- Gaslaterne
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Die Gasbeleuchtung ist eine Beleuchtungsform, bei der ein brennbares Gas (früher Stadtgas, heute Erdgas) als Energiequelle dient. Stadtgas wurde früher durch Kohlevergasung innerhalb einer Kokerei oder einem Gaswerk erzeugt und durch ein Netz von Rohrleitungen zu den Verbrauchern geleitet.
Inhaltsverzeichnis
Öffentliche Gasbeleuchtung
Geschichte
1684 bemerkte Reverend John Clayton, dass sich aus Steinkohle ein brennbares Gas gewinnen ließ. Die gleiche Beobachtung machte unabhängig von ihm Stephen Hales im Jahr 1727. Die erste funktionierende Gaslampe nimmt 1785 Johannes Petrus Minckeleers in Betrieb. William Murdoch und sein Assistent William Clegg stellten als erste Leuchtgas im großen Stil her und führten auch in ihren Fabriken eine Gasbeleuchtung ein. 1807/1808 gelang es Winsor (eigentlich Winzle) aus Znaim, die ersten Gaslaternen zur Straßenbeleuchtung entlang der Pall Mall, City of Westminster in London in Betrieb zu nehmen. Die erste Gasgesellschaft, die Chartered Company, wurde 1810 vom englischen Parlament bestätigt. In Kontinentaleuropa brachte Wilhelm August Lampadius 1811 in Freiberg an seinem Wohnhaus die erste Gaslaterne an. Da sie mit offener Gasflamme, ohne Glühstrumpf betrieben wurden, war sie im Vergleich zu modernen Gasleuchten sehr lichtschwach. 1816 richtete er im Königlich-Sächsischen Amalgamierwerk Halsbrücke bei Freiberg eine Anlage zur Leuchtgaserzeugung ein, die bis 1895 in Betrieb war. 1817 folgte Josef Johann Prechtl im Polytechnischen Institut in Wien.
Als Datum der ersten öffentlichen Gasbeleuchtung gilt der 1. April 1814, als man im Londoner Kirchspiel St. Margareths die Öllampen durch Gaslaternen ersetzte. Bald erwarb sich das neue Licht wegen seiner Vorzüge allgemeine Anerkennung. Als William Clegg noch weitere technische Verbesserungen, wie die Reinigung des Gases durch Kalkmilch und einen Gasmessapparat, einführte, trat die neue Technik ihren Siegeszug durch die zivilisierte Welt an.
Die ersten Gemeinden mit eigenständiger Gasindustrie auf deutschem Boden waren Hannover und Berlin, die von der Imperial-Continental-Gas-Association mit Steinkohlengas versehen wurden. Diese Gesellschaft trat in Konkurrenz mit der englischen Gasindustrie, ebenso wie die 1828 von Blochmann in Dresden gegründete Gesellschaft. Im gleichen Jahr errichteten Schiele und Knoblauch in Frankfurt am Main eine Gasfabrik auf Ölschieferbasis. Ebenfalls 1828 war im der Stadt Dresden benachbarten Dorf Burgk eine Gaserzeugungsanlage auf Basis des lokalen Steinkohlebergbaus in Betrieb genommen und damit im ersten Dorf der Welt eine Gasbeleuchtung eingeführt wurden.
Schnell verbreitete sich die neue Beleuchtung über die ganze Erde und wurde von den Bewohnern der Großstädte als technischer Fortschritt gefeiert. Zunächst wurden die Gaslaternen von Laternenanzündern angezündet. Später wurde der Prozess automatisiert, so dass der Beruf des Laternenanzünders entfallen konnte. In der Literatur spielte der Laternenanzünder zum Beispiel im Buch „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry eine wichtige Rolle. Trotz aller Vorzüge blieb die Gasbeleuchtung doch noch recht lichtschwach. Erst der im späten 19. Jahrhundert von Carl Auer von Welsbach entwickelte Glühstrumpf vervielfachte die Lichtausbeute.
Die meisten deutschen Städte haben bereits in den 1960er Jahren auf die Gasbeleuchtung verzichtet. Jedoch brennen heute noch in immerhin 40 deutschen Städten jede Nacht etwa 80.000 Gasstraßenleuchten – die meisten in Berlin (43.900), gefolgt von Düsseldorf (18.000), Frankfurt am Main (5.700)[1], Mainz (< 3.000, seit 1996 kontinuierlicher Abbau) und Dresden (ca. 1600, zumeist in historischen Stadtvierteln, weiterer Abbau auf einige Hundert geplant) und Essen (150) dazu kommen noch die historischen Leuchten in der Essener Innenstadt (Burgplatz).
