Geschichte der Stadt Bensheim

Geschichte der Stadt Bensheim
Das Wappen von Bensheim

Die Geschichte der Stadt Bensheim beschreibt die Entwicklung der hessischen Stadt Bensheim an der Bergstraße. Die inzwischen größte Stadt des Landkreises Bergstraße hat sich aus einem im 8. Jahrhundert erstmals erwähnten Dorf entwickelt. Im 14. Jahrhundert erhielt Bensheim die Stadtrechte. Am 26. März 1945 wurden weite Teile der Altstadt durch Brandbomben zerstört. Heute leben fast 40.000 Einwohner in Bensheim und seinen Stadtteilen.

Inhaltsverzeichnis

Siedlungsgeschichte

Der südhessische Raum war schon früh besiedelt. Die zahlreichen Ausgrabungsfunde reichen bis in die Zeit der Ackerbau und Viehzucht treibenden Band- und Schnurkeramiker (ca. 2500 bis 1500 vor Christus) zurück.

Mittelalter

Im Jahre 765 wurde Basinsheim im Codex Laureshamensis des Klosters Lorsch das erste Mal urkundlich erwähnt. Die Gründung könnte auf einen Ritter Basinus zurückgehen, der die Rechte zur Gründung einer Siedlung bekam.

Der Name veränderte sich von Basinsheim über Basinusheim und Besensheim schließlich zu Bensheim. Markant ist die frühe Verleihung des Marktrechtes durch Kaiser Otto I. am 5. März des Jahres 956. Aus dem Urkundentext ist zu entnehmen, dass Otto I. anlässlich eines Aufenthalts in Frankfurt am Main auf Intervention seiner Frau Adelheid das älteste Marktprivileg der Abtei Lorsch vergibt. Der im Original publicae mercationes genannte Begriff bezeichnet den Ort, an dem öffentliche Kaufhandlungen stattfinden dürfen. Von einem regelrechten Jahrmarkt oder Wochenmarkt ist zu dieser Zeit noch nicht auszugehen. Große Teile wurden 1301 bei der Belagerung der Stadt durch König Albrecht I. zerstört.
(→ Hauptartikel Belagerung von Bensheim (1301)).

Als Friedrich II. das Territorium der inzwischen heruntergekommenen Reichsabtei Lorsch Erzbischof Siegfried III. von Eppstein zu Lehen gibt, wird Bensheim 1232 kurmainzisch und erhält wahrscheinlich bereits einige Dekaden später Stadtrechte, die sich jedoch erst durch eine Bestätigungsurkunde aus dem Jahre 1320 nachweisen lassen.

Frühe Neuzeit

Bensheim im 17. Jahrhundert

In den heutigen Stadtteilen Auerbach und Schönberg grenzt Bensheim an die Obergrafschaft der Grafen von Katzenelnbogen und Gebiete der Schenken von Erbach. Mit dem Aussterben der Katzenelnbogener 1479 wird die Landgrafschaft Hessen Nachbar im Norden. 1532 werden die Erbacher zu Grafen erhoben und die Grafschaft Erbach wird Nachbar im Osten.

Bensheim um 1612

In der Zeit der Verpfändung an die Pfalzgrafen bei Rhein von 1461 bis 1650 erlebte Bensheim eine Blütezeit, wurde als pfälzische Stadt im Jahre 1504 jedoch in den Bayerisch-pfälzischen Erbfolgekrieg verwickelt und elf Tage lang von dem mit dem Vollzug der Reichsacht beauftragten Landgrafen von Hessen und seinen Verbündeten, den Herzögen Heinrich von Braunschweig und Heinrich von Mecklenburg, erfolglos belagert. Seit diesem Jahr sind zwei Jahrmärkte und ein Wochenmarkt nachweisbar, ein dritter Jahrmarkt kam 1619 hinzu.

Mit Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen 1526 und in der Grafschaft Erbach 1544 bekam Bensheim neben den Territorialgrenzen nun auch eine Konfessionsgrenze mit diesen Nachbarn.

