- Camping
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Camping (von lat. campus „Feld“) bezeichnet eine Form des Tourismus. Die Urlauber übernachten in diesem Fall in Zelten, Wohnwagen oder Wohnmobilen. Wird in Zelten gecampt, so spricht man auch von Zelten. Dabei steht meist ein einfaches, naturnahes Campen ohne Luxus im Vordergrund der Erholungssuchenden.
Camping hat sich Anfang des 20. Jahrhunderts etabliert und ist mittlerweile weitverbreitet. Inzwischen finden sich weltweit Möglichkeiten, auf Campingplätzen, meist in landschaftlich reizvollen Lagen wie beispielsweise Nationalparks, zu übernachten. Campingplätze stellen neben dem Stellplatz die sanitären und elektrischen Versorgungseinrichtungen zur Verfügung. Oftmals haben sie darüber hinaus Angebote zur Freizeitgestaltung, sowie zur Versorgung mit Lebensmitteln und anderen Gütern des täglichen Bedarfs. Übernachtungen auf Campingplätzen sind in der Regel preiswerter als in Hotels.
In den meisten Ländern Europas ist Kampieren in der Wildnis (Wildes Campen) nicht erlaubt oder nur unter strengen Auflagen gestattet.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Der Begriff Camping umfasst eine relativ breite Spanne an Tätigkeiten. Campen beginnt bei Survival-Touren, bei denen vielfach nur eine geringe Überlebensausrüstung oder gar nur die am Körper befindliche Kleidung mitgeführt wird. Es geht weiter über einfaches Zelten in der freien Natur, bei dem der Camper nur einfache Hilfsgegenstände wie ein Zelt, einen Schlafsack, Kochgeschirr und einfache Werkzeuge wie Taschenmesser und ähnliche Dinge mitführt. Das normale, heute populäre Campen umfasst das Übernachten auf einem Campingplatz mit einem Zelt oder Wohnwagen beziehungsweise Wohnmobil, bei dem alle rudimentären Dinge des täglichen Lebens einschließlich der Versorgung mit Strom und Wasser vorhanden sind. Die Extremform des Campens umfasst das Verbleiben auf einem Campingplatz, der neben den vorstehenden Dingen auch noch Annehmlichkeiten wie einen Fernsehanschluss, Internetanschluß (mittlerweile oft schon Wlan), Supermärkte, Restaurants oder eigene Schwimmbecken bietet.
Camping kann als Tätigkeit alleine (= der reine Aufenthalt in der Natur) durchgeführt werden, oftmals wird es aber mit anderen Sportarten oder Beschäftigungen wie Angeln, Schwimmen, Wandern, Sightseeing oder Grillen verbunden.
Als Sonderformen des Campens sind einerseits das Dauercampen und andererseits der Verbleib in Camps zu bezeichnen. Beim Dauercampen hat sich der Camper mit seinem Wohnwagen dauerhaft auf einem Campingplatz niedergelassen und besucht diesen in der Regel auch mehrmals im Jahr beziehungsweise verbringt dort längere Zeitabschnitte. Als Camp wird hingegen eine ortsfeste Einrichtung bezeichnet, die zwar provisorischen Charakter hat, dennoch nicht im eigentlichen Sinne mit dem Camping zu vergleichen ist, da in der Regel feste Behausungen als Nachtlager verwendet werden.
Geschichte des Campens
Camping entstand Anfang des 20. Jahrhunderts, als nach dem Ersten Weltkrieg der Aufschwung mit den Goldenen Zwanzigern Einzug in Deutschland hielt. Erstmals konnte sich der Normalverbraucher Urlaub leisten, zuvor hatten Arbeitnehmer keinen gesetzlichen Urlaubsanspruch. Es lag nahe, in der freien Natur kostengünstig zu regenerieren. Man campte relativ einfach, mit Zelten und einfachen Gegenständen zur Erholung wie Faltbooten. Es entstand die sogenannte „Wochenendbewegung“ [1].
