Gerhard Morart

Gerhard Morart

Meister Gerhard († 1260; auch latinisiert als Meister Gerardus bzw. Gerhard von Rile bzw. Gerhard Morart genannt) war der erste Kölner Dombaumeister des Kölner Doms und Baumeister des Mönchengladbacher Münsters.

Meister Gerhards Meisterwerk, der Grundriss des Kölner Dom

Es ist unbekannt, ob er Deutscher oder Franzose war. Da es im heutigen Moselort Reil im Mittelalter ein Adelsgeschlecht "von Ryle" gab, gibt es Vermutungen, dass Meister Gerhard aus diesem Geschlecht gestammt haben könnte.

In seinen Lehr- und Wanderjahren hatte er die Baustellen der Kathedrale von Troyes und der Sainte-Chapelle in Paris besucht. Der Baumeister der Abteikirche von Saint-Denis, Pierre de Montereau, Doctor lathomodorum, soll Gerhards Lehrmeister gewesen sein. Auch zu Jean de Chelles, dem Leiter der Baustelle von Notre Dame in Paris, soll er in regem Kontakt gestanden haben.

Im Frühjahr 1247 beschlossen die Kölner Domherren, den karolingischen Dom durch eine neue, moderne Kathedrale ersetzen zu lassen. Den Bau leitete anfangs der Domkantor Ulrich vom Steine. Zum Abbruch des alten Doms sollten im Frühjahr 1248 seine östlichen Teile abgerissen werden. Dazu wurden die Mauern unterhöhlt und darunter ein Feuer entfacht, um auf diese Weise die Mauer zum Einsturz zu bringen. Doch durch starken Wind und Unachtsamkeit griff das Feuer auch auf die übrigen Teile des Bauwerks über und brannte es bis auf die Grundmauern nieder. Nur der Domschatz mit den Reliquien der Heiligen Drei Könige konnte gerettet werden. Um die Feier der Heiligen Messe zu ermöglichen, beschloss das Domkapitel die westlichen Teile des karolingischen Doms provisorisch wieder herzustellen.

Am Maria-Himmelfahrtstag 1248 legte dann Erzbischof Konrad von Hochstaden feierlich den Grundstein für den Neubau, der nach einem Plan des Dombaumeisters Gerhard von Rile in Angriff genommen wurde. Er errichtete den Chor des Kölner Doms im gotischen Stil. Von der Kathedrale von Amiens, Nordfrankreich, die Gerhard offenbar gut kannte, übernahm er die Gewölbeform und Wandgliederung in überhöhter Reinheit. In aufsehenerregender Geschwindigkeit baute er den langen Chor, doppelt umfasst von Umgang und Kapellenkranz. Zum Dank erhielt Meister Gerhard 1257 ein Grundstück in der Marzellenstraße in Erbpacht. 1256 gestaltete Meister Gerhard auch den gotischen Chor des Mönchengladbacher Münsters, das 1275 durch Albertus Magnus eingeweiht wurde.

In seinem Kriminalroman Tod und Teufel lässt Frank Schätzing Meister Gerhard zum ersten Opfer eines historischen Komplotts der Kölner Patrizier gegen den Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden werden.


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