Philipp von Schwaben

Philipp von Schwaben
Philipp von Schwaben; Miniatur aus einer Handschrift um 1200, Kloster St. Gallen

Philipp von Schwaben (* August 1177; † ermordet 21. Juni 1208 in Bamberg) aus dem Adelsgeschlecht der Staufer war von 1190 bis 1191 als „Elekt“ gewählter Bischof des Bistums Würzburg (und damit zugleich „Herzog von Franken“), von 1195 bis 1197 Markgraf von Tuszien, von 1196 bis 1208 Herzog von Schwaben und von 1198 bis 1208 römisch-deutscher König.

Philipp war der erste deutsche König, der während seiner Regierungszeit ermordet wurde.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Philipp, der jüngste Sohn Friedrich Barbarossas aus dessen zweiter Ehe mit Beatrix von Burgund, erhielt zunächst eine Ausbildung für den geistlichen Stand und war 1189 Propst zu Aachen und von 1190 bis 1191 als „Elekt“ gewählter Bischof des Bistums Würzburg (und damit zugleich „Herzog von Franken“). Erst als seine Brüder Friedrich V. von Schwaben 1191 vor Akkon auf dem Dritten Kreuzzug und Konrad II. von Schwaben 1196 bei einer Privatfehde gestorben waren, verließ der etwa Fünfzehnjährige den geistlichen Pfad, wurde 1195 Herzog von Tuszien und 1196 Herzog von Schwaben. Philipp war von 1198 bis 1208, ab 1205 gleichrangig mit dem Welfen Otto von Braunschweig, während des deutschen Thronstreits römisch-deutscher König. Mit Philipp wurde auch seine Frau Irene-Marie von Byzanz gekrönt, die er 1197 geheiratet hatte. Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor, wovon nur vier Töchter über das Kindesalter hinauskamen.

Nach dem überraschenden Tod seines Bruders Heinrich VI. 1197, dessen Bemühen, eine Erbmonarchie einzuführen, stark umstritten gewesen war, und dessen Sohn, der spätere Friedrich II., zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal drei Jahre alt war, wurde Philipp von Schwaben von einer Mehrheit der Fürsten am 6. März in Ichtershausen und am 8. März in Mühlhausen, auf thüringischem und somit nichtfränkischem Boden, gewählt. Am 8. September 1198 wurde Philipp von Schwaben in Mainz mit den im staufischen Besitz befindlichen Reichskleinodien zum römischen König gekrönt. Die Krönung wurde jedoch von einem dazu unbefugten Coronator, dem burgundischen Erzbischof Aimo von Tarentaise vorgenommen. Da die Krönung weder am richtigen Ort, nämlich in Mainz statt in Aachen, noch von der ‚rechten’ Hand, vom burgundischen Erzbischof statt vom Erzbischof von Köln, vollzogen wurde, besaß sie nicht die vollständige Legitimationskraft, die für ein ordnungsgemäßes Königtum vonnöten gewesen wäre. Der zu diesem Zeitpunkt erst 16-jährige Otto von Braunschweig war bereits am 9. Juni 1198 von einer antistaufischen Gruppe um den Erzbischof Adolf von Köln und mit Unterstützung des englischen Königs Richard Löwenherz gewählt worden. Zwar wurde Otto von Braunschweig am 12. Juli 1198 am ‚rechten’ Ort in Aachen und von der dazu befugten ‚rechten’ Hand, Erzbischof Adolf von Köln, als Otto IV. gekrönt, allerdings fehlten dem Welfen die Krönungsinsignien, die sich beim Staufer befanden. Der aufgrund dieser Doppelwahl erwachsene Macht- und Legitimationsstreit veranlasste 1202 Papst Innozenz III., im Thronstreit um den römisch-deutschen König einzugreifen. Da es allein dem Papst zustehe, den römischen König zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches zu salben, zu weihen und zu krönen, obliege dem Papst das Recht, die Wahl eines Kandidaten zu prüfen (Deliberatio super facto imperii de tribus electis; RNI 29). Innozenz III. entschied sich mit der Dekretale Venerabilem für Otto IV. Das Wechselspiel von Staufern, Welfen und der römischen Kurie sollte noch über Philipps Tod im Jahre 1208 hinaus andauern, bis 1218 auch sein Kontrahent Otto IV. gestorben war.

Die militärischen Auseinandersetzungen verliefen in der Folge recht günstig für Philipp. Seit 1204 konnte er sich allmählich durchsetzen und am 6. Januar 1205 wurde er am richtigen Ort, in Aachen, und vom rechten Koronator, Adolf von Altena, zum zweiten Mal gekrönt.

Ermordung

Pfalzgraf Otto von Wittelsbach erschlägt Philipp von Schwaben. Miniatur aus der Sächsischen Weltchronik, Norddeutschland, Erstes Viertel 14. Jahrhundert, Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. fol. 129, fol. 117v

Am 27. Juli 1206 unterlag Otto in der Schlacht bei Wassenberg. Philipp bot, nachdem er mit Papst Innocenz III. verhandelt hatte, dem Besiegten seine älteste Tochter Beatrix von Schwaben zur Vermählung an. Als Phillips Krönung zum Kaiser durch päpstliche Legaten verkündet werden sollte, wurde er am 21. Juni 1208 in Bamberg vom bayerischen Pfalzgrafen Otto VIII. von Wittelsbach, dessen Verlobung mit einer der Töchter Philipps aufgelöst wurde, erstochen:

„[...] als der vorgenannte Pfalzgraf, wie er denn schon längst die böse That in seinem Herzen beschlossen hatte, herbeikam, Einlass begehrte und erhielt. Hier zog er das Schwert, indem er sich stellte als spiele er gleich einem Possenreißer, verwundete aber bei sich ergebender Gelegenheit den König in der Gegend des Halses und ergriff sogleich die Flucht. Und in Folge dieser Verwundung verlor derselbe das Leben [...]“
(Annalen von Marbach für das Jahr 1208).

