- Fakultät Verkehrswissenschaften "Friedrich List"
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Die Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“ der Technischen Universität Dresden ist eine nach Friedrich List benannte Fakultät der Verkehrswissenschaften. Sie ging 1992 aus der Hochschule für Verkehrswesen hervor und hat bei dieser Zusammenlegung Dresdner Hochschulen wie die Medizinische Fakultät „Carl Gustav Carus“ ihren Ehrennamen beibehalten.
Gliederung
Als einzige derartige Einrichtung im deutschsprachigen Raum obliegt der Fakultät die ganzheitliche und komplexe wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet der Verkehrswissenschaften. Ihre Struktur deckt nahezu alle Gebiete des Verkehrswesens ab; nicht vertreten ist der Verkehrszweig der Schifffahrt.
Die Fakultät gliedert sich in sieben Institute, auf die sich die 27 Lehrstühle der Fakultät verteilen. Der Dekan der Fakultät ist derzeit (Stand: April 2009) Christian Lippold.
Institut für Automobiltechnik
Das Institut für Automobiltechnik forscht und lehrt an drei Lehrstühlen auf den Gebieten der Kraftfahrzeug- und Antriebstechnik, zu Themen des Verbrennungsmotors und der Fahrzeugmechatronik. Das Institut wendet sich in der Lehre insbesondere an Studierende des Maschinenbaus und der Mechatronik.[1]
Institut für Bahnfahrzeuge und Bahntechnik
Am Institut für Bahnfahrzeuge und Bahntechnik liegt der Fokus der Forschung und Lehre der Fahrzeugtechnik auf spurgeführten Fahrzeugen. Spezieller Gegenstand sind Fahrzeugmodellierung und -simulation sowie elektrische Antriebe und Bahnversorgung. Auch das Institut für Bahnfahrzeuge und Bahntechnik wendet sich in der Lehre umfangreich an Studierende des Maschinenbaus, der Mechatronik und der Elektrotechnik. Es trägt daneben die Spezialisierungsrichtung Planung und Betrieb Elektrischer Verkehrssysteme im Studiengang Verkehrsingenieurwesen.[2]
Institut für Bahnsysteme und Öffentlichen Verkehr
Gegenstand in Forschung und Lehre am Institut für Bahnsysteme und Öffentlichen Verkehr sind Planung, Bau und Betrieb von Systemen spurgeführter Fahrzeuge und sonstigem ÖPNV im Landverkehr. Dazu zählen Entwurf und Planung von Bahnanlagen, Verkehrssicherungswesen, Verkehrssystemtechnik und Öffentlicher Stadt- und Regionalverkehr. Das Institut lehrt insbesondere in der Spezialisierungsrichtung Verkehrssystemtechnik − Eisenbahnverkehr und ÖPNV im Studiengang Verkehrsingenieurwesen und im Masterstudiengang Bahnsystemingenieur. Inhalte zum Verkehrsbauwesen richten sich daneben an Studierende des Bauingenieurwesens.[3]
Institut für Luftfahrt und Logistik
Das Institut für Luftfahrt und Logistik lehrt und forscht an logistischen Problemen verschiedener Verkehrsträger. Dazu gehören Technologie und Logistik des Luftverkehrs, Transportlogistik, Verkehrsbetriebstechnologie und Verkehrsstatistik. Mit seinen Lehrinhalten trägt das Institut die Spezialisierungsrichtung Verkehrssystemtechnik - Luftverkehr und Transportlogistik und wendet sich daneben an Studierende der Verkehrs- und Betriebswirtschaft.[4]
Institut für Verkehrsplanung und Straßenverkehr
Das Institut für Verkehrsplanung und Straßenverkehr versteht sich in seiner Forschung und Lehre als Schnittstelle anderer Institute der Fakultät. Es besitzt dazu zwei Lehrstühle in Zweitmitgliedschaft. Gegenstand sind Verkehrsplanung, Entwurf, Bau und Betrieb von Straßen, Verkehrssicherheit im Individualverkehr und Mobilitätsmanagement insbesondere Verkehrsökologie und Verkehrspsychologie. Die Lehre des Instituts trägt die Spezialisierungsrichtung Verkehrsplanung und Verkehrstechnik des Studiengangs Verkehrsingenieurwesen. Daneben richtet sich die Lehre an Studierende des Bauingenieurwesens (Straßenbau) und Geografie (Verkehrsgeografie).[5]
Institut für Verkehrstelematik
Forschungs- und Lehrgegenstand des Instituts für Verkehrstelematik sind telematische Anwendungen im Verkehrswesen. Diese umfassen Intelligent Transport Systems, Informationssysteme im Verkehrswesen, Verkehrsleitsysteme und -prozessautomatisierung, Verkehrsmanagement sowie Verkehrsnachrichtensysteme. Mit seiner Lehre trägt es die Spezialisierungsrichtung Verkehrstelematik des Studiengangs Verkehrsingenieurwesen.[6]
Institut für Wirtschaft und Verkehr
Das Institut für Wirtschaft und Verkehr betrachtet die wirtschaftswissenschaftlichen Aspekte des Verkehrswesens. Zu seinem Gegenstand in Forschung und Lehre gehören volks- und wirtschaftswissenschafliche Inhalte, so Verkehrsbetriebslehre und Logistik,Tourismuswirtschaft und -management, Verkehrspolitik und Raumwirtschaft, Telekommunikation sowie Verkehrsökonometrie und -statistik. Das Institut ist in seiner Lehre wesentlicher Träger des Studiengangs Verkehrswirtschaft und Studierenden der Fakultät Wirtschaftswissenschaften zugänglich.[7]
Gebäude und Einrichtungen
Der Hauptbau der Fakultät ist der Gerhart-Potthoff-Bau in der Südvorstadt.