Durch den Zweiten Weltkrieg wurde die Entwicklung unterbrochen, erst nach Kriegsende und mit dem einsetzenden Wirtschaftswunder konnte sich die breite Masse wieder Urlaub leisten. Erstmals wurden Pkws umgebaut und mit Campingutensilien ausgestattet. Der im Jahr 1931 erfundene Wohnwagen trat seinen Siegeszug an. Es entstanden Begriffe wie „Stoffvilla“ oder „Haus am Haken“ [1]. In den 1960er Jahren entstand eine auf Camping spezialisierte Industrie. Es wurden extra Fahrzeuge wie der VW-Bus für das Camping umgebaut, das Camping wurde technisiert und durch Neuerungen wie die Bordtoilette komfortabler. In den letzten Jahrzehnten wurde die Palette der Angebote stetig ausgebaut, sowohl was die Anzahl der Campingplätze als auch die Hersteller von Fahrzeugen und Ausrüstung anbelangt.
Mobiles Campen
Unter mobilem Campen versteht man den häufigen (meist täglichen) Wechsel der Übernachtungsörtlichkeit. Dies kann auf unterschiedliche Arten erreicht werden.
Rucksacktourismus (engl. Backpacking) ist die bekannteste Art des mobilen Campens. Dabei hat der Camper all sein persönliches Gut im mitgeführten Rucksack. Die Ausrüstung ist darauf angelegt, möglichst wenig Gewicht zu haben, um das Gepäck auch über lange Distanzen hinweg zu Fuß tragen zu können. Rucksacktouristen wandern vielfach quer durch die Region, dabei wird der Platz der Übernachtung oftmals kurzfristig ausgewählt. Die Kosten für die Ausrüstung sind aufgrund des geringen Gewichts höher, die für die Übernachtung auf Campingplätzen dafür in aller Regel geringer.
In Nordamerika weit verbreitet ist das Kanucamping. Im Prinzip gleicht es dem Backpacking, nur dass die Ausrüstung nicht in einem Rucksack, sondern im Kanu oder einem Kajak mitgeführt wird. Dabei kann wesentlich mehr Gepäck transportiert werden. Die Route orientiert sich dabei an dem befahrenen Gewässer.
Auf Fahrradtouren funktioniert das Campen ebenso wie beim Backpacking. Das Fahrrad dient als Transportmittel für die mitgeführte Ausrüstung, gleichzeitig können aber größere Strecken als beim Rucksacktourismus zurückgelegt werden. Es kann deutlich mehr Gepäck mitgenommen werden als zu Fuß, auch die Benutzung eines Fahrradanhängers zum Transport von Gepäck, Kindern oder auch Haustieren wie z.B. Hunden ist immer mehr verbreitet.
Schließlich bietet auch das Motorrad die Möglichkeiten, täglich den Übernachtungsort zu wechseln. Dabei gleicht es eher dem Campen auf Fahrradtouren denn dem „normalen Campen“ mit einem Wohnmobil oder Wohnwagen-Gespann, da auch hier der Platz für das Gepäck begrenzt ist. Deswegen wird vielfach dieselbe Ausrüstung wie beim Backpacking verwendet, weil sie leichter und kompakter in den Ausmaßen ist.
Rechtliche Situation
Die Gestattung von Camping gestaltet sich von Land zu Land, teilweise auch von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich. Grund hierfür ist die gesetzliche Regelungskompetenz, welche sich in jedem Land unterscheidet. So ist die Regelung des Campens in Italien beispielsweise Sache der Kommunen, in Deutschland bestimmen Landes- und Bundesgesetze, wo Camping gestattet ist und wo nicht.
In den meisten europäischen Ländern ist Camping lediglich auf behördlich genehmigten Campingplätzen und gegebenenfalls mit Zustimmung des Grundeigentümers auf Privatgrundstücken zulässig.
