird hauptsächlich in Nord- und Ostsee, Flussmündungsgebieten und Boddengewässern eingesetzt.

Messboot "Storch"

Das Institut für Küstenforschung verfügt über das Binnenschiff „Storch“, das nach einer umfangreichen wissenschaftlich-technischen Aufrüstung im Jahre 2004 unter anderem als Messschiff in den Niederlanden und in Nordspanien eingesetzt wurde und wird.

Technikum

In einem Großforschungszentrum wie GKSS werden Versuchsanlagen, Experimentiereinrichtungen, Mess- und Forschungsgeräte benötigt, die im Handel nicht zu erwerben sind, sondern häufig einzigartige, spezifische wissenschaftliche und technische Anforderungen erfüllen müssen. Im Technikum werden diese Geräte für die Wissenschaftler nach speziellen Vorgaben entwickelt und in der angegliederten Werkstatt gefertigt. Technikum und Werkstatt befinden sich auf dem Gelände des GKSS-Forschungszentrums. Damit ist eine unmittelbare Unterstützung der Wissenschaftler und ihrer Forschungs- und Entwicklungsprogramme gewährleistet.

Deutsches Klimarechenzentrum

Das Deutsche Klimarechenzentrum (DKRZ) ist eine zentrale Service-Einrichtung für die Bedürfnisse der Deutschen Klimaforschung und wird finanziell durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Es betreibt modernste Höchstleistungsrechner, Datenserver sowie das Höchstleistungsrechnersystem für die Erdsystemforschung (HLRE). Das GKSS-Forschungszentrum ist Gesellschafter des DKRZ und nutzt dessen Rechenkapazitäten u.a. für komplexe Klimamodellrechnungen.

Landessammelstelle

Auf dem Gelände des GKSS-Forschungszentrums befindet sich ein Zwischenlager für radioaktive Abfälle mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung – eines von zahlreichen Zwischenlagern in der Bundesrepublik Deutschland. Genehmigungs- und Aufsichtsbehörden für die Zwischenlagerung dieser Abfälle sind die zuständigen Behörden des Landes, in dem das Lager liegt. In Geesthacht werden zum einen Betriebsabfälle des Forschungsreaktors zwischengelagert, zum anderen dient die Einrichtung als Landessammelstelle der vier norddeutschen Küstenländer für Abfälle aus Medizin, Forschung und Industrie.

Quellen

  1. Knaur Weltspiegel, ISBN 3-426-07670-5

Weblinks

53.40444444444410.4263888888897Koordinaten: 53° 24′ 16″ N, 10° 25′ 35″ O


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