Heinrich Stromer

Heinrich Stromer
Heinrich Stromer

Heinrich Stromer (* um 1476 in Auerbach in der Oberpfalz; † 25. November 1542) war ein Leipziger Universitätsprofessor, Arzt und Gründer von Auerbachs Keller.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Heinrich Stromer wurde 1476/1482 als Sohn des Johannes Stromer in Auerbach/Oberpfalz geboren. Die Familie ist seit Mitte des 14. Jahrhunderts in Auerbach nachweisbar und verwandt mit sehr begüterten Familien der Oberpfalz und des Nürnberger Patriziats.

Leben

Heinrich Stromer studierte ab 1497 an der Universität Leipzig, erwarb dort 1501 den Magistertitel, wurde Professor der Philosophie und 1508 Rektor der Universität. 1511 erwarb er den Doktortitel der Medizin, wurde 1516 Professor der Pathologie, 1523 Dekan der medizinischen Fakultät. Nach seinem Herkunftsort wurde er in Leipzig Dr. Auerbach genannt. Am 24. Januar 1519 heiratete Heinrich Stromer Anna Hummelshain, die Tochter des Hans Hummelhain, einer der reichsten Bürger Leipzigs, Ratsherr und Großkaufmann. Im gleichen Jahr kaufte Stromer von den Erben seines Schwiegervaters für 3500 Gulden ein Grundstück, auf dem er von 1530 bis 1538 Auerbachs Hof erbaute. In dessen Keller befindet sich noch heute eine der traditionsreichsten Gaststätten Deutschlands, Auerbachs Keller.

Leistungen

Im Jahr 1504 schrieb er ein Rechenbuch Algorithmus linealis, in dem er die Anfangsgründe der Arithmetik darstellte und das er seinem späterem Schwager Andreas Hummelshain widmete.

Als Leibarzt zahlreicher Fürsten (unter anderen seines Landesherren Georg der Bärtige, 1471-1539, sowie der hohenzollernschen Brüder Joachim I. (Brandenburg), 1484-1535, Kurfürst von Brandenburg, und Albrecht II., 1490-1545, Kardinal, Kurfürst und Erzbischof von Mainz) verfasste er eine Reihe medizinischer Schriften, darunter eine oft gedruckte über die Pest. In der Zeit der Reformation spielte Heinrich Stromer eine wichtige Rolle in Leipzig. Er stand in regem Briefwechsel mit Martin Luther, Philipp Melanchthon, Ulrich von Hutten und Erasmus von Rotterdam. 1519 beteiligte er sich an der Disputation Luthers mit Johannes Eck (27. Juni bis 15. Juli 1519) und bot 1539 Martin Luther Quartier in Leipzig.

Literatur

  • Otto Clemen: Heinrich Stromer, in: Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Alterthumskunde, Dresden 1903
  • Siegmund Günther: Der Algorithmus linealis des Heinrich Stromer, eine literar-historische Studie, in: Abhandlungen der königl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften, VI. Folge, 10. Band, Prag 1880
  • Herbert Helbig: Die Reformation der Universität Leipzig im 16. Jahrhundert (Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte Nr. 171, Gütersloh 1953)
  • Andreas Lesser: Friedrich Christian Lesser (1692-1754) und seine Vorfahren, insbesondere die Pfarrerfamilie Maior, Rothmaler und Sagittarius und die Familie Neefe und Stromer, München 1992 (Bd. 2 der Schriftenreihe der Friedrich Christian Lesser Stiftung, S. 178-190 mit weiteren Angaben zu Vor- und Nachfahren Stromers)
  • Hans Joachim Rösselt: Nachkommenfolge des Dr. Heinrich Stromer, in: Ekkehard Zeitschrift genealogischer Abende, 1936, Sp. 24 ff.
  • Fritz Schnelbögl: Auerbach in der Oberpfalz, aus der Geschichte der Stadt und ihres Umlandes. Auerbach 1976
  • Wolfgang Freiherr Stromer v. Reichenbach: Zur Herkunft der Stromer von Auerbach, in: Altnürnberger Landschaft, 13. Jhrg. 1964
  • Karl Sudhoff: Die medizinische Fakultät zum Leipzig im ersten Jahrhundert der Universität (Heft 8 der Studien zur Geschichte der Medizin) Puschmann-Stiftung (Hrsg.), Leipzig 1909,
  • Gustav Wustmann: Der Wirt von Auerbachs Keller in Leipzig. Leipzig 1902,

Werke

(nach Schnebögl S. 155)

  • Algorithmus linealis numerationem, Additionem, Subtractionem, Duplationem, Mediationem, Multiplicationem, Divisionem et Progressionem una cum regula de Tri perstringens, Leipzig (Martin Landsberg), 1504, mehrere Neuauflagen zwischen 1510 und 1520, über die Anfangsgründe der Mathematik, 1512 und 1520 auch bei Hieronymus Vietor und Johannes Singrenius in Wien,
  • Opusculum observationum bone valitudinis, quod vulgo regimen sanitatis inscribitur {diese Schrift widmete er dem Abt Friedrich Trautenberger vom Kloster Michelfeld bei Auerbach, ca. 1505; Schnelbögl S.156; vorhanden als Ausgabe um 1510 BSB 2 Path. 12 m, als Ausgabe um 1520 UB München 0014/W 2 Med. 521},
  • Saluberrimae adversus pestilentiam observationes, deutsche Ausgabe Leipzig (Melchior Lotter und Valentin Schumann) 1516, Neuauflage Mainz (Schöffer) 1517 und Straßburg (Grüninger) 1518, Leipzig (Schumann) 1519; in der deutschen Ausgabe hieß es: "Regiment Henrich Stromers von Aurbach d. ertzenney Doctors inhaltedt wie sich wid die pestiletz tzubeware auch den ihenen die damit begriffen hilff tzureiche", 1516 {Nä-heres zu diesem Buch und die von Stromer gesehenen Zusammenhänge zwischen Himmelserscheinungen und dem Auftreten von Krankheiten siehe Fränkischer Kourier vom 1. März 1879; Ausgabe 1516 Staatsbibliothek München 4 Path.364; Ausgabe 1517 4 Path.365b und c; Ausgabe 1518 4 Path 364n; Ausgabe 1519 4 Path.430,29},
  • Duae epistolae Henrici Stromeri Auerbachii et Gregori Coppi Calvi medicorum, Leipzig 1520 (vorhanden Staatsbibliothek München, 4 H.ref.686),
  • Sermo panegyricus Petro Mosellanus (1483–1524), Leipzig 1520, (Lobrede auf den neuen Rektor der Universität Leipzig, ein begeisterter Anhänger des Erasmus von Rotterdam (1467–1536), vorhanden Staatsbibliothek München, 4 Diss.3761,31; Ausgabe 1779 H.lit.p.62),
  • Decreta aliquot medica, quae in disquisitiones publicam proponentur, Leipzig, auch 1532, die von Georg Spalatin (1484-1545) übersetzte, deutsche Ausgabe: Ein getrewe, vleissige und ehrliche Verwarnung widder des hesliche Laster der Trunkenheit, Wittenberg (G. Rhau) 1531,
  • De morte hominis decreta aliquot medica, Leipzig, Schrift über den Tod, 1531,
  • Decreta medica et senectute, Leipzig, die deutsche Ausgabe übersetzte der Humanist Georg Spalatin (1484–1545): Schutzrede und Verteidigung des ehrlichen und löblichen Alters, Wittenberg 1531,

Quellen

Testament des Heinrich STROMER, Stadtarchiv Leipzig, Schöffenbuch 1542–1544, Blatt 64-70,

Weblinks



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