Straße des 17. Juni

Straße des 17. Juni
Die Straße des 17. Juni vom Großen Stern (Siegessäule) in Richtung Osten

Die Straße des 17. Juni (umgangssprachlich: [der] 17. Juni) ist Teil der großen Ost-West-Achse in Berlin und Teil der Bundesstraßen 2 und 5 durch die deutsche Hauptstadt. Die Straße ist dem Gedenken an den Volksaufstand in der DDR im Jahr 1953 gewidmet.

Inhaltsverzeichnis

Verlauf

Die Straße beginnt beim Brandenburger Tor an der Grenze zum Ortsteil Mitte am Platz des 18. März als Verlängerung der Straße Unter den Linden. Sie verläuft durch den Großen Tiergarten und umrundet dort den Großen Stern. Mit der Charlottenburger Brücke überquert sie den Landwehrkanal an der Grenze zwischen den Ortsteilen Tiergarten und Charlottenburg. Dort wird sie auch vom Charlottenburger Tor flankiert, dem Gegenstück zum Brandenburger Tor. Im Westen durchschneidet sie den Hauptcampus der Technischen Universität und endet am Ernst-Reuter-Platz.

Geschichte

Blick vom Brandenburger Tor, 1936
Straße des 17. Juni Richtung Charlottenburger Tor 1965 mit „Speer-Laternen“

Der Straßenzug entstand 1697 auf Veranlassung von Kurfürst Friedrich III. und diente als Verbindung seines Stadtschlosses mit dem von ihm errichteten Schloss Lietzenburg. Als Sophie Charlotte von Hannover – die Gemahlin des mittlerweile König Friedrich I. in Preußen gewordenen Herrschers – im Jahr 1705 gestorben war, wurde aus der Lietzenburg das Schloss Charlottenburg und die dorthin führende Straße bekam entsprechend den Namen Charlottenburger Chaussee (bis zur Grenze von Charlottenburg; der restliche Abschnitt war aus Charlottenburger Sicht die Berliner Straße gewesen). Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die gesamte Strecke vom Brandenburger Tor zum Schloss Charlottenburg als breite Allee ausgebaut.

Die Straße des 17. Juni wurde erst während des Dritten Reichs im Zuge des Konzeptes für den von Adolf Hitler geplanten Umbau Berlins zur „Welthauptstadt Germania“ auf die heutige Fahrbahnbreite erweitert. Den Ausbauplanungen der Nazis musste damit 1934 auch die älteste Strecke der Straßenbahn weichen, die seit 1865 vom Kupfergraben durch den Tiergarten nach Charlottenburg führte. Die so entstandene repräsentative Paradestraße erhielt 1935 den offiziellen Namen Ost-West-Achse. Außerdem wurde die ursprünglich den Königsplatz – den heutigen Platz der Republik vor dem Reichstagsgebäude – schmückende Siegessäule 1938 in den Großen Stern integriert. Sie bildet seitdem das weithin sichtbare Zentrum der Straße des 17. Juni.

Im Sommer 1945 wurde in der Nähe des Brandenburger Tors von der Roten Armee quer über der vormaligen Siegesallee das Sowjetische Ehrenmal errichtet.

Ihre heutige Bezeichnung trägt die Straße seit dem Senatsbeschluss vom 22. Juni 1953 in Erinnerung an den Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 1953, der dann bis 1990 Nationalfeiertag in der Bundesrepublik Deutschland war. Am 3. November 1953 wurde sie auf das Teilstück vom Ernst-Reuter-Platz bis zum S-Bahnhof Tiergarten ausgedehnt.

Darüber hinaus wurde westlich der damaligen Kreuzung der Straße des 17. Juni mit der Entlastungsstraße (heute Yitzhak-Rabin-Straße) in der Nähe des Sowjetischen Ehrenmals unmittelbar nach dem Bau der Berliner Mauer 1961 ein drei Meter langes Mauerdenkmal durch das Kuratorium unteilbares Deutschland aufgestellt. Es trägt die Inschriften „Den Opfern der roten Diktatur“ und „Eure Freiheit ist unser Auftrag“.

Seit 1989 schmückt zudem die Bronzeskulptur Der Rufer, eine Replik des Künstlers Gerhard Marcks, in unmittelbarer Nähe des Brandenburger Tors den Mittelstreifen der Straße des 17. Juni. Mit ihrer Ausrichtung auf den ehemaligen Ostteil der Stadt und dem auf dem Sockel angebrachten Spruch „Ich gehe durch die Welt und rufe Friede Friede Friede“, der ihren allegorischen Charakter der Meinungsfreiheit unterstreichen soll, hat die Statue einen stark politischen Bezug.