Integriertes Eisenbahnlabor (IEL)
Das Integrierte Eisenbahnlabor besteht aus drei Teilen. Das bekannteste davon ist das Eisenbahnbetriebslabor, es gehören aber auch das Sicherungstechnische Labor und die Oberbauausstellung dazu.
Eisenbahnbetriebslabor (EBL)
Die Geschichte des Eisenbahnbetriebslabors geht bis ins Jahr 1963 zurück, als an der Hochschule für Verkehrswesen (HfV) des zentralen Institutsgebäudes (heute HTW Dresden) das „Technologische Labor des Eisenbahntransports“ (TLE) eingerichtet wurde. In dem rund 80 Meter langen und 10 Meter breiten Raum im obersten Stock des Gebäudes waren 385 m Gleis in Spurweite H0 verlegt, darunter 155 m zweigleisige Strecke. Neben zwei mechanischen Stellwerken, vier elektromechanischen und drei Relaisstellwerken ging auch ein Elektronisches Stellwerk für Lehrzwecke in Betrieb, das für 1,5 Millionen D-Mark von Siemens Transportation Systems gestiftet und auch zur Weiterbildung von Ingenieuren des Unternehmens genutzt wurde.[8] Das im Januar 1994 übergebene ESTW umfasst 44 Stellelemente (Weichen, Signale) und war das erste elektronische Stellwerk für Ausbildungszwecke an einer deutschen Hochschule.
Der Umzug in den Keller des heutigen Fakultätsgebäudes in der Hettnerstraße erfolgte zwischen 1999 und 2001. Die Anlage wird seither als Eisenbahnbetriebslabor bezeichnet. Auf der 600 m² und 1300 m Gleis umfassenden Modellbahnanlage wird der Zugverkehr auf einem 260 km langen Streckennetz mit fünf Bahnhöfen und 185 Weichen nachgebildet. Die Steuerung erfolgt über reale Stellwerke aus allen Epochen vom Mechanischen bis zum Elektronischen Stellwerk.[9] Es ist die weltweit größte Modellbahnanlage für Lehrzwecke.
Sicherungstechnisches Labor (SIL)
Das von der Professur für Verkehrssicherungstechnik betreute Sicherungstechnische Labor (SIL) bietet die Möglichkeit, an originalen Systemen und Komponenten Abläufe und Vorgänge in der Sicherungstechnik zu untersuchen, was im realen Eisenbahnbetrieb nicht ohne Weiteres möglich ist. Im SIL steht ein breites Spektrum originaler Sicherungstechnik zur Verfügung. Die hier vorhandenen Systeme und Komponenten dienen vorwiegend der Anschauung und der Durchführung von Praktika, aber auch Versuche für Forschungen werden hier absolviert.
Oberbauausstellung
Die Oberbauausstellung wird von der Professur für Gestaltung von Bahnanlagen betreut. Das Gelände befindet sich auf einer ca. 400 m² großen Freifläche neben dem Fakultätsgebäude, wo eine Vielzahl von Exponaten moderner und historischer Oberbaukonstruktionen ausgestellt sind.
Labor für Optische Wahrnehmungssicherheit und Lichttechnik
Systemlabor für spurgebundene Fahrzeuge
Lehre
Verkehrsingenieurwesen (Dipl.-Ing.): Grund- und Fachausbildung mit hohen Anforderungen an Mathematik, Physik, Informatik und allgemeine Ingenieurwissenschaften. Spezialisierungsrichtungen sind Verkehrsplanung und Verkehrstechnik, Verkehrssystemtechnik und Logistik, Eisenbahnverkehr und ÖPNV, Luftverkehr, Transportlogistik, Verkehrstelematik sowie Planung und Betrieb Elektrischer Verkehrssysteme. Grundstudium: 4 Semester mit 100 Wochenstunden sowie mind. 12 Wochen Grundpraktikum; Hauptstudium: 6 Semester mit 85 Wochenstunden sowie mind. 14 Wochen Fachpraktikum.
