Gerhart Potthoff

Gerhart Potthoff

Gerhart Karl Potthoff (* 9. Mai 1908 in Frankenthal (Sachsen); † 25. September 1989 in Dresden) war Verkehrswissenschaftler und Begründer der „Dresdner Schule zur Ausbildung von Transporttechnologen”.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Grab von Gerhart Potthoff auf dem St.-Pauli-Friedhof in Dresden

Gerhart Potthoff wurde als Sohn eines evangelischen Pfarrers in Frankenthal geboren. Er besuchte die Volksschule in seinem Geburtsort und in Dresden und anschließend das Staatsgymnasium in Dresden-Neustadt. Von 1927 bis 1932 studierte er Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule Dresden und beendete dieses als Diplom-Ingenieur. Auf Grund seiner Neigung zum Eisenbahnwesen nahm er eine dreijährige Ausbildung zum Regierungsbaumeister bei der Deutschen Reichsbahn (Betriebsamt 3 der Reichsbahndirektion Dresden) auf. In dieser Eigenschaft war er auch am Umbau der Schmalspurstrecke Heidenau - Altenberg in eine Normalspurstrecke beteiligt.

Im Jahr 1938 schrieb er seine Dissertation zu Problemen der Fehler der Fahrzeitermittlungsverfahren an der TH Berlin-Charlottenburg. Die ersten größeren Veröffentlichungen stammen aus der Zeit seiner Arbeit als Neubau- und Betriebsdezernent bei der Reichsbahndirektion Oppeln. Sie befassen sich vor allem mit Problemen der Rangiertechnik, des Zusammenstoßes von Eisenbahnwagen und der Durchlaßfähigkeit sowie des Betriebsablaufes auf Eisenbahnstrecken. 1942 folgte die Habilitation zur Bemessung der Ablaufsteigerung an Ablaufanlagen, ebenfalls an der TH Berlin-Charlottenburg.[1]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges – aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft wurde er 1949 entlassen – und einer kurzen Laufbahn als Prüfstatiker an der Reichsbahndirektion Dresden wurde Gerhart Potthoff 1950 zum Professor mit Lehrstuhl für Betriebstechnik der Verkehrsmittel berufen. Maßgeblich setzte er sich für den Aufbau der Fakultät für Verkehrswissenschaften an der TH Dresden ein und betrieb die Verselbständigung dieser Fakultät zu einer Hochschule für Verkehrswesen.[2]

An der Hochschule für Verkehrswesen begründete er die Dresdner Schule, die sich durch neue Betrachtungsweisen des Betriebsablaufes aus Schienenstrecken auszeichnete. Bereits Ende der fünfziger Jahre entstand - neben zahlreichen Veröffentlichungen - sein als Hochschullehrbuch konzipiertes Hauptwerk Verkehrsströmungslehre in fünf Bänden. Dessen ständige Aktualisierung, Überarbeitung und Ergänzung und seine zahlreichen weiteren wissenschaftlichen Werke brachte ihm auch international Anerkennung ein. Die Technische Universität Budapest verlieh ihm 1965 die Ehrendoktorwürde.[2]

1973 wurde Gerhart Potthoff emeritiert, er arbeitete jedoch bis zu seinem Tod wissenschaftlich.

Gerhart Potthoff war in fast vierzigjähriger Ehe verheiratet mit Marion geb. König und hatte mit ihr zwei Kinder.

Er starb 1989, sein Grab befindet sich auf dem St.-Pauli-Friedhof in Dresden. Seinen wissenschaftlichen Nachlaß, bestehend aus 250 Aktentiteln und einer Fachbibliothek von etwa 800 Bänden schenkten seine Erben 1992 der Hochschule für Verkehrswesen. Er wird heute im Universitätsarchiv der Technischen Universität Dresden aufbewahrt und ist öffentlich zugänglich.[3]

Der Hauptbau der heutigen Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“ an der Technischen Universität Dresden trägt seit 1993 seinen Namen.

Werke (Auswahl)

  • 1952: Streckenausbau und Fahrplan
  • 1958: Die Grundzüge des Eisenbahnbetriebes (wurde später 1. Band der Verkehrsströmungslehre)
  • 1962–1980: Verkehrsströmungslehre (5 Bände)
  • 1965: Die Bedienungstheorie im Verkehrswesen
  • 1979: Die Eisenbahn – Fahren und Leiten

Verweise

Literatur

  • Ute Pilz: Eisenbahner möcht ich werden ... - Zum Nachlaß von Prof. Dr.-Ing. habil. Dr. h.c. Gerhart Potthoff im Universitätsarchiv der TU Dresden / Archiv der Hochschule für Verkehrswesen In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Technischen Universität Dresden, 42. Jahrgang, 1993, Heft 5, ISBN 3-86005-134-2, S. 25-28.
  • Dorit Petschel (Bearb.): Die Professoren der TU Dresden 1828–2003. Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien 2003, S. 731–732.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ute Pilz: Eisenbahner möcht ich werden ... - Zum Nachlaß von Prof. Dr.-Ing. habil. Dr. h.c. Gerhart Potthoff im Universitätsarchiv der TU Dresden / Archiv der Hochschule für Verkehrswesen In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Technischen Universität Dresden, 42. Jahrgang, 1993, Heft 5, ISBN 3-86005-134-2, S. 25.
  2. a b Ute Pilz: Eisenbahner möcht ich werden ... - Zum Nachlaß von Prof. Dr.-Ing. habil. Dr. h.c. Gerhart Potthoff im Universitätsarchiv der TU Dresden / Archiv der Hochschule für Verkehrswesen In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Technischen Universität Dresden, 42. Jahrgang, 1993, Heft 5, ISBN 3-86005-134-2, S. 26.
  3. Ute Pilz: Eisenbahner möcht ich werden ... - Zum Nachlaß von Prof. Dr.-Ing. habil. Dr. h.c. Gerhart Potthoff im Universitätsarchiv der TU Dresden / Archiv der Hochschule für Verkehrswesen In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Technischen Universität Dresden, 42. Jahrgang, 1993, Heft 5, ISBN 3-86005-134-2, S. 28.

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