Gordon Liddy

Gordon Liddy
Gordon Liddy, ca. 1964
Gordon Liddy auf dem Miami Book Fair (1990)
Gordon Liddy 2004

George Gordon Battle Liddy (* 30. November 1930 in Hoboken, New Jersey) ist ein ehemaliger FBI-Agent und amerikanischer Regierungsbeamter, der in der Amtszeit von Präsident Richard Nixon Mitorganisator einiger jener illegalen Aktivitäten war, die unter der Sammelbezeichnung Watergate-Affäre bekannt geworden sind. Liddy hatte insbesondere den Einbruch in das Hauptquartier der Demokratischen Partei im Washingtoner Watergate-Gebäudekomplex am 17. Juni 1972 geplant und überwacht, dessen Scheitern zum Ausgangspunkt für den größten amerikanischen Politikskandal des 20. Jahrhunderts wurde.

Inhaltsverzeichnis

Leben

George Gordon Battle Liddy wurde in Hoboken, New Jersey, geboren. Er graduierte 1952 und ging dann zur Armee. Dort war er zwei Jahre im Korea-Krieg als Artillerie-Offizier eingesetzt. Nach seiner Rückkehr 1954 studierte er Jura in Fordham. Danach ging er zum FBI.

1962 verließ er das FBI und arbeitete danach als Anwalt. In dieser Funktion organisierte er 1966 die Verhaftung und den zunächst erfolglosen Prozess gegen Timothy Leary. In den folgenden Jahren wurde er zum fanatischen Verfolger Learys, versöhnte und befreundete sich in den späten 1980ern aber mit diesem. Beide veranstalteten eine gemeinsame Vortragsreihe quer durch die Vereinigten Staaten.

Im Sommer 1971 bekam Liddy, der zuvor für das Finanzministerium gearbeitet hatte, auf Vermittlung von Justizminister John N. Mitchell eine Anstellung im Weißen Haus. Dort sollte er offiziell für den innenpolitischen Stab von Nixons Berater John Ehrlichman, inoffiziell jedoch für eine kleine und geheime Polizei- und Spionagetruppe mit der Bezeichnung Einheit für spezielle Ermittlungen (Special Investigations Unit), arbeiten, die später unter ihrem Spitznamen „Klempner“ („Plumbers“) bekannt wurde. Zu dem Team, das seinen Sitz in einem unterirdischen Trakt des Executive Office Building des Weißen Hauses hatte, gehörten neben Liddy noch der Ehrlichman-Mitarbeiter Egil Krogh, David Young (ein ehemaliger Mitarbeiter von Henry Kissinger) und der frühere CIA-Agent E. Howard Hunt. Die „Klempner“ waren auf direkte Anweisung Nixons bald nach der Veröffentlichung der streng geheimen Pentagon Papers zum Vietnamkrieg durch die New York Times und andere Medien hin formiert worden.

Vordringliche Aufgabe der „Klempner“ war zu verhindern, dass Regierungsbeamte verschlossen gehaltene Unterlagen weiterhin an die Medien weiterreichen konnten. Neben dem – legalen – Schließen dieser „Lecks“ (daher die Bezeichnung) unternahmen die „Klempner“ aber auch frühzeitig undurchsichtige Aktivitäten, die zur Diskreditierung politischer Gegner Nixons beitragen sollten. Wegen ihrer Vorliebe für Spionage und verdeckte Operation wurden Liddy und Hunt, die formal Krogh und Young untergeordnet waren, zu Schlüsselfiguren der „Klempner“, die dafür sorgten, dass illegale Aktivitäten direkt vom Weißen Haus aus gesteuert wurden.

Höhepunkt dieser Operationen war am 3. September 1971 der von Liddy und Hunt persönlich überwachte Einbruch in der Praxis von Dr. Lewis J. Fielding, dem Psychiater von Daniel Ellsberg, jenem Mann, der für die Veröffentlichlung der Pentagon Papers verantwortlich gewesen war. Von dem Einbruch hatte man sich versprochen, belastende Informationen aus Ellsbergs Akte zu erhalten, war aber diesbezüglich nicht fündig geworden. Liddy und Hunt, die wie Krogh und Ehrlichman für ihre Rolle bei der Fielding-Aktion später mit Gefängnisstrafen belegt wurden, hatten den Einbruch von einigen derselben Männer um den Cubano-Amerikaner Bernard Barker ausführen lassen, die ein neun Monate später bei dem Watergate-Einbruch erwischt und verhaftet wurden.

Nachdem die Arbeit der „Klempner“-Einheit im Dezember 1971 eingestellt worden war, wechselte Liddy vom Stab des Weißen Hauses zum Komitee zur Wiederwahl des Präsidenten (Committee to Re-elect the President - CRP). Offiziell wurde er der Rechtsberater des CRP, später dann von dessen Finanzkomitee. Eigentlich bestand – im Einverständnis zwischen dem Weißem Haus und John N. Mitchell, der im Frühjahr 1972 Direktor des CRP werden sollte – auch hier Liddys Hauptaufgabe darin, Operationen zum Ausspionieren politischer Gegner, hauptsächlich demokratischer Präsidentschaftskandidaten wie Edmund S. Muskie und George McGovern, durchzuführen. Um ein in Aussicht gestelltes Budget für diese Aktivitäten von einer Million Dollar bewilligt zu bekommen, präsentierte Liddy unter dem Namen „Edelstein“ („Gemstone“) bei zwei Gelegenheiten im Januar und Februar 1972 Mitchell seine zum Teil haarsträubenden Pläne.

