Gheorghe Marinescu

Gheorghe Marinescu

Gheorghe Marinescu (* 28. Februar 1863 in Bukarest; † 15. Mai 1938 ebenda) war ein rumänischer Neurologe und Neuropathologe und Gründer der rumänischen Schule der Neurologie.

Gheorghe Marinescu auf einer rumänischen Briefmarke (1962)

Leben

Nach Studienabschluss der Medizin 1888 an der Universität Bukarest spezialisierte sich Marinescu im histopathologischen Labor des Brâncoveanu Krankenhauses und als Assistent am Institut für Bakteriologie unter der Leitung von Victor Babeș. Auf Empfehlung von Babes ging er mit einem staatlichen Stipendium nach Paris, wo er seine Weiterbildung in der Neurologie unter Jean-Martin Charcot aufnahm. In Salpêtrière lernte er Pierre Marie, Joseph Babinski und Fulgence Raymond kennen. Später arbeitete er mit Karl Weigert in Frankfurt am Main und dann mit Emil Heinrich Du Bois-Reymond in Berlin. Auf Empfehlung von Pierre Marie trug er 1890 auf einem internationalen Kongress in Berlin die neu gewonnenen Erkenntnisse über die Pathomorphologie der Akromegalie vor.

Nach neun Jahren Aufenthalt im Ausland kehrte Marinescu 1897 nach Bukarest zurück, wo er an der Universität promovierte. In Bukarest wurde für ihn ein neuer Lehrstuhl für Neurologie am Krankenhaus Pantelimon eingerichtet. Kurz danach wurde er zum Direktor der Neurologischen Universitätsklinik mit Sitz im Colentina Krankenhaus berufen. Er bekleidete diese Funktion 41 Jahre lang und wird als Gründer der rumänischen Neurologie betrachtet.

Gheorghe Marinescu unterhielt enge akademische Beziehungen zu seinen Pariser Kollegen, und viele seiner über 250 Artikel wurden in französischer Sprache veröffentlicht.

Wissenschaftliche Arbeit

Das wissenschaftliche Werk von Gheorghe Marinescu erstreckte sich auf die gesamte Neurologie einschließlich experimenteller Neuropathologie. Er verwendete die neuesten Untersuchungsmethoden wie Röntgenaufnahmen oder die Kinematographie der Körperstellung während der Ausführung verschiedener Bewegungen durch gesunde oder neurologisch erkrankte Menschen. Die Ergebnisse dieser Studien erschienen in der Monographie Le tonus des muscles striés (1937) unter Mitarbeit von N. Jonescu-Sisesti, Oskar Sager und Arthur Kreindler, mit einem Vorwort von Sir Charles Sherrington.

Schon zu Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn veröffentlichte er mit Victor Babeș und dem französischen Pathologen Paul Oscar Blocq einen Atlas über die Pathomorphologie der Erkrankungen des Nervensystems. Seine 1893 mit Blocq verfasste Beschreibung eines Falles von parkinsonartigem Tremor durch eine Schädigung der substantia nigra war die Grundlage für die Annahme von Édouard Brissaud, dass die Parkinson-Krankheit als Folge einer Läsion in Bereich der substantia nigra auftritt. Zusammen mit Blocq beschrieb er als erster die senilen Plaques, und mit dem rumänischen Neurologen Ion Minea bestätigte er die Entdeckung von Noguchi Hideyo von Treponema pallidum im Gehirn der Patienten mit progressiver Paralyse. Sein monumentales Werk La Cellule Nerveuse, mit einem Vorwort von Santiago Ramón y Cajal, erschien 1909.

Gheorghe Marinescu war ein hervorragender Lehrer, seine Vorträge gaben Perspektiven für weitere Untersuchungen. Er erhielt Anerkennungen aus vielen Ländern. 1925 wurde er aus allen Schülern von Jean-Martin Charcot ausgewählt, um im Rahmen eines Festaktes zu Charcots 100. Geburtstag die Figur des großen Meisters zu evozieren.

Eponyme

  • Marinescu's Hand, kalte, ödematöse Hand mit livider Haut, gesehen bei manchen neurologischen Erkrankungen, wie Syringomyelie.
  • Marinescu-Sjögren-Syndrom, eine seltene kongenitale Krankheit mit spino-cerebellärer Ataxie, kongenitalem Katarakt, Dysarthrie, geistiger Retardierung.
  • Palmomentaler Reflex (Marinescu-Radovici), bei Patienten mit beidseitigen Schädigungen des pyramidalen Systems.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gheorghe Marinescu — (sur un timbre roumain) Gheorghe Marinescu, né le 28 février 1863 à Bucarest, mort le 15 mai 1938 à Bucarest, était un neurologue et neuropathologue roumain, fond …   Wikipédia en Français

  • Gheorghe Marinescu — (February 28 1863, Bucharest – May 15 1938, Bucharest) was a Romanian neurologist, founder of the Romanian School of Neurology.After the attendance of Medicine at the Bucharest University, Marinescu received most of his medical education as… …   Wikipedia

  • Marinescu — Marinescu, a family name common in Romania, deriving from the given name Marin . Marinescu may refer to any of the following: Alexandra Marinescu (born 1982), a retired Romanian Olympic gymnast Andrei Daniel Marinescu (born 1985), a Romanian… …   Wikipedia

  • Marinescu — ist der Name folgender Personen: Constantin Marinescu (* 1923), rumänischer Fußballspieler Gheorghe Marinescu (1863–1938), rumänischer Neurologe und Neuropathologe Marian Jean Marinescu (* 1952), rumänischer Politiker und MdEP für Rumänien Mihai… …   Deutsch Wikipedia

  • Gheorghe Dinică — in 2008. Born Gheorghe Dinică January 1, 1934(1934 01 01) Bucharest, Romania …   Wikipedia

  • Gheorghe Berceanu — (* 28. Dezember 1949 in Cârna, Kreis Dolj) ist ein ehemaliger rumänischer Ringer. Er war Olympiasieger 1972 im griechisch römischen Stil im Papiergewicht. Inhaltsverzeichnis 1 Werdegang 2 Internationale Erfolge 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Gheorghe Hagi — Gheorghe Hagi …   Wikipédia en Français

  • Gheorghe Popescu — Gheorghe Popescu …   Wikipédia en Français

  • Gheorghe Cristescu — (October 10 1882 mdash;November 29 1973) was a Romanian socialist and, for a part of his life, communist militant. Nicknamed Plăpumarul The Blanket Maker , he is also occasionally referred to as Omul cu lavaliera roşie ( The man with the red four …   Wikipedia

  • Gheorghe Craioveanu — est un ancien footballeur roumain né le 14 février 1968 à Hunedoara. Carrière 1988 1989 : Constructorul Slatina  Roumanie 1988 1990 : Metalurgistul Slatina …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”