- Gertrud von Andechs
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Gertrud von Andechs, auch Gertrude von Andechs-Meranien (* um 1185 in Andechs; † 28. September 1213 im Wald Pilis) war Gräfin von Andechs-Meranien und Königin von Ungarn.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Familie
Gertrud von Andechs-Meranien erblickte ungefähr um 1185 als Tochter des Herzogs Berthold IV. von Andechs-Meranien und seiner zweiten Gemahlin Agnes von Rochlitz in Andechs das Licht der Welt.
Berthold IV. von Andechs-Meranien war Graf von Andechs und Herzog von Meranien. Andechs war ein Schloss und eine Gegend nahe dem Ammersee in Bayern. Meranien liegt an der Adriaküste bei Fiume (Rijeka). Berthold war ein direkter Vasall des Kaisers somit von den großen Herzogtümern in Deutschland unabhängig. Sein Sohn, ebenfalls Berthold, wurde zum Erzbischof von Kalocsa in Ungarn und 1218 zum Patriarch von Aquileia ernannt.
Agnes von Rochlitz war die Tochter von Graf Dedo V. von Rochlitz (Markgraf Dedi V., der Feiste, von der Ostmark aus dem Hause Wettin) und seiner Gemahlin Mathilde von Heinsberg, Tochter von Graf Goswin II. von Heinsberg. Dedo V. von Rochlitz und seine Gemahlin Mathilde hinterließen sechs Kinder: Konrad, der seinem Vater in der Markgrafenwürde folgte, Dietrich, der spätere Graf von Groitzsch, Philipp, der vor 1190 Propst des Stiftes St. Viktor in Xanten war, Heinrich, Goswin und Agnes.
Agnes wurde die Ehefrau des Herzogs von Meranien und brachte drei Söhne, nämlich den Herzog von Meranien (Otto I.), den Markgrafen von Ysterreich (Heinrich, Markgraf von Istrien-Krain) und Bischof Eckbert von Bamberg, sowie drei Töchter zur Welt, deren Ehemänner König Philipp von Frankreich (Philipp II. August), der König von Ungarn (Andreas II.) und Herzog Heinrich von Schlesien waren.
Königin von Ungarn
Die Töchter Hedwig, Gertrud und Agnes Marie wurden von ihrem Vater mit Mitgliedern der bedeutendsten Adelsfamilien verheiratet. Gertrud heiratete um 1203 Prinz Andreas von Ungarn und wurde im Rahmen dieser Vermählung zu einer ungarischen Prinzessin. Mit dieser Eheschließung stellte Andreas sich politisch auf die Seite des deutschen Königs Philipp während sein Bruder, König Emmerich von Ungarn, Otto IV. unterstützte. Andreas lehnte sich im Jahre 1203 gegen seinen Bruder, König Emmerich von Ungarn, auf. Die Gefangennahme des Aufständischen hatte zur Folge, dass Gertrud zu ihrem Vater zurückgeschickt wurde. Doch konnte sie, nachdem Andreas im folgenden Jahr von seinen Anhängern aus der Gefangenschaft befreit wurde, zu diesem zurückkehren. Die Krönung ihres Mannes zum König von Ungarn zu Pfingsten 1205 verschaffte ihr schließlich die Möglichkeit, über Jahre hinweg entscheidend Einfluss auf die Gestaltung der ungarischen Politik zu nehmen. Nach dem Herrschaftsantritt von Andreas führte Gertrud aufgrund der häufigen Abwesenheit ihres Gatten die Regierungsgeschäfte. Sie war von starkem Ehrgeiz und Familiensinn geprägt und wird von Dietrich von Apolda mit folgenden Worten beschrieben: „sie habe, von männlichem Geist erfüllt, selbst die Staatsgeschäfte geführt“. Die Rolle der Königin wird in den ungarischen Chroniken meist negativ beurteilt. Besonders die Bevorzugung der in ihrer Umgebung lebenden Deutschen wurde ihr vorgeworfen.
Ermordung im Wald Pilis
Im Jahre 1213, König Andreas befand sich auf einem Kriegszug nach Halitsch in Galizien, wurde Gertrud von ungarischen Adeligen während einer Hofjagd im Wald Pilis ermordet. Grund dafür war die Empörung des ungarischen Adels gegen die üppigen Zuteilungen königlicher Ländereien an fremdländische Adlige aus dem Günstlingskreis Gertruds. So hatte Andreas 1206 Gertruds Bruder Berthold im Widerspruch zum Kirchenrecht als Erzbischof von Kalocsa eingesetzt. 1212 wurde Berthold sogar zum Woiwoden von Siebenbürgen und zum Stellvertreter des Königs ernannt. Im Folgejahr nutzte der Adel die Abwesenheit Andreas’, der sich auf einem Feldzug in Halitsch befand, um das Gefolge der Königin zu überfallen, das gerade zu Ehren Leopold VI. von Österreich eine Jagd veranstaltete. Die meisten fremden Adligen wurden erschlagen, die Königin regelrecht zerstückelt. Berthold und Leopold konnten sich mit Verletzungen retten. Sie wurde in der Zisterzienserabtei Pilisszentkereszt begraben. Fragmente ihres Grabmals in französischer Hochgotik wurden in den Jahren zwischen 1967 und 1980 ausgegraben.
Nachkommen
- Maria (* 1204; † 1237), verheiratet seit 1221 mit Iwan Asen II., Zar von Bulgarien (um 1190–1241)
- Béla IV. (* 1206; † 1270), König von Ungarn
- Elisabeth (* 1207; † 1231) verheiratet mit Ludwig IV., Landgraf von Thüringen
- Koloman (* 1208; † 1241), Fürst von Halitsch
- Andreas (* unbekannt; † 1234), Fürst von Halitsch-Przemysl, verheiratet seit 1221 mit Maria (Helena) von Nowgorod, Tochter des Fürsten Mstislaw
Literatur
- Hans Wagner: Gertrud, Königin von Ungarn. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, S. 333 f.
- Heinrich von Zeißberg: Gertrud von Meran. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 9, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 72 f.
Vorgängerin Amt Nachfolgerin Konstanze von Aragon Königin von Ungarn
1205–1213Jolante Courtenay Weblinks
Commons: Gertrud von Andechs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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