Gedenkstätte Justizvollzugsanstalt Wolfenbüttel

Gedenkstätte Justizvollzugsanstalt Wolfenbüttel
Justizvollzugsanstalt Wolfenbüttel

Die Gedenkstätte Justizvollzugsanstalt Wolfenbüttel ist eine Gedenkstätte innerhalb der Justizvollzugsanstalt Wolfenbüttel. Die 1990 eröffnete Dokumentations- und Gedenkstätte für die Opfer der NS-Justiz befindet sich in den Räumen der ehemaligen Richtstätte, einer ehemaligen Schlosserei.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Das Niedersächsische Justizministerium schuf die Einrichtung und eröffnete sie am 24. April 1990. 1993 und 2005 wechselte jeweils die Trägerschaft der Gedenkstätte. Diese liegt heute bei der Stiftung Gedenkstätten Niedersachsen. Die Einrichtung ist nach vorhergehender Anmeldung öffentlich zugänglich.

Geschichte

1937 bis 1945

Im Strafgefängnis Wolfenbüttel wurden zwischen Oktober 1937 und März 1945 über 700 Menschen mit der Guillotine oder dem Strang hingerichtet. Zu den Opfern der NS-Justiz zählten deutsche Zivilisten, wie Erna Wazinski und Personen, die das Regime der Nationalsozialismus ablehnten oder ihm kritisch gegenüberstanden. Auch 70 Männer und Frauen aus dem westeuropäischen Widerstand wurden hingerichtet. Des Weiteren wurden nach einem Strafgerichtverfahren Wehrmachtsangehörige, ausländische Zwangsarbeiter, Strafgefangene, Kriegsgefangene, Sinti, Roma und Juden hingerichtet.

1945 bis 1947

Vom Juni 1945 bis Juli 1947 wurde das Gefängnis von der britischen Militärverwaltung genutzt. In ihrem Auftrag wurden 67 Todesurteile gegen Deutsche und Ausländer wegen Kriegsverbrechen, beziehungsweise Verstößen gegen die Anordnungen der Alliierten Militärregierung vollstreckt.

Dauerausstellung „Justiz und Strafvollzug im Nationalsozialismus"

Diese Ausstellung behandelt die Entwicklung der Justiz von 1933 bis 1945 und zeigt den Umgang mit Verbrechen der NS-Justiz in der Bundesrepublik Deutschland.

In den fünf Schwerpunkten

  • Freiheitsrechte im völkischen Staat,
  • Strafvollzug im nationalsozialistischen Staat,
  • rassisches Denken und Ungleichheit,
  • Sondergerichte als Panzertruppe der Rechtspflege und
  • die Nürnberger Prozesse nach 1945

wird der Umgang mit sogenannten minderwertigen Volksgruppen - wie Homosexuellen, Zeugen Jehovas, Sinti, Roma und der der "Rassenschande" bezichtigten Juden dargestellt.

Neben den Schautafeln kann der Besucher sich auch in biografischen Ordnern über das Schicksal der Opfer einschließlich der über sie verhängten Urteile, aber auch über das Wirken von Tätern, wie Staatsanwälten und Richtern, informieren.

Konflikt um Konzept der Gedenkstätte

Über die Frage der Gestaltung der Gedenkstätte ist im Jahre 2010 ein Konflikt an die Öffentlichkeit gekommen. Der Fritz-Bauer-Preisträger der Humanistischen Union, Helmut Kramer, wirft den Verantwortlichen vor, sich zu weigern, "der gesetzlichen Aufgabe der Gedenkstätte nachzukommen"[1]. Dabei geht es insbesondere um die unzureichende Darstellung der Täterseite. Die Verantwortlichen berufen sich darauf, dass die Aufgabe des Opfergedenkens es gebiete, "an dieser Primäraufgabe keine Abstriche zu machen“[2]. Demgegenüber argumentieren die Kritiker, dass diese Entgegensetzung zu kurz greife: "Andere Gedenkstätten haben inzwischen erkannt, dass es nicht genügt, der Opfer zu gedenken. Weil das Leid der Opfer stets auf das von den Tätern begangene Unrecht verweist, bemühen sie sich um eine stärkere Einbeziehung auch des Täteraspekts"[3].

Siehe auch

Literatur

  • Justiz im Nationalsozialismus. Verbrechen im Namen des Volkes. Katalog zur Ausstellung. Nomos Verlag, Baden-Baden 2002. ISBN 3-7890-81787

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Helmut Kramer, Ein Stück zum merkwürdigen Umgang mit der NS-Justiz,November 2010 abgerufen am 29. Dezember 2010
  2. Schreiben des Leiters der Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten, zitiert in einer Presseerklärung von Helmut Kramer vom 17. November 2010 abgerufen am 29. Dezember 2010
  3. Helmut Kramer, Ein Stück zum merkwürdigen Umgang mit der NS-Justiz, November 2010 abgerufen am 29. Dezember 2010
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