König Philipp wurde zunächst im Bamberger Dom beigesetzt und auf Veranlassung Friedrich II. 1213 in den Dom zu Speyer umgebettet. Dort liegt er als einziger der acht Söhne Friedrich Barbarossas neben seiner Mutter, Beatrix von Burgund, begraben.

Lange galt als gesichert, dass Otto von Wittelsbach Philipp von Schwaben aus persönlichen Gründen tötete (s. o.: Ehepolitik Philipps). Bernd Ulrich Hucker vertrat jüngst die These, dass Otto von Wittelsbach Teil einer umfassenden Fürstenverschwörung gegen Philipp von Schwaben gewesen sein soll. Doch steht diese Interpretation auf schwachem Quellenfundament, die zeitgenössischen Zeugnisse nennen übereinstimmend die verletzte Ehre des Wittelsbachers als Mordmotiv.

Von besonderem Interesse sind die in diesem Zusammenhang abgefassten Sprüche Walthers von der Vogelweide. Walther, der erste seiner Zeit, der zugleich Minnesänger und Spruchlyriker war, verfasste verschiedene „Töne“, die sich unter anderem auch mit der aktuellen politischen Lage des Heiligen Römischen Reiches beschäftigen. Auch wenn politische Lyrik nicht als quellenkundlicher Beleg verstanden werden darf, kann sie mit nötigem Abstand doch die Situation im Reich wiedergeben; in diesem Zusammenhang sei insbesondere auf den „Ersten Philippston“, den „Zweiten Philippston“ und den „Ottenton“ verwiesen.

Nachkommen

Philipp heiratete am 25. Mai 1197 auf Burg Hohenstaufen Irene (1181–1208, begraben in Lorch), die Tochter des Kaisers Isaak II. von Byzanz. Mit ihr hatte er sieben Kinder:

  1. Beatrix (die Ältere) (1198–1212) begraben in St. Blasii in Braunschweig, ∞ 22. Juli 1212 Otto IV. († 1218), römisch-deutscher König und Kaiser
  2. Kunigunde (1200–1248) begraben in St. Veit in Prag, ∞ 1228 Wenzel I. († 23. September 1253), König von Böhmen
  3. Maria (März/April 1201–vor 1235), ∞ vor 22. August 1215 Heinrich II. Herzog von Niederlothringen und Brabant († 1. Februar 1248 in Löwen, begraben in Villers-la-Ville)
  4. Elisabeth (Beatrix) (* März/Mai 1203; † 5. November 1235 in Toro) ∞ 30. November 1219 Ferdinand III. König von Kastilien († 30. Mai 1252 in Sevilla)
  5. Rainald († klein), begraben in Lorch
  6. Sohn, wohl Friedrich (* 1206; † klein), begraben im Kloster Lorch
  7. Beatrix posthuma (*/† 20./27. August 1208 auf Burg Hohenstaufen), begraben in Lorch

Literatur

Lexikonartikel
Darstellungen
  • Peter Csendes: Philipp von Schwaben. Ein Staufer im Kampf um die Macht. Primus Verlag, Darmstadt 2003, ISBN 3-89678-458-7 (Rezension).
  • Peter Csendes u. a.: Philipp von Schwaben. Ein Staufer im Kampf um die Königsherrschaft. Gesellschaft für staufische Geschichte, Göppingen 2008, ISBN 978-3-929776-19-5 (Schriften zur staufischen Geschichte und Kunst, Band 27).
  • Klaus van Eickels: Otto IV. (1198–1218) und Philipp (1198–1208). In: Bernd Schneidmüller, Stefan Weinfurter (Hrsg.): Die deutschen Herrscher des Mittelalters. Historische Portraits von Heinrich I. bis Maximilian I. C. H. Beck, München 2003, ISBN 3-406-50958-4, S. 272–292.
  • Andrea Rzihacek, Renate Spreitzer (Hrsg.): Philipp von Schwaben. Beiträge der internationalen Tagung anläßlich seines 800. Todestages, Wien, 29. bis 30. Mai 2008. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2010, ISBN 978-3-7001-6651-1 (Forschungen zur Geschichte des Mittelalters, Band 19). (Rezension)
  • Bernd Schütte: König Philipp von Schwaben. Itinerar – Urkundenvergabe – Hof. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2002, ISBN 3-7752-5751-9 (Rezension).
  • Eduard Winkelmann: Philipp von Schwaben und Otto IV. von Braunschweig. 2 Bände. Band 1: König Philipp von Schwaben. 1197–1208. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1968 (Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1873).

Weblinks

Vorgänger Amt Nachfolger
Gottfried von Spitzenberg Bischof von Würzburg
1190–1191
Heinrich III. von Berg
Chistian di Magonza Markgraf der Toskana
1195–1197
---
Konrad II. Herzog von Schwaben
1196–1208
Friedrich VI.
Heinrich VI. Römisch-deutscher König
1198–1208
Otto IV. von Braunschweig

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