Vor- und Nachteile
Der Energieverbrauch einer Straßenbeleuchtung durch Gaslaternen ist etwa 20 mal so hoch wie bei einer elektrischen Beleuchtung und die Energiekosten betragen etwa das sechsfache. Noch dazu ist der Wirkungsgrad eines Gaslichts extrem schlecht, 1000 Watt Gas erhellen etwa genau so viel wie 27 Watt Strom. Diese Beleuchtungsform wird jedoch besonders in historischen Stadtgebieten wegen des warmen kontinuierlichen Lichtspektrums als romantisch und erhaltenswert eingeschätzt. Trotzdem ist es geplant, von den knapp 44.000 derzeit (2006) in Berlin vorhandenen Gasstraßenleuchten aus Kostengründen in den nächsten Jahren knapp 40.000 auf elektrische Beleuchtung umzustellen.[2]
Weitere Gasleuchten
Auch im Camping- und Outdoor-Bereich werden noch Gaslampen verwendet. Diese arbeiten nach demselben Prinzip, sind jedoch viel kleiner und beziehen ihr Gas in der Regel aus Gasflaschen und Gaskartuschen.
Eine mobile Gaslampe, die heute allerdings fast keine Bedeutung mehr hat, ist die Karbidlampe. Sie wurde häufig als Fahrzeugbeleuchtung und im Bergbau untertage eingesetzt. Heute findet sie nur noch in der Höhlenforschung oder in Entwicklungsländern Verwendung.
Gasleuchten fanden auch in Wohnräumen Verwendung und lösten Kerzen beziehungsweise Öllampen ab. Sie wurden wie auch Gasherde aus dem Gasnetz gespeist, waren an der Decke montiert und verfügten über ein mittels zweier Kettchen bedienbares Absperrventil, welches unmittelbar über der Lampe im die Lampe speisenden und zugleich tragenden Rohr angebracht war.
Eine weitere, mit Gas und Glühstrumpf arbeitende Lampe ist die Petromax; sie verdampft Petroleum, um arbeiten zu können.
Gaslaternen-Freilichtmuseum Berlin
1978 wurde von der Senatsverwaltung für Bauen, Wohnen und Verkehr in Zusammenarbeit mit der GASAG (Berliner Gaswerke Aktiengesellschaft) das Gaslaternen-Freilichtmuseum eröffnet. Die Ausstellung beherbergt 90 Exponate aus 25 deutschen und 11 weiteren europäischen Städten und ist damit die größte in Europa.
Betreut wird sie durch den Arbeitskreis Licht im Auftrag des Deutschen Technikmuseums Berlin. Im Frühjahr 2006 wurden die stark beschädigten Gaslaternen des Museums in einer Gemeinschaftsaktion aufwendig restauriert und erstrahlen nun wieder entlang der Straße des 17. Juni, vor dem Berlin-Pavillon und im Hof sowie am Parkweg im Tiergarten bis zur Schleusenbrücke im neuen Glanz.
Siehe auch: Holzgas, Naturgas, Ölgas, Torfgas, Wassergas und Beleuchtung
Einzelnachweise
Literatur
- Erich Mulzer: Die Laternen der Öl- und Gasbeleuchtung in der Nürnberger Altstadt. In: Nürnberger Altstadtberichte. Hrsg.: Altstadtfreunde Nürnberg e.V., Heft 2 (1977), S. 47-61.
- Heckmann, Hans, Liman, Herbert und Sabine Röck: Das Gaslaternen-Freilichtmuseum Berlin. (Ein Museumsführer.) Hrsg.: Deutsches Technikmuseum Berlin und Arbeitskreis LICHT der Freunde und Förderer des Deutschen Technikmuseums Berlin. Berlin 2007. Erhältlich im Buchshop des Deutschen Technikmuseums Berlin.
- Liman, Herbert: Mehr Licht. Geschichte der Berliner Straßenbeleuchtung. Berlin 2000.
- Deutsches Technikmuseum Berlin: Feuer und Flamme für Berlin. 170 Jahre Gas in Berlin. 150 Jahre Städtische Gaswerke. Berliner Beiträge zur Technikgeschichte und Industriekultur. Schriftenreihe des Deutschen Technikmuseums Berlin. Bd. 16. Berlin 1997.
- Gledhill, David: Gas Lighting. Second edition. Shire Album 65. Princes Risborough, UK. 1999.
- Bärthel, Hilmar: Die Geschichte der Gasversorgung in Berlin. Eine Chronik. Hrsg.: GASAG Berliner Gaswerke Aktiengesellschaft. Berlin 1997.
- Licht, W.: 100 Jahre Berliner Gasbeleuchtung. In: Licht und Lampe. Berlin 1926.
- Wolfgang Schivelbusch: Lichtblicke : Zur Geschichte der künstlichen Helligkeit im 19. Jahrhundert. Hanser, München/Wien 1983
Weblinks
- Pro Gas Licht, mit detaillierter Aufzählung aller Städte mit Gaslicht
- Dokumentation der Berliner Gaslaternen-Straßenbeleuchtung
- Die Technik der Gasbeleuchtung am Beispiel Wien
- Auer-von-Welsbach Museum (Erfinder des Glühstrumpfs)
- Gaslaternen und Straßenbeleuchtung
- Stadtwiki Dresden: Gaslaterne
- Leuchtgas. In: Meyers Konversations-Lexikon. Bd. 10, 4. Aufl. Leipzig: Bibliographisches Institut, 1885–1892, S. 738
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