- Garry Davis
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Garry Davis (* 27. Juli 1921 in Bar Harbor, Maine) ist ein US-amerikanischer Friedensaktivist und Initiator der Weltbürgerbewegung. Er bezeichnet sich selbst als „Weltbürger Nummer 1“.
Biografie
Nach seiner Schauspielausbildung und der Tätigkeit als Broadway-Schauspieler war Davis im Zweiten Weltkrieg als Bomberpilot der US-Airforce im Einsatz. Am 24. August 1944 wurde er über Peenemünde abgeschossen. Aus seiner Haft konnte er fliehen.
Nach dem Krieg beschäftigte sich Davis mit weltföderalistischer Literatur. Er beschloss, sich für die Schaffung einer Weltregierung einzusetzen. In Paris gab er am 25. Mai 1948 öffentlich seine US-amerikanische Staatsbürgerschaft auf und erklärte sich zum Weltbürger. Als nunmehr von der Ausweisung bedrohter staatenloser Ausländer suchte er Asyl auf dem Gelände des Palais de Chaillot, in dem zu dieser Zeit die Generalversammlung der Vereinten Nationen tagte – daher galt das Gelände als UNO-Hoheitsgebiet. Am 22. November 1948 verschaffte sich Davis mit Freunden Zutritt zu der UNO-Generalversammlung, um die Gründung einer Weltregierung zu fordern.
Durch Medienberichte wurden Davis und seine Idee weltweit bekannt. Das öffentliche Interesse war enorm. Am 3. Dezember 1948 fand eine erste Weltbürgerversammlung mit 3.000 Teilnehmern statt, am 9. Dezember eine weitere mit 17.000 Teilnehmern. Am 10. Dezember 1948 verabschiedete die UNO-Generalversammlung die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte.
Tausende von Menschen folgten Davis' Aufruf und beantragten bei ihm per Brief die Weltbürgerschaft. Davis hielt Vorträge in verschiedenen europäischen Ländern. Mehrere Ortschaften erklärten sich zu Weltbürgergemeinden. Nach eigenen Angaben registrierte Davis in den ersten beiden Jahren über 750.000 Weltbürger aus mehr als 150 Ländern weltweit.
Zahlreiche prominente Zeitgenossen unterstützten Davis, darunter Albert Einstein, André Gide, Albert Camus, Jean-Paul Sartre, André Breton und Abbé Pierre, um nur einige zu nennen.
1950 kehrte Davis als Immigrant in die USA zurück. Er heiratete Audrey Peters, trat wieder als Schauspieler auf und wurde Vater.
Am 4. September 1953, nach einem Gefängnisaufenthalt und der Ausweisung aus England, rief Davis in Ellsworth, Maine, die Weltregierung aus. Im Januar 1954 gründete er die „World Service Authority“ (WSA), die Vertretung der Weltregierung in New York.
1956 reiste Davis mit einem Weltpass, ausgestellt von der WSA, nach Indien, eingeladen von Guru Nataraja, den er 1950 auf der Schiffsreise in die USA kennengelernt hatte. Mehrere Länder, die er durchreiste, akzeptierten den Weltpass.
1961 verließ Davis die USA. Er ließ sich in Frankreich nieder, heiratete Esther Peter und gründete eine Firma. 1971 reaktivierte er dort die World Service Authority, die nun Weltpässe in fünf Sprachen ausstellte.
Nach einer Verurteilung wegen Irreführung der Öffentlichkeit („confusing the public mind“) gründete Davis im Juni 1974 in Mülhausen im Elsass den „World Court of Human Rights“ (Weltgerichthof der Menschenrechte). Ein Büro der WSA wurde in Basel eröffnet, 1975 folgte ein Büro in Washington D.C. (später das „Weltbüro“ der WSA). Der Weltpass wurde jetzt in sieben Sprachen ausgestellt. Im gleichen Jahr wurde Davis' Ehe geschieden.
Das WSA Büro in Basel wurde 1978 von den Schweizer Behörden geschlossen, Davis wegen illegaler Aneignung öffentlicher Ämter angeklagt. Er wurde mehrfach wegen unerlaubten Grenzübertritts in der Schweiz inhaftiert.
1977 wurde Davis die Einreise in die USA mit seinem Weltpass verweigert. Der Fall wurde 1982 vom Supreme Court abgelehnt. Davis gilt in den USA als staatenlos, lebt jedoch dort.
1986 gründete Davis die „World Citizen Party“ und kandidierte als Bürgermeister von Washington, D.C. Er erhielt 585 Stimmen. 1987 kündigte er seine Kandidatur für die US-amerikanische Präsidentenwahl 1988 an.
Gegenwärtig ist Troy Davis (nicht identisch mit dem zum Tode verurteilten Troy Davis), Sohn von Garry Davis, Präsident der „World Citizen Foundation“.
Werke
- My Country is the World (1960)
- World Government, Ready or Not! (1985)
- Passport To Freedom, A Manual For World Citizens (1991)
- Dear World (1994)
Weblinks
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