Deutschland
In Deutschland richten sich Verbote auf öffentlichen Straßen nach der StVO oder der StVZO. In Wohnmobilen und Campinganhängern ist das einmalige Übernachten im Wohnwagen (bei angekuppeltem Zugfahrzeug) oder in einem Reisemobil auf Raststätten und Parkplätzen geduldet. Außerhalb von Campingplätzen bzw. Privatgrundstücken ist der Aufenthalt mit einem Wohnmobil/Wohnanhänger nur für die „Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit“ gestattet. Es darf bei der „Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit“ allerdings kein Aufbau von Trittstufen, Stühlen/Tischen, Grill oder z. B. Markisen stattfinden. Caravans dürfen in Deutschland auf öffentlichem Verkehrsgrund bis zu 14 Tage an einer Stelle stehen und müssen dann wie jeder normale Pkw-Anhänger gemäß § 12 Absatz 3b der Straßenverkehrsordnung entfernt werden. Für Wohnmobile gelten bei den Übernachtungen die gleichen Bedingungen wie für Wohnwagen. Nur das Abstellen ist bei Wohnmobilen wie bei einem Pkw frei von Zeiten gestattet. Zwar gibt es den Begriff „Wildes Campen“ im deutschen Recht nicht, aber ein Aufenthalt im öffentlichen Verkehrsraum, der über das zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit notwendige Maß hinausgeht, gilt als unerlaubte Sondernutzung und stellt eine Ordnungswidrigkeit dar.
Findet das Campen im Wald oder auf privatem Grund statt, so treten andere Vorschriften in den Vordergrund. Demnach können von Ordnungswidrigkeiten nach den (Landes-)Wald- oder Naturschutzgesetzen bis hin zu Straftaten wie Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch verschiedene Vorschriften tangiert sein. Dies gilt auch für typische Begleithandlungen wie das Entzünden eines Lagerfeuers oder das Hinterlassen von Abfall.
In einigen wenigen Bundesländern (z.B. Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein) erlauben die Landesnaturschutzgesetze jedoch nicht motorisierten Reisenden (Wanderer, Radfahrer, Kanufahrer etc.) eine einmalige Übernachtung im Zelt in freier Natur, sofern diese außerhalb von Naturschutzgebieten stattfindet.
Österreich
Wildes Campen ist in Österreich untersagt. Zugelassenes Campen ist nur auf ausgezeichneten Plätzen gestattet. Einmaliges Übernachten im Wohnmobil ist auf der Durchreise außerhalb von Campingplätzen i.a. gestattet, nicht jedoch in Wien, Tirol und auch nicht in den Nationalparks und Landschaftsschutzgebieten. Ebenso wie in Deutschland ist dabei das Aufstellen von Tischen und Stühlen im Freien untersagt.
Schweiz
In der Schweiz gibt es eine spezielle Form des sogenannten Jedermannsrechtes, welches es jeder Person erlaubt, im Freien zu übernachten, soweit dabei keine Schäden entstehen oder Abfälle zurückbleiben. Dieses Recht ist allerdings in zahlreichen Kantonen durch Verbote eingeschränkt, in der Regel wird darauf auch mittels Straßenschildern hingewiesen.
In den nordischen Ländern mit Ausnahme Dänemarks und in Schottland hat sich im Laufe der Geschichte ein Nutzungsrecht für öffentlich zugängliche Bereiche in der Natur entwickelt. Dieses sogenannte Jedermannsrecht erlaubt es unter bestimmten Voraussetzungen, auf unkultiviertem Land vorübergehend zu campen, auch wenn dieses Land in Privatbesitz ist. Voraussetzungen sind beispielsweise, dass nichts beschädigt wird und keine Abfälle zurückgelassen werden. Und um näher als 150 Meter an einem bewohnten Haus (auch Ferienhütten zählen dazu) campen zu dürfen, muss die Einwilligung der Bewohner eingeholt werden. Das Befahren von unkultiviertem Land mit Motorfahrzeugen ist grundsätzlich nicht zulässig.
Statistiken
Für viele Staaten weltweit ist der Tourismus generell und das Camping im Speziellen eine wichtige Einnahmequelle.
