Gottscheer Land

Gottscheer Land
Das Gebiet der deutschen Sprachinsel Gottschee im österreichischen Kronland Krain.
Gottscheer Kapelle in Graz-Mariatrost (Österreich)

Als Gottscheer (slowenisch: Kočevarji) wird die ehemalige deutschsprachige Bevölkerung des Gottscheer Landes (Kočevska) im Herzogtum Krain (heute: Slowenien) bezeichnet, einer deutschen Sprachinsel, deren Zentrum die Stadt Gottschee (Kočevje) war.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Schon vor 1330 bis zum Ende des 14. Jahrhunderts wurden in diesem Gebiet durch das Haus Ortenburg (Grafschaft in Oberkärnten) deutsche Bauern aus Kärnten und Osttirol angesiedelt. Das Siedlungsgebiet, das vorher kaum besiedelt war und keine anderssprachigen Enklaven hatte, umfasste eine Fläche von ungefähr 860 km² mit 177 Ortschaften. Die Gottscheer, die teils als Bauern von der Landwirtschaft, teils als umherziehende Krämer in sehr einfachen Verhältnissen lebten, bewahrten ihren altertümlichen oberdeutschen Dialekt sechs Jahrhunderte lang. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte die Zahl der Gottscheer mit etwa 28.000 ihren Höhepunkt erreicht. Die Armut trieb sehr viele zur Auswanderung in die USA. Mit der Gründung des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen 1918, des späteren Jugoslawiens, kam der politische Druck gegen die deutsche Minderheit dazu. So betrug die Zahl der Gottscheer Deutschen 1940 nur noch 12.500.

Nach dem Angriff der Achsenmächte auf Jugoslawien (Balkanfeldzug) wurde das Gottscheer Land von der italienischen Armee besetzt und Teil der neu gebildeten italienischen Provinz Laibach. Rund 11.800 Menschen wurden im Jahre 1941 auf Grund eines Abkommens zwischen Adolf Hitler und Benito Mussolini ins Großdeutsche Reich umgesiedelt, davon 11.174 Menschen in den Raum Gurkfeld/Krško, Rann/Brežice, Lichtenwald/Sevnica und Ratschach/Radeče in der Untersteiermark (Besatzungsgebiet der deutschen Wehrmacht, CdZ-Gebiet Untersteiermark). Zuvor waren aus diesen Gebieten etwa 36.100 Slowenen deportiert worden. Von den Säuberungen waren vor allem Angehörige der gebildeten Schichten betroffen (Lehrer, Geistliche, Juristen), die als Träger eines nationalen slowenischen Gedankens in Frage kamen, sowie slowenische Landwirte. Deren enteignete Höfe übernahmen die „volksdeutschen“ Gottscheer. Nur knapp 400 Gottscheer blieben im Gottscheer Land zurück. Das weitgehend menschenleere Gebiet wurde zum Rückzugsgebiet slowenischer Partisanen. 1945 mussten nahezu alle Gottscheer fliehen oder wurden auf Grund der AVNOJ-Beschlüsse vertrieben, viele starben in Internierungslagern. Von den entvölkerten und zerstörten Ortschaften (insgesamt 177) wurden 112 nicht wieder aufgebaut; von einst 123 Kirchen stehen nur noch 28.

Insgesamt blieben nur etwa tausend Gottscheer in Slowenien zurück, davon nur wenige hundert im Gottscheer Land. Auf Grund des starken gesellschaftlichen und politischen Drucks sind diese heute praktisch völlig in der slowenischen Bevölkerung aufgegangen. Es gibt heute in Slowenien zwei Organisationen von Gottscheern bzw. deren Nachkommen. Während die eine ihren Sitz in Ljubljana hat, betreibt die andere im Dorf Občice (dt. Krapflern, Gemeinde Dolenjske Toplice) eine Begegnungsstätte.