Brunnenfigur der Fraa vun Bensem

Allen positiven Entwicklungen setzte dann der Dreißigjährige Krieg ein Ende. Am 20. November 1644 wurde Bensheim von französischen und schwedischen Truppen besetzt, die am 2. Dezember von bayrischen Einheiten vertrieben wurden. Später entstand die Sage von der Fraa vun Bensem. 1650 wurde Bensheim dann nach knapp 200-jähriger Verpfändung an die Kurpfalz wieder vom Erzbistum Mainz eingelöst.

Moderne

Der Bensheimer Marktplatz im Jahr 1869 (Lithographie von F. Rau)
Gedenkstein an das Massaker vom 24. März 1945

Durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 fiel Bensheim dann an den Landgrafen von Hessen-Darmstadt, der sich 1806 dem Rheinbund anschloss und zum Großherzog erhoben wurde. 1822 kam es zu einem Großbrand, bei dem 16 Gebäude zerstört und 15 weitere schwer beschädigt wurden.

Bensheim wurde Sitz des Landratsbezirkes Bensheim in der Provinz Starkenburg, der 1832 mit dem Landratsbezirk Heppenheim, zum Kreis Bensheim mit der Kreisstadt Bensheim zusammengelegt wurde.

1918 wurde der Großherzog abgesetzt und aus dem Großherzogtum Hessen der Volksstaat Hessen gebildet. Am 1. November 1938 kam es zur Vereinigung der Kreise Bensheim und Heppenheim zum Kreis Bergstraße mit der Kreisstadt Heppenheim. Als Entschädigung für den verlorenen Kreissitz bekam Bensheim die Kreisleitung der NSDAP.

Während der Pogrome am 9. November 1938 kam es zur Zerstörung der Synagoge, während die Auerbacher Synagoge erhalten blieb. 1939 wurden Auerbach, Schönberg und Zell eingemeindet, und die Einwohnerzahl erhöhte sich damals auf knapp 16.500. In Auerbach bestand eine Außenstelle des KZ Natzweiler-Struthof.

Am 24. März 1945 wurden 12 Menschen von der Gestapo am Kirchberg ermordet. Zwei Tage später, am 26. März wurde die Pfarrkirche St. Georg, sowie das Rathaus und Teile der Altstadt, durch Brandbomben zerstört. Am 27. März wurde die Stadt von amerikanischen Truppen besetzt. Als Verbindungsoffizier zur Spionageabwehr war Henry Kissinger wichtigster Vertreter der Besatzungsmacht, nach dem offiziellen Stadtkommandanten.

1945 kam Bensheim zum neu gegründeten Land Hessen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wurde in Bensheim-Auerbach ein DP-Lager eingerichtet, zunächst für polnische ehemalige Zwangsarbeiter, später für jüdische „Displaced Persons“. Das Lager wurde im April 1949 aufgelöst.

1971 erhöhte sich durch die Eingemeindung von Langwaden, Schwanheim, Fehlheim, Hochstädten, Gronau und Wilmshausen die Einwohnerzahl auf etwa 34.000.

Von 1859 bis 1987 stand in der Nibelungenstraße, in Richtung Schönberg, die Brauerei Guntrum Bräu Bensheim. 1979 wurde die Brauerei von Binding Bier Mainz übernommen, 1987 geschlossen und abgerissen. Heute befinden sich auf dem ehemaligen Gelände der Brauerei mehrere Wohnhäuser, die Guntrum-Galerien.

Literatur

  • Diether Blüm: Wenn Steine erzählen könnten... Verlag der Wochenzeitung "Der Bensemer"
  • Wilhelm Weyrauch: Das frühe Bensheim - Vorträge und Aufsätze zur Entwicklungsgeschichte der Stadt - mit zahlreichen historischen Abbildungen. VVB Laufersweiler Verlag, Gießen 2004.
  • Manfred Berg: Bensheim erleben - Ein Führer zu den historischen Sehenswürdigkeiten. Edition Diesbach, Weinheim 2. Aufl. 2004, ISBN 3-936468-02-8
  • Reiner Maaß und Manfred Berg (Hrsg.): Bensheim – Spuren der Geschichte. Edition Diesbach, Weinheim 2006, ISBN 3-936468-31-1, ISBN 978-3-936468-31-1

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