Deutschland
Im Jahr 2010 wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes rund 6,8 Millionen Gäste (- 3 % gegenüber 2009; Durchschnitt der letzten 10 Jahre: 6,04 Millionen Gäste) auf deutschen Campingplätzen mit insgesamt 24,4 Millionen Übernachtungen (Durchschnitt der letzten 10 Jahre: 22,45 Millionen Übernachtungen) gezählt. Die Zahl der Gäste aus dem Inland fiel um 4 Prozent auf 20,6 Millionen Übernachtungen gegenüber 2009. Aus dem Ausland wurden insgesamt 3,8 Millionen Übernachtungen gezählt, dies ist ein Zuwachs von etwa 3% auf 3,8 Millionen Übernachtungen gegenüber dem Vorjahr (alle Zahlen 2010 noch vorläufig). Diese Ergebnisse umfassen nur das Tourismuscamping und nicht das Dauercamping.
Ein Camper verweilte im Jahr 2010 im Schnitt 3,6 Nächte auf einem Campingplatz. 2007 gab es 2.531 Campingplätze in Deutschland mit einer Anzahl von etwa 205.000 Stellplätzen [2]. [3]
Die Jahre 2003 sowie 2008 und 2009 verzeichneten eine deutlich höhere Anzahl von Gästen und Übernachtungen im Vergleich zum 10-Jahres-Durchschnitt.
Die Niederländer waren 2003 (neuere Zahlen nicht verfügbar) die mit Abstand wichtigste Gästegruppe unter den 1,1 Millionen ausländischen Campingtouristen: Jeder zweite ausländische Gast (54 Prozent) auf deutschen Campingplätzen kam aus den Niederlanden. Von den 3,3 Millionen Übernachtungen ausländischer Gäste entfielen sogar 64 Prozent auf die Niederländer. Mit deutlichem Abstand lagen die Dänen an der zweiten Stelle (7 Prozent der Übernachtungen ausländischer Gäste), gefolgt von den Campern aus dem Vereinigten Königreich und Belgien (je 4 Prozent).
Österreich
In Österreich übernachteten in den Jahren 2005 und 2006 insgesamt 4,93 bzw. 4,67 Millionen Menschen auf Campingplätzen, dabei war das Bundesland Kärnten mit 1,79 und 1,67 Millionen Übernachtungen knapp führend vor Tirol mit 1,34 und 1,25 Millionen.
Insgesamt übernachteten im Jahr 2006 5,4 Prozent weniger Menschen auf einem Campingplatz als noch im Vorjahr. Im Hinblick auf die Gesamtzahl der ausländischen Touristen im Land ist Deutschland führend mit einem Anteil von etwa 56 Prozent aller Gäste.
Schweiz
Innerhalb der Schweiz kamen Deutsche und Niederländer im Jahr 2010 mit 33 Prozent aller Übernachtungen nach den Schweizern mit 53% aller Übernachtungen auf Platz zwei und drei.
Insgesamt wurden 2010 3,328 Millionen Übernachtungen gezählt, 2009 waren es mit 3,65 Millionen Übernachtungen 10,2% mehr. 28 Prozent aller Gäste übernachteten im Tessin (etwa 921.000), danach folgen das Wallis (ca. 523.000 Übernachtungen oder 16%) und das Berner Oberland (ca. 365.000 Übernachtungen oder 11%).
Der durchschnittliche Gast übernachtete 3,5 Tage in der Schweiz, wobei das Tessin einen Wert von durchschnittlich 4,5 Tagen verbuchen konnte, die Zentralschweiz hingegen nur 2,4 Tage. [4].
Campingausrüstung
Üblicherweise werden beim Zelten und Trekking verwendet:
- Zelt (inklusive Zeltnägeln/Heringen)
- Schlafsack
- Isomatte bzw. Luftmatratze
- Kocher
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ a b [1] – Camping in Deutschland von 1890–1975
- ↑ [2] – Campingtourismus 2005 - 2010
- ↑ [3] - Campingtourismus 2000- 2005
- ↑ [4] – Jugendherbergen und Campingplätze 2010
Literatur
- Arnold Thunker: Mit Sack und Pack und Gummiboot. Die Geschichte des Campings, Kiepenheuer, 1999, ISBN 3-378-01034-7
Weblinks
Commons: Camping – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Links zum Thema Camping im Open Directory Project
- Aude Tissandier: Les débuts du camping en Auvergne in Revue Ethnologie française n° 88, 2001/4 Beitrag zur Geschichte des Campingwesens in Frankreich (französisch)
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