Chronologie

  • 1247 Berthold von Andechs, Patriarch von Aquileia, belehnt die Grafen von Ortenburg mit Reifnitz und allen Zugehörungen (zu denen auch das Urwaldgebiet der späteren Gottschee zählt).
  • 1336, 24. Juni Villach: "Bertram, Patriarch von Aquileja, belehnt den Grafen Otto V. von Ortenburg, seinen Vasallen, und dessen Neffen, die Söhne der Grafen Meinhart und Albrecht II. selig, der Brüder Ottos, mit den Schlössern Ortenegg, Zobelsberg und Grafenwarth mit allen Zugehörungen, Gerichtsbarkeiten, Rechten und Nutzungen derselben, wie die Grafen von Ortenburg dieselben von altersher von der Kirche von Aquileja zu Lehen getragen haben."
  • 1339 erscheint die erste deutsche Ortschaft urkundlich: Mooswald, das in einem Brief des Patriarchen Bertram vom 1. September 1339 erwähnt wird. In dieser Urkunde genehmigt der Patriarch dem Grafen Otto V. die Einsetzung eines Kaplans in der neu erbauten Kapelle des hl. Bartholomäus in "villa Mooswald" als Expositur zur Pfarre Reifnitz. Der Name Mooswald ist zweifellos von Kärntner Herkunft.
  • 1363 1. Mai, Udine: Urkunde des Patriarchen Ludwig I. della Torre, mit der Otto VI., einem Neffen Ottos V., fünf Pfarrstellen genehmigt werden: Gotsche, Pölan, Costel, Ossiwniz et Goteniz (Gottschee, Pölland, Kostel, Ossilnitz und Göttenitz).
"Es gelangte zur Kenntnis des Patriarchen Ludwig auf dem Heiligen Sitz zu Aquileja, dass innerhalb der Grenzen der zu unserer aquilejischen Diözese gehörigen Seelsorgestation des hl. Stefan von Reifnitz, und zwar in dessen Seelsorge oder Pfarre, in gewissen Hainen und Wäldern, die unbewohnbar und unbebaut waren, viele menschliche Wohnungen errichtet, diese Haine und Wälder dem Ackerbau zugeführt worden sind und dass eine nicht geringe Menge Volkes darin zu wohnen kam."
  • 1377 Ortschaft "Gotsche" wird Markt.
  • 1406 Friedrich III. von Ortenburg erlässt "Waldgerechtsame" (Privileg der Herrschaftswaldnutzung).
  • 1418/22 Mit dem Erlöschen der Ortenburger gelangt die Gottschee an die Cillier.
  • 1456 Nach der Ermordung des letzten Cilliers Ulrich II. gelangt die Gottschee infolge Erbvertrags 1457 an die Habsburger.
  • 1469 Erster Türkenüberfall. Markt Gottschee wird zerstört.
  • 1471 Stadterhebung des Marktes Gottschee durch Kaiser Friedrich III..
  • 1492 (23. Oktober) Hausier-Privileg durch Kaiser Friedrich III.
  • 1507 Graf Jörg von Thurn verwaltet die Gottschee.
  • 1515 Aufstand der Bauern gegen Thurn.
  • 1524 Hans Ungnad kauft Gottschee.
  • 1547 Gottschee geht an die kroatischen Grafen von Blagay als Pfand.
  • 1619 Freiherr von Khysel übernimmt Gottschee.
  • 1623 Die Gottschee wird zur Grafschaft erhoben.
  • 1641 Graf Khysel verkauft Grafschaft Gottschee an Graf Engelbrecht von Auersperg.
  • vor 1677: Erhebung der Grafschaft zum Fidei-Kommiss durch den Fürsten Johann Weikhart von Auersperg.
  • 1791 Kaiser Leopold II. erhebt die Gottschee zum Herzogtum: Herzog Karl Josef Anton von Auersperg
  • 1809—1814 Franzosenzeit.
  • 1848 Aufhebung der Leibeigenschaft.
  • 1872 Gymnasium in der Stadt Gottschee gegründet.
  • 1893 Stichbahn Laibach—Gottschee wird eröffnet. Holzfachschule — Elektrizitätswerk — Wasserleitung.
  • 1930 600-Jahrfeier.
  • 1941 Umsiedlung.
  • 1945 Vertreibung.

Quelle: Jahrhundertbuch Erich Petschauer[1]

Berühmte Söhne/Töchter der Region

  • Karl Morré (* 8. November 1832 in Klagenfurt, † 21. Februar 1897 in Graz), Sohn der Gottscheer Kaufmannsfamilie Morré. Bekannter österreichischer Volksdichter, Dramatiker und Politiker.[2]

Einzelnachweise

  1. http://wwwu.uni-klu.ac.at/hleustik/gottschee/archiv/publikationen/digital/pdf/jh-buch11.pdf (Pdf 1,7 MB)
  2. http://aeiou.iicm.tugraz.at/aeiou.encyclop.m/m834394.htm http://www.minoritenkulturgraz.at/2003_1/Karl%20Morre.pdf

Weblinks


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