- Geisterstunde
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Mitternacht (Ortszeit) ist der Zeitpunkt, an dem die Sonne den tiefsten Stand ihrer Bahn am Himmel durchläuft. Zwischen den Polarkreisen steht die Sonne mitternachts stets unter dem Horizont, ist also nicht sichtbar.
Da die Erdbahn um die Sonne eine Ellipse und kein Kreis ist, ist der Abstand zwischen aufeinanderfolgenden Mitternächten nicht konstant, sondern von der Jahreszeit abhängig (siehe Zeitgleichung). In der Praxis verwendet man daher eine mittlere Zeit und definiert den Zeitpunkt Mitternacht mit 0:00 Uhr der jeweils gültigen Zonenzeit.
In Abhängigkeit von der Größe der Zeitzonen (in Längengraden) kann die Abweichung zwischen Mitternacht (Zonenzeit) und Mitte der Nacht entsprechend stark abweichen. So war in der Nacht vom 9. auf den 10. März 2005 für die Stadt Köln um 0:44:36 Uhr Mitte der Nacht.
In Europa und dem islamischen Orient kommt der Mitternacht teilweise eine besondere Bedeutung im traditionellen Volksglauben zu. In vielen Regionen gilt die Stunde zwischen 0 und 1 Uhr nachts (teilweise auch schon zwischen 11 und 12 Uhr) als „Geisterstunde“, um die sich regional verschiedene Sagen ranken. Häufig ist dabei das Erscheinen von Toten (oft Selbstmörder, Mörder oder Ermordete), Hexen, dem Teufel oder verschiedenen Geistern. Dieser Spuk wurde oftmals als gefährlich für den Menschen und sein Auftreten als schlechtes Omen gesehen, das teilweise den baldigen Tod des Beobachters voraussagte. Andererseits existierte auch der Glaube an positive Aspekte; so sagte die Volksmedizin eine verstärkte Wirkung für bestimmte Kräuter voraus, wenn diese um Mitternacht gesammelt würden. Bestimmte Schätze sollten ebenfalls nur um Mitternacht zu finden sein, auch für die Erlösung „armer Seelen“ galt Mitternacht oft als der richtige Zeitpunkt.
Die übernatürlichen Aspekte dieser Geisterstunde galten in bestimmten Nächten als verstärkt. In christlichen Kulturen waren dies vor allem die Christnacht, die Silvesternacht, die Nacht vor dem Karfreitag, die Walpurgisnacht und die Nacht vor dem Johannistag. Diesen Nächten wurden jeweils besondere Eigenschaften nachgesagt. So wird um Mitternacht vor Weihnachten laut böhmischen und französischen Sagen Wasser zu Wein, und die Tiere im Stall beginnen zu reden.
Großen Widerhall fanden diese Sagen auch in der Literatur. Christopher Marlowes Drama Die tragische Historie vom Doktor Faustus etwa endet mit dem Auftritt des Teufels um Mitternacht, der den Faust in die Hölle holt. In Goethes Faust I spielen Ereignisse der Osternacht und der Walpurgisnacht eine besondere Rolle. William Shakespeares Hamlet öffnet mit dem Erscheinen des Geistes von Hamlets ermordeten Vater um Mitternacht.
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