Verkehrswirtschaft (Dipl-Verk.Wirtsch., seit 2007 Bachelor of Science): Anwendung und Weiterentwicklung betriebswirtschaftlicher, volkswirtschaftlicher und quantitativer Methoden der Verkehrswirtschaft mit hohem Anspruch an mathematische und ökonomische Fähigkeiten. Spezialisierungsrichtungen: Verkehrsbetriebslehre und Logistik, Verkehrspolitik, Verkehrsökonometrie, Raumwirtschaft, Kommunikationswirtschaft und -management, Tourismuswirtschaft und -management. Grundstudium (nach dem alten Diplomsystem): 4 Semester sowie mind. 4 Wochen Grundpraktikum; Hauptstudium: Pflichtteil (5./6. Semester), Wahlfachkerne (7./8. Semester) sowie mind. 12 Wochen Vertiefungspraktikum.
Beide Studiengänge beginnen im Wintersemester. Zum Wintersemester 2007/2008 begannen 235 Studenten den Studiengang Verkehrsingenieurwesen sowie 180 den Studiengang Verkehrswirtschaft (Bachelor).
Die Fakultät bietet an ihren Instituten auch ganze Vertiefungsrichtungen für Studenten anderer Fakultäten. Diese Vertiefungen sind „Kraftfahrzeug- und Schienenfahrzeugtechnik“ im Studiengang Maschinenbau, „Stadt- und Verkehrsplanung, Straßen- und Eisenbahnbau“ im Studiengang Bauingenieurwesen und „Leistungselektronik und Elektrische Antriebe / Bahnen“ im Studiengang Elektrotechnik. Der Studiengang Mechatronik wird grundsätzlich interdisziplinär an mehreren Fakultäten bedient und kann an der Fakultät Verkehrswissenschaften in der Fachrichtung „Kraftfahrzeugtechnik oder Schienenfahrzeugtechnik“ vertieft werden. Lehrinhalte des Instituts für Wirtschaft und Verkehr können Studierende der Fakultät Wirtschaftswissenschaften in ihr Studium aufnehmen.
Die Fakultät besitzt das Recht zur Promotion. Sie kann die akademischen Grade Doktor-Ingenieur und doctor rerum politicarum verleihen.[10]
Dekane
- Günter H. Hertel, Gründungsdekan 1992–1994, seit 2006 Präsident EIPOS
- Siegfried Rüger, Dekan 1994–1997
- Siegbert Liebig, Dekan 1997–2003
- Gerd-Axel Ahrens, Dekan 2003–2006
- Christian Lippold, Dekan seit 2006
Professoren (Auswahl)
- Gerd-Axel Ahrens, Professor für Verkehrs- und Infrastrukturplanung, seit 2000
- Udo Becker, Professor für Verkehrsökologie, seit 1994
- Wolfgang Fengler, Professor für die Gestaltung von Bahnanlagen, seit 2000
- Georg Hirte, Professor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Raumwissenschaft/Regionalökonomie, seit 2003
- Christian Lippold, Professor für die Gestaltung von Straßenverkehrsanlagen, seit 2001
- Dieter Lohse, Professor für Theorie der Verkehrsplanung, 1992-2005
- Arnd Stephan, Professor für die Elektrische Bahnen, seit 2008
- Bernhard Schlag, Professor für Verkehrspsychologie, seit 1994
- Ulrike Stopka, Professor für Kommunikationswirtschaft, seit 1993
- Jochen Trinckauf, Professor für Verkehrssicherungstechnik, seit 1998 (zuvor Wolfgang Fenner)
- Bernhard Wieland, Professor für Verkehrswirtschaft und internationale Verkehrspolitik, seit 1999
Einzelnachweise
- ↑ Institut für Automobiltechnik
- ↑ Institut für Bahnfahrzeuge und Bahntechnik
- ↑ Institut für Bahnsysteme und Öffentlichen Verkehr
- ↑ Institut für Luftfahrt und Logistik
- ↑ Institut für Verkehrsplanung und Straßenverkehr
- ↑ Institut für Verkehrstelematik
- ↑ Institut für Wirtschaft und Verkehr
- ↑ Wenn es zu glatt geht, bauen die Techniker Pannen ein. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2. März 1995, Nr. 52, S. 11
- ↑ DisKon – Rat aus dem Rechner. In: bahntech (PDF, 2,6 MB), Ausgabe 2/2007, S. 4–9
- ↑ Promotion an der Fakultät Verkehrswissenschaften
Weblinks
- Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“
- Integriertes Eisenbahnlabor
- "Entwicklung und Perspektiven der Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“ der Technischen Universität Dresden" (pdf)
51.03072222222213.728444444444Koordinaten: 51° 1′ 51″ N, 13° 43′ 42″ O
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