Ausbauzustand

Blick vom S-Bahnhof Tiergarten auf den Abschnitt der Straße des 17. Juni zwischen Klopstockstraße und Großem Stern mit der Siegessäule im Hintergrund, 2008
Blick in die Straße des 17. Juni durch das Brandenburger Tor, 2004

Die Straße des 17. Juni ist durchweg für beide Fahrtrichtungen jeweils dreistreifig, teilweise vierstreifig. Die Richtungsfahrbahnen sind baulich durch einen Mittelstreifen getrennt. Am Großen Stern verbreitert sich die Fahrbahn auf bis zu sechs Fahrstreifen sowie einen breiten Seitenstreifen.

Auffallend ist die Existenz von Parkplätzen auf den Mittelstreifen und am Rand der Fahrbahn, den viele Besucher des Tiergartens als kostenfreie Parkmöglichkeit nutzen können, im Gegensatz zu den Bereichen mit Parkraumbewirtschaftung in den Innenstadtbereichen.

Die heutige – inzwischen unter Denkmalschutz stehende – Gestaltung, vor allem die typischen Straßenlaternen, ist in wesentlichen Zügen durch Albert Speer mitgestaltet worden. Diese setzt sich in westlicher Richtung fort, wo der einheitliche Straßenzug dann Bismarckstraße (bis zum Sophie-Charlotte-Platz), bzw. Kaiserdamm (bis zum Theodor-Heuss-Platz) heißt.

Von der ehemals geplanten Bebauung außerhalb des Tiergartens ist lediglich das heutige Ernst-Reuter-Haus, Sitz der Berliner Niederlassungen des Deutschen Städtetages und des Deutschen Instituts für Urbanistik verwirklicht worden.

Besondere Ereignisse

Auf der Straße des 17. Juni bzw. ihren Verlängerungen fanden zahlreiche außergewöhnliche Ereignisse statt: So hat in den 1920er-Jahren der jugendliche Wernher von Braun hier einen selbstgebauten Raketenwagen erprobt. 1938 wurde der Abschnitt durch den Tiergarten mit dem Großen Stern und der inzwischen vom Reichstagsgebäude umgesetzten Siegessäule angelegt.

Kurz vor Ende und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Straße des 17. Juni zeitweise als Flugpiste genutzt, da die Bäume im Tiergarten abgeholzt worden waren. Der Kontrollpunkt befand sich auf der Spitze der Siegessäule.

Seit 1963 wurde in unmittelbarer Nähe der Forschungs-Kernreaktor SUR vom Institut für Energietechnik der Technischen Universität Berlin betrieben, dessen Stilllegung geplant ist.

Auf der Straße des 17. Juni fanden seit der Nachkriegszeit häufig Großveranstaltungen statt, wie etwa bis 1989 Truppenparaden der alliierten Westmächte, die Loveparade von 1996 bis 2003 sowie 2006, die Mini-Love-Parade im Juli 2005 oder das Live 8-Konzert am 2. Juli 2005. Seit 2002 findet jedes Jahr auf der Straße des 17. Juni auch die Türkgünü, das türkisch-europäische Kulturfest Berlins statt.

Im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2006 wurde die Straße nach heftigen politischen Diskussionen zur offiziellen Fanmeile erklärt, daher sechs Wochen für Autofahrer gesperrt und mit Großbildleinwänden bestückt. Als Ersatz für die pompös geplante und dann abgesagte Eröffnungsfeier im Berliner Olympiastadion – so das Kalkül der Veranstalter – sollte ein Familienfest auf der Fanmeile stattfinden.

Entgegen allen Befürchtungen war die Fanmeile ein großer Erfolg bei der Fußball-WM 2006. Ihren krönenden Abschluss fand die Fanmeile am 9. Juli 2006 mit der Feier der Deutschen Nationalmannschaft. Die Spieler wurden von rund einer Million Menschen empfangen und gefeiert. Die Fanfeste sind zur Fußball-EM 2008 und zur Fußball-WM 2010 wiederholt worden.

Um die inzwischen häufige Nutzung des Abschnitts nahe dem Brandenburger Tor für Freiluftveranstaltungen zu erleichtern, erhält dieser Bereich 2009/2010 feste Installationen, beispielsweise für Strom.

Weblinks

 Commons: Straße des 17. Juni – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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