Georg Schlesinger

Georg Schlesinger

Georg Schlesinger (* 17. Januar 1874 in Berlin; † 6. Oktober 1949 in Wembley bei London) war ein deutscher Professor für Maschinenbau.

Er war ab 1904 der erste Inhaber des Lehrstuhls für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetriebe an der Technische Hochschule Charlottenburg, der heutigen Technische Universität Berlin. Schlesinger gilt als Begründer der wissenschaftlichen Forschung auf den Gebieten der Fertigungstechnik und Betriebswissenschaften.

Inhaltsverzeichnis

Lebenslauf

Nach einer einjährige Mechanikerlehre (1891/1892) studierte Schlesinger Maschinenbau an der Technische Hochschule Charlottenburg. 1897 wurde er als Konstrukteur bei der Berliner Maschinenbaufirma Ludwig Loewe angestellt; 1902 wurde er Chefkonstrukteur.

Am 26. Februar 1904 wurde er von der Technische Hochschule Charlottenburg mit der Arbeit "Die Passungen im Maschinenbau" promoviert. Im Juli 1904 erfolgte seine Berufung auf den Lehrstuhl für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetriebe an der Technische Hochschule Charlottenburg.

1907 richtete er ein Versuchsfeld für Werkzeugmaschinen ein. Ebenfalls seit 1907 war er Herausgeber der Zeitschrift Werkstattstechnik.

Zur Zeit des Ersten Weltkrieges 1914 bis 1918 war er Betriebsleiter der Gewehrfabrik in Spandau sowie verantwortlich für die Anlage, Planung und Inbetriebnahme der Waffenwerke Oberspree.

1917 wurde er Mitglied im Hauptausschuss des neu gegründeten Deutschen Normenausschusses (DIN).

In der Zeit des aufkommenden Nationalsozialismus geriet er als Jude unter starken Druck. Wegen angeblicher Unterschlagung, Werksspionage und Hochverrat befand er sich 9 Monate in Untersuchungshaft. 1934 erfolgte die Versetzung Georg Schlesinger in den einstweiligen Ruhestand. Als dessen Nachfolger wurde Otto Kienzle (1893-1969) berufen, ein Schüler von Georg Schlesinger.

Nach einer Gastlehrtätigkeit an der ETH Zürich erhielt er einen Ruf an die Université Libre in Brüssel. 1939 wurde ihm die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt. Während des Zweiten Weltkrieges errichtete und leitete er ein Werkzeugmaschinen-Laboratorium am College of Technology in Loughborough (1939–1944).

Nach Professor Schlesinger ist der Georg-Schlesinger-Preis sowie die Georg-Schlesinger-Schule in Berlin [1] benannt. Sein Neffe war der Theologe Franz Hildebrandt.

Forschungsgebiete

  • Arbeiten zur Passung im Maschinenbau
  • Normung von Gewinden und Drehzahlen
  • Berechnung, Konstruktion und Prüfung von Werkzeugmaschinen
  • Einführung von Schneidstoffen und Fertigungsverfahren
  • Wissenschaftliche Betriebsführung und Psychotechnik
  • Konstruktion und Test von Prothesen

Werke (Auswahl)

  • Psychotechnik und Betriebswissenschaft, 1920
  • Prüfbuch für Werkzeugmaschinen, 1927 (6. Aufl. 1955)
  • Die Werkzeugmaschinen, 1936
  • The factory, 1949

Zitate

Von Schlesinger stammt das berühmte Zitat: "An der Schneide des Drehstahls entscheidet sich die Dividende des Unternehmens"[2] womit die Fertigungsproduktivität bei der Metallzerspanung in den Mittelpunkt der unternehmenswirtschaftlichen Überlegung gestellt wird.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Homepage der Georg-Schlesinger-Schule, Maschinen- und Fertigungstechnik OSZ Berlin
  2. Jochen Kress: Auswahl und Einsatz von polykristallinem kubischem Bornitrit beim Drehen, Fräsen und Reiben In: Vulkan-Verlag, Schriftenreihe ISF Seite 1

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Georg-Schlesinger-Preis — Der Georg Schlesinger Preis, benannt nach dem Begründer der modernen wissenschaftlichen Forschung auf den Gebieten der Fertigungstechnik und Betriebswissenschaft Georg Schlesinger, wird seit dem Jahr 1979 alle drei Jahre durch das Land Berlin… …   Deutsch Wikipedia

  • Georg-Schlesinger-Schule — Die Georg Schlesinger Schule – das Oberstufenzentrum Maschinen und Fertigungstechnik (OSZ MFT) – in der Kühleweinstraße im Bezirk Reinickendorf ist eines von 36 Oberstufenzentren in Berlin. Sie ist benannt nach Georg Schlesinger, dem ersten… …   Deutsch Wikipedia

  • Schlesinger — ist der Familienname folgender Personen: Adam Schlesinger (* 1967), US amerikanischer Musikschaffender Adolf Martin Schlesinger (1769–1838), deutscher Musikverleger Alfred Cary Schlesinger (auch Alfredo Schlesinger; 1900–1993), US amerikanischer… …   Deutsch Wikipedia

  • Georg Friedrich Hegel — Georg Wilhelm Friedrich Hegel, porträtiert von Jakob Schlesinger, 1831 Georg Wilhelm Friedrich Hegel (* 27. August 1770 in Stuttgart; † 14. November 1831 in Berlin) war ein deutscher Philosop …   Deutsch Wikipedia

  • Georg Hegel — Georg Wilhelm Friedrich Hegel, porträtiert von Jakob Schlesinger, 1831 Georg Wilhelm Friedrich Hegel (* 27. August 1770 in Stuttgart; † 14. November 1831 in Berlin) war ein deutscher Philosop …   Deutsch Wikipedia

  • Georg W. F. Hegel — Georg Wilhelm Friedrich Hegel, porträtiert von Jakob Schlesinger, 1831 Georg Wilhelm Friedrich Hegel (* 27. August 1770 in Stuttgart; † 14. November 1831 in Berlin) war ein deutscher Philosop …   Deutsch Wikipedia

  • Georg Hegel — Georg Wilhelm Friedrich Hegel G. W. F. Hegel Philosophe allemand Époque Moderne Portrait de Hegel par Schlesinger (1831) Naissance  …   Wikipédia en Français

  • SCHLESINGER, GEORG — (1874–1949), German engineer. Born in Berlin, Schlesinger became professor of industrial science   at Berlin s Technische Hochschule in 1904, one of the few Jews to hold such a position. A pioneer of industrial psychology, he created the… …   Encyclopedia of Judaism

  • Georg Wilhelm Friedrich Hegel — Georg Wilhelm Friedrich Hegel, porträtiert von Jakob Schlesinger, 1831 Georg Wilhelm Friedrich Hegel (* 27. August 1770 in …   Deutsch Wikipedia

  • Georg Schumann (Komponist) — Georg Schumann Portrait um 1950 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”