Diese umfassten neben der Platzierung von Spionen in den Stäben demokratischer Kandidaten (Operation „Rubin“) und dem Einsatz eines Spionageflugzeugs zu dem gleichen Zweck (Operation „Smaragd“), die von einem Hausboot aus geleitete elektronische Überwachung des Wahlparteitags der Demokraten in Miami Beach (Operation „Kristall“), die Sabotage der Klimaanlage in deren Tagungszentrum (Operation „Türkis“) und den Einsatz von Prostituierten zum Aushorchen von Parteitagsdelegierten (Operation „Saphir“). Weitere Planspiele betrafen den Einsatz von Agents Provocateurs bei Wahlkampfveranstaltungen der Demokraten (Operation „Granat“), die verdeckte finanzielle Unterstützung der Kandidatur einer schwarzen demokratischen Politikerin, um die Partei in eine vermeintlich peinliche Situation zu bringen (Operation „Kohle“), und die Entführung angeblicher Rädelsführer im Vorfeld angekündigter Anti-Nixon-Demonstrationen durch eine Gruppe für Spezialeinsätze (Operation „Diamant“).

Liddy schlug bei den gleichen Gelegenheiten auch mehrere Einbrüche in Wahlkampfbüros demokratischer Kandidaten (Operation „Opal“) und das Fotografieren dort gefundener Dokumente (Operation „Topas“) vor. Allerdings bleibt umstritten, ob dabei bereits auch das demokratische Hauptquartier im Watergate-Gebäude als Ziel genannt wurde. Dokumentiert ist jedoch, dass Mitchell während der Präsentationen seine Geringschätzung gegenüber Liddys Plänen durchblicken ließ und ihn aufforderte, realistischere Vorschläge zu machen. Dennoch kam es am 30. März 1972, nach einer Intervention des Weißen Hauses, das mehrfach sein Interesse an der Durchführung einer Spionageoperation durch das CRP bekundet hatte, doch zur Genehmigung einer abgespeckten „Edelstein“-Operation durch Mitchell.

Bereits in den ersten Apriltagen des Jahres 1972 erhielt Liddy dann Gelder aus den Kassen des CRP, mit denen er seine illegalen Aktionen in Angriff nahm. Schon in der Vorbereitungsphase hatte er wiederholt auch auf seinen „Klempner“-Kollegen E. Howard Hunt zurückgegriffen, mit dem ihn inzwischen eine enge Freundschaft verband. Insbesondere nutzte Liddy Hunts Kontakte zu den Fielding-Einbrechern um Bernard Barker und verwendete diese in den folgenden Monaten mehrmals für seine Aktionen. Dazu gehörte auch der Versuch, bei den Begräbnisfeierlichkeiten für den langjährigen FBI-Chef J. Edgar Hoover Zusammenstöße mit Vietnam-Demonstranten zu provozieren, um so den Protest gegen den Krieg in Fernost in ein schlechtes Licht zu rücken, wie auch die zwei Einbrüche im Hauptquartier der Demokraten im Watergate-Gebäudekomplex am 28. Mai und am 17. Juni 1972.

Wegen deutlicher personeller und inhaltlicher Überschneidungen werden in manchen Darstellungen auch die von Liddy gesteuerten „Edelstein“-Aktionen irreführend als „Klempner“-Operationen bezeichnet, derweil Beteiligte wie Liddy und Hunt, sowie die Watergate-Ermittler und die Autoren der Fachliteratur hier in der Regel deutliche Unterscheidungen vornehmen. Liddy wurde auf Grund seine Rolle bei Watergate wegen Verschwörung, Einbruchs und illegalen Abhörens zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Nach viereinhalb Jahren wurde er entlassen, nachdem Präsident Jimmy Carter das Strafmaß umgewandelt hatte.

1980 erschien Liddys Autobiographie („Will“), die auch zu einer Fernsehverfilmung verarbeitet wurde. Liddy scheute die Öffentlichkeit nicht und gab zahlreiche Interviews, in denen er seine extrem konservativen politischen Ansichten darlegte. Daneben hatte er Gastauftritte in Fernsehserien, wie in Miami Vice in der Folge Kampf der Veteranen, in der er einen ehemaligen CIA-Agenten spielte, der in Nicaragua mit Söldnern die Contras unterstützt.

Seit 1992 moderiert er eine eigene Radio-Talkshow und tritt bei Fox News, dem größten US-amerikanischen Nachrichtensender, regelmäßig als politischer Kommentator auf. In Oliver Stones Film Nixon (mit Anthony Hopkins als Nixon) wurde Liddy 1995 von John Diehl dargestellt, der ebenfalls bei Miami Vice mitwirkte.

Von 2000 bis 2001 spielte er den Bösewicht Jacob Colder in der Serie Highway to Hell - 18 Räder aus Stahl.

Nach der Veröffentlichung von Depeschen US-amerikanischer Botschaften durch WikiLeaks sprach sich Liddy aus Julian Assange auf die "kill list" (übersetzt: Tötungs-Liste) zu setzen, auf der auch Anwar al-Awlaki steht.[1]

Quellen

  • Fred Emery: Watergate: The Corruption of American Politics and the Fall of Richard Nixon. Touchstone, New York 1990.
  • Stanley L. Kutler: The Wars of Watergate: The Last Crisis of Richard Nixon. Knopf, New York 1990.
  • G. Gordon Liddy. Will: The Autobiography of G. Gordon Liddy. St. Martin's Press, New York 1980.
  • J. Anthony Lukas. Nightmare: The Underside of the Nixon Years. Viking, New York 1976.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. G. Gordon Liddy: WikiLeaks chief deserves to be on 'kill list'. WorldNetDaily, 10. Dezember 2010, abgerufen am 13. September 2011.

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