Georg Kleinschmidt

Georg Kleinschmidt

Georg Kleinschmidt (auch: Georg Curio, Kleynschmidt; * 10. Juni 1498[1] in Schauenstein; † 29. August 1556 in Leipzig) war ein deutscher Mediziner.

Leben

Im Wintersemester 1507 an der Universität Leipzig immatrikuliert, bildete sich Kleinschmidt in den freien Künsten, erwarb sich am 5. September 1514 das Baccalaurat, schloss am 29. Dezember 1522 als Magister seine philosophischen Studien ab und war dem Theologiestudium nicht abgeneigt. Dennoch entschied er sich für ein Studium der Medizin, fand am 11. April 1527 als Baccalaurus Aufnahme in die medizinische Fakultät der Hochschule, avancierte am 28. Januar 1528 zum Lizentiaten der Medizin und begab sich am 1. September 1529 nach Italien, wo er am 6. Juli 1531 an der Universität Padua zum Doktor der Medizin promovierte. Zurückgekehrt nach Leipzig, heiratete Kleinschmidt die Tochter des Leipziger Anatomen Heinrich Stromer von Auerbach (1482-1542) und verließ als Protestant, der er 1533 geworden war, mit seiner Familie Leipzig.

Er kam über verschiedenen Stationen in Süddeutschland und einer Tätigkeit als Stadtphysikus von 1535/36 in Braunschweig, im Mai 1537 als Lektor an die Universität Wittenberg. Hier erlangte er ab 1544 als Professor der Medizin Berühmtheit, weil er durch seine anatomische Praxis, eine Umgestaltung des Medizinstudiums bewirkte. Als Arzt schätzten ihn Martin Luther, Philipp Melanchthon und Johannes Bugenhagen. Nikolaus von Amsdorf zog ihn zur Klärung theologischer Streitfragen hinzu und Johann Draconites nannte ihn sogar einen Heiligen. Zudem wurde er auch Leibarzt des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen. So taucht sein Name an fast allen Brennpunkten der religiösen Auseinandersetzungen der damaligen Zeit auf.

Nachdem er auch im Wintersemester 1539 das Rektorat der Wittenberger Akademie verwaltet hatte, unterstellten ihm Wittenberger Bürger, er hätte sich des Ehebruchs schuldig gemacht. Wegen dieses Gerüchts hatte er sich mit zwei Widersachern auf der Straße geprügelt. Infolgedessen wurde er von seinem Ämtern suspendiert. Obwohl das Gerücht nie einen Beweis fand, ging er daher an die Universität Greifswald, wo er schon am 13. November 1542 einen neuen Lehrstuhl gefunden hatte und Leibarzt von Albrecht VII. von Mecklenburg-Güstrow wurde. Er wurde zwar wieder im Februar auf Drängen Martin Luthers wieder rehabilitiert in Wittenberg, kehrte aber nicht wieder zurück. In Greifswald beteiligte er sich an der Neugestaltung der Ausbildung im Medizinwesen. Nach dem Tod seines Potentaten führte ihn seine ständige Wanderschaft 1546 als Physikus nach Lüneburg. Weitere Stationen ab 1548 als Griechischlehrer am Braunschweiger Pädagogium, führten ihn 1550 als Leibarzt an den Hof des Herzogs Barnim XI. von Pommern in Stettin. Die Auseinandersetzungen im osiandrischen Streit zwangen ihn in Stettin seinen Beruf aufzugeben. 1556 kehrte er nach Wittenberg zurück. Da er keine gute Aufnahme fand, ging er nach Leipzig, wo er im Folgejahr verstarb.

Literatur

  • Matrikel der Universität Leipzig
  • Matrikel der Universität Wittenberg
  • Walter Friedensburg: Geschichte der Universität Wittenberg. Max Niemeyer, Halle (Saale) 1917.
  • Alfred W. Hein: Kleinschmidt (Curio), Georg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, S. 5 f.
  • Jürgen Helm, Karin Stukenbrock (Hrsg.): Anatomie. Sektionen einer medizinischen Wissenschaft im 18. Jahrhundert. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-515-08107-0 (Medizingeschichte).
  • Helmar Junghans: Verzeichnis der Rektoren, Prorektoren, Dekane, Professoren und Schloßkirchenprediger der Leucorea vom Sommersemester 1536 bis zum Wintersemester 1574/75. In: Irene Dingel, Günther Wartenberg (Hrsg.): Georg Major (1502–1574). Ein Theologe der Wittenberger Reformation. Evangelische Verlags-Anstalt, Leipzig 2005, ISBN 3-374-02332-0 (Leucorea-Studien zur Geschichte der Reformation und der Lutherischen Orthodoxie 7).
  • Krause: Kleinschmidt (Kleynschmidt), Georg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 16, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 108 f.
  • Hans Theodor Koch: Die Wittenberger Medizinische Fakultät (1502–1652). Ein biobibliographischer Überblick. In: Stefan Oehmig: Medizin und Sozialwesen in Mitteldeutschland zur Reformationszeit. Evangelische Verlags-Anstalt, Leipzig 2007, ISBN 978-3-374-02437-7, S. 306–307 (Schriften der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt 6).
  • Otto Krabbe: Die Universität Rostock im Fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert. 2 Bände. Stiller'sche Hofbuchhandlung, Rostock 1854 (Nachdruck: Scientia-Verlag, Aalen 1970, ISBN 3-511-00646-5).
  • Heinz Scheible (Hrsg.): Melanchthons Briefwechsel. Kritische und kommentierte Gesamtausgabe. Band 11: Heinz Scheible, Corinna Schneider: Personen. Teil: A–E. frommann-holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 2003, ISBN 3-7728-2257-6, S. 326

Einzelnachweise

  1. Obwohl das Calendarium historicum von Paul Eber als Zeitzeugnis das Jahr 1490 angibt (so auch die ADB), wird nach neueren Aussagen von Forschern das hier angegebene Datum verwendet. Allerdings wird die Aussage, dass er 1498 geboren sei, kritisch betrachtet. Eine Person, die sich mit neun Jahren an der Universität Leipzig immatrikulieren konnte, erscheint zu der Zeit unwahrscheinlich. In Fällen von Immatrikulationen Minderjähriger wurden diese extra vermerkt, da sie keinen Eid auf die Universität leisten konnten. Es ist aber auch ersichtlich, dass er sehr spät seine akademischen Grade erworben hat. Dies kann eine Bestätigung der Ausführung sein, es kann aber auch darüber Aufschluss geben, dass er nicht aus vermögenden Verhältnissen stammte.

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